464

k

haben Berliner, Dessauer und Stuttgarter Firmen. Zur Unterstützung dieser Bestreb­ungen hat das städtische Gaswerk den Preis des Kubikmeters Gas zum Heizen und Kochen von 20 auf 16 herabgesetzt. ,

Run öschau

Kerli», 28. Dez. Der Reichskanzler Fürst Bismarck wird am 8. Januar hier er­wartet.

Ein Arankfurter Bürger kaufte im vo­rigen Jahr in einer Wechselstube 25 Türken­lose und nahm darauf vor einiger Zeit einen Vorschuß. Als am vergangenen Sonnabend die Einlösung des Depots erfolgte, stellte sich heraus, daß unter den Losen sich dasjenige befand, auf welches bei der am 1. Dezember stattgehabten Ziehung der Haupttreffer von 600 000 Franks gefallen war. Der glückliche Gewinner soll vor Freude ohnmächtig gewor­den sein.

Düsseldorf, 27. Dezbr. Professor Dr. Eduard Bendemann, der frühere Direktor der hiesigen Kunstakademie, ist heute im Alter von 78 Jahre an einer Lungenentzündung ge­storben.

Kosen, 27. Dezbr. In Gnesen wurde gestern eine 70jährige Handelsfrau ermordet und beraubt. Vom Thäter fehlt jede Spur.

Wien, 27. Dez. Der Kaiser Franz Jo­sef ist heute von Miramare hieher zurückge­kehrt.

Wudapest, 28. Dez. ImVolkstheater" '»st um Mitternacht Feuer ausgebrochen; das Dekorations-Magazin ist eingeäschect worden; das Theater selbst schwebte in größter Gefahr, da die naheliegende Gasleitung beinahe vom Feuer ergriffen worden wäre.

Krüssel, 28. Dez. Die Bergleute von Charleroi haben beschlossen, den Strike so lange fortzusetzen, bis alle ihre Forderungen bewil­ligt sind. Die Zahl der Sinkenden beträgt jetzt 15 000.

Karis, 27. Dez. Die Grippe fordert noch immer Opfer. In der letzten Woche hatten wir etwa 200 Todesfälle mehr zu ver­zeichnen, als in der entsprechenden Woche des Vorjahres. Vorgestern starben 312 Personen, während in anderen Jahren in derselben Jah­reszeit im Durchschnitt 180200 starben. Von den Opfern der Grippe verdient Joly, Chefredakteur desMoniteur Universel", er­wähnt zu werden. Nach einer allgemeinen Schätzung mag wohl ein Drittel der Pariser Bevölkerung an der Grippe oder Influenza leiden. Auf der Polizeipräfektur, auf dem Post- und Telegraphenamt fehlt mehr als der dritte Teil der Beamten. In Versailles starben 3 Soldaten an der Influenza; auch in der Pro­vinz fordert die Krankheit allenthalben Opfer.

Karis, 28. Dez. Der Gaulois bezeich­net den Zustand des an Influenza erkrankten Kriegsministers Freycinet als sehr bedenk­lich. Die letzten chiffrirten Depeschen aus Rio melden, daß daselbst förmliche anarchische Zustände herrschen. Die Regierung beschloß die Hinrichtung aller verhafteten Teilnehmer am Aufstand vom 18. Dez.

Karis, 30. Dez. Der XIX Siücle be­hauptet, im Elsaß würden starke Einquartie­rungen auf den Dörfern vorbereitet. In Luneville und Umgegend werden infolge Koh­lenmangels die Fabriken mit Holz geheizt.

London, 28. Dez. Eine Reuter-Bieldung aus Sansibar besagt: Der Zustand Emin Pa­schas hat sich wieder verschlimmert, der fort­dauernde Ausfluß aus dem Ohr beunruhigt die Aerzte und gilt als ungünstiges Anzeichen.

London, 28. Dez. Die heute aus Rio de Janeiro vorliegenden Nachrichten lauten be­

ruhigender, die republikanische Regierung scheint vor der Hand Siegerin geblieben zu sein.

Madrid, 27. Dez. In Cadiz hat das unterseeische Boot des Lieutenants Peral aber­malige Probefahrten unternommen, die angeb­lich ein ausgezeichnetes Ergebnis hatten und das Publikum zu lebhaften Beifallsbezeugungen hinrissen. Die Influenza grassirt sehr stark, viele Fälle enden mit Lungenentzündung.

Lissabon, 29. Dez. Die Kaiserin von Brasilien ist gestern Nachmittag in Porto ge­storben. Ein Herzübel soll die Ursache ihres plötzlichen Todes sein. (Die Kaiserin Therese Christiane Maria war am 14. März 1822 als Tochter des 4 Königs Franz I. beider Sizilien geboren.)

WewyorK, 27. Dez. Die Einwanderung nach den Vereinigten Staaten im Jahre 1889 zeigt eine weitere Abnahme um etwa hundert­tausend und erreicht keine halbe Million; Deutsch­land stellt mit etwas über hunderttausend das stärkste Kontinent.

Hiesiges.

Mildbad, 27. Dez. Am Stefansfeiertag fand im Hotel Frey die Weihnachts-Produktion des Liederkranzes mit Gaben-Verlosung statt, welche von den passiven Mitgliedern mit ihren Familienangehörigen zahlreich besucht war. Aus dem reichhaltigen Programm heben wir beson­ders hervor:Das Württemberger Lied", Der Deserteur", Lied für Bariton mit Wald­hornbegleitung; mit viel Gefühl wurden auch die schwäbischen VolksliederDer Lindenbaum" undDer Wirtin Töchterllin", sowies'Wörtle Du" vorgetragen. Den Schluß bildeteEine lustige Waldpartie", humoristische Scene und Solo mit Klavierbegleitung, welche stürmischen Beifall fand und äa eaxo gerufen wurde. Nach Beendigung des Programms fand Ga- benverlosuag, welche viele Heiterkeit erregte und zu guterletzt Tanzuntei Haltung statt. Der Abend verfloß in schönster Harmonie.

Mikdöad, 31. Dez. Am letzten Sonn­tag nachmittag fand im Gasthaus z. alten Linde eine außerordentliche General-Versamm­lung der Spar- und Vorschußbank statt, bei welcher sich 82 Mitglieder einfanden. Auf der Tagesordnung stand die Beratung des neuen Statuts und Wahl eines Kassiers. We­gen Erkrankung des Vorsitzenden des Aufsichts­rats wurde der Vorsitz dem Controleur, Hrn. Schultheiß Kübler in Freudenthal übertra­gen. Derselbe sprach zuerst dem langjährigen Kassier und Mitbegründer der Bank, Herrn Kaufmann Fr. Rometsch, welchen der Tod so unerwartet schnell aus ihrer Mitte gerissen hat, seinen Dank aus für die treuen Dienste, welche derselbe diesem Institut geleistet hat, worauf sich die Anwesenden von ihren Sitzen erhoben. Hierauf wurden die neuen Statuten verlesen und einstimmig angenommen. Es wurde nun zur Wahl des Kassiers geschritten und erhielt hiebei Herr Karl Bätzner, Ver- waltungs-Canditat von hier die meisten Stim­men, und zwar 44. Hoffen unv wünschen wir, daß sich unsere Mitbürger bei diesem ge­meinnützigen Institute immer mehr beteiligen und dasselbe zum Nutzen und Frommen des hiesigen Gewerbestandes wirken möge.

Wandkalender für nnsere Abonnent«»».

Auch für das Jahr 1890 haben wir, wie all­jährlich, einen Kalender angefertigt, welcher der gesamten Auflage unseres Blattes beiliegt.

Wir geben uns der Hoffnung hin, daß die kleine Gabe auch diesmal freundliche Aufnahme finden möge und wünschen wir unser» geehrten Lesern ein glückseliges neues Jahr.

Die Redaktion.

Unterhaltendes.

Zün Scheidewege.

Eine Sylvestergeschichte von K. Strich-Hhapess.

(Nachdruck verboten.)

(Schluß).

Ei, hielt sie da nicht ein Bouquet in der Hand, was bei ihren Kolleginnen heute Abend wahrhaft Sensation machte? Hatte sie nicht zwischen den stolzen Camelien einen Ring ent­deckt und ihn, während die Kolleginnen in der Garderobe sich in hämischen Bemerkungen er­gingen, mechanisch an den Finger gesteckt? Erst jetzt erinnerte sie sich des Vorganges. Sie trat unter eine Laterne, streifte den Hand­schuh von der Hand und erfreute sich kindisch des glänzenden Scheins. Wer war der Geber? Eine große Frage. Kathi erinnerte sich, daß ihr täglich, wenn sie zur Probe ging, ein ele­ganter Mann begegnete, der jedesmal artig grüßte. Derselbe Herr stand, das fiel ihr jetzt erst recht auf, neuerdings immer am Por­tal, wenn sie Abends ins Theater kam und kürzlich, als sie dort zufällig einen Handschuh fallen ließ, hob er denselben auf und gab ihn mit einigen höflichen Worten zurück. Was Wunder, wenn es sie interessirte, wer der Fremde war? Wenn sie im Theater vor Be­ginn der Vorstellung, oder während des Zwischen­aktes durch das Loch im Vorhang blickte, be­gegnete sie sicher seinen dunklen sanften Augen hatte sie auf der Scene zu thun, dann war's ihr, als schauten die Augen nur sie an. Und das mußte doch wirklich so sein, denn ihre Kolleginnen begannen balv neidisch zu zischeln und zu flüstern.

Wie ein vergifteter Hauch strömte es ihr von den Blumen, die sie in der Hand hielt zu das Gesunkel des Ringes irritirte ihr reines, jungfräuliches Herz, sie zog den Ring vom Finger

Ein langer Schatten von der nächsten La­terne her zog über den Weg, leichte Fußtritte machten die gefrorene Schneedecke knirschen.^- Kalhi blickte auf und Derjenige, mit dem ihre Gedanken eben beschäftigt waren, stand vor ihr.

Fräulein", sagte er mit leichtem Tone dem doch eine innere Erregung nachzitterte Fräulein", selbst am Sylvestertage wandeln Sie allein durchs Leben?"

O nein, ich bin nicht allein, wenn ich an meine Mutter denke!"

Und dachten Sie eben, als Sie Ihre Hand betrachteten, nur an die Mutter?"

Kathi schwieg betroffen. Der Fremde fuhr fort:Mein Fräulein, Sie sind jung und schön. Sie haben ein Recht an die Welt und ihre Freuden. Lassen Sie den Ring ein Zeichen sein, daß Sie die Thatsache vom ewigen Kreislauf der Dinge anerkennen. So, wie der Ring ohne Anfang und Ende, wird auch meine Verehrung für Sie ohne Ende sein

Erschrocken blickte Kathi auf.Mein Herr," stammelte sie,ich weiß nicht, wie Sie dazu kommen" Mechanisch streifte Kathi den Ring von der Hand, die der Fremde faßte und sanft drückte. Als aber Kathi die Hand zurückzog, wobei der Ring zwischen den Fingern des fremden Mannes zurückblieb, änderte dieser plötzlich den bisher so respektvollen Ton und mit leichter burschikoser Art sagte er:Mädel, sei gescheidt und ziere Dich nicht. Sei nicht spröde, schöne Balletratte und mach's wie die Andern. Geh mit mir sieh dort drüben in jenem Restaurant weiß ich ein lauschiges Kabinet, wo uns Niemand stört komm goldiger Schatz, Du wirst sehen, Lutz v. Reh-