Mldkaher Chronik.

Aettestes AmLsbscrLL der Stadt Witöbad.

Anzeiger und Unterhaltungs-Blatt für Wildbad und Umgebung.

Areiurrdzwcrrrzigftsr Jahrgang.

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U'rv. 64 . Mittwoch, den 19. Oktober 1667 .

Württemberg.

Hestoröe»: 16. Oktbr. zu Ravensburg: Kaufmann Jul. Michler, 70 I. alt.

Iriedrichshafen, 16. Okt. Der Präsi­dent des Staatsministeriums Frhr. v. Mittnacht ist in Begleitung seiner Gemahlin mit dem bayr. Kursschiff von Lindau her heute Nach­mittag wieder hier eingctroffen.

Tübingen, 18. Oktbr. Wie wir aus sicherer Quelle hören, hat Prof. vr. Keppler, Lehrer der kath. Eregesc, den an ihn ergangenen Ruf an die Hochschule in Bonn endgiltig ab­gelehnt.

Htentlingen, 16. Okt. Seine Excellenz der Herr Staatsminister des Innern traf ge­stern hier ein, ließ die Mitglieder der Kreis- regierung und die Oberamtmänner des Schwarz­waldkreises sich vorstellen, besichtigte die Frauen­arbeitsschule, die Anstalten des Bruderhauses, die Webschule, das Lukas'sche pomologische In­stitut und reiste abends nach Stuttgart zurück.

Aom Iluß der Alb, 17. Okt. Seit 3 Tagen befinden wir uns förmlich im Winter, Berg und Thal sind mit Schnee bedeckt und dazu haben wir jeden Morgen nach einander 45 Grad R. unter Null. Der Landmann sieht das Wetter nicht ohne ernste Besorgnis, da noch manches vom Feld einzuschaffen ist, namentlich auch noch ein gut Teil Kartoffeln. Andererseits ist durch die lange Trockenheit die Bestellung der Wintersaat so sehr hintan­gehalten worden, damit noch große Strecken im Rückstand geblieben sind. Dagegen giebt man sich der Hoffnung hin, daß die frühzei­tige Kälte unter dem Heer der Mäuse aufräu- men werde, das die Neusaat zn vertilgen drohte, und das wäre eine große Wohlthat.

Wurmlingen bei Tuttlingen, 16. Okt. Das Mädchen, welches am letzten Mittwoch Abend wegen verschmähter Liebe von einem Unmenschen in mörderischer Absicht meuchlings überfallen wurde, ist die 16 Jahre alte Tochter eines hiesigen Schuhmachers. Dieselbe ist am letzten Donnerstag Morgen nach qualvollen Leiden gestorben. Der Thäter, ein ans Merk­lingen, O.A. Leonberg, gebürtiger Schuhma­chersgeselle, ist 24 Jahre alt. Er war in dem elterlichen Haus des Mädchens in Kost und Wohnung. Der Unmensch lauerte dem von der nahen Fabrik nach Hause kehrenden Mäd­chen auf und brachte demselben, nachdem er zuvor einen Pistolenschuß abgefeuert hatte, mehrere tötliche Stiche in den Unterleib und einen in den Rücken bei, welch letzterer haupt­sächlich die Nieren verletzte. Das Scheusal, welches sich nach der That vor seinen Verfol­gern in den nahen Wald flüchtete, stellte sich als Selbstankläger nachts 12 Uhr auf der Polizeiwache der Oberamtsstadt.

N nndscha u.

Kempten, 14. Okt. (Irrsinniger Gattenmörder.) Der Söldner Mathhäus Weinmüller von Ebersbach, der vor 14 Tagen seine 65jährige Frau auf wahrhaft grauenhafte Weise ermordet hat, wurde in die Irrenanstalt Kaufbeuren abgeführt. Der 75jährige Mann mußte förmlich in das Coupä geschleppt werden.

- Mit dem Nachlaß Ludwigs II., des unglücklichen Königs von Bayern, wird jetzt ziemlich summarisch verfahren. Von den tau­send und abertausend Kunst- und anderen Ge­genständen, die der König in seinen Schlössern angehäuft hatte, sind schon sehr viele nach Berlin, Leipzig, Stuttgart, Straßburg und nach anderen Orten verkauft worden. Figuren, Vasen, Casseten, alles wird verkauft, wenn ge­nügend Geld dafür geboten wird, sogar Ko­stüme, die der König getragen hat, sind ver­äußert worden. Ein Lieblingstier des Königs, ein starker Zwölfender-Hirsch in Vorderriß ist dem Verkauftwerden nur dadurch entgangen, daß er ausgebrochen ist und dann erschossen wurde.

Kopenhagen, 16. Okt.Ritzaus tele­graphisches Bureau" verbreitet folgende Mit­teilung: Wie verlautet, ist es nicht unwahr­scheinlich, daß der Kaiser von Rußland in 8 bis 14 Tagen über Warnemünde abreist und Seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm einen Besuch macht.

In Strahöurg ließ am 12. Oktober eine Dame im Wartesaal zweiter Klasse ein Täsch­chen liegen. Bald nachher kam von Brumath aus eine Depesche an den Bahnhofvorstand von Straßburg, in welcher dem Täschchen nachgefragt wurde. Dasselbe war gefunden worden und konnte der Dame zugestellt werden; es enthielt 22 000 Mark an Papiergeld.

Köln, 15. Okt. Mit einem seltenen Na- turschauspiel hat gestern Nachmittag der Winter Hierselbst seinen Einzug gehalten, mit einem dichten Schneegcstüber, mit Blitz und Donner. In wenigen Minuten waren die Dächer mit einer weißen Decke überzogen, so daß man glauben konnte, mitten im Winter zu sein. Bei den elektrischen Entladungen glich der Blitz dicken, die Luft durchfliegenden Feuerkugeln, von denen eine, wie man beobachtet haben will, an einem der Blitzableiter des Domes heruntergefahren sein soll.

Winzenheim, 14-, Okt. Eine etwas ge­heimnisvoll klingende Mordgeschichte wird der Colin. Ztg." geschrieben: Am Abend des letzten Sonntag fuhren mehrere Velocipedisten die Straße von Colmar nach Winzenheim entlang. An der Spitze fuhr der Apotheker Sch. von hier. Plötzlich fiel aus einem Rebstück ein Schuß und um die Nasenspitze des Herrn Sch. war es geschehen. Letzterer hatte noch die Geistesgegenwart, seine Laterne nach der Seite,

woher der Schuß gekommen, zu richten. Er sah einen hochgewachsenen Mann, der schnell seinen grauen Hut in's Gesicht drückte und noch zweimal feierte, glücklicherweise ohne aber zu treffen. Es soll ein Mordversuch vorlicgen und es will Apotheker Sch. den Thäter er­kannt haben.

In einer furchtbaren Gefahr schwebte vor Kurzem, wie aus der Schweiz berichtet wird, der über den Gotthard fahrende Schnellzug. Zwei junge Burschen im Alter von 20 bis 25 Jahren stürzten in grenzen­losem Leichtsinn eine große Anzahl von größe­ren und kleineren Steinblöcken auf den Schie­nenweg. Rechtzeitig bemerkte der Bahnwärter die Hindernisse. Ohne sein Dazwischenkommen wäre der Zug, der um II V 2 Uhr Brunnen verlassen hatte, in der Nähe dieser Station über die gähnende Felfimvand in die Fluthen des Vierwaldstättersees gestürzt. Die Thäter, welche außerdem noch auf ihrem Wege eine Menge von Ruhebänken und Zäunen zertrümmerten, wurden dingfest gemacht und sehen nun einer strengen Strafe entgegen.

Wie», 13. Okt. Auf der Keyrener Brücke, die über das alte Donaubett bei Wien fährt, ereignete sich vor einigen Tagen ein schwerer Ungtücksfall. Auf der reparaturbedürftigen Holzbrücke war ein Theil des Geländers heraus­genommen worden, um die Herstellungsarbei­ten zu ermöglichen. Diese Stelle wurde nur oberflächlich mit morschen Brettern versehen. Nun begegneten sich auf der nicht gerade be­aufsichtigten Brücke zwei Fuhrwerke, eine zwei- spännige 4sitzige Chaise mit 4 Insassen und ein Düngerwagen, die sich auf der schmalen Stelle nicht ausweichcn konnten. Das Rad der Chaise blieb an dem Düngerwagen hängen, der Roffelenker der Chaise drängte hierauf seine Pferde nach der Bretterwand der Brücke, jene gab nach und die Chaise stürzte sammt Pfer­den und Jnsaßen, 2 Frauen, einem Kind und dem kutschirenden Herrn, in das 2 Meter tiefe Altwasser des Donaubettes. Eine Frau und das Kind, wie auch die Pferde ertranken. Der Vorfall erregt selbstverständlich gerechten Un­willen über die Fahrlässigkeit von Seiten der Bauleitung und der polizeilichen Aufsicht. Ueb- rigens trägt der Herr, welcher die Chaise lenkte, die Hauptschuld an dem Unglücksfall, der sich nicht hätte ereignen können, wenn er nur we­nige Minuten gewartet hätte, bis der Dünger - wagen vorübergekommen wäre.

Wien, 15. Okt. Die Herzogin Thyra von Cumberland übersiedelte heute von der Heilanstalt des bekannten Psychiaters Pro­fessor Leidesdorf in Döbling nach der herzog­lichen Villa in Penzing, wie versichert wird, in vollständig geheiltem Zustande. Der Her­zog selbst holte seine genesene Gemahlin aus der Anstalt ab. In der Villa waren alle