Wenn Kinder hier in Maientagen Sich tummeln auf dem Wiesenplan Und Veilchen suchen, Falter jagen:

Gern schaust du dir ihr Spiel 'mit an.

Wenn Alte sich im Herbste sonnen Auf stiller Bank in guter Ruh,

Und denken alter Frühlingswonnen,

So nickst du ihnen freundlich zu- Wenn Mädchen auf der Wiese wandeln. Vertraut gesellt zu zwein und zwein:

Was sie im Scherz und Ernst verhandeln, Du kennst es wohl und lächelst drein.

Und wenn Gesang der Musensöhne erüber schallt zum grünen Wöhrd: ich stören nicht die muntern Töne,

Du hast sie immer gern gehört.

So möge bis zu fernen Tagen,

Ein Schmuck für diese schöne Flur,

Dies Denkmal dein Gedächtnis tragen Und Deines Geistes Frohnatur.

Ja, noch den späten Enkeln werde Zum Zeugnis der Ottilienstein:

O, wunderschön ist Gottes Erde Und wert, darauf vergnügt zu sein-"

Württemberg.

Stuttgart, 11. Aug. DerSt.-A." meldet, der König habe in Friedrichshafen in in den letzten zwei Monaten zur Bekämpfung seiner neuralgischen Schmerzen und der Be­wegungsschwäche seines linken Beines die Knet­kur des Dr. Roechling gebraucht. Der Erfolg sei günstig, die Schmerzen haben abgenommen, die Bewegung habe sich gebessert.

Auf der Straße von Altensteig nach Nagold wurde vorige Woche ein Fuhrmann von einem mit Backsteinen beladenen Wagen überfahren und erlitt dabei so bedeutende Verletzungen, daß er, obgleich sofort ärztliche Hilfe geleistet wurde, nach einigen Stunden seinen Geist aufgab.

Am Samstag mittag ist in Conweiler eine von 4 Familien bewohntes Haus samt Scheuer und Wagenhütte abgebrannt. Bei der länger herrschenden Dürre ist Vorsicht bei Feuerungs-Einrichtungen und brennbaren Stoffen anzuempfehlen.

Hßlmgcn, 12. Aug, Der Redakteur des deutschen Bürgerfreunds, Schlör, ist (in der Beleidigungssache gegen Karl Mayer) zu drei Wochen Gefängnis verurteilt worden.

Ludwigsvnrg, 10 . Aug. Herr Heim­berger zur Grakenmühle feiert heute mit seiner ihm vor 50 Jahren angetrauten Ehegattin das seltene Fest der goldenen Hochzeit. Die Feier wäre durch Kirchgang begangen worden, doch mußte diese wegen Unpäßlichkeit des Jubilars unterbleiben; sie beschränkt sich des­halb auf den engeren Familienkreis, der dem Jubelpaar die innigsten Wünsche darbringt.

Kleinaspach, '10. August. Ein rechtes Bubenstück verübten letzten Sonntag Nacht et­liche Bursche in dem Garten des Schultheiß Schmid. Es wurden demselben seine Zwerg­obstbäumchen, Träublesstöcke und andere Gar­tengewächse ausgerissen und zerissen. Im Ver­dachte stehen einige Bursche, die einige Tage vorher vom Schultheißenamt wegen Nachtruhe­störung mit Geld bestraft worden waren. Der Landjäger hat die Sache in der Hand.

Mauköronp, 9. Aug. In Schmie steht ein Traubenstock an der dortigen Kirche, an dem gegen 2000 schöne, großgewachsene Por­tugieser-Trauben zu sehen sind!

Galw, 9. Aug. Unsere Stavt hat sich neuerdings als Luftkurort aufgethan; und in der That, es giebt nicht viele Or te, welche auf der Bahn von allen Seiten so leicht er­reichbar eine solch reiche Auswahl von Spaziergängen jeder Art, alle aber in der herrlichsten Tannen- unv Waldluft, darbieten. Wer nur wenige Minuten weit gehen kann, findet bequeme Bänke zum Ausruhen und sieht

bald ins liebliche Thal auf das malerische Hirsau hinaus; unvergleichlich mehr aber sind der Spaziergänge, «welche auf trefflich gehal­tenen Waldwegen den Touristen entzücken und ihm in 24 Stunden die mannigfaltigsten Bilder aus dem schönen Schwarzwaldleben vorführen.

GMingen, 11. Aug. Die Wildermuths- feier fand gestern nachmittag noch eine gemüt­licke Fortsetzung im Museumsgarten, wo sich die Mitglieder der Familie und deren Freunde und Verehrer versammelt hatten. Ottiliens Sohn, Or. Wildermuth von Stetten, dankte im Namen der Familie den deutschen Frauen wie den Meistern Rösch und Tafel für die gelungene Ausführung des Denkmals. II KK. Majestäten hatten in huldvollen Aus­drücken ihre Teilnahme an dem Feste ausge­drückt. Zahlreiche Telegramme liefen ein, z. B, aus Marbach, dem Geburtsort der gefeier­ten Dichterin. Heute Morgen traf General v. Perglas in Begleitung seines Adjutanten, Hauptmann v. Knorzer, zu einer Besichtigung des Füsilierbataillons hier ein.

Wottweil, 10. Aug. Der letzte Bericht über die Ausgrabungen auf Hochmauern kann heute dahin ergänzt werden, daß vor Kurzem 30 Silbermünzen (darunter Ubilippuo III. von Maked.) gefunden wurden, sowie ein großes Doppelthürband aus Eisen. Vor eini­gen Tagen ist dann weiter eine 1 m 20 <nv hohe Amphora zu Tage gefördert worden, dann mehrere Messer, ein Dolch, eine große sehr schöne Schüssel aus LiKilluta. und eine gerippte Schale aus Glas. Bis jetzt sind von dem Gebäude, dem die angeführten Gegenstände entstammen, 20 Gelasse blosgelegt worden.

Waldsee, 10. Aug. In Schussenried wurde heute früh auf Verfügung des Unter­suchungsrichters in Ravensburg der Besitzer der Ochsenwirtschaft, dessen Anwesen im Janr. d. I. abbrannte, sowie dessen Magd wegen des schon längst bestehenden Verdachts der Brandstiftung verhaftet. Der Vater der Magd befindet sich schon länger in Haft. Vom k. Ministerium ist nunmehr die Genehmigung zur Ausgabe von 12 000 Stück Losen zu 1 Mk. anläßlich des am 26. Sept. stattfin­denden landwirtschaftlichen Gaufestes erteilt worden. Die Lose werden in den weiter zum Gauverband gehörenden Bezirken Leutkirch, Ravensburg, Tettnang und Wangen abgesetzt werden. Nach einer Notiz im heutigen Wochenblatt werden diesen Herbst die größ­tenteils in Oberschwaben wohnenden ehemaligen Angehörigen des Kaiser-Wilhelm-Regiments Nr. 120, welche den Feldzug 1870/71 mit­gemacht haben, auf der Waldburg, dem schönsten Aussichtspunkt Oberschwabens, eine Zusam­menkunft halten.

R un d s cha »

Ausöach, 10. August. Gestern Nachmittag erschoß sich in der hiesigen Ulanenkaserne der 23 Jahre alte Gefreite der 4. Eskadron des 2. Ulanenregiments Ferd. Albert Haase mittelst eines Revolvers. Es ist dies in kurzer Zeit der dritte Selbstmord im hiesigen Regiment; in diesem Falle soll der Grund Furcht vor Strafe wegen eines an einem Kameraden be­gangenen Diebstahls sein.

Wiesbaden, 10. Aug Zu dem Dr. Mezger-Sanatörium wird sich hier noch eine zweite ähnliche Anstalt gesellen: die bekannte Dahlberg'sche Anstalt für schwedische Heilgym­nastik in Baden-Baden wird am 1. Septbr. d. I. hierher verlegt werden.

Hamburg, 9. August. Die hiesige Po­lizeibehörde macht bekannt, daß in der ver­

gangenen Nacht im hiesigen Postgebäude der Bäckergeselle Christian Türck, geboren am 18. Januar 1866 zu Rothenburg, an,der Fulda, ermordet aufgefunden worden ist. Als der That verdächtig wird der Kellner und Schlosser Karl August Winckler, am 8. September 1865 zu Mohrungen geboren, verfolgt Signalement: Mittelstatur, schlank, schwarzes, kurzgeschnittenes Haar, Anflug von Bart, dunkle Augen, rotes, frisches Gesicht; trägt graumelierten Jaquet- anzug, runden, braunen, steifen Filzhut, platte Nickeluhrkette, und Stiefel.

Hupen, 9. August Der Hertogenwald zwischen Verviers und Herbestahl steht nach einer Meldung derJndep. Belge" in Hellen Flammen. Das Feuermeer .begreift bereits

zwei Quadratkilometer in sich und alle Lösch­versuche waren bisher vergebens; mehrere Ort­schaften sind mit Einäscherung bedroht. Der Schaden ist ungeheuer groß. DerKöln. Ztg " wird hierüber geschrieben: Der zum 6. d. M. im belgischen Hertogenwalde ausgebro­chene Brand wütet noch fort und hat sich bis heute auf eine Fläche von über'600 Hektaren ausgedehnt. Die Brandstätte liegt zwischen

der von hier nach Malmedy führenden Straße und einem Bache, der den preußischen Staats­wald vom belgischen trennt. Außer Fichten­

anpflanzungen sind auch die angrenzenden Torf­lager vom Feuer ergriffen worden. Heute

werden 400 belgische Soldaten zur Be­teiligung an den Löscharbeiten eintreffen, da die aufgebotene Zivilbevölkerung der anlie­genden Ortschaften zur Bewältigung des Feuers nicht ausreicht.

Werlin, 12. Aug. Von New-Aork wird berichtet: Durch einen Unfall, welcher dem Eisenbahnzuge zustieß, als derselbe über den Niagara fuhr, fing die Brücke Feuer. Der Zug stürzte in den Strom. Bisher sind 70 Leichen aufgefunden worden. Die Ge­samtzahl der Toten und Verwundeten wird sehr hoch angenommen.

Wien, 10. Aug. Prinz Ferdinand von Coburg ist heute vormittag 9Vi Uhr von Marchegg aus mit dem Expreßzug der Staats­bahn nach Turn-Severin abgereist.

Wien, 10. Aug. Alle Morgenblätter besprechen heute die Abreise des Prinzen Fer­dinand von Coburg, ohne deren Zeitpunkt genau angeben zu können. Sie heben hervor, daß der Entschluß des Coburgers auf eigene Gefahr erfolgt sei. Das offiziöseFremden­blatt" betont, daß der Entschluß des Cobur­gers ohne die Ermächtigung der Großmächte erfolgt sei, auch ohne die Ermächtigung der Pforte und daß er den jüngsten dem Prinzen gegenüber von der österreichischen Regierung betonten Bestimmungen des Berliner Verirages widerspreche. Die Reise des Coburgers nach Bulgarien sei ein Wagestück, ein Abenteuer. Kaiser Franz Joseph von Oesterreich hat sich am Sonntag mittag von Kaiser Wilhelm in Gastein wieder verabschiedet. Er traf um 12 Uhr im Badeschloß ein und blieb dort wiederum längere Zeit mit dem deutschen Kaiser allein. Dann geleitete Kaiser Wilhelm seinen hohen Gast bis zur Treppe, dort um­armten und küßten sich beide Kaiser zuM Abschied, schüttelten sich wiederholt die Hände und trennten sich dann. Kaiser Frdnz Joseph bestieg den Wagen, Kaiser Wilhelm aber blieb auf dem Balkon stehen, bis der Wagen ver­schwunden war.

Wrüstel, 10 , Aug. Der Maldbrand im Hertogenwald wütet ungeschwächt fort und greift auch in der Richtung auf das dem Grafen Lannoy gehörige Schloß Fcanchimont weiter um sich; Mehrere Hotels in Dolham sind stark bedroht. Die sogenannteBaraque