Vildlmder Chronik.
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Sarnsiag, 28. Dezernber 1889
25. iakpgang.
Urs. 1OS. E
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Wedaktion und Verlag
öer „Wiköbcröer Ktzrronik Württemberg.
Gestorben» 22. Dez. zu Stetten a<. H. Fr. Kümmerle, res. Schultheiß, 73 I. a.; 23. Dez. zu Zwiefalten Herm. Schnitzer, Assistenzarzt an der Heil- und Pflegeanstalt Zwiefalten; 26. Dezr zu Stuttgart Andreas Pfei- derer, Weinwirt,^80 I. a.
In Ilagold besteht die Absicht, zur Feier der-Eröffnung der Eisenbahn Nagold-Altensteig eine Bezirks-Gewerbe-Ausstellung zu veranstalten.
Kanustatt, 27. Dez. Gestern Abend gegen 10 Uhr ist in dem Nachbarorte Mühlhausen die dem Frhrn. v. Palm gehörige Kunst- und Mahlmühle (Pächter Albrecht) bis aus die Grundmauern niedergebrannt. Ein hier gegen u Uhr eingetroffener Feuerreiter meldete das ausgebrochene Feuer an. Die Feuerwehr von hier und den benachbarten Orten hat sich sofort an den Brandort begeben. Trotz der raschen Hilfe konnte das Feuer erst gegen Morgen gelöscht werden. Die Feuerwehr von hier kehrt soeben, 8 Uhr, von Mühlhausen zurück. Verlust an Menschenleben ist nicht zu beklagen. Näheres über den Brand, wie er entstanden, ist bis jetzt nicht bekannt.
Aus dem Jagstthal, 23. Dez. Heute fanden die Jagden des Freiherrn v. Palm- Meßbach ihren Abschluß. Der letzte Tag lieferte 165 Hasen zur Strecke. Im Ganzen wurden gegen 700 Hasen und 13 Böcke geschossen. Ohne daß der Wildstand übermäßig groß ist und dadurch die Land- und Forstwirtschaft schädigt, kann inan sehen, wie eine waidmännisch behandelte Jagd nützlich werden kann. Heuer ist dort die letzte Jagd für dieses Jagdjahr gemacht und kein Gewehr darf mehr für Heuer auf Böcke oder Hasen abgefeuert werden.
— Der Stiftungsrat in Ulm hat bei Neubesetzung der Musikdirektors-Stelle am
Münster die Bestimmung getroffen, daß die Orgel das ganze Jahr hindurch eine Stunde lang nach dem Gottesdienst am Sonntag vormittag und außerdem vom I.Mai bis 1. Oktober täglich eine Stunde gespielt werden soll. Es ist damit auch den Fremden Gelegenheit geboten, das herrliche Werk zu hören.
Ulm. 27. Dez. In dem benachbarten Neu-Ulm ist die Influenza seuchenartig ausgebrochen. Viele Soldaten, aber auch Privatfamilien sind von der Seuche ergriffen. Dieselbe ist nachgewiesenermaßen von München eingeschleppt worden.
Tübingen. In einem „Eingesandt" teilt die „Tüb. Ehr." vom 24. Dezbr. folgendes mit: Wegen des im Mai d. I. ausgebroche- ncn Kohlenstreiks erhielt die Gasverwaltung einen großen Teil der ihr bestellten Kohlen nicht geliefert. Die Bemühung, den Ausfall anderwärts zu decken, war nur zum Teil von Erfolg. Durch den neuerdings wieder ausgebrochenen Streik ist die Kohlenlieferung auf's Neue eingestellt. Es sieht sich deshalb die Verwaltung veranlaßt, bis auf weiteres die Straßenbeleuchtung einzuschränken, damit nicht der Betrieb eines Tages ganz eingestellt werden muß. Sobald der Ausfall an Kohlen anderwärts sicher gedeckt ist, wird die Bleuch- tüng wieder in vollem Umfang stattfinden.
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V Mannheim, 23. Dez. Vergangene Nacht entgleiste zwischen Wieblingen und Friedrichsfeld der don Basel kommende und fahrplanmäßig um 12 Uhr 30 Min. hier eintreffende Personenzug. Die Ursache der Entgleisung ist unbekannt; die Passagiere blieben unverletzt, der Schaden an Material ist nicht bedeutend.
West, 26. Dez. Der frühere Botschafter in Berlin und London, Graf Karoly ist während der Jagd auf seiner Besitzung gestorben.
— Das „Deutsche Theater" in Budapest ist nur noch ein rauchender Trümmerhaufen, nahezu 200 Personen, darunter manche tüchtige Schauspieler, sind mitten im Winter brotlos geworden. Die ursprüngliche Annahme, daß das Feuer durch Uederheizung im Foyer und in den Korridoren entstanden sei, eiweist sich als hinfällig, da die zur Untersuchung der Ursachen des Brandes eingesetzte Kommission zu der Ueberzeugung gelangt ist, daß die Luftheizung vollkommen ordnungsmäßig funktioniert hat. Den Kommisionsmitgliedern scheint sich vielmehr die Vermutung aufgedrängt zu haben, das Feuer könnte von biswilliger Hand angelegt worden sein.
Kharkeroi, 26. Dezbr. Der Streik der Kohlengrubenarbeiter hat heute wiederum an
Ausdehnung zugenommen. Die Zahl der Streikenden in dem Kohlengebiet von Charleroi beträgt jetzt 10400. Die Ruhe ist nicht gestört.
Paris, 27. Dez. Den Abendblättern zufolge nimmt die Influenza seit 2 Tagen hier einen ganz besonders ernsten Karakter au. Di- Krankheit, welche zuerst gutartig auftrat, geht jetzt oft in Lungenentzündung und Lungenkongestion über. Die Krankenhäuser sind unzureichend, die Kranken aufzunehmen, weshalb in Höfen und Gärten Krankenhäuser und Zelte aufgeschlagen werden. In den letzten Wochen betrug die Zahl der Gestorbenen nach einem amtlichen Ausweis 200 mehr als in der Vorwoche.
Belgrad, 24. Dez. Das Blatt „Ma- nunovene" meldet sensationell: Bulgarien trete im Falle eines Krieges mit Rußland die Festung Widdin an Oesterreich ab.
London, 24. Dez. Der Lissaboner Korrespondent der „Times" berichtet: In ganz Brasilien, besonders in Rio de Janeiro herrschen anarchistische Zustände wie unter der Pariser Kommune.
London, 27. Dez. Meldungen aus Rio de Janeiro zufolge fanden vom 18. bis 20. Dezember heftige Kämpfe zwischen Imperialisten und Republikanern statt. Letztere blieben vorläufig Sieger. Der Ausbruch einer Finanzkrisis gilt als unmittelbar bevorstehend.
St. Wetersöurg, 24. Dez. Im Artilleriearsenal zu Baku ist eine Granate explodiert, die aus Unachtsamkeit von einm Arbeiter fallen gelassen worden war. Dadurch ist ein ganzes Granaten-, Racketen- und Patronenlager in die Luft geflogen, wobei etwa 100 Arbeiter teils schwer, teils nur leicht verletzt worden sind. Der Schaden an Material soll 2 Millionen Rubel betragen.
Sansibar, 26. Dez. Der Dampfer Man- surah segelt morgen mit 250 Personen von Emins Gefolge nach Suez. Stanley mit seinen englischen Offizieren reist am 30. dies mit dem Postdampfer nach Egypten.
N-wyorst. Das elektrische Licht scheint im Kampfe mit den städtischen Behörden zu unterliegen; es werden schon Vorbereitungen getroffen, die Stadt wieder mit Gas zu erleuchten. Die Brush-Gesellschaft hat alle ihre 500 Angestellten entlassen. Auf Befehl der städtischen Behörden schneiden Arbeiter die Drahtleitungen ab uno hacken die Pfähle um. Es herrscht daher bei Nacht ziemliche Dunkelheit. In Barclay-Street war dieser Tage der Leitungsdraht für das elektrische Licht die Ursache eines Schadenfeuers. Es scheint wenig Unterschied hinsichtlich der Gefahr zu sein, ob Ströme von niedriger oder hoher Spannung