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Uro. S7.

Dienstag, 11. Wovernberr 1890

26 . tstii'gLng.

Württemberg.

Generalleutnant z. D. v. Halden- wang (Württ.) erhielt vom Kaiser den Kro­nenorden 1. Kl.

Auf die Glückwunschadresse, welche das Präsidium des Württ. Kiegerbundes an den Generalfeldmarschall Grafen v. Moltke zu dessen 90. Geburtstage gerichtet hat, ist an den Ehrenpräsidenten, Se. Hoh. Prinz Her­mann zu Sachsen-Weimar, folgendes Dank­schreiben eingegangen: Berlin, 29. Okt. Ew. Hoheit haben die Gnade gehabt, als Ehren­präsident eine Adresse von 41 000 Kameraden des Württ. Kriegerbundes zu unterzeichnen, in der mir die Glückwünsche dieses Verbandes zu meinem Geburtstag ausgesprochen werden. Geruhen Ew. Hoheit, meinen ehrerbietigsten Dank für diese Adresse darbringen zu dürfen. I Ew. Hoheit ganz unterthänigster Graf Moltke, > Feldmarschall.

Simmersfeld, 7. Nov. Bei der gestri­gen Schultheißenwahl stimmten von 88 Wahl­berechtigten 77 ab. Da eine ganze Anzahl von Kandidaten vorhanden war (man sprach von 8 oder 9) und in der Sache wenig Einig­keit herrschte, zersplitterten sich die Stimmen außerordentlich. Es erhielten: 1) Waldmeister Kern 38 St., 2) Gemeindepfleger Kalmbach 3K St., 3) Friedrich Waidelich, Bauer, (Sohn des zurückgetretenen Schultheißen) 36 St. Weitere Stimmen erhielten Stiftungspfleger Schaible, Wegmart Braun rc.

Keilöronn, 6. Nov. Der verstorbene Herr Friedr. v. Rauch hat zu Gunsten unbe­mittelter Schüler der Gewerbe-Fortbildungs­schule die Summe von 10000 und weitere 10 000 Mark als Beitrag zur Erbauung einer neuen evang. Kirche testamentarisch bestimmt.

ßannstatt, 5. Novbr. In der mechan. Weberei von Elsas und Cie. auf dem Mühl­grün ist heute eine Strike der Weber und Weberinnen ausgebrochen, an welchem sich 42 Personen beteiligen. Dieselben verlangen Weblohnerhöhung, Bezahlung des Stücks nach Schuß und Meter und Einsetzung eines Mini­maltaglohns.

Den Gemeinden Böblingen und Sindelfingen ist von dem Unternehmer Fuchs aus Pforzheim der Antrag gemacht worden, eine gemeinsame Gasfabrik zu errich­ten, wenn ihm eine entsprechende Abnahme zugesichert wird In Sindelfingen sind bereits 6 Gasmotors und 400 Gasflammen in Aus­sicht gestellt. Der für das Kleingewerbe so wichtige Gasmotor würde dadurch weiteren Eingang finden.

Keidenheim, 7. Novbr. Seit einigen Tagen wurde von den Empfängern verschie­dener Sendungen Weins ein Abmangel be­merkt. Dem hiesigen Stationskvmmandanten

Weiß gelang es, den Dieb in der Person eines Arbeiters auf dem Güterbahnhof zu entdecken; denn bei eitler Haussuchung in dessen Wohnung in Schnaitheim fand sich ein Quantum roten und weißen Weines, sowie das Schläuchlein vor, mit dem der Wein ent­wendet worden war; der Thäter ist verhaftet. Mauer H. Lindel hier, verletzte sich vor 4 Tagen an einer alten Dachrinne an seinem Arm. Anfangs beachtete er die Wunde nicht, aber plötzlich fing der Arm an zu schwellen; trotz vorgenommener Operation starb ver Unglückliche gestern abend 6 Uhr. Er hinterläßt eine Witwe und fünf unversorgte Kinder.

Ulm, 8. Nov. Nach einem Ausschreiben der Staatsanwaltschaft wurde gestern abend bei Weißenstein die Dienstmagd Crescenz Traa ermordet. Der Thäter, der 31 Jahre alte ledige Schneider Joh. Herzec von Weißenstein, welcher flüchtig ist, soll der Liebhaber der Er­mordeten gewesen sein.

Rundschau.

Für das am 1. Januar 1891 in Kraft tretende Jnvaliditäts- und Altersver­sorgungsgesetz zu Gunsten der deutschen Ar­beiter sind nunmehr in ganz Deutschland die nöthigen Vorbereitungen zur Ausführung ge­troffen. Bei nicht weniger als 138000 Per­sonen, welche über 70 Jahre alt sind und nochin Arbeit stehen, tritt die Wohlthat des Gesetzes sofort in Kraft. Der Zuschuß des Reiches zu der Arbeiter-Jnvalidenkasse soll vor­erst jährlich 3 Millionen betragen.

Karlsruhe, 8. Nov. Major v. Wißmann hat heute, in Begleitung seines Adjutanten Bumiller, von hier aus die Reise nach Ostaf­rika angetreten, nachdem er sich in den letzten Tagen in Mannheim aufgehalten hatte.

Aaüen-Maüen, 4. Nov. Der Baum in der Lichtenthaler Allee, in dessen Nähe am 14. Juli 1861 das Attentat auf König Wil­helm von Preußen, den nachmaligen Deut­schen Kaiser Wilhelm I., verübt worden ist, hat nun wieder eine Schutzhülle erhalten, die aus einem starken Drahtgewebe besteht. Damit ist den Beschädigungen, die dem historisch denk­würdigen Baume in letzter Zeit vielfach zuge­fügt wurden, ein Ende gemacht.

Köln, 6. Novbr Eine sehr aufregende Fahrt hatten die Fahrgäste des gestern Abend gegen 5 Uhr zwischen Hattingen und Ober­barmen verkehrenden Personenzuges. Auf einem Eisenbahnübergange bei der Station Schee be­fand sich gerade ein ,mit Pulver für ein dor­tiges Hüttenwerk beladener Wagen, der ohne jede Vorsichtsmaßregel den Schienenstrang in demselben Augenblick passierte, als der bezeich- nete Zug den Uebergang kreuzte Es erfolgte

eine Explosion, so daß der Pulverwagen zer­trümmert wurde. Der ganze Zug war in eine Rauchwolke gehüllt. Von den Reisenden er­litten mehrere, die sich aus den Fenstern heraus­gelehnt hatten, Brandverletzungen im Gesicht und an den Händen. Der Pulvertransport­führer, bezw. der Kutscher desselben, sowie der Heizer und der Lokomotivführer des Personen­zuges wurden erheblich verletzt. Die Schuld an dem Unfall soll dem Pulvertransportfüh­rer zur Last fallen, der, obgleich er den her­annahenden Zug sah, nicht in der vorgeschrie­benen Entfernung vom Bahnkörper blieb.

Luxemburg, 5. Nov. Nach Beratung der Abteilungen nahm gestern die Kammer in öffentlicher Sitzung einstimmig den Antrag an, daß König Wilhelm III. regierungsunfähig sei und daß die Regentschaft gesetzlich dem Herzog Adolph von Nassau zufalle.

Luxemburg, 7. Nov. Während der gestrigen Ausfahrt des Herzogs von Nassau riefen 500 Französlinge:Wir wollen keine ! Preußen sein!" Die Bevölkerung wies diese sdeutsch-feindliche Kundgebung zurück.

Mailand, 7. Nov. Der Reichskanzler v. Caprivi ist heute früh um 6fte Uhr auf dem hiesigen Bahnhof eingetroffen, auf dem sich eine große Menschenmenge eingefunden hatte. Herr von Caprivi wurde hier von dem Ministerpräsidenten Crispi, dem Präfek­ten, dem Polizeichef und dem deutschen Bot­schaftsrat von Dörnberg empfangen. Ca­privi und Crispi begrüßten sich herzlich und fuhren dann gemeinschaftlich nach dem Hotel Cavour, wo sie das Frühstück einnahmen. Sie werden heute den Tag gemeinsam ver­leben, morgen begiebt sich der Reichskanzler zum König nach Monza, für den er ein Schreiben des Kaisers mitbringt.

Rußland. 270 000 Juden sind nach amtl. Aufstellung seit der Thronbesteigung Alexan­ders III. aus Rußland ausgewiesen. Ein großer Teil ist nach Amerika gegangen.

Sansibar, 7. Novbr. Heute wurde die englische Schutzherrschaft über Sansibar pro- klamirt. Der englische Konsul und der Ad­miral Fremantle statteten dem Sultan einen Besuch ab. Gleichzeitig wurden die englischen Flaggen gehißt und Salutschüsse abgegeben.

Amerika. Eine geharnischte Rede gegen das neue nordamenkanische Zollgesetz hat der be­kannte Deutsch-Amerikaner Schurz in Bo­st o n gehalten. Er führte unter Anderem aus: Das neue Gesetz sei der ungeheuerlichste Zoll­tarif, den je irgend ein Land gehabt. Lohn­arbeiter, alle Menschen mit kleinem Einkommen würden finden, daß sie 1520 Prozent mehr ausgeben müßten zu ihrem Lebensunterhalt, eventuell sich um so viel einschränken müßten Dies ganz Gesetz sehe aus, wie ein ungeheu