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Ufrs. 13.

Donnerstag, 2. Isörrrcrr 1893.

29. lakl'gang.

Württemberg.

Stuttgart, 29. Jan. In auffallen­der Weise haben in der letzten Zeit Schlag­anfälle eine Anzahl von Männern in den be< sten Jahren dahingerafft. Gestern starb u. A. der bekannte Kommissionär Ehr. Pfeiffer, der früher Hausknecht, sich durch seinen Geschäfts­sinn zum Millionär emporarbeitetc.

Stuttgart, 28. Jan. Die Sammlung von Petitionen mit Unterschriften gegen die Aufhebung des Jesuitengesetzes in Württemberg ergab 1000 Petit onen mit 146 681 Unter­schriften gegen 800 Petitionen mit 153 000 Unterschriften im Jahr 1690. Von 916 evange­lischen Gemeinden sind 876 vertreten.

In den Wien-Pariser Schnellzügen lau­fen seit einigen Tagen auf der Strecke Mün- chen-Stuttgart-Avricourt neue, auf Veranlas­sung der württembergischcn Eisenbahnverwalt- ung bei Ratgeber in München gebaute Speise­wagen. Dieselben enthalten eine Küche, einen Speisesalon, einen kleineren Speiseraum und drei Abteilungen 1. und 2. K'asse, sowie eine Toilette. Die Wagenkasten ruhen zur Erzie­lung eines möglichst ruhigen Ganges auf zwei Drehgestellen mit je zwei Achsen; sie sind zur leichteren Unterscheidung von den übrigen im Zug laufenden Wagen blau angestrichen. Die innere Einrichtung ist komfortabel und ge­schmackvoll. Das Mittagessen zu mäßigem Preise wird während der Fahrt zwischen Stuttgart und Mühlacker serviert.

Tüb ingen. Auszug der Geschworenenliste des I. Quartals: Ehr. Bätzner, Schuhm. in Wildbad/ I. G. Braun, resp. Gemeindepflegers­sohn in Liebelsberg; E. Gauß, Tuchfabrikant in Rohrdorf; Chr. Kottler, Mühlebes. in Unterjesingen; I. G. Oelschläger, Stiftungspfl. in Schömberg; F. Schmid, Kfm. in Nagold; L. Schütz, Fabrikant in Calw; L. Weiß, Gem.-Rat und Kfm. in Stammheim.

Eßlingen, 27. Jan. Im hiesigen Schullehrerscminar mußte der Unterricht in dieser Woche eingestellt werden, da die Influenza sich im Hause zeigte. Tie Krankheit trat so rasch und allgemein auf, daß an einem Tage 30 bis 40 Zöglinge erkrankten und das Bett nicht verlassen konnten, worauf der Oberamts­arzt die Einstellung des Unterrichts und die sofortige Entlassung der noch gesunden Zöglinge in ihre Heimat anordnete. In der Präparanden- anstalt, die vom Seminar ziemlich entfernt liegt, hat der Unterricht keine Störung erlitten, da die Zöglinge derselben von dieser Krank­heit verschont blieben.

Vaihingen, 26. Jan. Die letzte Sonn­tagsnummer des hier erscheinenden demokratischen Enzboten" wurde wegen Kaiscrbeleidigung kon­fisziert.

Vaihingen a. E., 29. Jan. Heute früh verschied nach kurzer Krankheit Her, Stadtschultheiß Dieterich. Derselbe, früher in Adelberg und Plochingen, stand seit 1877 an der Spitze des hiesigen Stadtwesens.

Aalen, 28. Jan. Einer hies. Wirtschaft wurde während der kalten Tage der letzten Zeit aus München Bier geschickt welches unter­wegs einfior. Der Empfänger meldete tele­graphisch die Nichtannahme desselben an, und es kam dann nach einigen mißlungenen Unter­handlungen die Nachricht aus München, man solle das Bier laufen lassen. Das geschah denn auch gestern. Wie man aber hört soll wenig davon in den dazu bestimmten Hirschbach geflossen sein; es nahm vielmehr seinen Weg in vorgehaltene Krüge, Kübel, Gießkannen u. s. w. und soll noch recht gut gemundet haben.

Gmünd, 30. Jan. Die hiesige Edel­metallindustrie wird auf der Weltausstellung in Chicago durch hervorragende Firmen mit einer reichhaltigen Mustersammlung von Gold-, Silber- und Metallwaren (Bronzewareni ver­treten sein. Von der Metallwarenfabrik von Erhard und Söhne war gestern im Gewerbe- museum ein prachtvoller, im Barockstil ausge- führtcr Tafelaufsatz ausgestellt, der durch seine künstlerische Ausstattung und reiche Vergoldung in Fachkreisen Bewunderung hervortust. Die Schalen, die mit nachgeahmten Früchten und Blumen gefüllt werden, sind aus Aluminium und die Hauptfigur mit Postament aus Me­tallguß. An dem Prachtstück ist die Gesamt­technik der Fabrik in reicher Abwechslung in Anwendung gebracht. Der Tafelaufsatz ist 0,75 w, hoch und 17'/s Kilo schwer und von dem Zeichner und Ziseliermeister Weltmann entworfen.

Neusatz O.A. Neuenbürg, 28. Januar. Durch eine unbedeutende Verletzung an der Ferse und das Tragen roter Strümpfe zog sich ein hiesiges 20jähriges Mädchen eine Blutver­giftung zu, so daß dasselbe seit 4 Wochen schwerkrank darniederliegt und noch, in größter Lebensgefahr schwebt. Kostete es im letzten heißen Sommer viele Mühe, das nötige Wasser vom Thal auf unsere wasserarme Höhe zu bringen, so sollte sich dieser Mangel mit dem Eintritt der außerordentlichen Kälte noch fühl­barer machen. Da wegen des Glatteises Zug­vieh nicht verwendet werden kann, muß das Wasser bei dem tiefen Schnee und eisigem Nordostwind unter überaus anstrengender Arbeit auf Handschlitten vom Dobelthal herbeigeschafft werden. Wir beneiden die benachbarten Dobler, deren Wasserleitung noch vor Einzug des Winters fertiggestcllt werden konnte, und hoffen, daß sich die seit Monaten fertigen Pläne zu unserer Leitung recht bald verwirklichen werden.

R ttttdscha u.

Mannheim, 29. Jan. Der vor etwa 14 Tagen verhaftete sozialdemokratische Agitator Süßkind ist zwar wieder auf freien Fuß ge­setzt worden, jedoch schwebt gegen ihn noch das Untersuchungsverfahren. Seine Verhaftung erfolgte wegen Geldangelegenheiten zwischen ihm und dem wegen großer Unterschlagungen in Unter­suchungshaft befindlichen sozialdemokratischen Führer Hänsler.

Mannheim, 30. Jan. Nach tele­graphischer Meldung hat sich das Eis deS Neckars bei Neckarelz und auch bei Heidelberg in Bewegung gesetzt.

Mannheim, 31. Jan. Das Rhein- und das Neckareis ist um OflsUhr unter lau­tem Getöse und Gekrache abgegangen; der Wasserstand steigt sehr rasch. Mehrere Orte des Ncckarthals melden Ueberschwemmungen in Folge starker Regengüsse. In Weinheim mußte vergangene Nacht in Folge Hochwasser die Feuerwehr ausrücken.

Todtnau, 27. Jan. Im südlichen Schwarzwald sGegend von Zell) sind, was im Schwarzwald sehr selten vorkommt, Lawinen niedergegangen.

Fulda, 29. Jan. Aus einer ultramon­tanen Quelle, welcher wir seit einer Reihe von Jahren zahlreiche, durchaus zutreffende Nach­richten auf kirchenpolitischem Gebiete verdanken, geht uns heute eine überraschende,(aber keines­wegs zweifellose) Mitteilung zu. Hienach sollen die Jesuiten im Geheimen eine äußerst rege Thätigkeit nach der Richtung entfalten, daß im nächsten Konklave ein Kardinal deutschen Ursprungs zum Papste gewählt wird. Unter der Zahl der Päpste befinden sich bisher unseres Wissens 6 Deutsche; ^oll als siebenter Dr. Kopp die Tiara tragen? (Schw. M.)

Berlin, 28. Jan. Bei der Kadetten- Vorstellung am letzten Freitag hat der Kaiser, wie Berliner Blätter melden, eine längere Rede gehalten, über deren Inhalt wir folgendes vernehmen. Der erste Teil beschäftigte sich mit den Pflichten der Offiziere gegenüber den Mannschaften. Der Kaiser ermahnte die dem­nächst in die Armee eintretenden jungen Leute, keine Soldaten-Mißhandlung zu begehen. Er empfahl ihnen, sich ausschließlich auf ihre große Autorität zu verlassen, die sic besäßen, obwohl sie jung wären. Der zweite Teil der Rede verbreitete sich über die Stellung des'Offiziers zum ^Zivil. Der Kaiser sprach hier den Wunsch aus, die Offizier- möchten sich im Verkehr mit Zivilisten namentlich in öffent­lichen Lokalen die größte Zurückhaltung auf- erlegen-

Berli n, 30. Jan. DcrsReichsanzeiger" veröffentlicht einen Erlaß des Kaisers an den