412

rer Bauernfang, dessen Opfer das amerikanische Volk gewesen sei. Es sei lächerlich, zu glau­ben, daß dieser Zolltarif auch nur zehn Jahre in Kraft bleiben könne. Niemals habe sich die Regierung in Washington den Verlangen des Reichtums so gebeugt, wie gegenwärtig. Die Hauptsorge der amerikanischen Regierung bestehe jetzt darin, eine Menschenklasse zu be­fähigen, ihren Mitbürgern das Geld aus der Tasche zu nehmen und es in die eigene Tasche zu stecken. Früher war der Amerikaner der Hilfdirselbstmann" und das war sein Stolz. Jetzt stelle es sich immer mehr und mehr heraus, daß die Regierung ein großer Sack voll Beute für denjenigen ist, welcher es ver­steht, mit vollen Händen hineinzulangen. Die großen Industriellen hätten zur letzten Wahl­agitation erhebliche Summen beigesteuert, und die Zollerhöhung sei nun die Belohnung da­für. Das ganze Gesetz sei ein Schandfleck für Amerika", so schloß Redner.

Aus Meriko, 5. Nov., wird gemeldet: Der Stierkämpfer Zocato wurde bei einer Vor­stellung von einem wütenden Tiere in oie Luft geschleudert; dabei wurde dem Manne der Leib aufgerissen Hiedurch und weil die Stiere schlecht kämpften, wurden die Zuschauer aufgeregt und zerstörten die Arena. Als dann die Polizei einschritt, entstand eine furchtbare Panik, wobei viele Personen, meist Frauen und Kinder, schwer verletzt wurden.

Unikrhslikndks. Werratene Liebe

Erzählung aus Litauen von Karl Funk.

(Nachdruck verboten.)

(Schluß.)

An einem prächtigen Abend brach Wenzel gerade von der Heideschenke auf, als der Jägerbursche ihm bestürzt entgegen kam und die Nachricht brachte, daß es mit dem alten Förster sehr schlecht stehe. Eilends begaben sich beide nach Hause. Dort kaum angelangt, merkte Wenzel, daß er in der Hast die Klinge seines Hirschfängers verloren hatte, und be­auftragte den Jägerburschen, dieselbe suchen zu gehen, was ihm bei dem klaren Mondschein gar nicht schwer fallen konnte. Unterdessen machte sich der Sohn mit dem Vater zu schaf­fen, bei dem bald merkliche Besserung eintrat. Plötzlich wurde die Stubenthür un­gestüm aufgerissen, und herein trat der Bursche mit der verlorenen Waffe, indem er erregt ausrief:Jetzt haben wir die Kerle!"Wen denn?" fragten die andern wie aus einem Munde.Die Wilddiebe!" entgegnete der Bursche und in fliegender Eile erzählte er nun, wie er kaum Zeit gehabt, sich vor den beiden zu verbergen. Drauf sei er ihnen nachge- schlichen und habe gesehen, daß sie die Rich­tung nach dem schwarzen Fluß zu eingeschla­gen hätten.Merkwürdig," sagte Wenzel, das liegt gerade wieder in entgegengesetzter Richtung vom Moosbruch, wo ich heute hin­wollte!"

Ohne Verzug machte sich Wenzel nebst dem Burschen nach dem schwarzen Fluß zu auf. Sie waren noch keine halbe Stunde gegangen, als aus dieser Richtung her ein Schuß durch den stillen Wald schallte. Vorsichtig schlichen sie der Stelle näher, und bald sahen sie vor sich auf einer kleinen Lichtung zwei Männer mit dem Ausweiden eines Hirsches beschäftigt, während ihre Gewehre etwas davon entfernt an einer dicken Eiche lehnten.Steht, Ihr Hallunken, oder ich schieße Euch nieder!" rief Wenzel mit donnernder Stimme. In

diesem Augenblick verdunkelte eine finsterte Wolke den Mond. Das benutzten die Wilde­rer und suchten zu entwischen. Die Jäger stürmten ihnen nach. Dabei stolperte einer der Fliehenden über eine Wurzel; als er sich aber kaum wieder erhoben hatte, faßte ihn Wenzel schon am Kragen, während der Jäger­bursche den andern zu ergreifen suchte. Doch in demselben -Augenblick inachte der Gefaßte einen blitzschnelle Wendung und führte mit seinem langen Jagdmesser einen kräftigen Stoß nach dem Herzen Wenzels, den dieser mit seiner Flinte noch geschickt parierte, daß die Klinge zerbrach. Nun kam es zwischen beiden zu einem verzweifelten Ringen, und dabei wurde Wenzel gewahr, daß er es mit einem weiblichen Wesen zu thun habe. Da trat der Mond wieder klar hervor, und wie vom Blitz getroffen stand der Jäger da, als er dem Wilddieb ins Gesicht schaute, denn es war

-seine heißgeliebte Kathinka. Diesen

Augenblick benutzte dieselbe, riß sich loß und flog wie der Wind davon. Als Wenzel aus seiner Betäubung erwachte, setzte er ihr nach. Zugleich kehrte auch der Jügerbursche von seiner nutzlosen Verfolgung zurück und ver­sperrte der Fliehenden von einer andern Seite den Weg. Jetzt war an ein Entkommen nicht mehr zu denken, da ihr auch von vorn der schwarze Fluß als Hemmnis in den Weg trat. Mit langen Schritten eilte sie nun dem hier hohen Ufer desselben zu.Kathinka!" rief ihr Verfolger in Herzensangst. Doch diese hörte ihn nicht; denn schon war sie auf der steil abfallenden Höhe. Einen Augenblick zögerte sie, dann breitete sie ihre Hände aus und sprang in die dunkle Tiefe hinab.

Als die beiden Jäger endlich das hohe Ufer hinabgeklettert waren, fanden sie Kathin- kas leblosen Körper an einer seichten Stelle des Flusses liegen, während die dunkeln Wel­len murmelnd und grollend dahineilten, erzürnt darüber, daß ihnen das Opfer entgangen. Behutsam hoben sie den Körper auf und schafften ihn mit vieler Mühe das Ufer hinan, wo sie ihn sanft auf das schwellende Moos niederlegten. Regungslos lag nun das schöne Weib da; eng schmiegten sich die durchnäßten Kleider an den Körper an. dessen edle For­men deutlich verratend. Wie ein Trauer­schleier umgab sie ihr langes, rabenschwarzes Haar, das sich auf der eiligen Flucht gelöst hattte, und in welchem einzelne Wassertropfen im Mondlicht gleich Edelsteinen funkelten. Das sonst schon bleiche Gesicht war jetzt wie aus Marmor gemeißelt. Nur von der Stirn her bahnte sich ein kleines, rotes Bächlein einen Weg hinab ins grüne Moos. Ueberwältigt von seinen Gefühlen sank Wenzel neben ihr nieder und drückte einen langen, heißen Kuß auf die erkaltenden Lippen. Wie durch ein Wunder schlug Kathinka plötzlich die Augen noch einmal auf, und mit sterbender Stimme flüsterte sie:Vergieb, Wenzel, daß ich Dich

betrog!-Meine Mutter" aber

weiter kam sie nicht; ein Blutstrom entquoll ihrem Munde, und bald war sie eine Leiche, ohne ihr Geheimnis verraten zu haben. Die Jäger hoben die Entseelte auf, um sie nach der Heideschenke zu tragen. Als sie jedoch der­selben ansichtig wurden, loderten die Flammen aus ihr empor. Mit rasender Schnelligkeit verbreiteten sie sich über das aus Holz er­richtete Haus. Als die beiden mit ihrer Last die Brandstätte erreichten, suchten sie die andern Frauen, von denen aber keine Spur zu entdecken war. Bald war die Heideschenke nur noch ein rauchender Trümmerhaufen, und sie ist nachdem auch nie wieder aufgebaut worden.

Schweigend trugen sie die Leiche nach vem Forsthause, wo das Staunen nicht gering war. Ganz allein hielt Wenzel die Nacht hindurch bei der Geliebten Wache. Als der junge Tag anbrach, erhob er sich, um von der Töven Abschied zu nehmen, auf deren bleiche Wangen das lichte Morgenrot schimmerte. An einem lauschigen Plätzchen des Gartens wurde sie zur letzten Ruhe bestattet. An ihrem mit den schönsten Blumen geschmückten Grabe weilte Wenzel oft und gern, und nie ist sein Herz einer zweiten Liebe fähig gewesen.

Gemeinnütziges.

(Reinigung der Haarbürsten.) Die Haarbürste entfettet sich und giebt den ange­sammelten Staub aus den Borsten, wenn man sie bis an den oberen Holzteil in Wasser legt, in dem man etwas Soda aufgelöst hat. Nach einigen Stunden ist die Bürste rein, ohne daß, außer Trocknen der Borsten mit einem Tuche, etwas weiter damit gemacht werden müßte.

(Unfehlbares Präservativ- und Heilmittel gegen Maul-und Klauen­seuche.) Eine hochinteressante Broschüre der I. österr.-ung. Kreolinfabrik von Franz Zmerz- likar giebt Nachricht, daß Kreolin ein unschätz­barer Freund des Landwirtes ist und die Steinkohlenprodukte dieser Firma die größte Beachtung verdienen. So z. B. hat sich das Kreolin bei Maul- und Klauenseuche, überall wo es in Anwendung gebracht wurde, voll-, kommen bewährt.

Um die Kragen an Herrenröcken zu reini­gen, kann man mit Erfolg folgendes Mittel anwenden: Man feuchte mit kaltem Regen­wasser die Kragen an, gieße ein wenig Sal- miakspiritus darauf, wonach man den Schmutz ganz gut mit einem nicht scharfen Messer fort­nehmen kann. Sodann wasche man den Kra­gen mit einem Schwamm und kaltem Regen­wasser rein.

Das Rauchen der Lampen, das die Zimmerluft manchmal in so entsetzlicher Weise verunreinigt, wird am leichtesten dadurch be­seitigt, daß man den Docht, bevor man ihn in die Lampe einzieht, in möglichst starkem Essig einweicht und dann wieder trocknen läßt. Rauchen und Dunsten, wie das Ver­dunsten des Dochtes wird durch das einfache Mittel wirksam verhindert.

Vermischtes.

In Benlikon (Schweiz) ist am Sonn­tag ein Raubanfall auf den Stationsvorstand Kuhn verübt worden. Der Beamte, der die Nacht zuvor eines Eisenbahnunfalls wegen schwere Arbeit gehabt hatte, ffaß abends nach 9 Uhr sehr ermüdet in seinem Bureau, nach­dem eben ein Zug passiert war. Plötzlich öffnete sich rasch die Thüre, und ehe der Stations­vorsteher sich dessen versah, war ihm ein Mehl­sack über den Kopf gestülpt, vier feste Hände hielten ihn an beiden Armen fest, eine weitere Person steckte ihm einen Zipfel des Sackes in den Mund und zog ihm dann eine feste Pack­schnur um den Hals, so daß Kuhn weder sich regen noch schreien konnte. Er mußte hören, wie die Banditen, die in Strümpfen sich ein­geschlichen haben müssen, die Billetkasse aus­räumten. Die Lampe war sofort gelöscht worden. Als die Räuber sich an die Güterkasse machten diese war verschlossen und die Schlüssel abgezogen gelang es dem Ge- knepelten mit einer Hand die Tasten des Läu­tewerks zu erlangen; das Geklingel verscheuchte die Verbrecher. Kuhn erhielt mehrere .Faust­schläge und Fußtritte, so daß ihm die Besin­nung schwand; er fiel über den Stuhl hinunter