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Aro. 124.

Dienstag. 20. Atitober' 189 t

27. ^alingsng.

Württemberg.

Stuttgart, 14. Olt. Wie man hört, wird der auf den 22. ds. Mts. cmberufeue L andtag nur etwa 14 Tage dauern. Von bedeutenden Vorlagen kann schon deshalb keine Rede sein, weil solche gar nicht vorbe­reitet sind, da, wie bekannt, der diesjährige WintcnLandtag erst nach Weihnachten zusam- mentreten sollte, wobei es vermutlich bleiben wird. Für die jetzige Session handelt cs sich nur darum, den Stände» möglichst baldige Gelegenheit zu geben, sich dem neuen Regenten zu nähern und die Gefühle ouszudrücken, welche beim Hingang des verewigten Königs Karl das Land bewegen. Dazu kommt, daß nach Vorschrift der Verfassung, der Thron­folger den Ständen die unverbrüchliche Fest- Haltung der Verfassung zrrzrisichern hat. Dieses ist zwar dcm Ständischen Ausschuß gegenüber schon geschehen, rudeß lag es doch den Be­gründern der Verfassung nahe, Sorge zu tragen, daß die Vertreter des Volkes von dieser feierlichen Urkunde Kenntnis nehmen und sich überzeugen, daß alle Erfordernisse erfüllt sind. Endlich tritt nach Ueberlassung der K. Domänen an das Land in Gemäßheit der Verfassung bei jeder Regierungsveränder­ung die Notwendigkeit ein, die für die ganze Regicrangsdauer zu verabschiedende Zivilliste durch Vereinbarung mit de» Ständen festzu­stellen. Auf die zu erwartende Thronrede ist man allgemein gespannt, da man in derselben jedenfalls auch eine Aeußerung über die Stellung der Krome zur Verfassungsrevisicn zu erwarten hat.

(Die Erbfolgesrage.) Es geht das Gerücht hier von einem Heiratsprojekt, durch welches die Erbfolgesrage in einer glück­lichen Weise ihre Lösung finden würde. Es soll sich dabei um eine später in Aussicht zu nehmende Verbindung der einzigen Tochter des Königs Wilhelm, der am 19. Dez. 1877 geborenen (aus seiner Ehe mit der -ß Prinzessin von Waldcck), Pauline mit dem am 23. Dez 1865 geborenen Herzog Albrecht handeln. Wenn es auch noch keineswegs ausgeschlossen ist, daß die jetzige Ehe des Königs (mit der Prinzeß Charlotte von Schaumburg-Lippe) noch mit einem Thronerben gesegnet werben kann, und auch noch unsere Prinzen, wie die Herzoge Wilhelm, Nikolaus und sein Vater Herzog Philipp, die dcm Herzog Albrecht rangieren, so gilt dieser doch jetzt als der prä­sumtive Thronerbe. Der genannte Ehebund würde auch eine Wiedervereinigung der evange­lischen und katholischen Linie des württembcrgi- schen Königshauses herbeiführeu.

Stuttgart, 15 Okt. Eine außerordentlich ahlreich, hauptsächlich von Anhängern der

Naiurheilmethode, besuchte Versammlung erhob heute Abend energischen Protest gegen den Impfzwang. Canüäisrat Dr. Bllfingerer- örtcrte in längerem Vortrage, daß das Impfen gegen das erste Gebot der Chirurgie, nämlich die antiseptischc Wundbehandlung verstoße; man führe dadurch absichtlich eine Blutvergif­tung herbei. Ein solcher Eingriff leiste nicht den beabsichtigten Schutz gegen die Menschcn- pocke», sondern bringe sogar Krankheit, Siech­tum und Tod. Die neuesten reichsamtlichen Mitteilungen aus den Arbeiten des Neichsge- sundbeitsamtes über die Jmpfjahre 1886 und 1887 enthüllen, wenn auch unvollständig, ein grauenhafüs Bild von dem Elend, welches die Jmpsuich noch fortgesetzt in unzähligen Familien Deutschlands anrichlcte. Ein Arzt ans Neuenbürg habe bekannt, daß er eigent­lich verdient hätte, an der höchsten Tanne des Schwarzwaldes aufgehängt zu werden, als Sühne dafür, daß er früher geimpft habe. Die Kuhpocken mpsung betonte der Redner, schütze durchaus nicht vor Pocken, denn in Preußen allein seien in den Jahren 1871 und 72 124 000 geimpfte Menschen an den Blattern gestorben. Auch sei das Impfen um so un­nötiger als die Pocken durch die einfachsten Mittel und ohne Zurücklassung von Narben bekämpft werden können. Die Versammlung begrüßte mit Freuden den Jtiativantrag von 30 Abgeordneten, welche im Reichstag für Abschaffung des Impfzwanges plädiren.

Aeuenöürg, 15. Okt. (Land tags wähl.) Vor einigen Tagen ist der engere Wahlaus­schuß mit einem Ausruf an die Wähler des Bezirks hervorgetrctcn. Derselbe hat sich un­bestreitbar ein Verdienst um den Bezirk er­worben, indem er durch die zeitige Aufstellung des Sägrverkbcsitzers C. Commerell in Höfen verschiedene Kandidaturen, die nur eine Stimmenzersplitterung hcrbcigeführt hätten, zu- rückgcdrängt hat und der ausgestellte Kandidat selbst wie kein anderer berufen erscheint, die Interessen des Bezirk« im Landtag wür.'ig zu vertreten, da er durch seinen ausgedehnten Geschäftsverkehr als Großindustrieller die Ver­hältnisse und Bedürfnisse der Industrie wie der Landwirtschaft, des Bezirks aus eigener An­schauung kennt und er »ach oben wie nach unten vollständig unabhängig ist. Nach dcm gestern veröffentlichten Programm, will Herr Commerell rückhaltslos eintreten für das deutsche Reich und seine Einrichtung wie für die ver­fassungsmäßige Stellung Württembergs inner­halb desselben, lieber schwebende politische Fragen läßt sich das Programm des Nähern nicht aus, doch wird die Versicherung gegeben, daß der Kandidat getreu seinen seitherigen politischen Anschauungen für die Rechte und Bedürfnisse des Volkes mit unabhängiger und

liberaler Gesinnung eintreten würde, feG von jeder extremen Parteirichtung.

l6 Okt. In der gestrigen Amtsversamm- lung in Uenenöiirg wurde Herr Stadtbau­meister und Bezirksseuerlösch-Jnspektor Link zum Oberamtsbaumeister und Herr Obcramts- spartässier bler zum Oberamlspfleger gewählt.

Während des Trauergeläutes fiel in Kcikörorrrr der ca 2'/e Zentner schwere Klöppel der großen Glocke von St. Kilian herab, zum Gluck ohne Schaden anzurichten; schon einmal, im Jahr 1888, passierte das nämliche; es scheint damals der Klöppel nicht wieder fest genug an seinem alten Orte ange­bracht worden zu sein.

N u u d j ch a u.

Walldürn, 15. Okt. In den letzten Tagen verkaufte hier ein Steinhauer seinen Vollbart um 5 Mark und ein Schuhmacher den seinigen um 1 Mark. Die beiden Bärte wurden sofort in der Wirtschaft abgenommen und dem Käufer ausgefolgt. Der eine Ver­käufer soll auf diese Weise schon mehrmals seinen Bart verkauft und schon etwa 50 Mark daran« erzielt haben.

Merlin, 10. Okt. Es ist mit Sicherheit anzunehmkn, daß dem Reichstage über die letzten Ereignisse in Ostafrika und die dortigen Zustände aktenmäßige Mitteilungen in Form eines sogenannten Weißbuches zugehen werden, ob dasselbe aber mehr enthalten wird als die Berichte, die von Zeit zu Zeit imReichsan­zeiger', so auch heute über die Niederlage der Expedition Zclewski veröffentlicht werden, ist noch nicht ausgemacht und wird wohl davon abhängen, ob neue Forderungen für Ostafrika gestellt werden. DerKreuzztg/' zufolge soll dem Gouverneur von Soden einem Mit­glieds des auswärtigen Amtes ein Oberlichter beigegeben werden, um ihn bei der Ucberzahl seiner Geschäfte zu entlasten.

Wie es während der großen fran- zösischen Manöver zuging. Während der Dauer der großen Feldübungcn hat man in den französischen Zeitungen blos überschweng­liche Schilderungen von der vaterländischen Begeisterung gelesen, mit der die Truppen von der Bevölkerung überall ausgenommen und bewirtet wurden. Nachträglich werden aber zahleiche Stimmen laut, welche starke Zweifel an der Richtigkeit jener Darstellungen erwecken müssen. Im Gebiete der südwestlichen Feldübungen, im Perigucux, wurden die Sol­daten geradezu wie Feinde behandelt. Die Bauern verwehrten ihnen den Zutritt zu den Brunnen und verkauften ihnen das Trinkwasser, von dem sie sich ein Glas mit 12 bis 20