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deutsche Oberhoheit über das vom Sultan von Sansibar abgetretene Gebiet. Die Verhand­lungen wurden bei der hiesigen französischen Botschaft geführt und sind soeben abgeschlossen worden.

Der Ileichstaß wird am 2. Dez. wieder eröffnet. Auf der Tagesordnung stehen: Erste Beratung des Gesetzentwurfs betr. die Verei­nigung von Helgoland mit dem Deutschen Reiche, erste Beratung des Gesetzentwurfs, betr. die Kontrole des Reichshaushalts und des Landeshaus altsetats von Elsaß-Lothringen.

Werks», 25. Nov. Der Kaiser nahm gestern Abend an dem parlamentarischen Essen bei Caprivi teil und unterhielt sich vor und nach der Tafel zwanglos mit den Abgeord­neten, darunter auch mit Windthorst. Anwe­send war auch der aus Regensburg gebürtige kathol. Bischof Anzer aus China.

In der Kl. Wochenschrift berichtet Dr. Dengler über Erfahrungen mit dem Koch'schen Heilmittel und sagt am Schluß:Um den vielfachen aus Laien- und auch aus ärztlichen Kreisen geäußerten irrigen Vorstellungen von der durchgreifenden, gänzlich heilenden Wirkung des Verfahrens entgegen­zutreten, bedarf es nur des Hinweises, daß durch kein Heilverfahren der Welt die einmal zerstörten Teile des Organismus wieder ersetzt werden können und daß es auch nach Ver­nichtung beziehungsweise Unschädlichmachung der Tuberkulose immer noch der aufopfernd­sten, eingehendsten Thätigkeit des praktischen Arztes bedürfen wird, um dem in der Rekon­valeszenz begriffenen Organismus zu dauern­dem Wohlsein und zur Leistungsfähigkeit zu verhelfen." Der Andrang der Aerzte we­gen des Koch'schen Heilverfahrens nach Berlin ist noch immer ganz riesig. Am Samstag kamen nicht weniger als 35 italienische und 25 englische Aerzte an.

Hevweiler, 21. Nov. Wie dieStraßb. PoM berichtet, ermordete der Posthilfsbcamte Weck, der nächste Woche Hochzeit haben sollte, um seine Braut heiraten zu können, seine zweite Geliebte, die Kaufmannstochter Rosalie Dauer.

Wie». Die Mitteilungen mehrerer hie- siger Blätter, man habe den Erzherzog Johann von Oesterreich (Johann Orth) aufgefunden, bestätigen sich leider nicht. Die Familie des Vermißten hat keinerlei Nachricht, und ein Gottesdienst, welchen die Mutter Johann Orths abhalten ließ, war kein Dankgottesdienst, son­dern ein Bittgottesdienst.

KaLg, 23. Nov. König Wilhelm III von Holland ist heute früh 5 Uhr seinem langen und schweren Leiden erlegen. König Wilhelm III., der ein Alter von 73 Jahren erreicht hat (er ist am 19. Februar 18 l 7 ge­boren), hat nahezu 41 Jahre die Würde eines Königs v. Holland u. Großherzogs von Luxem­burg auf seinem Haupte vereinigt. Mit diesem Fürsten verschwindet der letzte männliche Sproß des Hauses Oranien-Nassau, das seit drei Jahr­hunderten Holland seine Statthalter und Könige gegeben hat. Drei Söhne, zwei davon im kräf­tigsten Mannesalter, sah der greise Fürst in die königliche Gruft in Delft sinken und auch die Königin Sophie, (geborene Prinzessin von Württemberg), welche ihm diese Söhne gebar, starb vor ihrem Gemahl. Zum zweiten Male verheiratete der König sich im Jahre 1870 mit der Prinzessin Emma von Waldeck und Pyrmont, welche ihm noch eine Tochter schenkte. Diese jetzt zehnjährige Prinzessin Wilhelmina ist der einzige Erbe des Königs; ihr Mt jetzt die Holländer Königskrone zu. Bis zu ihrer Großjährigkeit, welche in ihrem 18. Jahre eintritt, wird die Regierung von der

Königin-Mutter mit Hilfe eines Regentschafts­rates geführt.

Aemesvar, 24. Nov. Im Prozesse we­gen der bekannten Lottogeschichte verurteilte der Gerichtshof die Angeklagten Farckas, Szo- bovits, Puesbocky wegen Betrugs ünd Bestech­ung zu 6 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust, Frau Telkessy wegen Betrugs zu 2 Jahren; außerdem haben die Verurteilten an die österreich. Staatsverwaltung 480,000 fl. Schadenersatz zn leiste».

In Warschau feierte dieser Tage ein Ehepaar die goldene Hochzeit. Das wäre an sich gerade nicht so besonders interessant; er­wähnenswert aber ist, daß dieser Feier auch noch die Mutter des Jubilars beiwohnte, eine 107 Jahr alte Dame, körperlich und geistig von beneidenswerter Frische. Ihr Gatte, der vor 10 Jahren starb, hatte es nur auf 100 Jahre gebracht.

Dew-'DorK, 22. November. Nach letz­ten hier eingegangenen Nachrichten rücken die Sioux-Indianer, welche von dem Glauben an einen kommenden Messias erfüllt sind, über die Pine-Ridge-Berge vor. Dem Newyorker JournalSun" zufolge beträgt die Zahl der indianischen Krieger circa 1500, während die Stärke der Unionstruppen und Grenzpolizei nicht 500 Mann übersteigt. Der Schrecken der Farmer hat noch immer nicht nachgelassen und sie flüchten in die nächsten Städte.

Lo kcr tes.

Wikdöad, 25. Nov. Der seit Samstag herrschende Sturm, welcher gestern Mittag seine größte Stärke erreichte, brachte uns zwischen 12 und 1 Uhr ein heftiges Gewitter mit Blitz und Donnerschlägen, in Begleitung von kleinkörnigem Hagel. In der darauffolgenden Nacht hatten wir starken Schneefall, welcher bis heute Mittag anhielt. Durch den Sturm wurde ziemlich Schaden an Bäumen, Dächern, Schornsteinen, Fenstern rc. angerichtet. Die Enz, welche durch den anhaltenden Regen stark angeschmollen war, ist wieder zurückgegangen.

Am Freitag den 28 Nov., nach­mittags 1 Uhr, kommt beim Pfandlokal im Zwangswege zum Verkauf: 1 Pferd, 1 ein­spännige Droschke, 1 Leiterwagen, 1 Stroh­stuhl, Pferdsgeschirr und Heu.

8ntki>haltkndks.

Me Tochter det Verstoßenen

Von C. Marold.

(Nachdruck verboten).

(2j (Fortsetzung.)

Genug", unterbrach ihn Dalburg. Es war ihm eine Wohlthat, zu sehen, daß das Andenken der Verstoßenen in dem treuen Herzen des Dieners nicht ausgelöschtwar, aber er mußte seinem Reden Einhalt thun, um nicht daraus eine Anklage gegen den verstorbenen Vater zu hören.Genug", sagte er, sie hatte gefehlt, weil sie der Eltern Gebot trotzte und ihren eigenen Weg ging; aber ob sie nicht auch schwer gebüßt hat, wer weiß es? Als ich nach des Vaters Tode mich nach ihrem Aufenthalt erkundigte, erhielt ich nirgens Auskunft, und so wußte ich nicht, ob sie noch lebe. Nun bringt mir dieser Brief die Nachricht ihres Todes und meldet mir gleichzeitig die Existenz einer Tochter."

Erwartungsvoll sah Friedrich seinen Herrn an, und dieser fuhr fort:Christinens Toch­ter kommt zu uns, itr das Elternhaus ihrer Mutter zurück, und ich gehe, die dazu nötigen Anordnungen zu treffen. Du, Friedrich, sage

meinem Sohn, sobald er kommt, daß ich ihn in meinem Zimmer zu sprechen wünsche."

Er wandte sich nach der Thür, ohne ver­hindern zu können, daß Friedrich mit einem Gott segne Sie!" seine Hand ehrerbietig küßte. In seinem Arbeitszimmer aber saß er noch lange in tiefem Sinnen, bis er mit den Worten:Du hast mich nicht umsonst ge­mahnt, Christine: Dein Kind soll mein Kind sein," zu Papier und Feder griff, um Herrn Clarc telegraphisch von seiner Zustimmung Nachricht zu geben und ihm bei einem be­freundeten Bankhause das erforderliche Geld anzuweisen

2 .

Aus allen Märchen winkt es Hervor mit weißer Hand Da singt es und da klingt es Von einem Zauberland.

Heine.

Auf dem eleganten Sopha ihres Salons saß Frau Dalburg. Ihre feinen Hände durch- blätterten einige vor i.,r liegende Modezeitungen, allein ihre Gedanken schienen wenig bei den Trachten des bevorstehenden Winters zu sein. Von Zeit zu Zeit sah sic nach der Uhr oder blickte aufmerksam in das anstoßende Zimmer, aus dem die Töne eines schönen Flügels er­klangen. Asta hatte Gesangstunde, und der Mutter schien diese heute ungewöhnlich lang zu währen. Auch ein weniger musikalisch gebil­detes Ohr als das ihre hätte mit Wonne den beiden klangvollen Stimmen gelauscht, die dort soeben das Duett begannen:O säh' ich auf der Heide dort," die Züge der Dame aber drückten mehr Unruhe als Befriedigung aus, und er­leichtert atmete sie auf, als das Lied beendet war und die schlanke Gestalt ihrer Tochter in den Rahmen der Portiere erschien.

Asta mochte achtzehn Jahre zählen. Krause, schwarze Haare umgaben ihr reizendes Gesicht, und die dunkeln Augen sahen mit herzgewin­nender Freundlichkeit auf den jungen Lehrer, der neben sie getreten war.

Herr Harder hat mich heute gelobt, Mama", sprach sie mit völligem Uebermut, er behauptet, ich mache Fortschritte und habe Anlage, eine bedeutende Sängerin zu werden."

Sie haben gewiß auch bemerkt, gnädige Frau," wandte sich der junge Lehrer zu Frau Dalburg,daß Fräulein Astas Stimme sich immer schöner entwickelt. Die hohen Töne haben einen herrlichen Klang, und ich kann auf meine Schülerin stolz sein."

Ich bin mit Ihrem Unterrichte sehr zu­frieden, Herr Harder," entgegnete die Kom- merzienrätin förmlich.Astas Stimme klingt angenehm und ihr Vortrag gefällt allgemein. Nur finde ich, daß sie in letzter Zeit mit dem Ueben sich zu sehr anstrengt, und möchte daher Sie bitten, den Unterricht ferner nur einmal wöchentlich zu erteilen."

O, bitte, Mama," fiel das junge Mäd­chen hastig ein,das würde mir sehr leid thun. Ich singe gern und fühle nicht die ge­ringste Ermüdung; Du siehst ja, wie frisch ich bin."

Du sollst es auch bleiben, mein Kind; es ist die Pflicht der Mutter, dafür zu sorgen. Herr Harder giebt gewiß recht und hält auch eine Einschränkung für geboten."

Eine leichte Verlegenheit malte sich in Harder's Zügen, als tr höflich der Kommer- zienrätin zustimmte. Asta wandte sich schmol­lend ab, und da Frau Dalburg wieder nach ihren Modebildern griff, verabschiedete sich Harder und verließ mit einem letzten Blick auf seine anmutige Schülerin das Zimmer.

Wo nun Eberhard bleibt", sagte die junge Dame, als die Thür sich hinter ihm