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bezahlen ließen. Gewalt gegen die Bevölkerung anzuwcnden, war den Truppen nicht gestattet und so mußten die armen Burschen entweder die glühende Sonnenhitze Südfrankreichs erleiden und auf den ^erfrischenden Trunk Wasser verzichten, oder sich die von den Bauern geübte Erpressung gefallen lassen. In manchen Caffcs wurde den Soldaten für die Tasse Kaffee 1 Franc 20 Cent, abgc- liomme», was die Generäle veranlaßt-, vor den betreffenden .Gehöften Doppelposten aufstellen zu lassen, welche die Soldaten vor dem Betreten dieser Diebeshöhlen zu warnen hatten. Man vertuschte diese Zwischenfälle nach Möglichkeit, konnte aber ihr Bckanntwerden nicht ganz verhindern.
LokcdDes.
Wildöad, 18. Okt. Auf die von den hiesigen bürgerlichen Collegien an Se. Majsiät den König Wilhelm II. und Ihre Majestät die Königin-Witwe Olga gerichteten Beileids-Adressen sind folgende aller- gnädigste Antworten eingetroffcn :
„Seiner Wvhlgeboren Herrn Stadtschultheiß Bä tz ne r . Wildbad beehre ich mich höchstem Befehl gemäß mitzuteilen, daß Seine Königliche Majestät die von den bürgerlichen Collegien der Stadt Wildbad aus Anlaß des Ablebens Seiner Majestät des verewigten Königs Karl an Höchst Sie gerichtete Beileidsadresse wohlgefällig entg e- gengcnommen haben und für die bewiesene Teilnahme, sowie für die beigefügte Versicherung treuer Ergebenheit den bürgerlichen Collegien HöchstJhrcn gnädigsten und wohlwollenden Dank aussprechen lassen.
Mit hochachtungsvollen Gesinnungen
Stuttgart, im Oktober 1891.
Der Kabincts-Chcf:
G r i; s i ng e r.
„An die Verehelichen bürgerlichen Collegien der Stadt Wildbad."
Ihre Majestät die Königin Olga, aufs tiefste erschüttert durch den unersetzlichen Verlust, den Höchstdieselben nach Gottes Ratschluß, durch den Hingang HöchftJhres Gemahls des Königs erlitten haben, finden einen Trost in den vielfachen, aus allen Kreisen des württembergischen Volkes her- vorgehenden Kundgebungen der allgemeinen Trauer und aufrichtigen Teilnahme, von welcher auch die bürgerlichen Collegien der Stadt Wildbad einen Beweis gegeben haben. Auf Befehl Ihrer Majestät spreche ich dafür HöchstDeren gnädigsten Dank aus und zeichne mit vollkommener Hochachtung.
Stuttgart, den 10. Oktober 1891.
Der Sekretär der Königin Olga.
Baron v. Wolfs.
Uutkrhattkndks.
Entdeckt.
Kriminalerzählung von G. Struder. (Fortsetzung.)
M „So haben wir also zwei Herkules im Hause," versetzt- lächelnd der Baron, während er gleichzeitig einen prüfenden Blick auf den Förster warf, „nun, wir wollen sehen, wie mein Experiment abläuft. Ich habe wohl nicht nötig, Sie daran zu erinnern, meine Hei re», daß nur die strengste Verschwiegenheit über das eben Besprochene uns zum
Ziele führen kann. Jetzt aber muß ich mich leider empfehlen. Ick b'N angegriffen von der Reife und außerdem verpflichtet mich mein Gesundbeitszustand zur solidesten Lebensweise. Auf Wiedersehen, morgen Abend, meine Herren."
Als die noch zurückgebliebenen Honoratioren endlich aufbrachen, war der letzte Schlag der Mitternachtsglocke längst verklungen. Noch lange hatte man über den znkünftigen Nachbar und über leinen Bedienten sich unterhalten, aber während man das liebenswürdige, leutselige Benehmen des Erstrren nicht genug zu lobeu wußte, war keiner unter den Anwesenden, der nicht die Ueberzengnng hegte, diesen Abend mit dem Mörder des unglückliche» Heiden in einem Zimmer gesessen zu haben und der ihm nicht baldige Verhaftung gewünscht hätte.
Am nächsten Morgen in aller Frühe wanderten der Baron von Ncifcnberg mit feinem herkulischen Bedienten durch den Wald nach G. Sie fanden unterwegs die Eiche, au welche das Opfer aufgeknüpst worden war und hielten sich über eine Stunde dort auf, den Schauplatz des Verbrechens und besonders den Ast, an welcbem der Strick befestigt gewesen war, aufs Sorgfältigste untersuchend.
Die Entdeckungen, welche dort gemacht wurde», werden wir später kennen lernen.
Nachdem sie ihre Nachforschungen beendet hatte>r, gingen Herr und Diener nach dem Dorfe G., woselbst ein kleines Landgut besichtigt wurde, welches im Allgemeinen dem Baron gefiel und welches er allein aus dem Grunde nicht sofort fest lauste, weil er, wie er sagte, vorher noch einige andere Besitzungen sich ansehen wollte. Alsdann kehrten Beide nach K. zurück. Herr von Reifenberg machte dem Bürgermeister seinen Besuch und Heinrich, der Bediente, ging in das Gasthaus „Zum goldne» Stern."
Hier bestellte sich der letztere einen Schoppen Wein, zündete seine Pfeife an und sah min, behaglich den Rauch vor sich hinblasend, zu der hübschen drallen Wirtstochter hinüber, welche gegenwärtig den Papa zuvertreten hatte.
„Schönes Wetter heute, Fräulein", begann er mit feiner mächtigen Baßstimme die Unterhaltung, nachdem er sich stattsam mit dem stillen Bewundern des Mädchens vergnügt hatte.
„Ja, das ist es. Der Vater besichtigt die Weinberge und der Herr Baron scheint spazieren gegangen zu sein. Fänden Sie denn kein Vergnügen daran, die Umgegend sich ei» wenig anzusehen?"
„Ich war den ganzen Vormittag auf den Beinen und bin kein Freund voni vielen Laufen."
„Das wundert mich bei einem so große» starken Mann, wie Sie sind. Da dürften Sie nicht in de» Schuhen meines Bräutigams stecken; der muß vom frühen Morgen bis zum Abend im Walde sei» und geht trotzdem aus reiner Liebhaberei noch spazieren."
„So haben Sie schon einen Bräutigam?"
„Ja, den Förster Baumbach. Sie haben ihn doch gestern Abend gesehen."
„Ich glaube wohl; ein starker, untersetzter Mann mit struppigem Barte. Ist auch ein schlechtes Geschäft, den Förster spielen, da lobe ich mir doch das meinige. Ein hübsches Sümmchen habe ich mir bereits auf die Seite gethan und nach einem Jahre vielleicht besitze ich so viel, um heiraten zu können und ein eigenes Geschäften beginnen."
Fräulein Gertrud sah etwas verlegen zu dem schönen Manne hinüber.
„Also sind auch Sie schon verlobt?" frug sie schüchtern.
„Noch nicht. Aber ich suche mir ernstlich eine Frau und ich wüßte auch bereits eine, die vortrefflich zu mir paßte." —
„Und wer ist die Betreffende, weniz man fragen darf?"
„Es ist keine, andere als Sie selbst, liebes Fräulein."
Die junge Dame ward glühend rot.
»Ich fü'de es für unrecht, so zu Jemand zu sprechen, der bereits verlobt ist und wenn mein Bräntigam dies hörte, es gäbe eine schreckliche Szene."
„Ich beschütze Sie."
„Mich brauchen Sie nicht z» beschützen, aber sich selbst. Karl ist furchtbar stark und jähzornig."
„Bin schon mit ganz anderen Leuten fertig geworden, als mit ikm," meinte der Riese gleichmütig, „wissen Sie übrigens, ob er Ihne» ebenso treu ist, wie Sie ihm?"
„Daran habe ich »och nie gezweifelt," entgegnete das Mädchen unwillig, „übeihanpt fiagcn Sie kurios, wie wir „och nie Jemand vorgekommen ist. Das muß wohl bei Ihnen zu Hause so Mode sein."
„Na der Glaube macht selig und wem nicht zu raten ist, dem ist auch nicht zu helfe». Ich habe heute etwas erfahren, was ich nicht wieder sagen will Aber ich a» Ihrer Stelle hielte die Augen etwas mehr offen, denn es thäte mir herzlich leid um Sie, wenn Sie auf einmal an der Nase herumgeführt wäien. Sie haben mir vom ersten Augenblicke an ganz außerordentlich gefallen."
Heinrich machte bei diesen Worten ei» so teilnehmendes treuberziges Gesicht, daß Gertrud doch nachdenklich über das eben Gehörte zu werden begann.
„Das wäre doch fürchterlich schlecht von ihm," antwortete sie erregt, „denn noch vor wenigen Tagen versicherte er mir, er habe sich jetzt so viel erspart, um mich demnächst vor den Altar führen zu können und dann wolle er sein Amt aufgeben und eine Wirtschaft eröffnen. Man kann freilich keinem Manne heutigen Tages mehr trauen, sic taugen alle nichts."
Fräu'cin Gertrud rollte bei diesen Worten verstohlen eine Thräne über die von Gesundheit strotzende Wange herunter, welche sie zwar schnell mit der Schürze abwischte, wodurch jedoch die Teilnahme des wackeren Herrn Heinrich aufs Höchste erregt wurde. Herzlich erfaßte er die Hand des Mädchens und sprach: „Wenn er Ihnen untreu wird, nehme ich Sie sofort und was der wert ist, das bin ich wenigstens auch. Verraten Sie mich indessen ja nicht. Wir bleiben vorläufig vielleicht noch 14 Tage hier und in der Zeit will ich hinreichende Erkundigungen einziehen, um es Ihnen beweisen zu können wenn ich Recht gehabt habe."
(Fortsetzung folgt.)
Gemeinnütziges.
— „Mein Keller ist feucht!" klagt so manche Hausfrau und sinnt und grübelt darüber nach, wie diesem Uebelstande wohl abgeholfen werden kann. Ist nur die Kellerlust feucht und dringt kein Grundwaffer in den Keller ein, so ist die Hilfe nicht schwer. Um die Kcllerluft stets trocken zu erhalten, streut man Chlorkalium als Pulver auf ein schräg gelegtes Breit, so daß an das untere Ende ein Topf oder eine Schüssel gestellt werden kann. Das Chlorkalium zieht die Feuchtigkeit an und zwar doppelt so viel als