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Amts- und Aytige-Dlatt für Wildbad mid Nmgebmg.

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S.

Dienstag, t7. Januav 1893.

29. tstingang.

Württemberg.

Stuttgart, 12. Jan. Die Königin empfing heute früh den Stadtschultheißen Rümelin von hier in Audienz. Die K. Kunstschule in Stuttgart zählt im laufenden Winterhalbjahr 69 Besucher.

Stuttgart. 13. Jan. Der Urheber des Betrugsversuchs der am 24. Dez. v. I. bei dem Postamt Nr. 8 hier unternommen worden ist, wurde gestern in der Person eines 20 Jahre alten Kaufmanns ermittelt und dem Gericht übergeben. Derselbe ist wegen Betrugs mit 4 Monaten Gefängnis bestraft und am 3. Dez. v. I. entlasten worden. Drei weitere gleichgroße Bleistangen, wie die in der elfteren angeblichen Geldrolle enthaltene, hatte er in einem Abtritt versteckt, welche er wahr­scheinlich zu gleichen Zwecken verwenden wollte.

Stuttgart, 12. Jan. Um 11 Uhr fand eine gemeinschaftliche Sitzung beider Kammern stand. Es handelt sich um die Wahl einer gemeinschaftlichen Kommission für die Leitung der Staatsschuldenverwaltung. Ge­wählt wurden -. Präsident v. Bäzner, v. Hof- acker. Meyder, Gock und Probst.

Altcnsteig, 11 Jan. Gestern Abend verlor Schultheiß Sprenger von Ebershardt, auf recht bedauerliche Weise das Leben. Auf dem Heimweg setzte er sich auf einen Leiter­wagen, der Hochzeitsgäste führte, hinten auf. Einem der Mitfahrenden fiel bei der Lohmühle der Hut herab. Man hielt deshalb. Beim raschen Anfahren stürzte Schultheiß Sprenger hinten vom Wagen, brach das Genick und war sofort eine Leiche. In seiner Gemeinde war Sprenger als Ortsvorsteher sehr beliebt.

Altensteig, 12. Jan. Wie bekannt, wurde von der Gustav-Werner-Stiftung in Reutlingen die hies. Kunstmühle angekauft, um der Betriebskraft der hies Zweiganstalt, der Wollspinnerei zum Bruderhaus, aufzuhelfen. Von der erworbenen Wasserkraft sind aber ca. 20 Pferdekräfte entbehrlich und um diese zu verwerten, entstand das Projekt, dieselbe zu elektrischen Zwecken zu verwenden. Auf Umfrage bei den hiesigen Gewerbetreibenden zeigte sich bei einer Anzahl derselben die Ge­neigtheit für Einrichtung sowohl des elek­trischen Betriebs ihrer Maschinen, als auch der elektrischen Beleuchtung ihrer Geschäftsräume. Auch die Stadtgemeinde ist willens, zur Straßenbeleuchtung das elektrische Licht ein- zuführcn und es hat in seiner Sitzung am Montag der Gemeinderat einen diesbezüglichen Beschluß gefaßt. Die Anstalt wird die Zen­tralanlage, das gesamte Leitungsnetz, incl. der erforderlichen Maschinen und Zubehörden auf ihre Kosten übernehmen und als Entschädigung hat die Stadt vro Lampe eine Miete zu zahlen, 8- m der Petroleumbeleuch-,

tung annähernd gleichkommt. Auch bei Ab­gabe von Kraft zu gewerblichem Betrieb und Beleuchtungszwecken werden die Gesamtkosten der Anlage von der Anstalt bestritten, so daß nur für die Abzweigungen in die Geschäfts­räume und die Anschaffung der erforderlichen Sekundärmaschinen der Mieter aufzukommen haben wird. Wenn nun die Mietverträge sich günstig realisieren lassen, und wenn insbe­sondere die Betriebskosten für unser Kleinge­werbe mäßige werden, dann darf man, wie auch über die in Aussicht stehende bessere Straßenbeleuchtung, von dem zeitgemäßen Fort­schritt in unserem regsamen Gewerbestädtchen wirklich erfreut sein.

Crailsheim, 13. Jan. Heute wurde in Goldbach ein 9 Jahre altes Mädchen be­erdigt, welches beim Schlittenfahren vom steilen Berge so unglücklich auf einen Baum auffuhr, daß durch den Anprall die Brust eingedrückt und nach kurzer Zeit der Tod herbeigeführt wurde.

Gmünd, 13. Jan. Seit einiger Zeit ist in unserer Edelmetall-Industrie wieder ein besserer Geschäftsgang wahrnehmbar, verschie­dene Firmen haben namhafte Aufträge in Gold- und Silberwaaren zu verzeichnen und können ihr Fabrikpersonal über die übliche Zeit be­schäftigen. Die verlangte rasche Bedienung steht mit den frühen Osterfeiertagen in Ver­bindung.

Von der Münsinger Alb, 11. Jan. Mit dem Bahnbau geht es stetig vorwärts. Das Bauamt hat die Arbeiten für 2 Sta­tionsgebäude. ein Haupt- und ein Nebenge­bäude unter einem Voranschlag von rund 20 000 Mark zusammen mit kurzer Frist aus­geschrieben.

Ulm, 13. Jan. Wir hatten heute Nacht die größte Kälte dieses Winters zu verzeichnen, indem der Thermometee 20° R unter Null zeigte.

Oberjettingen, 12. Jan. Gestern vormittag hat sich hier ein recht bedauerlicher Unglücksfall zugetragen. Der im besten Mannes­alter stehende Traubenwirt Wilhelm Büß wollte beim Betreten seines Kellers die Thüre hinter sich schließen; durch den kräftigen Ruck wich der daran angebrachte Klammhaken. Der Unglückliche stürzte rücklings in die Tiefe. Bewußtlos lag Böß eine Zeit lang in seinem Blute im Keller, da die Seinigen annahmen, er sei dort beschäftigt. Wenn auch die durch den Sturz erhaltenen Kopfwunden gerade nicht lebensgefährlich sind, so dürfte es doch geraume Zeit anstehen, bis der sonst so rührige Mann seinem Geschäfte wieder vorstehen kann.

Ulm, 12. Jan. Ein Vergnügen eigener Art wurde in der Sylvesternacht einer Korpo­ralschaft von Rekruten der 4. Kompagnie des,

Pionierbataillons bereitet. Unteroffizier Rau, der Führer dieser Korporalschaft, kam, wie dieUlmer Ztg." berichtet, in etwas ange­heitertem Zustand gegen 1 Uhr in der be­treffenden Nacht in das Mannschaftszimmer, weckte die Leute auf, ließ sie im Hemd antreten und «ine Zeit lang Gewehrgriffeschmieden".

Rundschau.

Pforzheim, 12. Jan. Die Fernsprech­linie zwischen hier und Karlsruhe ist soeben fertiggestellt und wird sofort dem Betrieb übergeben werden. Mit der nunmehr voll­endeten Fernsprechlinie ist die Verbindung Karlsruhe-Stuttgart hergestellt.

Heidelberg, 12. Jan. Hier ist eine wahre Selbstmordmanie ausgebrochen. Vor wenigen Tagen meldeten wir den Selbstmord des Kaufmann Thum aus Krotzingen, der sich am Scheffeldenkmal erschoß, und heute wird bekannt, daß der Schneider G. Schäfer sich erschossen hat.

Bruchsal, 12. Jan. Einem hiesigen Metzger entsprang gestern Nachmittag ein Stier, >der mit verbundenen Augen durch die Straßen der Stadt rannte und in der Kaiserstraße eine ältere Frau umstieß, die eine nicht unerhebliche Verletzung am Kopfe davontrug. Vor dem Rathaus wurde lautKr. Ztg." das wüthende Thier wieder eingefangen.

^Rothenburg o. T., 9. Jan. Man beabsichtigt dem berühmtesten Manne aus Ro­thenburgs Vergangenheit, dem 1408 verstor­benen Bürgermeister Heinrich Toppler, ein großes öffentliches Denkmal zu setzen. In nächster Zeit soll eine allgemeine Bürgerversamm­lung, die sich mit dem Plan zu befassen haben wiro, stattfinven.

Essen, 12. Jan. Im hiesigen Revier streiken gegen 15 000 Bergarbeiter, im Boch- umer gegen 10 000. DieRhein-Westf.Z." meldet: Im Oberamtsbezirk Dortmund streiken über 20 000 Arbeiter. Auf den meisten im Streik befindlichen Zechen wird nur noch eine Schicht gefahren, da die Nachmittags- und Morgenschicht zusammengelegt sind. Bei der GesellschaftLouise-Tiefbau" bei .Dortmund streikt die ganze Belegschaft; die Bergleute der Zeche Neu-Jserlohn von der Harpener Berg­baugesellschaft sind nachmittag in den Streik eingetreten.

Berlin, 12. Jan. Im Reichstag be­gründete Liebknecht die Interpellation wegen des Notstandes. Er wies auf die Versamm­lungen Arbeitsloser, auf die Zunahme der Kon­kurse und die Berichte der Fabrik-Inspektoren hin. Liebknecht gab zu, daß die Gemeinden und ein Theil der Einzelstaaten zur Bekämpf­ung des Notstandes bereits gethan Hütten, was sie thun konnten, vor allem müsse aber