Amts-Blatt für die Stadt Wildbad.
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MW
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Uro.
1 .
Mittwoch,
1. Janucrr 1890
26 . takngang.
^umpf dröhnt vom hohen Turm die zwölfte Stunde!
Wie Todesseufzen zittert durch die Nacht Der Scheidegruß aus eh'rnem Glockenmunde Des alten Jahres, das den Lauf vollbracht.
Und bange klingt es nach im Herzenzgrunde,
Das Scheiden ja meist Weh und Schmerzen macht.
Und durch die Seele zieht ein leises Fragen:
Was birgt der Zukunft Schoß an Lust und Klagen?
Noch einmal schweift der Blick zurück und sinnend Bleibt haften er an manchem Tag voll Lust,
Wo, Gutes nur das kühne Herz beginnend,
Es des Erfolges stets sich war bewußt;
Und haften auch an Tagen, die verrinnend Des Schmerzes Spuren ließen in der Brust.
An Lust und Leid ein Wechsel ohne Ende,
An Glück und Unglück überreiche Spende!
Heut' gab das Schicksal Freude nur und Frieden,
Und streute seine besten Gaben aus,
Und morgen wurden Leid und Weh beschießen
Und tiefster Kummer zog in Herz und Haus. ! -
Ein stetes Glück giebt es ja nicht hienieden:
Ein Kampf ist's Leben bis zum letzten Strauß,
Und erst, wenn es in diesem überwunden, '
Hat Ruh' das arme, müde Herz gefunden! ^
1° Doch weil wir leben, wollen wir uns freuen
j Und froh genießen, was der Himmel giebt
I So war's im alten Jahr, so sei's im neuen, —
^ Wohl dem, der noch voll Hoffnung lebt und liebt,
^ Des Werke nicht das Licht der Sonne scheuen,
Deß Thun wie trüber Nebel nicht zerstiebt, j Der frei und ehrlich seine Wege wandelt
^ Und gut und edel allzeit wirkt und handelt!
Mit Gott laßt kühn den Uebergang uns wagen Vom alten in das junge neue Jahr.
U O sei es reich an friedevollen Tagen j s Und reich an Glück und Segen immerdar!
Es schütze Fürst und Volk in allen Lagen Ein guter Goti vor Unheil und Gefahr,
Damit aus Arbeit wir und treuem Mühen Des Himmels Segen dauernd sehen erblühen!
Prosit Neujahr! Der Geist der Eintracht walte In Staat und Stadt getreu zu jeder Zeit!
Prosit Neujahr! Die echte Liebe halte Bei allen Bürgern Stand in Lust und Leid!
Prosit Neujahr! Die deutsche Treu' entfalte Ihr segensreiches Wirken weit und breit!
Prosit Neujahr! Wenn so wir vorwärts dringen. Dann wird das Jahr uns Glück und Segen bringen!
Württemberg.
Gestorben: 28. Dez. zu Buchau Martin Mayer 63 I. a.; 29. Dez. zu Stuttgart Privatier Stefan Aug. Glück, 77 I. a.; zu Rottweil I. Oechsner, Prof. a. D.; langjähriges Mitglied des weiteren Ausschusses des schwäbischen Sängerbundes, 79 I. a.; zu Ell- wangen Lud. Lutz, 69 I. a.
Stuttgart, 30 Dez Die Erkrankungen an Influenza mehren sich von Tag zu Tag. Im Katharinenhospital ist der Stand der an Influenza erkrankten Personen seit Samstag gestiegen. Es befinden sich bis heute 40 solcher Kranke dort, gegen 15 am letzten Samstag. Wie viel Erkrankungen insgesamt in der Stadt zu zählen sind, läßt sich nicht angeben, da bei leichteren Fällen nicht einmal der Arzt gerufen wird. Immerhin wird es wenige Familien geben, bei denen nicht das eine oder andere Mitglied an Grippe erkrankt wäre. — Am letzten Samstag wurden 4 Bäckergesellen hier festgenommen, welche sich ohne Beschäftigung hier aufhalten, nachts sich in den Straßen Herumgetrieben, in mutwilliger Weise in 2! Bäckereien die im . Hausöhrn und teils auch im Hofe zum Trocknen ausgestellten Teigwaren beschädigt,: auf der Straße herumgeworfen oder
in die Stadtpost-Briefkästen eingelegt, oder zu- sammengetreten haben. Dieselben wurden wegen Sachbeschädigung dem K. Amtsgericht übergeben.
Stuttgart. Neuerdings auftretenden Gerüchten, nach welchen unter den Truppen der Garnison Stuttgart die Influenza (Grippe) in nicht unbedeutendem Umfang herrschen soll, wird mit der Versicherung begegnet, daß die hiesige Garnison zur Zeit einen sehr geringen Krankenstand hat. Im Militärlazarett hier sind augenblicklich 15 innerlich Erkrankte, nur bei Einem von ihnen läßt der sieberhafte Zustand die Möglichkeit einer Entwicklung zur Grippe zu. Auch aus den übrigen Garnisonen des Landes liegt kein Anhalt vor welcher auf das Vorhandensein von Grippe schließen ließe.
Aeuenbürg, 27. Dez. Heute nacht 12 Uhr traf von Engelsbrand die Nachricht von einem daselbst ausgebrochenen Brande ein. Abgebrannt sei das Bäcker Regelmannsche Wohnhaus mitten im Dorf.
Aeuenbürg, 28. Dez. In der Nacht vom 26. auf 27. Dez. brannte im benachbarten Engelsbrand Wohnhaus und Scheuer des Bäckers Regelmann daselbst ab. Das An
wesen war nur gering versichert; außerdem verbrannten noch bedeutende Vorräte an Mehl und Futter, die nicht versichert waren. — Gestern Abend hat sich der 23jährige Sohn eines hiesigen Bürgers, der seit einiger Zeit stellenlos hier weilte und dadurch öfters Anlaß zu häuslichen Zwistigkeiten gab, nach einem beim Bier verbrachten Nachmittag mittelst eines Revolvers erschossen. Der Schuß war nicht sofort tötlich, doch war die Verletzung eine so schwere, daß ärztliche Hilfe vergeblich war und der Unglückliche nach einer Viertelstunde unter schrecklichen Schmerzen seinen Geist aufgab,
Keikbronn, 28. Dezbr. Gestern nacht wurde in einem Hause der Kramstraße ein Dieb entdeckt, welcher, unter dem Vorgehen, jemand zu besuchen, sich auf den Strümpfen bis auf die Bühne geschlichen und dort hängende Wäsche zu sich genommen hatte. Er wurde sestgehalten und einem alsbald herbeigeeilten Schutzmann übergeben.
Am, 24. Dez. Hier ist gegenwärtig im Gewerbemuseum eine Ausstellung von Gas-, Heiz- und Kochapparaten veranstaltet, die den Ulmern die Verwendung des Leuchtgases zu Heiz- und Kochzwecken nahe legen soll; man ist darin hier noch weit zurück. Ausgestellt