Chronik.

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Anzeiger und Unterhaltungs-Blatt für Wildbad und Umgebung.

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Uro. 83.

Württemberg.

Hestoröe«: 26. Juni zu Merzentheim Rentamtmann Singer, 84 I. alt; 27. Juni zu Tübingen Pfarrer Matth. Mann aus Oeschingen, 1870 Pfarrer in Sontheim (Mün- singen), 1873 in Schömberg, 1878 in Witten­dorf, seit 1885 in Oeschingen, 48 Jahre alt.

Neuenbürg, 27. Juni. Heute Abend fiel ein 7jähriges Mädchen in den Kanal der oberen Fabrik und wurde, ehe Hilfe möglich, von der Strömung durch den Wehrbau ge­nommen, unterhalb dessen es, nahe der Woh­nung seiner Eltern, dem nassen Elemente, leider bereits todt, entrissen wurde.

Tübingen, 27. Juni. Prof. vr. Pfeffer, Lehrer der Botanik, hat einen ehrenvollen Ruf an die Universität Leipzig erhalten. Es scheint noch nicht sicher, ob Prof. Pfeffer den Ruf «mummt. — Gestern Vorm, gingen 2 Kinder eines hiesigen Bürgers, ein 2- und Zjähriger Knabe, an den die Stadt durchfließenden Ammerkanal. Als das kleinere eine Schüssel mit Küchenabfällen in denselben entleeren wollte, fiel es in das Wasser und verschwand. Aeltere Knaben eilten sofort herbei und ließen den Rechen herunter. Es war zu spät, der Leich­nam ländete erst in Kirchentellinsfurt. Der betreffende Zugang zum Kanal ist mit einem Gitter versehen, welches zufällig offen stand.

Miedliuger», 26. Juui. Nach langen, trockenen und ausdörrenden Ost- und Nord­ostwinden, welche in den letzten 3 Tagen große Hitze brachten, sprang der Wind heute endlich nach Süd um und sofort bildeten sich auch Gewitter, von denen eines unter sündflut- artigem, aber kurzem Regen und heftigen elek­trischen Entladungen über unsere Stadt und Markung hinwegzog. Der Blitz schlug in das Wohnhaus eines Küfers, wo er Vorhänge und Sopha in Brand setzte, ohne glücklicherweise den Bewohnern des Hauses weiteren Schaden zu thun; durch deren Geistesgegenwart wurde der Brand rasch gelöscht. Auf Garten und f Feld war dieser Gewitterregen von wahrhaft

s wohlthuender Wirkung, denn eS war alles

> ausgedörrt. Die Heuernte ist im vollen Gange und liefert ein Erträgnis, wie seit langen Jahren nicht mehr.

> Abklingen, 37. Juni. Gestern Abend

> um 7 Uhr herum nahm man Rauchwolken wahr in westlicher Richtung, man vermutete

> einen größeren Brand in Dätzingen oder Ostels­heim, später kam die Nachricht, daß in dem

! kleinen Weiler Lehenweiler, zu Aidlingen ge-

> hörig, 5 Häuser durch's Feuer zerstört worden,

j Ein öjähriger Knabe habe an einer Stallthüre

> mit Streichhölzer gezündelt und in wenigen

> Minuten seien die Häuser in Flammen gestanden.

' DieLöschungdes Brandes soll erschwert worden l fein, weil Wasser nur mühsam habe beigeschaft

werden können.

Samstag, den 2 Juli

Maulbronn, 28. Juni. In große Auf­regung wurden die Einwohner des benachbarten Oertchens Schmie durch einen Mordanfall in der Nacht vom Sonntag auf Montag, den eine erst vor Kurzem verheiratete Frau, wie es scheint auf ihren Ehemann versuchte, versetzt. In der Dunkelheit geriet die Frau an ein neben dem Manne schlafendes Pflegekind, versetzte ihm mit einem Hammer einen Schlag auf den Kopf und schnitt ihm dann in den Hals. Das Kind lebt noch und konnte gerichtlich vernom­men werden. Der Mann bekam einen leichten Schnitt; die Frau selbst, welche sich einige unbedeutende Schnittwunden beibrachte, wurde Montags geschlossen in das hiesige Amtsge- richtsgefängniß abgcführt.

Körrrge«, 29. Juni. Noch ist das Opfer des vorgestrigen Unglücksfalls auf dem Bahn­hof von seinen Leiden nicht erlöst und schon wieder haben wir den jähen Tod eines allge­mein geachteten, wohlhabenden Mitbürgers, Herrn Kaspar Wohnhas, Notgerber, zu ver­zeichnen. Derselbe, ein für sein Alter (44. I.) kräftiger und gesunder Mann, hatte gestern Abend das Unglück, die Kellertreppe in seinem Hause hinabzustürzen und erlitt durch das Auf­schlagen des Kopfes auf dem steinernen Tritt eine so schwere Gehirnerschütterung, daß fast augenblicklich der Tod erfolgte und die Gattin, welche ihn ausglciten sah und alsbald die Stufe hinabeilte, den treuen Versorger schon leblos fand.

Leulkirch, 29. Juni. Ein früherer Eisen­händler, welcher seit Jahren den Güterhandel in großem Maßstabe betreibt, wurde heute früh an der Quaste seines Bettes erhängt gefunden. Er ist ledig und 67 Jahre alt. Er soll ein Vermögen von mehr als einer halben Million besitzen und zur Zeit gehören ihm mehr als 20 Bauernhöfe in der Umgegend.

Htottweik, 27. Juni. Heute früh nach 4 Uhr meldete ein Feuerreiter den Ausbruch eines Brandes in Zepfenhan. Wie wir er­fahren, find 4 Häuser abgebrannt. Zum Aus­bruche kam das Feuer im Hause des Polizei­dieners, in welchem die Feuerspritze aufbewahrt ist; dieselbe wurde ein Raub der Flammen.

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Würjkrrrg, 30. Juni. Heute Morgm 1 Uhr wurde Großfeuer von der Festung ge­meldet. Das ehemalige Salzamtsgebäude im Bauderhof, später zur Gendarmeriekaserne um­gewandelt, brannte hell auf. Der Brand brach in dem von der Richterschen Buchdruckerei ge­mieteten Papierlager, welches einen Wert von ca. 12 000 Mark darstellte, aus; über die Ursache ist noch nichts Bestimmtes bekannt. Ein Teil der Bewohner mußtr durch Feuer­leitern gerettet werden. Die Feuergarben steigen turmhoch aus der Brandstätte empor, die Kirchen­türme schauerlich schön beleuchtet. Dank der

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rastlosen Bemühung unserer Feuerwehr, unter­stützt durch Militär und Zivil, gelang es, das Feuer gegen 5 Uhr auf seinen Herd zu be­schränken und die aufs höchste gefährdeten Nach­barhäuser zu retten und damit den Dom, die k. Musikschule und das Ordinariatsgebäude vor großem Schaden zu bewahren. Wie groß der durch den Brand verursachte Schaden ist, läßt sich noch nicht bemessen; am schlimmsten sind die beiden Oberwachtmeister mit ihren Familien und die Gendarmen betroffen, welche Vi ihrer ganzen Habe verloren haben.

Ludwigshafen, 30. Juni. Der in Mann­heim ansässige Führer der rheinpfälzischen So­zialisten, Tapezier Ehrhardt, und zwei in Mutter­stadt ansässige Sozialisten wurden wegen Ver­breitung von sozialdemokratischen Schriften heute verhaftet.

Kms, 25. Juni. Gestern Nachmittag fand unweit Fachbach in der Nähe von Ems ein Waldbrand statt, welcher etwa 6 ba. Baum­wuchs vernichtete. Die Feuerwehr des Emser Silberbergwerks bedurfte 4 Stunden, um ihn zu bewältigen. Man vermutet, daß das Feuer von ruchloser Hand angelegt worden ist.

Wad Kurs 29. Juni. Von Berlin ist heute die amtliche Mitteilung hieher gelangt, daß die Ankunft des Kaisers Wilhelm in unserem Bade nicht vor dem 6. Juli zu erwarten sei.

Srankfurt a. M., 30. Juni. Nicht nur die Bürgerschaft, sondern auch alle Vereine und Korperationen rüsten sich ganz gewaltig zu dem bevorstehenden 9. Deutschen Bundes­und Jubiläums-Schützenfest; der Festplatz wird täglich schon von Tausenden von Menschen besucht. Die Restaurationen haben bereits mit Ausschank aller möglichen Getränke begonnen, auf dem sog. Juxplatz hinter der Festhalle entwickelt sich ein Treiben, als wenn die Messe vor der Thür stände, in der Festhalle hat be­reits ein Probediner stattgefunden, welches zur größten Zufriedenheit aller Teilnehmer ausge­fallen ist. Unter den Vereinen thut sich be­sonders der „Verein der Bienenzüchter von Frankfurt a. M. und Umgegend" hervor. Der­selbe wird sich am Zug mit einem S Meter hohen Prunkwagen beteiligen, auf diesem der altehrwürdige Eschenheimer Turm.nachgebildet, an, auf und um denselben die Bienenzucht allegorisch dargestellt. Im Bogen des Turmes thront ein hübsches junges Mädchen als Bienen­königin, an den 4 Seiten umgeben von Arbeits­bienen und Drohnen (ebenfalls frische Mädchen­gestalten) Der Wagen wird von 4 Rappen gezogen, letztere von Troßbuben geführt. Vor dem Wagen reitet ein Herold als Bannerträger, diesem folgen an der Hand historischer Ueber- lieferungen 8 Zeidler (Bienenzüchter) als kaiser­liche Bogenschützen, dann der „Oberst Wald­stromer" mit zwei Magistratsherrn und hinter dem Wagen das Gros der Bienenzüchter aus