BMKader Chronik.

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Anzeiger und Unterhaltungs-Blatt für Wildbad und Umgebung.

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93. Mittwoch, den 7. Dezember 1337.

Württemb erg.

Stuttgart. Der Präsident des Kgl. Staatsministeriums, Staatsminister Dr. Frhr. v. Mittnacht hat sich nach dem St.-A. vorigen Samstag nach Berlin begeben, um an den Verhandlungen des Bundesrats teilzunehmen.

Neuenbürg, 2. Dez. Fischer Ludwig Bürkle hier hat heute früh bei der Wasser­stube wieder einen guten Fang gemacht: ein Prachtexemplar von einem Fischotter, ein männ­liches Tier, welches ein Gewicht von 20 Vz Pfund und vom Kopf bis zur Schwanzspitzc gemessen eine Länge von Im 10 am hat

In der Nacht vom Donnerstag auf Freitag wurde im Bahnhofgebäude ein Ein­bruch verübt. Der oder die Einbrecher hatten aber verlorene Liebesmühe; die Thüre des Kassenzimmers war etwas spröde und so mußten sie sich mit außerhalb befindlichen

3 ^ 25 Kleingeld begnügen.

Leonberg, 5. Dez. Heute hat die Er­gänzungswahl des Gemeinderats unter leb­hafter Beteiligung stattgcfunden. Auszutreten hatten 4 Mitglieder, davon wurden wieder ge­wählt : Stiftungspfleger Wanner mit 231 Stim­men, Gewerbebankkassier Schnaidt mit 130 St. und Privatier Längerer mit 124 Stimmen. Als neues Mitglied wurde Hundcparkbesitzer Burger mit 130 St. erwählt. Stimmberech­tigte waren es 338, hievon haben abgestimmt 256. Trotz der aufgeregten Gemüter nahm die Wahl einen ruhigen Verlauf. Der Turn­verein hat die Erbauung einer Turnhalle be­schlossen und mit der Sammlung von Beiträgen zu einem Baufonds in hiesiger Stadt den An­fang gemacht.

Lausten, 2. Dez. Am letzten Andreas­feiertage feierte das Heinrich Allinger'sche Ehepaar seine goldene Hochzeit. Von den beiden noch sehr rüstigen Jubilaren zählt der Ehemann 76, die Ehefrau 77 Jahre. Möge dem Jubelpaare, das auf einen Kranz von 8 Kindern und 25 Enkeln sieht, noch ein schöner, heiterer Lebensabend beschieden sein.

Aalen, 5. Dez. Heute früh brannte das dem pens. Heizer Stütz gehörige Wohnhaus mit angebauter Scheuer in der Wöhrstraße vollständig ab. Das Anwesen war verkauft und sollte in den nächsten Tagen eingeschrieben werden. Bei dem Kauf war ein Reugeld von 500 Mark bedungen. Es ist dies innerhalb

4 .Wochen der 3. Brand hier.

Wangen i. A., 5. Dez. Gestern Abend gegen 8 Uhr wurde ein Schmiedgeselle von hier in der Nähe der Wirtschaft z. Germania durch Messerstiche in den Kopf und Unterleib sehr schwer verwundet. Der Thäter, ein hier be­schäftigter Schuhmachergeselle, wurde alsbald verhaftet und hat die That eingestanden, doch behauptet er, in Notwehr gehandelt zu haben, da er von Meßmer zuerst geschlagen worden

sei. Geringer Wortwechsel in der vorgen. Wirt­schaft, an denen der Verletzte jedoch nicht teil­genommen hatte, sollen die Veranlassung ge­wesen sein. Für den rohen Messerhelden, ein junges schwächliches Bürschchen, wird die wohl­verdiente Strafe nicht ausbleiben. Nach ärzt­lichem Gutachten wird der Verletzte seinen schweren Wunden voraussichtlich erliegen.

Ru » 0 schau

Friberg, 5 Dez. In den hiesigen Fab­riken herrscht gegenwärtig eine fieberhafte Thä- tigkeit. Einzelne lassen bis 10 Uhr abends, die Siedle'sche Fabrik die ganze Nacht teilungs- wcise arbeiten. Zum Teil hängt die Dring­lichkeit der Arbeiten resp. Ablieferungen mit den Zollerhöhungen in Rußland zusammen.

München, 3 Dez. Dr. Jerusalem wurde gestern 4fts Uhr nachmittags in Mün­chen auf dem nördlichen Friedhof beerdigt. Von Leipzig waren dessen Schwester und Schwager herbeigeeilt. Die Familie bestritt die Kosten der Beerdigung.

München, 4. Dez. Das altbekannte Kaiserbad" in Rosenheim, vieljähriges Ab­steigequartier Kaiser Wilhelms, ist gestern durch Kauf in den Besitz des Herrn Albrecht Härlin in Stuttgart übergegangen. Der Kaufpreis beträgt gegen 100000 Mark.

Kalle a. d. S., 3. Dez. Bei einer Feuersbrunst, welche in Gehofen (im Kreise Sangershausen) in einer Ziegelei ausbrach, sind vier Personen in den Flammen umge­kommen; von den übrigen, die sich durch Herabspringen retten wollten, sind drei schwer verletzt. Die Unglücklichen wohnten in einem Dachkämmerchen, von wo ihnen jeder Ver­bindungsweg durch das Feuer abgeschnitten war.

Die Einwohnerzahl Werlins hat ein neues Hunderttausend überschritten. Die fort­geschrittene Bevölkerungszahl betrug am 29. Okober 1 407 440 Seelen. In der mit diesem Tag zu Ende gegangenen Woche war eine Zunahme von 4447 Seelen erfolgt. Vor­

aussichtlich werden am 1. Januar 1889 die anderthalb Millionen voll sein. Doch fehlt auch diesem Bild die Kehrseite nicht, Elend nicht nur in den unteren Schichten der Be­völkerung, sondern auch in den gebildeten Ständen. Ein aus der Provinz nach Berlin übergesiedelter Rechtsanwalt war zur 12. Stufe der Klassensteuer eingeschätzt worden und mußte zur 1. Klasse veranlagt werden, da er absolut keine Praxis hat. Auch Aerzte soll es in Berlin geben, die mit ihrem Einkommen über diese Stufe (240 bis einschließlich 600 nicht hinauskommcn.

In Jolianngesrgenstadt im sächsischen Erzgebirge sind die schwarzen Pocken ausge­brochen. Die Seuche wurde aus der benach­barten böhmischen Grenzstadt Platten einge­schleppt.

lieber die Goldfunde in Dentsiß- Südwestafrika, von denen vor Kurzem be­richtet worden ist, liegen jetzt nähere Nach­richten vor. Eine Gesellschaft, unter Leitung eines Herrn Stevens, war von Australien nach Südwestafrika gekommen, um das Gebiet, nachdem sie von der betreffenden deutschen Gesellschaft das ausschließliche Recht, nach Gold zu suchen, erworben hatte, nach Goldminen zu durchforschen. Innerhalb eines Monats nach ihrer Ankunft hat diese Gesellschaft ein aus­gedehntes, goldhaltiges Quarzriff ungefähr 70 Meilen von der Walfischbai an der Hauptstraße nach Otjimbingue entdeckt und kurz darauf ein noch ausgedehnteres, nur 42 Meilen von der Kiste, welches sich 2 Meilen an der Erdober­fläche hinzieht. Die Proben des goldhaltigen Quarzes, welche untersucht worden sind, sollen sich sehr reich erwiesen haben. Man hofft, in den betreffenden Gebieten noch manche reiche Entdeckung zu machen. Kein Wunder, daß eine große Aufregung sich der Gemüther be­mächtigt hat.

Wien, 3. Dez. Die N. Fr. Pr. meldet: Heute Vormittag fand in einer bei Wiener Neustadt gelegenen Sprengstoff-Fabrik eine Explosion statt, infolge deren 6 Personen das Leben eingebüßt haben.

Ein entsetzlicher Vorfall hat sich dieser Tage in Kocs (Eisenburger Komitat) zuge­tragen. Ein junges hübsches Weib, die ver­witwete Frau Loipersbeck, legte sich, um den Verfolgungen ihrer Schwiegermutter zu ent­gehen, in Gemeinschaft mit ihren vier kleinen Kindern auf die Eisenbahnschienen vor den ein- hcrbrausenden Zug. Alle fünf blieben als zer­malmte Leichen auf dem Geleise liegen.

Versailles, 3. Dez. Der Kongreß wählte im zweiten Wahlgang mit 616 von 833 Stimmen Sadi Carnot zum Präsidenten der Republik. Saussier erhielt 188, Ferry 10, Freycinet 6, General Appert 5, Floquet 1 und Felyx Pyat 1 Stimme. Nach Ver­kündigung des Wahlergebnisses sagte der Präsi­dent Leroyer: Da Sadi Carnot die erforder­liche Stimmenzahl erhalten hat, rufe ich ihn zum Präsidenten der Republik aus. (Wieder­holter Beifall auf der Linken und im Zentrum.) Hierauf erklärte Leroyer die Sitzung der Na­tionalversammlung um 6 Uhr 47 Min. für geschlossen. Nach der Sitzung nahm Sadi Carnot die Glückwünsche der Präsidenten des Senats und der Abgeordnetenkammer entgegen und sagte: Ich danke Ihnen aus tiefstem Herzen für die Glückwünsche und die von Ihnen ausgesprochenen Gesinnungen. Ich bin von Dankbarkeit gegen die Mitglieder der Versammlung durchdrungen, welche, indem sie Ihre Stimmen auf mqinen Namen vereinigten, dem Verlangen nach Beruhigung und Eintracht Ausdruck gaben, von welchem das republikanische Frankreich beseelt ist. Mein innigster Wunsch