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die Königin reist nach Petersburg, um sich vom Zaren die Antwort zu holen. Dabei kommen die allervertraulichsten Dinge an's Tagcslich, die sonst nicht an die große Glocke gehängt werden.
Aem-Kork, 25. Juni. Heute wird ein neuer verwegener Eisenbahnraub gemeldet. Ein nach Osten gehender Zug der südlichen Pacific- bahn war in Schulenberg angelangt, als eine 12 Mann starke Bande sich des Zuges bemächtigte und die Reisenden plünderte, wobei die Räuber dieselben in der rohesten Weise behandelten und ihnen Schläge aus den Kopf mit ihren Revolvern versetzten. Die Strolche beraubten alsdann die Post- und Expreß- Wagen und entfernten sich schließlich mit einer Beute von etwa 15 000 Dollars und vielem wertvollem Geschmeide.
Finanzielles aus Frankreich und Deutschland.
Frankreich hat durch den Krieg von 1870 an eigenen Kriegskosten und Entschädigungen einen Aufwand von etwa 12 Milliarden Francs machen müssen. Seitdem, das heißt seit 1874, sind, nach einer Aufstellung des Londoner „Economist", abermals gegen 5000 Millionen Francs Schulden in Gestalt von Deficiten gemacht worden und die französische Staatsschuld erhebt sich gegenwärtig, ohne die schwebende Schuld, auf 31,675 Millionen Francs, zu deren Verzinsung ein jährlicher Aufwand von 1,267,427,314 Francs erforderlich ist. Frankreich hat demnach unter sämmtlichen Staaten der Erde die größte Staatsschuld und den größten Jahresaufwand zur Verzinsung dieser Schuld. Der neue französische Minister- Präsident, welcher als Vorsitzender der Finanz- Kommission den Anstoß zur letzten Ministerkrisis gegeben hat, könnte um, seine Friedensliebe noch mehr zu befestigen, nichts Besseres thun, als den Stand der französischen Finanzen und wirtschaftlichen Hilfsquellen mit jenem des deutschen Reichs vergleichen. Denn er würde daraus die Ueberzeugung schöpfen, daß, ganz abgesehen von der militärischen Qualität der beiden Reiche, Frankreich auch in wirtschaftlicher und finanzieller Hinsicht einen Konflikt mit dem deutschen Reich auf die Dauer nicht siegreich durchzufechten vermag. Ein Mitarbeiter der Wiener „Neuen Freien Presse" hat sich nun die Mühe nicht verdrießen lassen, die Budgets der einzelnen deutschen Staaten und des deutschen Reiches von 1886/87 zu ana- lysiren und zusammenzustellen, um die finanzielle Kraft des deutschen Reiches zu ermitteln. Seine Untersuchung führte zu der merkwürdigen Thatsache, daß das jährliche Rein-Ein- kommen der einzelnen deutschen Staaten und des deutschen Reiches um mehr als 130Mill. Mark höher ist, als der Betrag der für die noch vorhandenen Staatsschulden jährlich zu entrichtenden Zinsen. Dabei sind die vom deutschen Reich als solche kontrahirten Schulden im Betrag von rund 427 Millionen Mark, für welche jährlich 18,302,500 Mark an Zinsen zu entrichten sind, mit einbegriffen, während er die Activen des deutschen Reiches außer Acht läßt, da das Erträgniß derselben nicht in den Activen der Reichsfinanzen in Betracht kommt. Das deutsche Reich besitzt nämlich noch den bisher unverwendeten Rest des Reichs- Jnvalidenfonds im Betrag von rund 496 Millionen Mark, den Reichs-Festungsfond von 31 Millionen Mark, den Fonds für das Reichstagsgebäude von 21 Millionen Mar! uuv den Reichs-Kriegsschatz im Betrag von 120 Milk. Mark in Gold. Als Aequivalent des letzteren können die Reichs-Kassenscheine betrachtet wer
den, welche zwar noch nn Betrag von 135 Millionen im Umlauf sind, aber nach völliger Liquidation der alten Noten der einzelnen Staaten bis auf 120 Millionen vermindert sein werden. Für die jährlichen Zinsen der Rcichsschulden von rund 18 Millionen Mark ist also keine entsprechende Einnahme aus dem Vermögen vorhanden, weil die Zinsen des Jnvalidenfonds für dessen eigenen Zweck im Betrag von rund 27 Millionen Mark verwendet werden. Da indessin die Schulden des Reiches bis jetzt noch durch dessen Vermögen ausgewogen werden, so sind sie nur insoferu in Betracht zu ziehen, als wir eben die Zinsen mit rund 28 Millionen Mark mit unter die fälligen regelmäßigen Jahresausgaben aufnehmen.
Die Schulden der einzelnen deutschen Staaten belaufen sich insgesammt auf 6,509,200.000 Mark. Davon fallen auf Preußen allein 4073 Millionen, welche zum größten Teil durch den Ankauf von Privat-Eisenbahnen kontrahirt worden sind. Auch die Staatsschuld Sachsens von 650 und die Bayerns von 1344 Mill. Mark ist hauptsächlich auf Eisenbahn-Anleihen zurückzuführen. Der Aufwand an Zinsen, welche diese Schulden erfordern, wird aber nicht blos durch das Reineinkommen aus den Domänen, Forsten, Eisenbahnen, Bergwerken und anderem Aktiv-Vermögen vollständig bestritten, sondern auch die Zinsschuld des Reiches im Betrag von 18,302,500 wird dadurch gedeckt und nach Abzug dieser Posten, wie erwähnt, ein reiner Ueberschuß von mehr als 130 Millionen Mark erzielt. In Preußen allein beträgt das Reineinkommen der Staatseisenbahnen, nach Abzug der Betriebsausgaben, rund 212 Mill. Mark. Nach ihm fallen Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden und Hessen durch den Ueberschuß ihres Einkommens über die Zinsen der Schulden, gerade Dank ihrer Staatsbahnen, am meisten ins Gewicht. Die Gesammtein- nahmen des Reiches und der einzelnen deutschen Staaten belaufen sich, ausschließlich der Betriebsausgaben für die Staatsbahnen und der Ma- trikular-Beiträge zu den Einnahmen des Reiches, weil dieselben bei den einzelnen Staaten (im Gesammtbetrag von 138,443,060 Mark) figu- riren, auf Mark 1,901,566,228. Darunter erheben sich die Einnahmen des Reiches mit Ausschluß der Matrikular-Beiträge, auf 558172449 Mark. Von diesen Einkünften werden zunächst die Ausgaben für Heer und Marine bestritten, nämlich 343,030,713 Mark gewöhnliche und 41,511,588 Mark einmalige Ausgaben für 'das Reichsheer und 37,101,185 Mark ordentliche und 9,701,900 Mark einmalige Ausgaben für die Marine, im Ganzen 431,351,386 Mark. Für das auswärtige Amt und die Konsulate sind nur rund 8 Millionen Mark angesetzt. Die Bevölkerungszahl des deutschen Reiches erhob sich nach der letzten Zählung auf 46,844,926 Köpfe. Vergleichen wir mit diesen Ziffern die mirthschaftlichen Kräfte Frankreichs, so finden wir zunächst eine Bevölkerung von 37,672,048 Einwohnern, also mehr als 9 Millionen weniger als im deutschen Reich. Das Budget betrug für 1867/68 rund 3230 Millionen und erhob sich 1886/87 auf 3,141,848,225 Francs. Davon mußten entrichtet werden: die Zinsen der Staatsschuld mit 1,267,427.314 Francs, die Ausgaben für das Heer mit 664,338,520 Francs, wovon 559,339,520 Francs an ordentlichen Ausgaben und 105 Millionen für Wiederherstellung des Materials ; 195,230,059 Francs für die Marine und 45,194,384 Francs für Kolonien. Außerdem sind noch 30 Millionen den Protektoraten und 14 Millionen dem Auswärtigen Amt gewidmet, während im deutschen Reich
für das Auswärtige Amt, die Konsuln und Kolonien zusammen genommen nur rund 8 Millionen Mark oder 10 Millionen Francs ausgesetzt sind. Es muß noch erwähnt werden, daß die Domänen und Forsten Frankreichs zusammen einen Reinertrag von nur 46 Mill. Francs ergeben. Die Staatsbahnen tragen etwas mehr als 4 Millionen, denen im Budgetjahr 1886/87 eine Ausgabe von 30 Millionen gegenüberstand.
Wir sehen also, daß das deutsche Reich 9 Millionen mehr Einwohner und 900 Millionen weniger Einnahmen, beziehungsweise Ausgaben, hat als Frankreich. Dieses Ver- hältniß wird aber noch durch den Umstand verschlimmert, daß Frankreich, abgerechnet von dem Ueberschuß des Einkommens Deutschlands, an Zinsen und Mehrbetrag an Militär- und Marine-Ausgaben im Ganzen 1793 Millionen Francs mehr als Deutschland auszugeben hat. Da das Budget des letzteren rund kaum 2400 Millionen Francs beträgt, so folgt daraus, daß die Hilfsquellen des deutschen Reiches weit besser gepflegt werden können, und daß dasselbe daher im Lauf der Zeit einer Konkurrenz sowohl in der Frage der politischen Macht als der Finanzen weit mehr gewachsen ist, als Frankreich. Daraus folgt, daß Frankreich sein Heil nur vom Frieden erwarten kann, und daß jeder Franzose, der an Revanche denkt, sich an seinem eigenen Vaterland versündigt.
(Verrathen.) „Höre Emma, wie heißt denn Dein Geliebter?"
„Ach was denkst Du, Amalie, ich habe ja gar keinen."
„Ist er nicht Referendar?"
„Unsinn, längst Assessor "
(Begründete Angst.) Herr Krupp in Essen will für seine Arbeiter ein eigenes Blatt herausgeben.
Er wird es doch nicht unter der Kanone redigiren lassen?
Ueber Verdannngsstörungen. Die
Organe, durch welche dem menschlichen Körper die Stoffe zu seiner „Ernährung aufnahmefähig gemacht werden, sind für die Gesundheit natürlich von äußerster Wichtigkeit, jede Störung in den Funktionen dieser Organe, jede Minderung, Alteration und Hemmung ihrer Leistungsfähigkeit erzeugt krankhafte Zustände mehr oder weniger schwerer Art. Durch die schlechte Verdauung wird auch die Darmpartie des Unterleibs in Mitleidenschaft gezogen. Teilt nicht an der rechten Stelle richtige Heilpflege ein, so treten die mannigfachsten Krankheitserscheinungen auf als: Blutarmut, Bleichsucht, Trägheit der Glieder, Appetitlosigkeit, saures Ausstößen, Schmerzen im Magen, den Därmen, überhaupt im- Unterleib, Verstopfung, Diarrhöe, Blähungen, Abmagerung, Leberund Gallenleiden. In diesen Fällen werden die Apotheker R. Brandt's Schweizerpillen (erhältlich L Schachtel M. 1 in den Apotheken) von vielen Aerzten als das beste Mittel bezeichnet, weil es angenehm, sicher und absolut unschädlich wirkt.
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