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Dank zur öffentlichen Kenntnis zu bringen. Mit der Versicherung Meines Wohlwollens verbleibe ich. Mein lieber Präsident des Staats- Ministeriums rc. Dr. Frhr. v. Mittnacht, Ihr gnädiger König. Wilhelm.
— Der „Nordd. A. Ztg.," wird aus Stuttgart geschrieben, die Einführung der einreihigen Waffenröcke bei der Infanterie, Artillerie und den Pionieren des XIII. A,K. stehe nahe bevor.
Die Gegend um Höppingen wird immer unsicherer und allgemein wird angenommen, man habe es mit einer Räuberbande zu thun. Als gestern abend die Bürger Zimmermann Höflinger, Küfer Rhein und dessen jüngerer Bruder von Wiesensteig auf dem Heimweg von Geislingen hiehcr begriffen waren, wurden sie zwischen Ucberkingen und Hausen von zwei mit Prügeln und Messern bewaffneten Männern thätlich angegriffen und ihnen ihr Geld abverlangt. Auf die kräftige Gegenwehr hin aber ergriffen dieselben die Flucht.
Ruu - schau
— ProfessorVirchow in Berlin, der berühmte Gelehrte und Forscher feierte am 13. d. M. seinen 70. Geburtstag. Es haben verschiedene Festlichkeiten stattgefunden, in welchen Wrchows Verdienste gefeiert wurden. Da Virchow auch Mitglied des Reichstages und deS preußischen Landtages ist, so wurde auch eine politische Kundgebung veranstaltet. Die Verdienste des Jubilars als Mann der Wissenschaft wurden von allen Seiten anerkannt, der Charakter der Festlichkeit war deshalb ein ganz besonders großartiger. Prof. Virchow stammt aus der kleinen Stadt Schicvelbcin.
In Atrliir ist Herr Charles I. Murphy vom landwirtschaftlichen Departement in Washington im Aufträge seiner Regierung eingc- troffen, um dem Mais als einem Ersatz für andere Brotstoffe hier Eingang zu verschaffen. Murphy hat hier in der Schützenstraße eine Bäckerei mit der Herstellung seiner Brote nach genauer Vorschrift beauftragt. Nach den der „Nationalztg." über das Brot gemachten Mitteilungen wird es nicht aus Maismehl allein hergestellt, sondern aus einer Mischung, die zur Hälfte je aus Roggen und Mais und Weizen und Mais besteht. In dieser Mischung soll sowohl das Roggenbrot als das Weißbrot den uns gewohnten Geschmack behalten. Murphy teilt mit, daß ein Brot aus einem Pfund Roggenmehl und einem Pfund Maismehl durch Absorbierung von Wasser ein Gewicht von 40/e Pfund habe und der Preis eines solchen Brotes sich unter Zugrundelegung der jetzigen Roggen- und Malspreise auf 20 Pfg. stellen würde. Ob sich diese Berechnung bewahrheiten wird, muß erst durch längere Beobachtung festgestellt werden. Jedenfalls erklärt Herr Murphy, nicht von Berlin fortgehen zu wollen, bis er etwas erreicht hat, d. h. bis er die Berliner überzeugt hat, daß das gemischte Brot ebenso schmackhaft und nahrhaft und viel billiger sei, als das Roggenbrot.
Land«», 9. Okt. Die hiesige Stiftskirche ist unter den Hammer gekommen. Auf dieselben haben Katholiken und Protestanten gleiche Rechte. Dieses führte dazu, daß man sich zu einem öffentlichen Verkaufe einigte, der Ende letzten Monats vor sich ging. Das erste Angebot erfolgte von seiten der protestantischen Gemeinde mit 10 000 Mk, das Höchstgebot mit 29 000 Mk. von der katholischen Gemeinde. Nach den früher gefaßten Beschlüssen trat nun eine ötägige Pause ein, nach deren AblaufweitereGebote erfolgen konnten.
Vermischter.
(Erinnerungen an K önig Ka rl.) Der radikale Abgeordnete Karl Mayer erschien einst als Mitglied der Adreßdeputation der Kammer der Abgeordneten beim König und e» traf sich, daß wenige Tage vorher in dem Leiborgan Mayers, dem „Stuttgarter Beobachter", ein humoristisch gehaltener Artikel erschienen war, welcher nichts weniger als die „Pensionierung" der deutschen Fürsten im Wege der freien Vereinbarung mit ihren Kammern, Ständen oder Volksvertretungen forderte. Es sollte dies eine Satire auf den Bündnisvertrag mit Preußen von 1866 sein. König Karl wechselte mit Jedem der Anwesenden einige freundliche Worte, auch mit Karl Mayer, zu dem er sagte: „Nun Herr Mayer wann werde ich pensioniert?" — „Ew. Majestät," anwortete schlagfertig der Oppositionsmann, „das erleben Sie und ich nicht!" — „So, so," versetzte der König, „dann wollen wir's ab- warten."— Großes Vergnügen hatte der König an naiven Antworten und kleinen Mißverständnissen, die er manchmal erhielt, bezw. hervorrief, und er pflegte sie gelegentlich mit Behagen zu erzählen. Einstmals besuchte er eine Kirche in einem nicht sehr weit von Stuttgart entfernten Städtchen; dieselbe war hübsch restauriert worden und eines Tages traf der König unangemeldet in dem Städtchen ein. Die Geistlichen waren nicht anwesend, weshalb der Meßner die Kirche öffnete und sie dem König zeigte. Der wackere Mann bemühte sich, möglichst hochdeutsch zu sprechen und sagte: „Sichet Se, Herr König, da droben ist die Orgl." Schmunzelnd schaute der König beiseite und ließ sich weitere Schönheiten zeigen. — In einer oberschwäbischen Stadt fand eine Regionalviehausstellung statt; der König kam auch dahin, unterhielt sich in gewohnter Leutseligkeit mit den Ausstellern, worunter sich auch ein besonders stämmiger Bauer befand. Der König sagte zu ihm: An Ihnen habe ich meine Freude; Sic sind ein kräftiger Mann und wohl in Ihrem Leben noch nie krank gewesen." „Seil (selbiges) net, Ew. Majestät," antwortete der Bauer, „aber mer werdet eba aheba alte Kerle!" — Wenn der Landtag versammelt und der König gleichzeitig in Stuttgart anwesend war, pflegte der König die Mitglieder beider Häuser des Landtags partienweise zur Hoftafel einzuladen und schaute mit Behagen, jedoch ohne daß jemand dies gewahr wurde, manchem biederen Abgeordneten vom Lande zu, der sich etwas linkisch benahm, von dem dargereichteu Mundspülwasser trank u. dergl. Herzlich lachte der König, als er später erfuhr, daß der Trinker des parfümierten Mundspülwassers seinen Nebensitzenden erklärt habe, cs sei doch etwas Merkwürdiges, was so vornehme Herrschaften trinken mögen. Nach aufgehobener Tafel pflegte der König mit jedem der geladenen Abgeordneten einige freundliche Worte zu wechseln. Einer der Herren wurde einmal zuerst von dem König angeredet: „Wie geht es Ihnen, lieber H.?" „Danke unter- thänigst, Majestät, recht gut." „Apropos, lieber H., ich habe mit Bedauern vernommen, daß Sie am Sylvesterabend in A. einen bedeutenden Brand gehabt haben." Verlegen verneigte sich der Angeredetc, dem im Augenblick nicht einfiel, daß in der That in seiner Heimatstadt am letzten Sylvesteradend ein schweres Schadenfeuer ausgebrochen war und erwiderte: „So schlimm war es gerade nicht, Majestät, es war nur ein kleines Spitzerle " Lächelnd erwiderte der König: „So war meine Frage nicht gemeint, lieber H., es hat doch, wie ich mich bestimmt erinnere, in A. am Sylvesterabend gebrannt?" „Ach ja.
Majestät, aber ich habe am gleichen Abend auch die Verlobung meines Sohnes gefeiert."
GemeittuStziges.
— Um Aepfel rasch und ohne Verlust schälen zu können, empfehlen wir allen Hausfrauen folgendes Verfahren: Man tauche die Aepfel eine Minute in kochendes, noch kürzere Zeit in brausend kochendes Wasser. Sie lasten sich dann abziehcn wie eine Kartoffel, wobei nicht das Geringste vom Apfel verloren geht. Der Versuch ist ja leicht zu machen.
Marktberichte.
Stuttgart, 16. Okt. (Obstpreiszettel.) Güterbahnhof. Zufuhr: 80 Waggon meist östr. Mostobst — 16 000 Ztr, Preis per Waggon 1000 bis 1020 Mk. (schweiz. 940 bis 960 Mk.), pr. Ztr. 5 Mk. 10 Pfg. bis 5 Mk. 35 Pfg., (ichweiz. 4 Mk. 80 Pfg. bis 4 Mk. 90 Pfg
— 15. Okt. (Mostobstmarkt.) Wilhelmsplatz: Zufuhr 1500 Ztr. württemb. Mostobst (Aepfel und Birnen), Preis 5 Mk. 50 Pfg. bis 6 Mk. — Pfg. pr. Zw. (Lasten 6 Mk. 20 Pfg)
Muster
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yose für jede Größe, in gestreift oder carrirt. waschächt.
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für einen Herrenanzug mittlerer Größe in Grau, Marengo, Olive und Braun.
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nen Kammgarnstoff zu einem noblen Promenade-Anzug-
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130-140 oni. br.
Livrs-Hnche von M. 3.50 an.
130—140 om br.
Keuerwehrtuche von M 2 an.
130 om. breite
Dilkardtuche
von M. 13 an
130—140 mir. br.
Schwarze Huche von M. 1 .W an-
130 em. breite
Hhaisen-Huche von M- 402 an.
131 om. breite
Zlsrskgrüne Huche
von M. 3 an.
141 otw. breite
feine Kammgarnstoff-
von M- 6 O 2 an
5 in. doppeibreites
Damentuch in allen Farben zu einem Kleide M. 6 .
112 otiu. breite
Aeinwolrene schwarze ßachemir z« Jamenkkeidcr«
von Mark 1.50 an.
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Lochseine Kkeviot-Anzug u. Ualelotstoffe von M 3 bis M. 14.
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