Rom, 28. Jan. Manzilli, der Direktor für Industrie und Handel im Ackerbau- und Handelsministerium wurde gestern abend ver­haftet.

New-Ioxk, 27. Jan. Der vormalige Staatssekretär Blaine ist heute Vormittag gestorben.

Wegen der Choleragefahr in den Ver­einigten Staaten von Amerika ist die Einfuhr von gebrauchten Kleidern und Haushaltungs­gegenständen in Postfrachtstücken bis auf Wei­teres nur dann zugelafsen, wenn die Sen», düngen von einem durch die Ortsbehörde des Abgangsorts unter Beidrückung des Dienst­siegels ausgestellten Zeugnisse begleitet sind, in welchem bescheinigt wird, daß am Abgangs­ort zur Zeit der Absendung des Packets die Cholera nicht geherrscht hat.

Ueber das schreckliche GiferrbcrHn-Wrrgkück das am Samstag bei Illinois statt­gefunden hat, werden folgende Einzelheiten ge­meldet : Die Zahl der Toten, die der Zusammen­stoß und die später erfolgte Explosion der Prtroleumbehälter, welche letztere weit ver­dichtender als der Zusammenstoß selbst war, herbtigeführt haben, beträgt 16. Von dieser Zahl sind 7 im Krankenhause gestorben, und 3 weitere Leichen wurden in der Nähe der UnglücksstSttbn am SamStag Morgen gefunden. Die Acrzie des Hospitals sagen, daß 14 weitere Opfer, die dort sind, nicht aufkommen werden. Die genaue Zahl der Verletzten ist jetzt auf 63 feflgestellt. Diejenigen, deren Verletzungen mit dem Tode endeten, hatten Brandwunden an Kopf und Gliedern, während alle innerliche Verletzungen durch das Einatmen der Gase erlitten hatten, die das brennende Oel ausströmte. Bei sehr vielen scheint das Entkommen vom Tode ein wahres Wunder gewesen zu sein. Die gesammte Bevölkerung des Ortes ver­sammelte sich gestern im Hospital, wo die Szenen in den verschiedenen Abteilungen herzzerreißend waren. Die Opfer lagen in den Betten so in Baumwolle und Bandage gehüllt und um­wickelt, daß sie fast alle Aehnlichkeit mit mensch­lichen Wesen verloren hatten. Die Gruppen der sie umgebenden weinenden Freunde gaben ein Bild des höchsten Jammers. Das Wimmern ber Leidenden war mitleiderregend. Alle Augen­blicke erhob sich einer oder der andere der sich schmerzhaft wälzenden Verwundeten zur Hälfte und fiel dann zurück, noch fürchterlicher leidend, als zuvor. Die Menschenmenge, die Einlaß zum Hospital begehrte, wurde so groß, daß es nötig befunden wurde, die Thüren zu schließen. Eine Leichenschau über Diejenigen, die sofort getötet worden waren oder kurz nach dem Un­fall erlagen, fand gestern Nachmittag statt, und das Verdikt der Geschworenen lautete, daß ihr Tod der zufälligen Explosion von Petroleumbehältern zuzuschreiben sei, die ihre Ueberschüttung durch brennendes Oel veranlaßt habe. Die Zuschauer sagen, daß das Oel sofort aufwärts bis zu einer Höhe von 2300 Fuß schoß,dann in der Luft wieder zu explodiren schien, sich plötzlich auSbreitete und herabfiel. Ein Mann, Namens James Mausim, sagte auS: Ich stand etwa 250 Fuß von dem Behälter in Betrachtung der Trümmer des Eifenbahn- zugs und bemerkte zu einem in meiner Nähe befindlichen Manne, ich fürchte, daß das Gas sich in den Oelbchältern entwickeln wird. Die Behälter waren zur Zeit von brennendem Oel umgeben. Ich hatte mich eben zum Weggehen angeschickt, als die Explosion erfolgte. Es gab einen dumpfen Donner und auf einen Augen­blick waren die Augen geblendet von dem Butze. Dann sah ich ein, riesenhafte Feuer-^

wand, die auf mich zukam, und ich erinnere mich, daß sie hoch hinauf bis über die Baum­spitzen hinaus reichte. Ich lief so schnell ich konnte von der sich nähernden Feuersäule fort. Trotzdem geriet mein Ueberrock in Brand. Eilig zog ich ihn aus und löschte ihn und während ich so beschäftigt war, stürzten zu beiden Seiten an mir Wesen vorüber, die aber wegen des Flammenmeeres, in das sie gehüllt waren, kaum als menschliche Geschöpfe zu unterscheiden waren. Ich warf meinen Ueberrock über den nächsten dieser Menschen, rollte ihn im Staube und riß ihm die brennenden Kleider vom Leibe. Hernach half ich zwei Anderen in derselben Weise, und während ich dies that, liefen 30 oder 40 andere Personen vorüber, deren Kleider meist brannten, und die Wehegeschrei auSsticßen.

Unterhaltende«.

Unschuldig!

Eine Waidmanns-Erzählung von H Robolsky.

(Fortsetzung)

Emiliens Hochzeit mit dem Forstbeamten wurde pomphaft gefeiert. Eine nicht unbe­deutende Anzahl geladener Gäste hatte sich zum Feste eingestellt. Am Abend fand ein feines Souper statt, und diesem reihte sich ein regelrechter Ball an. An Damen war freilich etwas Mangel. Sonst pflegte es bei derartigen Anlassen umgekehrt zu sein. So kam eS denn, daß auch Marie oft von den jungen Forstbeamten zum Tanze aufge­fordert wurde. Auf eme solche Auszeichnung hatte sie wirklich bei ihrem vorgerückten Alter gar nicht mehr gerechnet. Ganz glücklich fuhr sie mit einem Gelegenheitswagen nach Grundbach zurück. Das junge Ehepaar wollte den andern Tag Nachfolgen. Die übrigen Gäste hatten sich bereits verabschiedet.

Grashof wagte es nicht, seinem Weibe gegenüber den Geldpunkt zu berühren, und der Schwiegervater erwähnte sonderbarer­weise erst recht nichts.

Die Lage des jungen Gatten war eine äußerst peinliche. Zuletzt faßte er dahin Beschluß, ruhig fortzureisen und sich nach Verlauf einiger Wochen schriftlich in der Angelegenheit an Herrn P-rlitz zu wenden.

Ein unerwartet eingetretener Umstand zwang den Förster indes schon nach Verlauf von einigen Tagen, Emiliens Vater um einen Geldbetrag anzugeheu. Dem Beamten war von seiner Gläubigerin das Geld ge­kündigt. Die Wltwe schrieb nämlich, daß ihr zweiter Sohn binnen Kurzem die Uni­versität beziehen würde, und dazu müsse sie Geld flüssig machen. Ohne Rückhalt legte Grashof seinem Schwiegervater schriftlich die ganze Sache klar und fügte de» empfan­genen Brief mit bei.

Herr Perlitz schickte auch wirklich etwas Geld, womit Grashof wenigstens euren Schuldschein, den er beim Ankauf der Acker­gerätschaften ausgestellt, einzulösen vermochte. Gleichzeitig machte der Händler aber seinen Kindern das traurige Geständnis, daß er vollständig ruinirt und alle Mittel bereits erschöpf habe, den drohenden Concurs abzu­wenden.

Das war ein harter Schlag für das junge Ehepaar. Vorläufig wollte sich die Gläubigerin mit der Abschlagssumme ge­dulden. Jedoch wenn die Frist zu Ende ging, wie sollte dann Rat geschafft werden?

Viele Wochen und Monate vergingen. Die Erntezeit mit ihrer schweren Arbeit war

zu Ende. Grashofs Felder hatten einen ausgezeichneten Ertrag geliefert. Die große Wirtschaftsscheune vermochte de» Kornsegen kaum fassen. Sobald Roggen und Weizen im Preise etwas stiegen, wollte der Förster dreschen lassen und ein paar Mispeln davon verkaufen. Auch Vieh gedachte er auf den Markt zu treiben. Für ein selbst gezogenes junges Pferd hatte man ihm schon zwei­hundert Thaler geboten. So war es vielleicht möglich, die Schulden zum großen Theil ab» zutragen.

Als vorsichtiger Mann ließ der Förster seine ganze Ernte bei einer Feuer-Assecuranz- Gesellschaft versichern. Die neuen Möbeln waren darin schon länger ausgenommen.

Konnte man es den Eheleuten verdenken, wenn sie ihre pecumäreu Verlegenheiten so viel wie möglich vor der Welt verbargen? Sicherlich nicht!

. Marie, dieder üblen Gewohnheit huldigte, an den Thüren zu horchen, hatte aber so mancherlei aufgeschnappt und wußte, wo ihre Herrschaft der Schuh drückte. Die Folge davon war, daß sie die Hausfrau durchaus nicht als ihre Herrin respektierte. Fast täglich mußte sich Emilie über die Anmaßung der bösen Person ärgern; doch wagte sie nicht, energisch gegen dieselbe auszutreren, weil sie der Anleitung in der Wirtschaft noch zu sehr bedurfte.

Sobald Du Alles selber zu überschauen im Stande bist," versetzte der Hausherr auf die wiederholten Klagen seiner Gattin,jagst Du das unverschämte Frauenzimmer davon! Ihr alter Schatz, der Breitschild, ist ja vor Kurzem aus der Haft entlassen, und wie ich gehör! habe, giebt sie sich mit dem Hallunken schon wieder Rendezvous. Das ist ein doppelter Grund, das falsche Geschöpf zu entfernen!"

Inzwischen nahte der Tag, an welchem Grashof den andern Teil seiner Schuld ab­zutragen verpflichtet war. Die Gekreide- und Viehpreise standen indessen noch niedriger denn je. Der wirtschaftliche Mann bat deshalb seine Gläubigerin schriftlich, ihm noch einmal etliche Wochen Frist zu gewähren; er würde später Alles bei Heller und Pfennig bezahlen.

Diesmal antwortete die Frau gar nicht: aber wenige Tage später empfing der säumige Schuldner eine gerichtliche Zahlungsauffor­derung, worin ihm aufgegeben ward, binnen vierzehn Tagen seinen Verpflichtungen nach- zukominen.

Ein solch' hartes Vorgehe» hatten die jungen Eheleute nicht erwartet. Noch einmal schrieb der Förster an die Wittwe, doch nur noch einen Monat Geduld zu haben. Es erfolgte indes abermals keine Antwort.

Grashof wandte sich nun in feiner Be­drängnis an den Bankier des nahen Städtchens. Der Geldmann war Jagdfreund und schon etliche Male mit dem Förster auf dem An« stände gewesen. Kühl bis ans Herz hinan fragte Herr Birkhatn, ob er, der Förster, denn irgend ein Pfandobject hinterlegen könne. Als der Waidmann dies vereinte, zuckte der Mann der Börse die Achseln und erklärte, unter solchen Umständen die Hülfe versagen zu müssen.

Eine Bitte des Försters an seine Vorge­setzte Behörde um einen größeren Vorschuß wurde von dieser abschlägig beschicken.

Ich könnte auf den Augenblick wohl Rat schaffen," sagte der sorgende Gatte kurze Zeit vor dem Zahltage zu seiner Frau.Die ganzen Gelder der letzten tzolzauction liegen unbenutzt im Schretbpulte, und vor dein ersten Oktober brauche ich nicht Rechnung