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Nah und Fern mit Festabzeichen und gleich­mäßiger Kopfbedeckung.

Werkin, 30. Juni. (Theater.) Fräu­lein Lilli Lehmann, die liebenswürdige, ehemals vielgenannte, aber kontraktbrüchige Sängerrn vom königlichen Opernhaus in Berlin, hat Aussichten, von neuem in der Reichshauptstadt ihre Stimme erschallen lassen zu können. Kein Geringerer als der bekannte Kommissionsrath Engel, der Besitzer von Kroll's Theater, steht mit ihr in Unterhandlung, um sie für August und September für seine Bühne zu gewinnen. Er soll entschlossen sein, das Gastspiel durch­zuführen, selbst wenn er wegen des Kontrakt­bruches der schönen Sängerin genötigt sein würde, aus dem Verband auszutreten. Ob sie wohl Stand halten wird, die schmetternde Lerche?'. Wir hoffen es zu ihrem Besten.

' Werlin, 1. Juli. Obschon der Kaiser jetzt wieder so weit hergestellt ist, daß er täglich Ausfahrten unternehmen und sich seinen Ge­schäften auch wieder ganz widmen kann, scheinen die Aerzte doch darauf gedrungen zu haben, daß er vor der Hand in Berlin bleibt. Ueber die Reise nach Ems ist jedenfalls vor der Hand noch keine endgültige Bestimmung getroffen.

Wien, 30. Juni. In Gastein traf die offizielle Anzeige des Berliner Hofmarschall­amtes ein, daß die Ankunft des Kaisers da­selbst auf den 28. Juli verlegt wurde.

Wien, 30. Juni. In Russisch-Polen finden in diesem Herbst große Manöver sämmt- licher Garnisonen unter Leitung des Generals Gurko statt.

West, 29. Juni. Die Ortschaft Kajar (Komitat Györ, Bezirk Sokoroalja), von vielen Israeliten bewohnt, wurde vom aufgehetzten Pöbel in Brand gesteckt; Militär ist dahin abgesendet.

Zürich, 30. Juni. In hiesigen Kreisen erzählt man sich folgende interessante Geschichten In Jnterlaken hielt sich ein junger russische polnischer Grundbesitzer mit seiner jungen bild­schönen Frau auf. Dort wohnte ein preußi- cher, dem Adel angehörender aktiver Offizier, der momentan beurlaubt war. Vor zehn Tagen verschwanden der Offizier und die junge Guts­besitzerin plötzlich. Bestürzt rief ver geprellte Ehegatte den Schutz der berniichen Polizei an. Außerordentliche polizeiliche Anstrengungen wur­den gemacht. Das bermsche Strafrecht behan­delt seltsamer Weise auch den Fall als Ent­führung, wo, wie hier, die Ehefrau in die Entführung emgewilligt hat. Dieser Tage ge­lang es nun, zwei Personen, die sich der Ge­hülfenschaft schuldig machten, in Luzern zu verhaften. Der Entführer und die Entführte wurde gestern in Karlsruhe von der Polizei entdeckt. Da das deutsche Strafgesetz den vor­liegenden Fall nicht als Entführung behandelt,, weil dieselbe mit Willen der betreffenden Frau geschah, so dürfte von Seiten der deutschen Behörden weder eine Verhaftung noch eine Bestrafung eintreten.

Waris, 29. Juni. Gewitterverheerunoen im Departement Var (Provence) haben die Getreide- und Weinernte im Distrikt Beauvoir gänzlich vernichtet; in den Departements Lot und Ariege ist die ganze Mais-, Tabak- und Getreideernte durch Hagel zerschlagen, die Wege sind meist unpaffirbar, auf den Eifenbahnstrecken kamen verschiedene Dammbrüche vor. Aehnlich litten Teile des Departements Dordogne; in Serins schlug der Blitz ein, tötete drei Per­sonen und verwundete zwölf Personen schwer.

Waris, 1. Juli. In der Budgetkom­mission erklärte der Kriegsminister Ferron be­treffs der probeweisen Mobilisirungeines Armee­korps, er schätze die Kosten auf 8,000,000 Fr. iveil es sich darum handle, allseitige Er­

fahrungen zu machen, und nicht blos ein Armee­korps zu mobilisiren sondern auch die beteiligten Truppen nach den dazu bestimmten Punkten zu transportiren und zusammenzuziehen. Die Kommission wird am Samstag beschließen.

Es ist hohe Zeit gewesen, daß General Boulanger aets. gelegt worden ist. Er hat, wie immer glaubwürdiger berichtet wird, viel, sehr viel vorgehabt, er scheint sogar allen Ernstes an die Möglichkeit einesKaisers Bou­langer I. gedacht zu haben. Von einem zu­verlässigen Gewährsmann geht derKölnischen Zeitung" aus Paris jetzt folgende Miteilung zu: Ein mit Persönlichkeiten aus der Peters­burger Gesellschaft in nahen Beziehungen stehen­der französischer Offizier hat sich zu diesen über General Boulanger geäußert. Demnach stände es außer Zweifel, daß der ehemalige Kriegsminister einen Staatsstreich, der ihn an die Spitze der Regierung bringen sollte, beab­sichtigt habe. Er habe, kurze Zeit vor seinem Sturz, nächtliche Truppenübungen angeordnet, worüber damals auch die Zeitungen berichteten. Bei einer solchen nächtlichen Truppenübung, an der fast die ganze Pariser Besatzung teil­zunehmen bestimmt war, sollte der Staatsstreich erfolgen. Alle Rollen waren bereits verteilt. Aber General Saussier, der Gouverneur von Paris, kam hinter den Plan und verbot noch in letzter Stunde das Ausrücken der Truppen, so daß auch wirklich nur ein Bataillon aus­rückte. Alle Beweisstücke für jenen geplanten Staatsstreich befinden sich in Händen der fran­zösischen Regierung, und dies ist auch der Grund, warum Boulanger sich jetzt so ruhig verhält, und so sang- und klanglos von der Bühne abgetreten ist. Boulanger ist übrigens zum Kommandeur des XIII. Armeekorps in Cler- mont-Ferrand ernannt worden. Der bisherige Kommandeur dieses Korps hat das Korps in Toulouse, das anfangs Boulanger zugedacht war, erhalten.

Sofia, 30. Juni. Stambulow erklärte bei einem von dem Stadtrat Philippopels ver­anstalteten Banket, die Regierung gedenke der Sobranje die Wahl eines Kandidaten vorzu­schlagen, welcher alle an ihn gestellten Beding­ungen erfülle. In Tirnowa äußerte Stam­bulow gegenüber dem englischen Konsul, die Sobranje werde den Prinzen von Koburg zum Fürsten wählen.

Aus Wilßland kommen jetzt deutsche Auswanderer in Massen zurück. So passirten am 18. Juni Nachmittags in 15 Fuhrwerken 15 deutsche Familien die Stadt Neidenburg in Ostpreußen. Sie waren zum Teil vor 10 und 20 Jahren schon aus dem Kreis Marien­werder tief nach Rußland, in das Gouverne­ment Wolhynien ausgewandert. Der Grund ihrer Rückkehr bestand in erster Reihe darin, daß die russische Regierung ihnen den deutschen Unterricht in ihren Schulen untersagt und dann ihnen das Recht zur Erwerbung von Grundbesitz entzogen hat. . Sie wollen sich wieder in Deutschland ansiedeln. - Ueber ihre Reiseerlebnisse erzählt das dortige Lokalblatt unter Anderem folgendes: Bei dem letzten russischen Zollhause an der preußischen Grenze angekommen, wurde ihnen am Schlagbaum ein energisches Halt geboten, sie sollten ihre Pferde zurücklassen und mit den Wagen weiter ziehen. Da dies für die Leute eine Unmög­lichkeit war, ließen sich die Beamten durch die nötigen Rubelscheine endlich bewegen, in Peters­burg anzufragen. Trotzdem das Hin- und Herfragen per Draht ging, mußten die Leute dennoch sieben volle Tage bei anhaltendem Regenwetter unter freiem Himmel ausharren, bis endlich ein endgiltiger Bescheid eintraf. Trotzdem sie den amtlichen Nachweis per Draht

herbeigeschafft hatten, daß die sämmtlichm Pferde ihre eigene Aufzucht waren und sie bei ihrer Einwanderung zwei Pferde eingeführt hatten, war angeblich die Anweisung einge­troffen, daß diejenigen Pferde, die zum Militär­dienst brauchbar wären, zurückbehalten werden sollten, und da es fast alles gute Thiere waren, so hätten sie nur wenige behalten können. Schließlich waren es wiederum Papierrubel, durch die unsere Landsleute von der drohenden Maßregel endlich befreit wurden.

Den aus Rußland ausgewieseney deutschen Beamten und Gewerbetreibenden wird gestattet, in ihren Verhältnissen zu bleiben, wenn sie sich neutralisieren lassen. Dazu wird aber gegenwärtig nicht nur die bürgerliche Aufnahme in den russischen Unterthanenverband, sondern bei Christen auch der Uebertritt zur griechischen Kirche gefordert. Angehörige des Judeniums müssen gieichfalls aus diesem ausscheiden und, wenn sie reicht Christen werden wollen sich der Sekte der Deisten anschließen. Solche, welche ein kaufmännisches Gewerbe treiben, muffen außerdem noch um Aufnahme in die erste. Kaufmannsgilde nachsuchen, in welcher jährlich 1000 Rubel Steuer zu entrichten sind.

ßhicago, 27. Juni. Im Warenlager der OllioaAo Naeüinx an kl Provision Ooinp-w)- brach gestern Nacht ein verheerendes Feuer aus. Die Gebäude, welche die Oberfläche von fünf Acres bedecken, wurden zerstört Mehrere Mil­lionen Pfund Speck und Schmalz verbrannten. Die Xrmour OarninA Company büßte 700 Fässer Schweinefleisch und 600 Schweine ein. Der Gesammtschaden wird auf 1'/« Million Dollars geschätzt.

Geheimnisse unseres Organismus.

Während des Jahres scheidet das Blut fort­während unbrauchbare Stoffe aus, die, wenn sie nicht rechtzeitig nach außen abgeführt wer­den, die mannigfachsten und oft schwere Krank­heiten Hervorrufen tonnen. Im Frühjahr und Herbst ist aber die rechte Zeit, um die sich im Körper abgesetzten, überflüssigen und die Thätig- keit der einzelnen Organe hemmenden Stoffe (Galle und Schleim) durch eine regelrechte, den Körper nicht schädigende Abführkur zu entfernen und hierdurch schweren anderen Leiden, welche durch diese Stoffablagerungen leicht hervorge­rufen werden, vorzubeugen. Nicht nur für Diejenigen, welche an gestörter Verdauung, Ver­stopfung, Blähungen, Hautausschlag, Blutan­drang, Schwindel, Trägheit und Müdigkeit der Glieder, Hypochondrie, Hyserie, Hämorr­hoiden, Schmerzen im Magen, in der Leber und den Därmen leiden, sondern auch den Ge­sunden oder den sich für gesund haltenden kann nicht dringend genug angeraten, werden, dem kostbaren roten Lebersaft, der unsere Adern und Aederchen durchströmt, die volle Reinheil uyd Stärkung durch eine zweckmäßige und regelmäßig durchgeführte Kur vorsichtig zN wahren., Als das vorzüglichste Mittel hierzu können Jedermann die Apotheker Richard Brandt- schen Schweizerpillen, welche unsere hervorra­gendsten medicinischen Autoritäten als ebenst wirksam wie absolut unschädlich wärmstens em­pfehlen, aufs beste angeraten werden und findet man dieselben in den Apotheken L Schachtel I ^

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