19

als Minister 1 Million verlangt für die Genehmigung des Panamagesetzes.

Paris, 10. Jan. Präsident Carnot Un­terzeichnete ein Dekret, durch welches der Gou­verneur von Paris General Saussier, ohne Rücksicht auf die gesetzlich vorgeschriebene Alters­grenze i« Aktivität belassen wird, weil er dazu ausersehen ist, als Höchstkommandierender vor dem Feinde zu befehligen.

Paris, 11. Jan. Gestern abend reichte angeblich der Botschafter in London, Wadding­ton, seine Demission ein, weil Ribot ihn be­auftragt hatte, Lord Rosebery zu eröffnen, Frankreich werde Englands Intervention in der marokanischen Angelegenheit nicht dulden und die Besetzung irgend eines Punktes als! Kriegsfall betrachten.

Paris, 8. Jan. Sechs junge Burschen versuchten einen Bäckerladen zu plündern, als der Besitzer und dis Dienstboten sich wider­setzten, stachen sie diese nieder und entflohen; drei sind verhaftet. In Lens versuchten vierhundert Ausständige einen Bäckerladen zu plündern, wurde aber von der Polizei verjagt.

Rom, 10. Jan. Im Mailänder Gerichts­saale gab es gestern einen heillosen Skandal. Vier Anarchisten sollten, weil sie emen Polizei- Kommissar überfallen hatten, verurteilt werden. Der Saal war von Anarchisten angefüllt, welche plötzlich gegen die Richter schwere Steine zu werfen begannen. Der Staatsanwalt ward am Kopf gestreift, ein Gerichtsdiener an der Hand verwundet. Ein ungeheurer Tumult er­hob sich. Carabiniere verhafteten augenblicklich mehrere Attentäter, der Haupturheber des Atten­tats ward sofort zu zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt.

Rom, 11. Jan. Sehr beachtenswert für die Stimmung, mit welcher man im Vatikan die Pariser Ereignisse verfolgt, ist der heutige Leitartikel derVoce della Verita", betitelt:Wer wird Frankreich retten?" Das Jesuiten-Organ führt aus, daß das Heil Frankreichs allein bei der Rechten stehe; jeder Feldzug gegen den Parlamentarismus würde am praktischen und positiven Sinn der französischen Wäh­lerschaft scheitern; die Wählerschaft wisse, daß sie der konservativen Partei vollstän­dig vertrauen dürfe.

London, 12. Jan.Times" meldet aus Philadelphia, der Gesetzentwurf, be­treffend das Einwanderungs-Verbot auf ein Jahr, sei aufgegeben.

Vermischtes.

Durch Wölfe von jedem Außenverkehr abgeschloffen ist bei der strengen Kälte zur Zeit die russische Stadt Tikhrin im Gou­vernement Nowgorod. Die hungrigen Bestien umkreisen die Stadt in großen Trupps und dringen nicht selten bis ins Innere derselben^ vor, alles kleine Getier, Hunde und selbst Kinder mit sich nehmend. Die Bewohner Tikhrins wagen nicht anders als bis an die Zähne bewaffnet vor die Thüre zu treten. Der Gouverneur der Provinz hat ein Bataillon Infanterie, eine Sotnie Kosaken und 300 Jäger zur Aus­rottung und Verjagung der Raubtiere entsandt.

(Eine Milli o n en-Erbscha ft.) Unter sonderbaren Umständen soll eine Dame in London, wie ein Korrespondent tu der Daily News schreibt ein Vermögen von 150000 Pfd. St. (3000000 Mark) geerbt habe». Fräulein Burch befand sich im Jahre 1880 inmitten einer Menschemnasse in der Nähe des Buckinham-Palastes, um die Ankunft der zu der Levoe der Königin sick begebenden Damen abzuwarten. Ein alter Herr aus der Provinz, der ebenfalls ein Zuschauer war, fiel ohnmächtig nieder. Fräulein Burch zeigte sich hilfreich. Auf Verlangen gab sie dem Herrn ihre Karte und vor einigen Tagen erhielt sie von einem Londoner Rechtsanwalt die Nachricht, daß der alte Herr ohne Erben gestorben und sie mit einem Vermögen von 150000 Pfund Sterling in seinem Testament bedacht habe.

(Das Zähmen widerspenstiger Pferde.) Der Reitknecht eines in Breslau wohnenden Kavallerie Offiziers sah vor einer Schmiede Pferde beschlagen. Eines derselben war sehr wild, hatte sich vorher nie beschlagen lassen und auch der jetzige V.rsuch mißlang. Da trat er hinzu, erbot sich, gegen eine Be­lohnung von 3 Mk. das Tier dahin zu bringen, daß es sich ohne Anwendung jeden Zwanges ruhig beschlagm lasse. Sein Anerbieten wurde angenommen, er hielt sein Taschentuch vor die , Nase des Tieres und dieses ließ sich, ruhig wie ein Lamm, beschlagen, nachdem der Reit Unecht einige Tropfen einer starkdustenden Flüssigkeit auf das Tuch geschüttet hatte, die .'als ätherisches Petersilienöl erkannt wurde. Da wertere Versuche denselben Erfolg hatten, sei dieses Mittel hier behufs Veranstaltung von Versuchen mitgeteilt.

Die Ueberfahrt nach Amerika gehört augenblicklich nicht zu den Annehmlichkeiten des

Lebens. Alle in NewAork von Europa an- kommenden Dampfer berichten über schweres Unwetter und ungewöhnlich strenge Kälte auf der Herreise. Fast alle Dampfer sind mit Eis bedeckt. Viele Dampfschiffe sind über­fällig. In New-Pork selbst herrscht ebenfalls eine'furchtbare Kälte. 50 Personen sind erfroren.

(Der Gipfel der Schlauheit.) Von einem Bauern der jedenfallssehr große Kar­toffeln baut," erzählt dieDüsseldorfer Bürgerz." folgende Geschichte: Vorgestern Nacht weckte die Frau eines Landbewohners in einem benach­barten Orte ihren Michel mit den Worten: Ich glaube es ist jemand im Hause!" Michel teilte diesen Glauben nicht, mußte sich aber auf das wiederholte Drängen seiner Eheliebsten doch zum Aufstehen bequemen. Er öffnete nun schläfrig die Thür und rief in den dunklen Hausflur:Ist Jemand hier?"Nein," antwortete eine Stimme, worauf der brave Michel beruhigt wieder ins Bett kroch und samt seiner lieben Frau ruhig weiter schlief. Leider aber stellte sich am folgenden Morgen heraus, daß doch jemand dagewesen war, denn Frau Michel bemerkte die Abwesenheit eines erheblichen Teiles ihrer Fleisch- und Eiervorräte. Der so schmählich belogene Michel soll seitdem den Glauben an die Wahrheitsliebe der Menschen etwas verloren haben.

Hohes Alter.) Ein Däne, Namens Jakob Drakenberg (Dragenberg, Drachenberg), geboren 1826 zu Sanganger in Norwegen, diente bis in sein 91. Jahr als Matrose auf der königlichen Flotte. Im 111. Jahre fiel es ihm ein, noch einmal zu heiraten. Er nahm eine 60jährige Frau und überlebte sie lange. Im 130 Jahre verliebte er sich wieder, und zwar in ein junges Bauernmädchen, das aber seine Hand ausschlug. Er versuchte sein Heil bei noch mehreren da er aber nirgends glück­licher war, so beschloß er endlich, ledig zu bleiben/ lebte noch 16 Jahre und starb 1772 im 146. Jahre seines Lebens. Er war bis zum letzten Augenblicke seines langen Daseins ein Mann von heftigem Temperamente und behielt seine allgemeine Stärke bis zum letzten Tage seiner irdischen Laufbahn.

Lo k crke s.

Wildbad, 13. Jan. Wir machen be­sonders aufmerksam auf die in heutiger Num­mer enthaltene Einladung zur Besprech­ung von Telefonsachen. Bei der großen Wichtigkeit dieses Verkehrsmittels für den hiesi­gen Platz ist ein zahlreicher Besuch zu erwarten.

Amtliche und Privat-Arrzeigen.

Wildvad, 13. Jan. 1893.

Verwandten, Freunden und Bekannten machen wir die schmerzliche Mitteilung, daß unser lieber Gatte, Bruder, Schwager und Onkel

Kent8vlllsr

z. Gasthaus z.Eisenbahn"

hheute mittag 2 Uhr nach längerem, schweren Leiden im Alter von 36'/s Jahren sanft entschlafen ist.

Um stille Teilnahme bittet

Im Namen der trauernden Hinterbliebenen : Die tieftrauernde Gattin:

Irieöerike MenlsPter.

Beerdigung: Sonntag mittag 2 Uhr.

Revier Wildbad.

Arennhokz-Werkauf

Am Montag den 16. Jan. 1893,

Vormittags 11'/s Uhr auf dem Rathaus in Wildbad aus II 66 ff Pflanzgarten:

Rm. 21 buch. Scheiter, 100 buch. Aus­schuß-Scheiter und Prügel, 86 Nadel- Holz-Ausschuß-Scheiter und Prügel und 2 Nadelholz-Anbruch; 9 buch., 15 tanu. Reisprügel,

II. 110, 111 ff. Vordere und Mittlere Wanne:

Rm. 66 buch. Scheiter, 158 buch. Aus­schuß-Scheiter und Prügel, 18 buch. Anbruch und Abfall, 31 Nadelholz- Scheiter, 97 Nadelh.-Ausschuß-Scheiter und Prügel, 34 Nadelholz-Anbruch u. Abfall, 39 buch, und 60 Nadelholz- Reisprügel.