Wöaörv Dliromli.
Amts- und Anzeige-Dlatt für Wildbad und Umgebung.
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Uro. 12.
Württemberg.
— Am Tage nach der Rückkehr Sr. K. Hoh. des Herzogs Albrecht von Württemberg mit seiner Gemahlin, am 7. Febr,, findet zu Ehren des herzoglichen Paares Hofball statt. Herzog Albrecht wird im Kronprinzenpalais Wohnung nehmen.
Altcnsteig, 25. Jan. Wohl hundert der hiesigen Bürger fuhren gestern abend nach Nagold, um den Vortrag des Hrn. Oberingenieur Cox von Eßlingen über Elektrotechnik anzuhörcn. Handelt es sich doch auch für die hi.sige Stadt um Einrichtung einer elektrischen Beleuchtung und für hiesige Geschäftsleute um Verwendung von Elektromotoren. Die Ausführungen des Redners über das eleltrische Licht, die Kraft und Uebertragung dieser waren von großem Interesse. Namentlich gefiel, daß im Grunde genommen beides, sowohl die elektrische Beleuchtung als auch die Verwendung der elektrischen Kraft zum Betrieb von Maschinen nicht teurer sein soll, als Verwendung von Gas oder Petroleum.
Barten stein, 26. Jan. Ein Mauermeister in dem nahen G. kam bei der grimmigen Kälte vergangener Woche von einer mehrstündigen Fußtour mit ganz erfrorenen Händen nach Hause. Seine Angehörigen wußten in ihrem Schrecken nichis Eiligeres zu thun, als dieselben in heißes Wasser zu tauchen, wodurch das Nebel selbstverständlich verschlimmerte. Nach ärztlichem Gutachten müssen dem Bedauernswerten warscheinlich beide Hände abgenommen werden.
Rundschau.
Berlin, 27. Jan. Schönes Wetter, leichter Frost mit Sonnenschein begünstigte die Feier des kais. Geburtstags. Prachtvolle Kleidung hatten in den vornehmsten Stadtgegcnden die Häuser angelegt. Massenhaft waren Menschen in Bewegung. Schon gegen 9^/s Uhr nahm der Wagenkorso unter den Linden den Anfang. Den Vorrang hatten zunächst die in barocker Pracht glänzenden, mit reichgeschirrten Pferden bespannten und mit silber-betreßten Kutschern und Lakaien besetzten Gefährte der Mitglieder des Königshauses und der hier anwesenden, nicht im Schloß wohnenden fürstlichen Gäste. Als letztes Gefährt dieser glänzenden Reihe erschien jenes in dem der russische Thronfolger sammt Begleiter saß. Abends fand glänzende Illumination einzelner Häuser statt. Besonders thaten sich sich dabei eine Reihe großer Geschäftshäuser hervor. — Der König von Württemberg empfing heute Vorm, um 11^ ch Uhr den Reichskanzler Grafen Caprivi in längerer Audienz. Wie es heißt, wird der König morgen früh um 8 Uhr 20 Minuten
Dienstag, 31. Januav 1893.
Berlin verlassen, um »ach Stuttgart zurückzukehren. — Der Großfürst-Thronfolger hat seine Abreise bis morgen Abend verschoben.
Berlin, 24. Jan. In der Militärkommission des Reichstags besprach heute Vormittag Generalmajor v. Goßler an der Hand statistischen Materials die Verhältnisse der Diensttauglichkeit. Payer (VolkSparteii erklärte für sich und seine Freunde die Bereitschaft, an dem bei der ersten Lesung der Vorlage gemachten Angebot einschließlich 18 000 Mann Ersatzreserve festzuhalten. Der Reichskanzler Graf Caprivi erklärte, der Vorschlag einer erhöhten Rekruleneinstcllung innerhalb der gegenwärtigen Präsenzstärke enthalte überhaupt kein Angebot gegenüber der Regierungsvorlage; seine Annahme würde die Ausbildung gefährden und die Mobilmachung zu gewissen Zeiten des Jahres unmöglich machen, also die Armee schwächen. Der Vorschlag sei, weil er die Landesverteidigung gefährde, unannehmbar. Wenn zur Bekämpfung der Vorlage auf den Dreibund hingewiesen werde, so habe er selbst die hohe Bedeutung desselben stets anerkannt und seinerseits alles gethan, um ihn zu erhalten und zu stärken. Das Verlangen nach einer Verstärkung des Heeres beruhe weder auf einer Geringschätzung des Dreibunds und seiner militärischen Macht, nicht auf einem Zweifel an seiner Fortdauer, sondern auf der Erkenntnis, daß auch mit dem Dreibund Deutschland in einem Kriege mit überlegenen Kräften zu rechnen haben werde. Bebel verteidigt die Milizheere. Der Reichskanzler Graf Caprivi bemerkte, Milizheere könnten im besten Falle nur im Lande selber verwendet werden; zur Offensive seien sie dagegen gänzlich unbrauchbar.
Berlin, 27. Jan. Nach dem amtlichen Bericht waren bei der namentlichen Abstimmung im Reichstag am 24. Jan., welche die Beschlußunfähigkeit ergab, zugegen von 66 Konservativen 29, von 111 ZeatrumSmit- gliedern und Welfen 49, von 18 Freikonservativen 8, von 10 Mitgliedern der Volkspartei 2, dazu 5 „Wüde", zusammen 179 Mitglieder. Nach Prozenten waren demnach die DolkSpartei mit 20, die D.Freisinnigen mit 39, die Konservativen mit ebensoviel, die Frei- konservativen mit 44. die Zentrum mit 48, die Polen mit 50, die Sozialdemokraten mit 62, die Nationalliberalen mit 66 Prozent ihrer Fraklionsstärke vertreten. Volkspartei und Freisinnige hatten also, wie die Nat Lib. Korr, bemerkt, die geringste, die Nationalliberalen die höchste Besuchsziffer.
Berlin, 28. Jan. Die Militärkommisision des Reichstags beendete heute die Gcne- raldiskussion. 'Schädler (Zentr.) sagt, für ihn «sei die Vorlage, wie der Vorschlag Bsnnig-
29. ^aki'gang.
scinS unannehmbar. Der Reichskanzler Graf Caprivi erwiedert, dieselbe sei nicht dazu bestimmt, einer momentanen akuten Gefahr entgegenzutreten, sondern einen dauernden als gefährlich bezeichnenden Zustande zu begegnen. Die verbündeten Regierungen seien der festen Ansicht, daß das Land die geforderten Kosten tragen können. Wenn der Ernst der Lage völlig klar geworden sei, werde man der Regierung zustimmen. Staatssekeretär Freiherr v. Maltzahn verteidigt die finanzielle Darlegung der Regierung. Lieber (Zentrum) erklärt, er sei außer stand, mehr als das ge» gemachte Angebot zu bewilligen. Der Reichskanzler spricht die Hoffnung aus, daß die Spezialdiskussion den Abgeordneten Or. Lieber von der Unzulänglichkeit seinen Angebots überzeugen werde.
Nachod, 27. Jan. Der König von Württemberg ist gestern von hier abgereist. Im Bahnhöfe hatten sich dieselben Persönlichkeiten, die bei der Ankunft des Königs anwesend waren, zur Abschiedsaufwartung ein- gefunden. Der König und Prinz Wilhelm von Schaumburg-Lippe umarmten und küßten sich beim Abschiede. Auch Prinz Friedrich von Schaumburg Lippe war im Bahnhof erschienen. Bczirkshauptmann Ncuhold und der Bürgermeister wurden von dem Könige mit huldvollen Ansprachen beehrt. Das Publikum brach bei der Abfahrt des Königs in brausende Slavarufe aus.,
Burgdorf (Kreis Celle), 25. Jan. Hier ist eine Engelmacherin verhaftet worden, die seit 1885 den Tod von 21 Pflegekindern veranlaßt haben soll.
Prag, 25. Jan. Ein furchtbares Unglück hat sich gestern in der Grube „Fortschritt" bei Dux zugetragcn. Es folgte eine Explosion schlagender Wetter zu einer Zeit, als angeblich mehrere hundert Bergleute im Schacht waren. Nach einer Privatmcldung sind bisher 40 Personen teils todt, teils schwer verwundet heraufbefördert worden. Zu den eigentlichen Explosionsstellen ist man noch nicht vorgedrungen.
— Weiteren Meldungen zufolge waren in Ossegg insgesamt 250 Mann ungefähren, wovon über 100 Tote festgestellt sind. Neuerdings wurden 56 Tote und Verwundete he- rausbefördert. Uebcr 60 noch im brennenden Schachte befindliche Leute sind wahrscheinlich unrettbar verloren. Die zu Hilfeleistungen hinabstcigcnden Bergleute müssen wegen der Erstickungsgcfahr erfolglos umkehren.
Paris, 25. Jan. Der „Figaro" behauptet zu wissen, daß der Czar demnächst den T>tel „Kaiser von Asien" annehmen werde; der Czar werde nächsten Sommer eine Reise nach Zentralasicn antreten.