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benutzt werden, und der Plan, die Straßen elektrisch zu beleuchten, wird deßhalb einstwei­len aufgegeben.

Unterhaltendes.

Mm Scheidewege.

Eine Sylvestergeschichte von Ii. Strich-tzhapelk.

(Nachdruck verboten.)

Zum letzten Male fiel der Vorhang das Stück war zu Ende. Das Publikum, das vielköpfige, unersättliche Ungeheuer verließ das Theater. Ein Dunkel lag über der Bühne. Da, wo noch vor wenigen Minuten eine fabelhafte Welt die Sinne der erregten Menge in das Zauberreich der Phantasie ent­rückte, wo die Damen des- eorpw äs Lallst in kurzen Gazeröckchen, Sylphdien gleich, in gra­ziösen Pas eine unverständliche Pantomime aufführten und die Operngläser des Theater­publikums a tsmpo auf sich zogen, dort herrscht nun tiefe Finsternis.

Nur ein einsames Mäuslein huscht geräusch­los über die weltbedeutenden Bretter

Die Bühne ist tot j ein Nichts! Das Künstlervölkchen hat sich zurückgezogen, jenseits des breiten Ganges, der die Bühne umgiebt. Dort ist das Allerheiligste des Theaters: die Garderobe/

Weiche nicht scheu zurück, sittsame Leserin, wenn ich Dich bitte, hier mit mir einzutreten. Ein Druck auf die Thürklinge und wir stehen in dem mehr als einfachen Garderoberaum. Wir begreifen es kaum, daß hier die Damen, die sich schon auf der Straße manchmal durch ihre schäbig gentile und oft so wenig ladylike Toilcte, oder durch übertriebenen Luxus als Damen vom Ballet auszeichnen, sich in die aetherischen Wesen umwandeln, die wir immer > gerne wieder auf's Neue auf der Bühne be­wundern.

Aber wirklich, da liegen die irdischen Hül­len der zierlichen Balletnixen, die duftigen Gazeröckchen, die zierlichen Spenzer aus einem langen Tische und Garderobefrauen sind be­schäftigt, das bunte Etwas wieder aufzuräu­men. Ach, auch die hold lächelnden nied­lichen Gesichtchen kennt man nicht wieder. Hier sehen sie alle so profan, so von thörichten menschlichen Leidenschaften angehaucht aus, daß der Uneingeweihte unwillkürlich schaudert. Eins ist aber allen gemeinsam: sie beeilen sich, die bunte Welt des Scheins so schnell als mög­lich abzustreifen, Alle drängt es, fortzukommen von der Stätte, die ihnen eigentlich Alles sein sollte, denn wer würde wohl Interesse für ein Balletmädchen empfinden, wenn er dieselbe nicht wenigstens einmal in jenem verführerischen Ko­stüm gesehen?

Die unglückliche Garderobefrau, die diesem Chor der Rache zugeteilt ist, hat alle Hände voll zu thun. Bald ruft hier eine der Schö­nen die arme Frau, daß sie abgeschminkt zu werden 'wünscht, während von der anderen Seite her Stimmen mit noch viel diskreteren Wünschen kommen.

Nur ein blutjunges Ding mit einem Ge­sichtchen, das an Göthes Wort:

Halb Kinderspiele Halb Gott im Herzen" erinnert, streift unbekümmert um ven Lärm die bunten Flitter von sich ab. Das Mäd­chen braucht noch keine. Bedienung. Man sieht's an der Sorgsamkeit, mit der sie die Garderobestücke zusammenlegt, daß gute elter­liche Zucht sie an Ordnung gewöhnt. Sie hört nicht, wie ihre Nachbarinnen schon seit einiger Zeit halbleise mit einander zischeln und daß dabei ihr Name mehrmals genannt wird.

Sie merkt auch nicht, daß Bücke, giftig wie Pfeile, auf sie fallen, sie ahnt nicht, daß das duftige Bouquet, das auf ihrem Toilettentisch vor ihr steht, ein Gegenstand allgemeinen Neides für die ganze Balletgarderobe ist. Dafür ist sie denn doch, das müssen wir gestehen, viel zu sehr mit diesem kunstvollen Blumengebäude selbst beschäftigt. Sie hat den Blumenstrauß eben erst recht ansehen können und dabei zwischen den glühenden Camelien und den süß duftenden Veilchen ein seltsames Gefunkel ent­deckt. Sie schaute näher hin, ihre tastende Hand griff mechanisch nach der Lichtflut, welche ihr entgegen leuchtete und ein kost­barer Ring befand sich in ihren Händen. Die beiden schweigenden Lilien, die das offene Mieder nur halb, verdeckten, hoben und senkten sich stürmisch die Augen des bestürzten Mädchens blickten ratlos umher und trafen die frivolen Blicke der welterfahrenen Kolle­ginnen, die das junge Ding schon lange beo­bachten.

Na Kathi," rief eine robuste Stimme von dem andern Ende des Saales herüber, hast Du endlich das Sylvestergeschenk ge­funden, das Dir heute Abend geworden ist?"

Ach die Kokette," meinte eine Andere, welche, abgeschminkt nun recht erbärmlich und abgelebt aussah,die Kokette verstellt sich ja nur, heuchelt Ueberraschung und wartet nur auf den Moment, wo sie das zierliche Brief­lein seht Jhr's nicht, dort unten am Stiel hängt es ja, endlich ungesehen aufmachen kann.

Weiß ich denn, von wem es ist," ant­wortete Kathi.

I, verstell Dich doch nicht, wir haben ihn wohl gesehen, den Cavalier, der das Glas den ganzen Abenv nicht von den Augen brachte," echote es zurück.

Nun denn," die Antwort klang halb trotzig, halb verlegen,was geht's Euch denn an?"

Damit war die hübsche junge Tänzerin fertig. Die Kolleginnen wagten nicht mehr zu fragen oder zu sticheln. Kathi zog schnell das einfache Wollkleidchen an, in welchem sie heute Abend ins Theater gekommen war, warf einen Mantel um und verließ mit einem kurzen Gute Nacht!" das Theater.

Draußen am Himmel blitzten die Sterne. Die frische kalte Winterluft fächelte um die schmalen Schläfe des schönen jungen Mädchens, das eben ein Seitenportal des Musentempels überschritt und so ins Freie gelangte. Obwohl es noch gar nicht so spät war, stand doch der mächtige Theaterbau wie ein dräuender Stein­koloß, dunkel, einsam da. Fast menschenfeind­lich sah das Haus aus, welches doch der herz­erhebenden Kunst gewidmet war. In der Seitenallee, die das Theater umgaben, hielten nur ein paar Equipagen, die warteten auf die Bevorzugten des Kunstpersonals, auf die Sterne, deren Namen nur auf dem Programm zu stehen brauchten, um ein volles Haus zu machen die Größen, die von den Theaterhabitues immer mit gespitzten Lippen genannt werden und für die selbst der in seiner Selbstherrlich­keit brutal gewordene Intendant stets ein ver­bindliches Lächeln auf den Lippen hat.

Die arme Kathi! Für sic stand keine Equi­page bereit, nicht einmal ein Dienstmädchen oder sonst ein weiblicher dienstbarer Geist wartete auf sie, um sie bei Nacht nach Hause zu be­gleiten. Deshalb huschte sie schnell durch die Bäume der Allee und gelangte auf den weiten durch Gartenanlagen gezierten Schloßplatz, wel­cher durch wenige, trübselig flimmernde Gas­lampen erhellt war. Das junge Mädchen eilte nach Hause. War doch heute Sylvester­

abend, das Jahr hatte sein Ende erreicht und Jedermann, ob Arm oder Reich, wollte die letzte Stunde mit den Seinen oder in fröh­licher Gesellschaft beschließen. Und während Kathi vorwärts schritt, sah sie sich schon da­heim im traulichen Stübchen ihres Mütterleins, das ein warmes Nachtessen, eine Tasse Thee und wahrscheinlich ein Glas süßen Punsch, der mit dem Glockenschlage zwölf getrunken werden mußte, für sie bereit hielt. Wie freute sie sich schon auf den Augenblick, wo sie dem Mütterchen um den Hals fallen und ihm alles Gute für das anbrechende Jahr wünschen konnte. Ach, es kamen ihr ja Wünsche für die Mutter ganz von Herzen, es war für sie ein süßes Gefühl, wenn sie die knappe Bal­letgage der Mutter in die Hand drücken konnte. Schade nur, daß es so herzlich wenig war, so wenig, daß Mutter und Tochter nur mit größter Bescheidenheit durchkommen konnten. Kathi seufzte bei dem Gedanken. O, ihre Kolleginnen hatten es besser. Die waren immer froher Laune, sie schwärmten in Gedanken genossener Soupers in übermütiger Gesellschaft. Da war Flore, eine interessante Blondine mit schmachtenden Vergißmeinnicht­augen, deren schlanke Finger erstrahlten vom Glanz kostbarer Ringe und deren zarter Hals geschmückt war, von kostbaren Colliers; da war die kleine Amalie, die sich täglich in ven weichen Polstern eines bequemen Landauers wiegte Kathi dachte auch an eine andere Kollegin, die in fürstlicher Pracht wohnte. War'sdaein Wunder, wenn sich in Kathi ein häßliches Gefühl des Neides regte? Wer es doch auch so gut hätte! Nicht für mich möcht ich's haben, sondern für mein armes Mütterchen!" sagte sie zu sich selbst.Flore trägt ein ganzes Vermögen in einem einzigen Ring am Finger!"

(Schluß folgt.)

Vermischtes.

(Ein seltenes Brautpaar.) Kürz­lich wurde in Aich ach ein Maler mit seiner Braut in seiner Wohnung kirchlich eingesegnet. Die Braut, 36 Jahre alt, kann ihre Füße seit 30 Jahren nicht mehr bewegen und muß in einem Wägelchen fahren; sie muß gehoben werden, wie ein Kind. Der Oberkörper ist kräftig, nur die Füße sind wie abgestorben. Bei der Trauung wurde die Braut auf den Tisch gesetzt, der Bräutigam stand neben ihr.

(Ein Praktikus.) Haben Sie denn keine Angst, Ihren Kindern solch' buntes Spiel­zeug zu geben? Wer weiß, ob nicht giftige Farben daran sind! Na, höchstens können sie sich den Magen verderben und dann spare ich das Geld für Weihnachtskuchen.

Mosbach. Ein Lehrer im Odenwald, der sich beim Vater eines Schülers über dessen Un­verstand beklagte, bekam folgende lakonische Antwort: Herr Lehrer, merr sollts awer net moane, wo doch der Kerl in der Bolletik so dorch is. Wann i alleweil zu em sog: Han­nes gehschte naus und mischr de Stall, woas des Oas glei, was es zu dau Hot.

(Ein Pantast.) Sekretär: Na, Plümke, was schielen Sie fortwährend nach der Kleider­bürste? Diätar: Ach, Herr Sekretär, wenn ich Borsten sehe, muß ich immer an Schweine­braten denken.

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