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unter der kalten Außenseite ein Herz barg, das andere Ansprüche an das Leben stellte, als sie das Schicksal gewährt hatte.

Oben in ihrem Zimmer saß Gertrud, vor sich das Bild der toten Mutter. Also dies sollte ihre Heimat sein, diese herzlose Frau ihr die Mutter ersetzen! Und'Asta! Wie gleichgil- tig, wie wenig herzlich hatte sie sich benom­men! Ja, der Onkel war herzensgut, aber ob er damit den Sein gen gegenüber etwas er­reichte? Und der Vetter? Verächtlich zuckte sie die Achseln. Die Tochter eines Abenteurers, eines Betrügers hatte er sie genannt. Heiße Thränen stoßen über ihre Wangen. Aber das Bild der toten Mutter flößte ihr Mut ein, und so legte sie sich endlich mit einen» letzten Gedanken an sie und einem innigen Gebet zur Ruhe, und der Schlaf schloß sanft ihre müden Augen. Er führte sie im Traume in die Arine und an das treue Herz der Ver­storbenen.

4.

Mir war, als rief es aus den Wogen:

Flieh', flieh, und ohne Wiederkehr!

Die du geliebt, sind fortgezogen.

Sie kehren nimmer, nimmermehr.

Lingg.

Als Dalburg ain nächsten Morgen beim Frühstück saß, trat nach schüchternem An- cklopfen Gertrud in das Zimmer.Störe ich Dich, lieber Onkel?" fragte sie freundlich: ich möchte gerne Einiges init Dir sprechen, > und der alte Fritz riet mir gestern, diese Zeit dazu zu wählen."

Dalburg blickte sie gütig an.Komme näher, mein Kind, setze Dich hierher, und teile mir alle Deine Anliegen mit! mir werden sie hoffentlich zu unserer beiderseitigen Zufrieden­heit erledigen."

Aus Gertruds Gesicht »var die kindliche Heiterkeit, die es noch eben belebt hatte, ver­schwunden ; ernst blickten ihre großen Augen den alten Herrn an, als sie entschlossen sagte: Ich möchte Dich sehr bitten, »nein lieber Vor­mund, mir zu erlauben, daß ich für mein Fortkommen selber sorge. Lache nicht, Onkel, Du hälft mich für jünger und unselbständiger als ich es bin. Ich bin neunzehn Jahre alt und von meiner Mutter zum Arbeiten erzogen. Ich würde es hier nicht aushalten, wenn ich den ganzen Tag nichts zu thun hätte; außer­dem aber habe ich gestern zur Genüge gesehen, welche Last Du Dir mit meiner unliebsamen Person auserlegt hast, und es wäre ein schlech­ter Dank für Deine Güte, lieber Onkel, wenn ich es zuließe, daß Du Dir meinetwegen Un­annehmlichkeiten bereitetest. (Forts, folgt.)

Gemeinnütziges.

(Nährwert des Honigs). Der Honig ist, was Leichtverdaulichkeit, Nährstoff und Wohlgeschmack anbelangt, ein Nährmittel, wie wir kaum ein zweites haben. Wie das Wasser unmittelbar in die Blutgefäße übergeht und keinen Rückstand hinterläßt, wie reines Oel in bestimmter Menge vollständig in das Blut ausgenommen und im Körper aufgespei­chert »vird, so geht der Honig, ohne auch nur die geringste Spur eines Rückstandes zu hin­terlassen, unmittelbar in das Blut über, dient in demselben bei seiner chemischen Umgestaltung zur Erwärmung des Körpers und zur Ent­wickelung lebendiger Kraft und ist somit, wenn er auch nicht das Leben für sich allein zu er­halten vermag, einer der ausgezeichnetsten Nähr­stoffe, die wir kennen. Was wir an Honig unserem Körper zusühren, ineint dieGesund­heit", das ist unser, und schaltet den Stoff­wechsel unbeschränkt.

Vermischtes.

Wie man vor 50 Jahren auf der Eisenbahn fuhr geht aus einer Schrift des Rechnungsrats Albrich in Berlin hervor, worin es heißt: Von den Personenwagen waren anfänglich nur die der ersten Wagen­klasse ganz geschlossen, die Wagen zweiter Klasse hatten zwar eine starke Bedachung, wa­ren aber an den Seitenwänden nur mit lei­nenen Vorhängen zum Aus- und Zuziehen versehen. Die Personenwagen dritter Klasse waren ganz offen Die Reisenden in dieser Wagenklasse waren daher vielfachen Belästi­gungen durch die Witterungsverhältnisse, durch Staub und Funken ausgesetzt. In einer Leip­ziger Zeitung wurden deßhalb für Eisenbahn­fahrende Halbmasken mit Gaze, das Stück für 20 Pfg., als Schutz gegen Asche und Staub, sowie auch Dampfwagenbrillen von Gewerbetreibenden zum Kauf angeboren.

(Kindermund) Elschen:Mama, ich sehe eben ein graues Haar bei Dir!" Mama: Das koinmt davon, liebe Else, »veil du mich so ärgerst!" Elschen:Maina, mußt du aber die Großmutter geärgert haben, die hat ja lauter graue Haare!"-

Um seinen 11jährigen Bruder zum Aufstehen zu bringen, zündete in Crostwitz (Sachsen), ein 8jähr. Knabe das Bett des­selben an. Bei dem dadurch entstehenden Brande kam leider der ältere Bruder ums Lebe».

Ein Schuhm ache rg eselle hustete bei Tisch gewaltig.Was ist »hm denn?" rief

der Meister.Mir ist etwas in den un- rechten Schlund gekommen," antwortete der Geselle.Das fehlte mir gerade noch," er­widerte der Meister,einen Kerl init zwei Schlünden kann ich bei der jetzigen Theurung nicht gebrauchen."

Eine glückliche Ehe. (Schwäbisch) Glücklich's Paar Leutle, der Hans u. sei Greth'! Vier Johr verheirigt und Streit no net g'het. Vier Johr verheirigt unv jetzt no koin Streit ? Wo lebet denn au dia glückliche Leut'?

Er lebet in Stuagart und sui in Gmend Vom erste Tag, daß se g'heiratet send.

Auszug aus dem Standesbuch

der

Stadt Wildbad.

Geburten:

7. Nov. Fr. Pflumm, Fabrikarbeiter, 1 T.

14. Joh. Fr. Fischer, Maler, 1 T-

16. Karl Simon, Zimmermann, IS- ^ t7. Michael Kern, Maurer, 1 T.

26. H. Riexinger, Messerschmied, 1 S- Eheschließungen:

15. Non. Wilhelm Schuhmann, Fabrikarb. und

Christiane Marie Dürr.

25. Joh. Georg Günthner, Schneider und Anna Marie Rau, geb. Günthner. Sterbefälle:

22. Nov. Paul August Bozenhardt, 30» I- alt- 22. Johanne Christiane Dietrich, geb. Lutz, 62 I- alt.

Keilöronner Geld-Lotterie. Die

Ziehung der letzten großen Hellbrauner Geld- Lotterie ist nunmehr bestimmt auf den 14. Januar 1891 festgesetzt worden. Die Lotterie findet bekanntlich zu Gunsten der Kilianskirche in Heilbronn statt, deren Renovierung rüstig voranschreitet. Nach Vollendung derselben wird sich die Kilianskirche wieder den andern schönen Baudenkmälern unseres Landes würdig anreihen. Da die ersten Preise 20,000, 10,000 rc. betragen, so ist wieder, wie früher, eine starke Nachfrage nach de» Heilbronner Losen zu erwarten, zumal es sich diesmal um die letzte Ziehung handelt. Es empfielt sich daher, möglichst frühzeitig den Ankauf von Lose» zu bewirken.

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Geschäfts-Eröffnung und Empfehlung.

Der geehrten Einwohnerschafi von Wildbad und Umgegend .mache hiermit die ergebene Anzeige, daß ich das von Frau Rüdinger iiinegchabte

-il' '

übernommen und heute eröffnet habe. Dasselbe ist mit sämtlichen Wkihnachts- Artikeln aufs Beste sortiert und mache ich besonders auf fein gekleidete Puppen, Puppenköpfe und -Körper zu billigen Preisen''aufmerksam.

Um geneigten Besuch bittet ergebenst

Willislmins l-IImsl-,

Hauptstraße IO-, bei Witwe Aberte. Wihdbad, 28. November 1890.

G

i l d b a d.

Bekanntmachung.

Auf Antrag der Io s ias M ö ck, Schreiners Kinder von hier, kommt be­sten Haus:

Geb. Nr. 108 b:. .

53 Ein zweistöckiges Wohngebäude, von Fachwerk in d.r Haupt­straße' hinter dem Gebäude Nr. st 108, am

Areitag, öen 3. Dezbr . 1980

vormittags' liste Uhr

im öffentlichen Aufstreich zum zweiten Mate zum Verkauf. Die Zahlungsbeviugmigcn sind sehr günstig gestellt. Liebhaber sind ein'geladen. Den 1. Dezember 1890.

..Ratsschreiberei

Wähner.