Amts und Anzeige-Mt für Vildbad und Amgebuug.
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Ars. 1O1.
Dorrrrevstag, 20. Wovernbev 1890
26. jatipgang.
Württemberg.
Stuttgart, 17. Nov. Das Mil.-V -O.-Bl. veröffentlicht die Ernennung General-Majors Frhr. Schott v. Schottenstein zum Kom- rnandeuer der 30. Division in Straßburg, die Beförderung des Gen.-Lieut. z. D. v. Suckow zum General der Infanterie und die Genehmigung des Abschiedsgesuchs des Gen.-Majors v. Sarwey, des letzteren als Generallieutenant.
Stuttgart, 17. Nov. Mit allerhöchster Genehmigung des Königs ist von dem Kgl. Ministerium des Innern den Medizinalrüten Dr. Rembold u. Dr. Burkhardt der Auftrag erteilt worden, sich behufs Kenntnisnahme von dem Koch'schen Heilverfahren und den hiebei erzielten Erfolgen nach Berlin zu begeben.
Stuttgart, 11- Nov. Württembergs Matrikularbeitrag für 1891/92 ist im neuen Reichsetat auf 15 688 000 berechnet.
— Für die Jnvaliditüts- und Altersversicherung ist nach Maßgabe des Neichsgesetzes in Württemberg eine sich auf das ganze Landesgebiet erstreckende Versicherungsanstalt mit dem Sitz in Stuttgart gegründet worden. Dieselbe führt den Namen: „Württembergische Jnvalidi- täts- und Altersversicherungsanstalt." Vorsitzender des Vorstandes ist Oberregierungsrat von Bockshammer in Stuttgart.
Stuttgart, 11. Nov. Das Schlachtenpanorama soll für den Winter elektrische Beleuchtung erhalten. Anfangs März d. I. eröffnet, hatten bis zum 1. Okt etwa 60 000 Personen das Panorma besucht. Die Erstell- ungskostcn betrugen 150 000 ^ und diese dürften bei weiterem gutem Besuch in etwa zwei Jahren gedeckt sein.
— Die Vorgänge innerhalb des Offizierkorps des hiesigen Ulanenregiments haben, mit der Verabschiedung der darin verwickelten Herrn ihren Abschluß noch nicht gefunden. Heute mittag fand ein Pistolenduell zwischen den ehemaligen Lieutenants K. und v. V statt, bei welchem der Letztere eine schwere Verwundung davontrug. Wie es heißt, steht noch ein weiteres Rencontre in Aussicht.
Alteusteig, 15. Novbr. Am Dienstag Abend ließ Hirschwirt Walz von Edelweiler 'durch einen Fuhrmann hier ein Faß Wein abholeu. Ungefähr eine halbe Stunde von hier wo gegenwärtig eine größere Straßenkorrektion vorgenommen wird, gerieten die Pferde in der Dunkelheit abseits, ein Rad sprang heraus, der Wagen fiel um, und Walz kam so unglücklich darunter, daß ihm die Achse in den Leib drang- Seine Verletzungen waren so schwer, daß er in der gestrigen Nacht starb. Der Verunglückte war verheiratet und hinterläßt ei.,e Witwe mit 4 kleinen Kindern.
Seine Eltern, die von Walddorf an das Schmerzenslager des Sohnes geeilt waren, erhielten, als sie tags darauf die Leiche umstanden, noch die Hiobsbotschaft, daß ihnen in der verflossenen Nacht die Flammen rhr Obdach und fast die gesamte Habe geraubt haben.
In Markgröningen brachte eine 64jähr. Witwe in das Mittagessen, welches für sie und ihren Sohn bestimmt war, aus Versehen eine Anzahl Phosphorpillen, wie solche zur Vertilgung von Mäusen vielfach angewendet werden. Mutter und Sohn erkrankten sofort unter Vergiftungssymtomen und dem herbeigerufenen Arzt gelang es den Sohn dem Leben zu erhalten, während die Mutter unter furchtbaren Leiden starb.
In Kornwestheim wurde ein 13jähr. Mädchen festgenommen, welches aus Bosheit gegen seinen Dienstherrn dessen Gebäude in B' and zu setzen versucht hatte.
Khingen a./Donau, 17. Nov. Gestern abend hat der 20jährige Sohn des Metzgermeisters L. seinen 19jährigen Bruder eines unbedcutenden Streites wegen erstochen. Der Thäter, welcher über seine gräßliche That bittere Reue zeigt, ist verhaftet.
Rundschau.
In Anstatt fiel beim Mühlburger Thor ein Elsäßer Bauer samt seinem 13 Jahre alten Sohne mit Roß und Wagen über eine 8 —10 Meter hohe Mauer in denmit Wasser gefüllten Wallgraben. Das Pferdbrach das Genick.
Aus Aayern, 14. Nov. Ein Geschäftsmann aus Altdorf wurde zu 8 Tagen Gefängnis (!) verurteilt, weil er einen Lehrer dadurch beleidigt haben soll, daß er ihm den Titel „Schulmeister" gab.
In Jürth wurde auf offener Straße ein Lehrer, welcher einen renitenten Schüler über Mittag in der Schule behielt, von einem Verwandten des Schülers zuerst mit Worten in gröblichster Weise insultirt und sodann körperlich mißhandelt.
— In der Nähe des Städtchens Kirchheimbolanden in der Pfalz sind ausgedehnte Quecksilber- und Kupferlager aufgelegt worden. Die Reichhaltigkeit der Kupfererze soll denen der Molachitgrube Wissolaja Gora im Ural nicht nachstehen.
Berlin, 11. Nov. Dem Bundesrat ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend Unterstützung der Familien der zu Friedensübungen einberufenen Mannschaften zugegangen.
Berlin, 18. Nov. Prinz Adolf von Schaumburg-Lippd erhielt den Schwarzen Adlerorden, ferner einen sechsmonatlichen Urlaub
für die Hochzeitsreise. Berliner Blätter melden, daß dieselbe nach Indien geht. Gestern begannen die Hochzeitsfeierlichkeiten mit einem Diner in der Bildergallerie des Schlosses und einer Festvorstellung im Opernhause.
Kamöurg, 17. Nov. In Hamburg und Kiel wurden Falschmünzerbanden verhaftet, welche falsche Goldstücke fabrizierten und auch falsche Tausendmarffcheine in Umlauf setzten.
Leipzig, 14. November. Der Arbeiter Hubert, jener verrohte Patron, welcher am 1. Okt. d. I. Hierselbst am Schwanenteich der achtjährigen Anna Seifert Gewalt angethan und sie schwer verwundet hat, ist heute vom hiesigen Schwurgericht des Sittlichkeitsverbrechens nach Z 179 Absch. 1 und' 2 und versuchten Todtschlages für schuldig erachtet wnd zu 15 Jahren Zuchthaus rc. verurteilt worden.
Mern, 15. Novbr. Die Direktoren des Sanatoriums zu Davos sind nach Berlin zu Dr. Koch abgereist.
Aetersöurg, 15. Novbr. Sofort nach der Veröffentlichung des Koch'schen Heilverfahrens wird eine Heilstation in einem der größten Hospitäler Petersburgs eingerichtet. Bekanntlich hat kaum ein anderes Land so viel wie Rußland unter der Schwindsuchtsgeißel zu leiden. Ganz besonders gilt dies von der Hauptstadt selbst.
London, 17. Nov. In der letzten Woche sind über hundert Bauern und Arbeiter anläßlich eines Aufruhrs in einem 22 Km. von Moskau entfernten Orte von Soldaten getötet oder verwundet worden. Die Bauern hatten sich geweigert, einen neuernannten Verwalter anzuerkennen, und ihn gefesselt nach Moskau gesandt.
London, 17. Nov. Bisher stellten 6 große Handlungshöuser infolge Zusammenbruchs des Bankhauses Baring die Zahlungen ein. Man befürchtet eine Reihe weiterer Fallissements.
London. Die „Times" fährt in der Veröffentlichung der Belegstücke für die afrikanischen Greuel fort. Eine Erzählung von Stanleys Diener und die eidlichen Aussagen des Dolmetschers Assad Farran bestätigen die Scheußlichkeit Jamesous und die Grausamkeiten Barttelots nach Mitteilung der Sansibariten und Sudaner. Bestätigt wird der Kauf des Sklavenmädchens, seine Ermordung und Verweisung in Jamesous Gegenwart. Jameson hat sich u. A. auch den Kopf eines von einem Araber erschossenen Negers abgeschnitten, mit Haut und Haaren eingesalzen und nach London geschickt, um ihn dort cinbalsamieren zu lassen. Das Greuelstück ist noch im Besitz von Jamesous Witwe. Die Grausamkeiten Bartelots werden mit dessen „Wahnsinn" entschuldigt.