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Amts- und Anzeige-Matt für Wildbad vnd Umgebung.

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; Anonyme Einsendungen werden nicht berücksichtigt. ^

Donnevstctg, 27. Movemöev 1890

26 . ^alingang.

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erscheinende „Wildbader Chronik"

samt „Jllustr. Unterhaltungsblatt" für den

Monat Dezember

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Württemberg.

Stuttgart, 23. Nov. Durch das heute erfolgte Ableben des Königs Wilhelm III. der Niederlande ist die Königliche Familie, mit welcher der Verewigte durch doppelte Bande der Schwägerschaft enge verbunden war, in tiefe Trauer versetzt worden.

Stuttgart, 23. Nov. Wegen Ablebens Sr. Maj. ves Königs Wilhelm III. der Nie­derlande ist Hoftrauer von heute an auf vier Wochen angeordnet worden.

ßatw, 24. Novbr. Die Mitglieder der hiesigen Bezirkskasse beschlossen in ihrer gestri­gen Vollversammlung einstimmig, wegen un­günstiger Geschäftsergebnisse an die K. Kreis­regierung wiederholt den Antrag auf Aufhebung dieser Kasse zu stellen und die Gründung einer eigenen Kasse für die Stadt Calw in Aussicht zu nehmen.

Kirsau, 24. Nov, In verflossener Nacht brannte das Stallgebäude des Weichenwärters Ammann vollständig nieder. Die Futtervorräte sind sämtlich verbrannt. Es wird Brandstiftung vermutet.

Ireudenstadt, 24. Nov. Infolge des seit Samstag herrschenden, mit orkanartigem Sturm verbundenen strömenden Regens schwoll der durch das Christophs- und Friedrichsthal fließende Vorbach zu einem reißenden Strome an, trat über seine niederen Ufer, wälzte seine Wasseimassen über die Wiesen hin und drohte den daran liegenden Häusern und Geschäften große Gefahr. Bedeutende Erdrutschungen fan­den statt, Brücken, Sägklötze, Bretter und sonstige Gegenstände aus den Arche» der am Bache liegenden Sägmühlen wurden durch die furchtbare Gewalt des Wassers fortgerissen und Wiesen, Aecker unv Weg in einen schreck­lichen Zustand versetzt. Zahlreiche Familien hatten bereits ihre Habseligkeiten eingepack um bei eintretender Lebensgefahr sich retten zu können, einige davon mußten ausziehen. Die hiesige Feuerwehr wurde heute nacht 11 Uhr zur Hilfeleistung allarmiert. Gegen 3 Uhr morgens ließ der Regen nach und begann

das Wasser zu sinken, so daß nunmehr die Gefahr beseitigt ist. Der verursachte Schaden ist ganz bedeutend. Im Dezember 1882 fand eine ähnliche Ueberschwemmung statt.

Keidenheim, 23. Nov. Heute hatte der Sohn eines Jägers zu Bibersol das Unglück, durch Unvorsichtigkeit den 14 Jahre alten Post­botensohn von Donzdorf zu erschießen.

Keidenheim, 23. Nov. Einem hiesigen Bierbrauer, der seinen Schweinen Malz füt­terte und auf Anordnung des Acciseamts dasselbe lOprozentig mit Viehsalz denaturieren mußte, gingen 4 Schweine daran zu Grunde. Die weiteren konnten durch Eingeben von Milch gerettet werden

Fükirrgen. Als Geschworene des IV. Quartals 1890 wurden u. a. gezogen: Karl Botzenhardt, jun., Rotgerber von Calw; Ober­förster Holland von Calmbach; K. Klingler, ^ägewerkbcsitzer von Nagold; Eugen Seeger, Holzhändler von Neuenbürg; Emil Zahn, Fabrikant von Calw.

Schorndorf, 24. Nov. Das Remsthal ist vielfach überschwemmt. Heute Nacht wurde in mehreren Thalorten Sturm geläutet. Der Straßenverkehr der Rems entlang ist unter­brochen. Das Wasser steigt immer noch.

Mietigheim, 24. Nov. In Großingers­heim hielt seit Jahren der Vater eines geistes­kranken, nun 42jährigen Sohnes, diesen in einem Gelasse des Erdgeschosses, das keinen Ofen und nur ein kleines Fenster hatte, bei sich. Der hiesige Landjäger, dem schon länger Gerüchte in dieser Richtung zu Ohren gekom­men, machte schauderhafte Entdeckungen. Der Unglückliche lag nur auf Stroh, war völlig nackt und mit nichts bedeckt als mit zwei alten Ueberziehern. Die Eintretenden glaub­ten ein Totengerippe vor sich liegen zu haben; bis Bewegungen mit dem Kopfe zeigten, daß dasselbe Leben habe; der Unglückliche redete verwirrt. Ihre grausame Handlungsweise glaubten die unnatürlichen Eltern damit ent­schuldigen zu müssen, daß sie ihren Sohn schon vor 15 Jahren in Winnenden gehabt, aber als ungehcilt hätten zu sich nehmen müssen; daß sie bis jetzt auch zu arm gewesen, die hohen Kosten der Unterbringung in eine Anstalt aufzutreiben.

Iltm, 23. Nov. (Katholikentag.) Die heutige Vorversammlung des württ. 'Katholi­kentages war trotz Sturm und Regen sehr zahlreich besucht. Die Tuchhalle war mit 2000 Personen überfüllt, sehr viele konnten keinen Platz mehr finden und mußten wieder umkehren. Das Versammlungslokal war mit den Büsten des Kaisers , des Papstes, und des Bischofs, mit Wappen und Tanneugrün geschmückt. Mehrere hervorragende Persönlich­keiten waren anwesend, sehr viele Geistliche

und nicht weniger als 20 Zeitungsberichter­statter waren erschienen. Die Versammlung wurde durch Direktor a. D. Rud. Probst er­öffnet, zum Vorsitzenden der Graf v. Nechberg und Röthenlöwen berufen. Telegramme wur­den an Se. Maj. den König an den Landes­bischof und dessen Coadjutor abgesandt. Dom­kapitular Graf Wolfegg überbrachte die Segens­wünsche des Bischofs. Die dem Katholikentage vorgelegten Resolutionen fordern behufs Be­kämpfung der Sozialdemokratie die Freiheit der Kirche, die volle Unabhängigkeit des Pap­stes inbegriffen, und die Erhaltung der kon­fessionellen Schule. Sie betreffen ferner die Unterstützung der katholischen Presse, die Grün­dung von katholischen Vereinen, die Uebermitt- lung eines Antrages an die württembergische Staatsregierung auf Zulassung von Männer­orden und auf Aufhebung der für weibliche Orden bestehenden Beschränkungen, und for- muliren endlich eine Bitte an den Reichstag um Aushebung des Jesuitengesetzes. Die Red­ner bekundeten durchweg eine versöhnliche Stimmung gegen die evangelische Konfession und ernteten sämtlich reichen Beifall. Die vor­geschlagenen Resolutionen fanden widerspruchs­lose Annahme.

Hleresyeim, 20. Nov. lBerufung nach Kamerun.) Dem „Jpf" zufolge wird Steuer­wächter Clauß in den nächsten Tagen nach Kamerun reisen, um dort als Zollbeamter im Reichsdienst verwendet zu werden.

R unöscha u.

Iraukfurt, 23. Nov. In der Redaktion der „Frankfurter Zeitung", sowie in der Pri­vatwohnung des Herausgebers und des Chef­redakteurs fanden heute seitens der Polizei Haussuchungen statt nach dem Manuskript einer Stuttgarter Correipondenz über den Of­fiziersball des Ulanenregiments Nr. 19, wegen deren gegen die „Franks. Ztg." Strafantrag gestellt ist. Die in öffentlichen Wirtschaften ge­fundenen Exemplare der betr. Nummer wurden beschlagnahmt.

Köln, 24. Nov. Durch über ^ständi­gen Regen und Sturm sind der Rhein und seine Nebenflüsse stark gestiegen. Bei Opladen erreichte die Wupper eine außerordentliche Höhe, die Straßen sind überschwemmt. Die Flüsse Emscher und Ferne sind ausgetreten. Hier ist der Rhein innerhalb 24 Stunden von 1,40 auf.>4,17 gestiegen. Auch das Siegthal ist überschwemmt.

Aerli», 22. Nov. Der „Norddeutschen" zufolge haben sich die deutsche und französische Negierung durch Vertrag dahin geeinigt, daß Deutschland das französische Protektorat über Madagaskar anerkennt, Frankreich dagegen die