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Es werden hier Dinge an die Oeffenlichkeit gezogen die, im schwärzesten Weltteil geschahen,! die schwärzesten Schatten auf englische Gesittung und Humanität werfen.
Aaris Die Anordnung des Kriegsministers, daß die französischen Offiz'ere, Unteroffiziere und Soldaten alle von Ausländern gehaltenen Wirtshäuser zu meiden haben und daß die Offiziere keine Dienstboten fremder Nationalität mehr halten sollen, hat Mißstimmung erregt. Man hält dies für einen zu weit gehenden Eingriff in die persönliche Freiheit
Aewyork, 14. Nov. Aus der Oregon- und California-Eisenbahn stürzte am 13. Nov. unweit Salem, gerade als ein Zug darüberfuhr, eine Brücke ein. Die Lokomotive und die Wagen fielen die Tiefe hinab und wurden zertrümmert, 4 Personen büßten auf der Stelle ihr Leben ein. Unter ihnen befanden sich der Lokomotivführer und der Heizer. Der Zug hatte ungefähr 100 Fahrgäste, und fast alle wurden mehr oder minder verletzt.
Triikchaltkndks.
Zer treue Wutosz.
(Nachdruck verboten.)
In Ungarns Hauptstadt besitzen die Fleischer in den verschiedenen Stadtvierteln eigene Schlachthäuser, wo das Vieh eingeführt und geschlachtet wird. Vor etwa 10 Jahren wurde allnächtlich von daselbst aufbewahrtem Fleische sehr viel gestohlen, ohne daß man vermuten konnte, .wer der Dieb sei. An dem rechten Ufer der Donau, liegt der altstädtische Schlachthof, aus dessen Innern eine wohl mannsdicke Röhre bis an das Wasser hinabführt, um die Unreinigkeiten abzuleiten. Gerade gegenüber wohnte der Fleischermeister Maddai, dessen Hofraum auf der einen Seite von dem Fluß bespült wird. Die oben bemerkten Diebereien nahmen kein Ende, so daß einige Meister beschlossen, zu wachen. Um Mitternacht vernahmen die Wachenden ein Plätschern — stöhnend windet sich ein Geschöpf mit unsäglicher Mühe die Reinigungsröhre hinauf, und siehe, aus der Oeffnung derselben hebt sich der dicke Kopf einer englischen Dogge. Sie kriecht völlig heraus und knurrt, da sie fremde Leute wittert. Da diese aber sich still verhalten, geht die Dogge nach der Seite, wo das Fleisch aufgehängt ist, reißt ein frisch geschlachtetes Kalb vom Nagel, und indem sie dasselbe vor sich in die Röhre hi,ab gleiten läßt, folgt sie auf demselben Wege. Die Anwesende» schauen zum Fenster hinaus und sehen den Hund, das Kalb im Maule, über den Fluß fortschw mmen, um am gegenseitigen Ufer auf dem Hofe des Fleischermeisters ans Land zu steigen. Am andern Morgen begaben sich die Fleischer, welche eine Zeit hindurch bestohlen worden waren, zu Maddai, erzählten ihm den Vorfall, und nun wird diesem klar, wie die vielen Knochen und Fleischstücke auf seinen Hof gekommen sind. Sein Kettenhund, Matösz, den man des nachts der Kette entledigte, hatte die Dieberei ausgeführt. Maddai mußte den Bestohlenen eine bedeutende Summe als Entschädigung bezahlen. Erbittert über diesen unverschuldeten Verlust spricht Maddai das Todesurteil über den Hund, er sterbe durch eine Kugel und bittet einen Freund, der sich eben bei ihm befindet, die Exekution zu vollstrecken. Dieser zeigt sich auch dazu bereit; die Flinte über die Schulter hängend, den Matösz an einer Leine mit sich führend, geht er vors Thor, um den Delinquenten zu erschießen. Dort begegnen ihm einige Slovaken.
Einer von ihnen fragt, wo er mit dem Hund hin wolle, und bietet ihm, da er hört, daß er erschossen werden solle, sechs Gulden. Man wird des Handels einig, der Slovake nimmt den Hund, der Exekutor sein Geld und kehrt mit der Nachricht zurück, der Uebelthäter habe seinen Lohn erhalten. In Maddai regt sich jetzt das Mitleid; der Hund war von vorzüglicher Rasse und seinem Herrn immer ergeben gewesen. Er macht sich bittere Vorwürfe, den treuen Hüter seines Hauses verkannt zu haben. Doch jetzt mußte er sich zufrieden geben. Ein Jahr nach diesem Vorfälle machte Maddai eine Reise nach Temeswar, um dort fettes Schlachtvieh einzuhandeln. Zwei Meilen von dem Städtchen N. ereilt ihn die Nacht. Es war Ende Februars, das Wetter schlecht, und Maddai, nachdem er durchnäßt und ermüdet, die endlosen Pusten durchmessen, kehrt in eine abgelegene Czarda ein. Er tritt in die Wirtsstube, die von der Unreinlichkeit des Besitzers Kenntnis gibt, wo er nur den Wirt nebst seinem Weib als einzige Bewohner des Hauses findet. Nachdem er mit vieler Mühe ein kümmerliches Abendbrod erhalten hat, bittet er, ihm seine Schlafstelle anzuweisen, und wird von dem Slovaken, der mit einem brennenden Kienspan vorleuchtet, eine Leiter hinauf nach einer Bodenkammer geführt, in der sich ein Bett befindet. Mit einer „guten Nacht" verläßt der Wirt den Gast. Maddai befindet sich nun allein, brennt seine Stummelpfeife an und schreitet die Kammer auf und ab. Als er alle Erlebnisse dieses Tages überdachte, siel es ihm auf, daß unten in der Stube der Wirt mit seiner Frau oft in heimlichem Geflüster mit gierigen Blicken nach seiner um den Leib geschnallten Geldkatze geblickt hatte. Dieses und dazu das schielende Gesicht des stämmigen Wirtes, die Abgelegenheit des Hauses, läßt ihn Unheil ahnen und warnt ihn, auf seiner Hut zu sein. Ec untersucht die Kammer, die Thür hat keinen Riegel, das Schloß keinen Schlüssel. Er durchmustert das Bett, untersucht unter demselben und findet — Blutflecken. Seine Ahnung, daß er in einer Mördergrube sei, wird ihm jetzt zur Gewißheit; er will versuchen, die Flucht zu ergreifen - aber das Fenster ist zu klein, um hindurch zu kommen. Im bleibt nichts übrig, als sich auf seine derben Fäuste und auf sein Messer zu verlassen. Er wickelt ein Kopfkissen zusammen, bedeckt es mit seiner Schlafmütze, legt dieses Bündel in das Bett, das etwas in Unordnung gebrachte Deckbett darüber breitend, und nun, das Messer in der nervigen Hand, geht er ans Fenster und betet inbrünstig zu Gott, ihn aus dieser Gefahr zu erlösen; und müsse er hier wirklich unter Mörderhänden verbluten, — seine Frau und seine Kinder in den Schutz zu nehmen. Durch dieses Gebet gestärkt, erwartet er die kommenden Dinge. — Der Mond warf von Zeit zu Zeit sein mattes Licht durch die Wolken; der Regen und Schnee rasselte und knisterte gegen die Fenster. Bei dem kleinsten Geräusch umklammerte er krampfhaft das Messer, mochte halb ein Uhr sein — da hört er auf der Treppe ein leises Geräusch, er stellt sich hinter die Thür und herein tritt der Wirt, mit seiner Flinte bewaffnet. Leise schleicht er zum Bette, getäuscht durch das Dunkel der Nacht und durch des Fleischers Vorrichtung, glaubt er, Maddai selbst liege im Bett; er drückt sein Mordgewehr ab, der Schuß fällt. Nun springt aber Maddai hervor, beide umfassten sich ringend, ein heftiger Ringkampf entspinnt sich; allmählich aber schwinden die Kräfte des Fleischers. „Huß! Huß!" ruft der Slovak, und auf diesen Ruf springt ein
großer Hund zur Thüre herein, und mit einem Satz auf Madvi los, um diesen zu Boden zu reißen. Plötzlich aber mit entsetzlichem Gebell wirft der Hund sich auf den Slovaken, reißt in nieder, und sich über ihn mit feurig rollenden Augen stellend, stemmt er dem Niedergestürzten die Vorderfüße auf die Schultern. Froh wedelt er mit dem Schweife und stößt ein freudiges Geheul aus. Matösz hatte seinen Herrn wieder gesunden Maddai erkannte in ihm den treuen Hund, den er dem Tode geweiht hatte, und der ihn jetzt vom Tote rettete. Der Slovak, von dem wütenden Hunde und dem Messer des Fleischers bedroht, lag regungslos am Boden. Der Morgen graute, Reisende naheten der Czarda. Maddai rief zum Fenster hinaus um Hülfe. Man kam herauf — und der Wirt erhielt seinen verdienten Lohn für die Mordthaten, die er schon früher begangen hatte. Maddai ist vor einigen Jahren gestorben. Matösz zwar blind und vom Alter entkräftet, lebt aber noch bei dem Sohne desselben als treuer Hüter des Hauses und wird von allen so sorgsam und liebevoll gepflegt wie ec es durch seine Treue verdient hat.
Gemeinnütziges.
— Kaffeefleckcnin Leinwand, Tischzeug und weißem Baumwollenstoff wäscht man mit heißem Salzwasser und spült den Stoff in reinem Wasser aus.
(Nähmaschinen zu reini gen.) Wenn sie, mit verharztem Oel und Staub beschmutzt, in ihrem Gang behindert sind, verschaffe man sich etwas Benzin, bestreiche die Teile, die geölt werden, mittelst eines Pinsels oder einer Feder damit, trete die Maschine einige Minuten, und wenn das Oel aufgcweicht ist, wische man die Teile mit einem Lappen rein und öle sie wie gewöhnlich ein.
Vermischtes.
— Die Berliner Volksküchen wurden in diesem Sommer und Herbst so zahlreich besucht, wie noch in keinem Vorjahre, auch ein Zeichen der Zeit. Trotz der hohen Preise, besonders des Fleisches und der Kartoffeln, find in den Volksküchen die billigen Preise von 15 für vierfünftel Liter, 25 für 1 Liter Gemüse und Fleisch, 5 für ein Stück Fleisch extra, 5 für Kaffe beibehalten. Die Volksküchen werden wöchentlich von 4000 Personen besucht. Am 17. Nov.beginnt die Abendspeisung in allen Volksküchen in den Stunden von 6 — 8 Uhr, ebenfalls mit Beibehaltung der alten Portionspreise, nämlich 10 für Bratkartoffeln und Wurst, 8 für Kartoffeln und Hering, 5 für vierfünftel Liter Suppe oder 1 Becher Thee, oder 1 Taffe Kaffe mit Milch und Zucker.
(Gebrauch alten Zeitungspapiers.) Wenn man Pelzwerk, Tuch oder dergleichen in alte Zeitungen einschlägt, darf man sicher sein, daß dieselben nicht von den Motten angefressen werden, denn die Druckerschwärze wirkt gerade wie Kampher. Aus dieser Ursache ist es auch gut, Zeitungspapier unter Stubenbodenteppiche zu legen. Ebenso wirkt Zeitungspapier, indem es keine Luft durchläßt, erhaltend auf Artikel, die luftdicht verschlossen sein sollen. Ein Krug Wasser mit einem Stück Eis darin hält im heißesten Sommer über Nacht, ohne daß das Eis im Wasser schmilzt, wenn der Krug ganz in Zeitungspapier eingehüllt ist.
— Der Riesengrenadier, über welchen kürzlich berichtet wurde, ist in die heimatlichen Gefilde am Rhein zurückgekehrt, da ihn der Dienst über die Maßen angestrengt hat. Trotz