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plötzlich ganz bedeutend gefallen, so daß an der New-Aorker Börse eine Panik entstand, und zwei große Bankfirmen bankerott wurden. Daß bei der nächsten Präsidentenwahl der frühere Präsident Cleveland wieder an die Spitze der Vereinigten Staaten kommt, ist heute schon ebenso sicher als die baldige Ab­schaffung der Mac Kinley-Bill.

Württemberg.

Stuttgart, 12. Nov. Der König hat heute den mit Wahrnehmung der Funktionen des Präsidenten der Generaldirektion der Staatseisenbahne» beauftragten Direktor Dr. von Schall, sowie den neuernannten Direktor und Vorstand der Betriebsabteilung der Ge­neraldirektion der Staatseisenbahnen v. Balz in Audienz empfangen.

Wie demStaats-Anzeiger" mitgeteilt wird, hat die württembergische Eisenbahn-Ver­waltung in den letzten Tagen einer belgischen Gesellschaft die Lieferung von zehn Schnell­zugslokomotiven übertragen, nachdem die deut­schen Lokomotivfabriken unter dem Ansitzen, daß sie bis Frühjahr 1892 besetzt seien, sich außer Stande erklärt hatten, die Ablieferung in den von der Elsenbahnverwaltung gestellten Fristen (Sommer 1891) vollziehen zu können.

Kalw, 11. Nov. Am heutigen Tag hat die Langholzflößerei auf der Nagold für das laufende Jahr aufgehört; ihm Ganzen haben in diesem Jahr etwa 60 Flöße die Nagold passiert; gegen früher hat die Flößerei bedeu­tend abgenommen und man nimmt mit ziem­licher Bestimmtheit an, daß nach der Eröff­nung der Bahnlinie Nagold-Altensteig der Zeitpunkt nicht mehr fern ist, an welchem die Langholzflößerei auf der Nagold ganz auf­hören wird. Schon jetzt wird sehr viel Holz mit der Eisenbahn befördert. Da die Wasser­werksbesitzer durch die Flößerei, namentlich bei niederem Wasserstand, in ihrem Geschäfts­betrieb sehr geschädigt werden, so hat die Handelskammer Calw die bis jetzt zwar j ohne Erfolg wiederholt um Aufhebung der Flößerei auf der Nagold und Enz petitionirt.

Aus dem GöeramtAreudeustaÜt, 7. Nov. Ein beneidenswertes Städtchen ist entschieden Dornstetten. Von einem Gemeindeschaden weiß man nichts; dagegen werden in diesem Jahr an jeden Bürger 80 baar Geld be­zahlt. Mit der Holzgabe und den Almand- ländern erhöht sich der Bürgcrnutzen auf 110 Mark. Die von Dornstetten einberufenen Soldaten erhalten das baare Geld ebenfalls. Dornstetten besitzt einen etwa 2000 Morgen großen, schön bestockten Tannenwald.

In Krtingen, O.A. Riedlingen, stürzte vor einigen Tagen, als sich junge Leute in einem Privathaus mitTanzenlernen" belustigten, durch Eifersucht getrieben, ein junger Bursche in die Stube und schoß auf die ahnungslos Tanzenden 3 Schüsse aus einem mit 6 Kugeln geladenen Revolver ab. Die erste Kugel traf sein ausersehenes Opfer durch einen leichten Streifschuß unter der Brust, die zweite einen Burschen in den Oberschenkel und die dritte ein Mädchen in den Arm. Der Wütherich wurde entwaffnet und sofort in Haft gesetzt.

Rundschau.

Mastatt, 12. Novbr. Die Entfestigung Rastatts wird, nachdem in den jüngsten Mo­naten die Arbeiten geruht hatten, neuerdings wieder energischer betrieben. Pallisaden und sonstige, fortifiikatorischen Zwecken dienende Gegenstände werden seit einiger Zeit nach Straßburg übergeführt.

Auf der Landes - Versammlung der

Volkspartei in Wiirnöerg, welche am letzten Sonntag daselbst tagte, erklärte Rechts­anwalt Heigel von Bamberg, es sei notwendig, dieZiele der Volkspartei" offen zu bekennen. Diese gipfelten in dem Freistaat, mit einem Worte in dem Staate der Zukunft, in der Republik. Die Parteigenossen seien Republi­kaner, und wer das nicht sein wolle, der habe kein Recht sich zur Partei zu zählen.

Aus der Rheinpfakz, 10. November. Während der Neue anhaltend begehrt bleibt, herrscht auch regere Nachfrage nach 1889ern. Für bessere Mittelsachen aus letzterwähntem Jahrgange unserer hervorragenden Haardt- Reborte wurden 17502800 Mark angelegt. Nebenplätze erzielten dafür brS 600 Mk. für 1000 Liter. 1890er stellten sich auf 460 bis 600 Mk., bezw. 320 380 Mk. Kleinere Unterländer brachten 250340 Mark und Oberhaardter 180 300 Mark.

Irankfurt a. M., 11. Novbr. Die Franks. Ztg." berichtet über eine gestern hier durch einen Assistenten Kochs vorgenommene Behandlung eines alten Lupusfalles. Der Verlauf war günstig. Nächster Tage, heißt es weiter, erfolge eine Publikation Kochs. Der Impfstoff soll sofort allen Aerzten zu­gänglich gemacht werden. Der Preis sei vor­läufig auf 25 Mark per Fläschchen festgesetzt.

Merlin, 12. Nov. Wie derBörsenk." mitteilt, sind die Forschungen des Professor Dr. Koch jetzt soweit vorgeschritten, daß die Einrichtung einer Versuchsstation zu hundert Betten in der Albrechrsstraße notwendig und gesichert erscheint. Anmeldungen sollen nicht an den mit Geschäften überhäuften Professor Koch selbst, sondern an einen seiner Assistenz­ärzte, Dr. Cornet oder Dr. Pfeuffer vom Reichsgesundheitsamt gerichtet werden.

West, 11. Nov. Eine überladene Fähre kippte gestern auf der hochgehenden Waag um, 60 Personen sind ertrunken.

Wie», 11. Nov. Zeitungen bringen ein Telegramm aus Lissabon, wonach Johann Orth ! bei dem Zusammenstoß mit einem fremden Kauffahrer untergegangen sei.

Sansibar, 11. Nov. Der künftige Gou­verneur des deutschen Küstengebiets, v. Soden, ist hier eingetroffen. Er wird zunächst sämtliche Stationen besichtigen.

LokaLes.

Wildbad, 14. Nov. Bei der gestern statt­gehabten General-Versammlung des evang. Kirchenchors wurde zum Vorstand desselben für den abgetretenen Herrn Stadt­pfarrer Härle Herr Stadtpfarrer Glauner gewählt. Der neuerwählte Ausschuß setzt sich aus folgenden Herren zusammen: Schullehrer Eppler, Gassabrikant Fein, letzterer zugleich Kassier und Schriftführer des Vereins, I)r. Haußmann, Postsekretär Herrmann und Buchdruckereibesitzer Wildbrett. Die musi­kalische Leitung blieb wie bisher in den be­währten Händen des Herrn Schullehrer Baur. Gleichzeitig wurde beschlossen, im nächsten Frühjahr ein Kirchen-Concert abzuhalten.

Sie Invaliditäts- und Alters-Persiche­rung unserer Arbeiter.

(Schluß.)

Die geleisteten Beiträge werden auch an weibliche Personen, welche wenigstens fünf Jahre Beiträge bezahlt haben, zurückerstattet, wenn dieselben eingehen, jedoch werden solche besser thun, ihre Beiträge fortzuentcichten, um die Anwartschaft auf Invaliden- oder Alters­rente nicht zu verlieren.

Auch die Witwe eines Versicherten^, welche 5 Jahresbeiträge leistete und keine Rente be­zog, hat Anspruch aus die Hälfte der von dem Verstorbenen entrichteten Beiträge. Ist eine solche nicht vorhanden, so geht dieses Recht auf die ehelichen Kinder des Verstorbenen über, so lange sie das fünfzehnte Jahr nicht erreicht haben. Wird den Hinterbliebenen auf Grund des Unfallversicherungsgesetzes eine Rente gewährt, so hört dieser Anspruch auf.

Der Anspruch auf Bewilligung einer In­validen- oder Altersrente ist bei dem Oberamte geltend zu machen. Die Versicherten erhalten Quittungskarten, welche Raum zu 47 wöchent­lichen Beitragsmarken bieten, welche wiederum der Arbeitgeber, bei dem der Arbeiter zu An­fang der Woche beschäftigt ist, aufzukleben hat. Diese Karten werden jährlich gegen neue umgetauscht, auf welchen die Dauer der Versicherungszeit, einschließlich der durch Krank­heit und Militärzeit erworbenen, vorgemerkt ist. Die Marken sind durch die Post zu be­ziehen und ebenso erfolgt die Auszahlung der Renten durch die Postanstalten, wo der Em­pfangsberechtigte seinen Wohnsitz hat.

Durch die von dem Gesetze vorgeschriebene Wartezeit würden indessen viele der jetzt leben­den Versicherten ganz von dem Genüsse der Altersrente ausgeschlossen, weil sie ein hohes Alter erreichen müßten und auch dieJnoalidenrente käme ihnen erst nach einer Reihe von Jahren zu gute, weshalb Uebergangsbestimmungen ge­troffen wurden, welche es ermöglichen, daß das Gesetz bald seine volle Wirksamkeit äußern kann. Deswegen wird die Altersrente für alle Berechtigten, welche das 70. Jahr vol­lendet haben, sofort ausbezahlt ohne Rücksicht auf die Zahl der Beitragsjahre und es treten mit dem 1. Januar 1891 etwa 117 000 Personen m den Genuß derselben, welche keinerlei Beiträge bezahlen. Diesen Anspruch können sie erheben, wenn sie Nachweisen, Laß sie in den letzten drei Jahren mindestens 141 Wochen in einem Arbeitsverhältniffe gestanden haben, welches die Versicherungspfücht begrün­det. Hiebei werden auch bescheinigte Krank­heiten über 7 Tage, militärische Dienstzeit, sowie Unterbrechungen eines Dienst- ober Ar­beiterverhältnisses, sofern dieselben während eines Jahres nicht mehr wie 4 Monate be­tragen haben, mit eingerechnet und ist es nun Sache der Arbeiter, diesen Nachweis zu er­bringen, was nicht nur Dienstboten und stän­digen Arbeitern, sondern auch Taglöhnern möglich sein wird-

Auch die Wartezeit für die Jnvaliden- Versicherung wird in der Weise verkürzt, daß während der ersten 5 Kalenderjahre nach In­krafttreten des Gesetzes nur verlangt wird, daß der Versicherungspflichtige während eines Beitragsjahres die vorgeschriebenen 47 Wochen­beiträge entrichtet hat. Es kann deshalb ein Arbeiter, welcher vom 1. Januar 1891 an seine Wochenbeiträge bezahl, schon am 26. November dieses Jahres in den Genuß der Invalidenrente treten. Er hat überdies aber nachzuweisen, daß er innerhalb der letzten 5 Kalenderjahre vor dem Eintritt seiner Erwerbs­unfähigkeit so viele Wochen thatsächlich in Arbeit gestanden hat, als ihm bei der Anmel­dung seines Rentenanspruches an der fünf­jährigen Wartezeit von 235 Beitragswochen fehlen. Auch hiebei treten die obigen Erleich­terungen hinsichtlich der Krankheits-, Militär­zeit und der Arbeitspausen ein.

Die hier geforderten Nachweise früherer Beschäftigung verschafft sich der Arbeiter da­durch, daß er sich von den Arbeitgebern, bei .welchen er in den letzten 5 Jahren gearbeitet I hat, Bescheinigungen über diese Arbeitsdauer aus-