Aettestes Amtsblatt der Stadt Witöbaö.
Anzeiger und Unterhaltungs-Blatt für Wildbad und Umgebung.
——z Drsiundzwcrrrzigster Jahrgang. !-
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Mittwoch, de« 27. April
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Kon K. Kallnrann.
MMuf, deutsche Brüder, laßt uns lauschen, Was klingt und singt im Neckarthal? Hört Ihr das wundersame Kauschen Die Jubelgrüsie allzumal?
Hört Ihr des Neckars lustig Schäumen? Der Schwarzwaldvögel Lobgesang?
Hört säuseln Ihr aus dunklen Bäumen Erinn'rungsrwllen Zauberklang?
Verklärt von holdem Frühlingsahnrn Grüßt heut der Schwarzwald Nhlands Manen.
Und aus der Heimat Tannrngrunde Wälzt sich der „Hymnus" brausend fort,
Er tönt aus jedem deutschen Munde Ergreifend heut von Ort zu Ort.
Wo deutsche Herzen, deutsche Lieder,
Wo deutsche „Barden" hoch man preist, Tönt's brausend heut zum Schwarzwald wieder: „Heil Uhland Dir, Du edler Geist,
Heil Dir im Glanz der Lorbrrkrone,
Heil unserm deutschen Dichtersohne."
Dich sandte einst der Frühling nieder,
Der Blütensxender, in das Tand,
Und lausend Blüten — Deine Lieder,
Hak er mit Dir herabgrsandt.
Ein Säkulum ist heut entschwunden,
Drin Blütrnrris grünt fröhlich fort,
Dein Lorbeer hält Dich frisch umwunden, Drin Lied ertönt in Süd urrd Nord:
Den Geist hält Ewigkeit umschlungen,
Der in des Volkes Herz gedrungen.
? Hört Ihr des Neckars fröhlich Schäumen? Der Schwarzwsldvögel Lobgesang?
Hört rauschen Ihr aus dunklen Bäumen Erinn'rungsvollen Zaubrrklang?
! Seht Kränze Ihr und Blüten fallen Hinab, in's Neckarthal hinab ? —
Seht Ihr des Frühlings Nebel wallen c Um's stille deutsche Dichtergrab?
Hört Ihr aus lichtdurchwogten Sphären * Ein Seraxhslied von Engelchören?
Ludwig Uhland,
der sich als Dichter, Forscher und streitbarer Mann ein dauerndes Andenken im Volk erworben hat, wurde am 26. April 1787 in Tübingen geboren. Er studierte die Rechte und wurde sogar ein Ooetor juris, was damals etwas heißen wollte. Seine praktische Laufbahn begann er nicht mit dem römischen, sondern dem alten deutschen und schwäbischen Landesrecht, das er nicht nur kräftig besang, sondern für das er im Landtag jahrelang auf die Schanzen trat, als es sein König umstoßen und wit einer geschenkten Verfassung vertauschen wollte. Diesem Kampf verdanken nicht nur die Schwaben, sondern wir alle prächtige, „vaterländische Gedichte": Das alte gute Recht, Am 18. Oktober, An die Volksvertreter: Gebet eines Württembergers, Das Herz für unser Volk u. a. Damals schon schallte sein Name weithin. Seinen Dichterruhm erwarb er sich von 1816 an durch Veröffentlichung einer Sammlung seiner Gedichte, seiner „Lieder", »Sinngedichte", „Sonette, Oktaven, Glossen", »Balladen und Romanzen". Durch sie lebt er fort in dem Gesang der Jugend, in dem Gemüt und in dem Mund des Volkes um so fo sicherer, als viele derselben durch Silcher
und andere Komponisten wahrhaft volkstümliche Melodien erhalten haben. Unter diesen wollen wir nun die bekanntesten nennen: Die Kapelle, Schäfers Sonntagslied, Des Knaben Berglied, Lauf der Welt, Bauernregel, Hans und Grete, Metzelsuppenlied, Der gute Kamerad, Der weiße Hirsch, Schwäbische Kunde, Graf Eberhard im Bart, Der Wirtin Töchterlein, Des Sängers Fluch, Unstern und „Es war einer, dem's zu Herzen gieng, daß ihm der Zopf so hinten hieng". Die einen voll tiefen Ernstes, die anderen voll schalkhaften Humors und alle tief empfunden und eingewurzelt in das Gemüt des Volkes. Arm ist, wer diese Schätze ungehoben läßt. Zwei dramatische Gedichte sind „Herzog Ernst von Schwaben" und „Ludwig der Bayer."
1848 wurde Uhland in das erste deutsche Parlament berufen, nachdem er schon dem vorbereitenden Fünfzigerausschuß und dem Vorparlament angehört hatte. Er gehörte der großdeutschen Partei an, erklärte sich gegen den Ausschluß Oesterreichs aus Deutschland, gegen die Uebertragung der deutschen Krone auf Preußen, überhaupt gegen ein Erbkaisertum und für Wahl eines mehrköpfigcn Direktoriums. Damals sprach er das berühmt gewordene Wort im Parlament: „Glauben Sie, es wird kein Haupt über Deutschland leuchten.
das nicht mit einem vollen Tropfen demokratischen Oels gesalbt ist." Mit den Letzten des Parlaments zog er nach Stuttgart zum „Rumpfparlament", das von schwäbischen Reitern gesprengt wurde. Von da an zog er sich aus der Oeffentlichkeit ganz auf seine gelehrten Studien zurück und starb am 13. November 1862. Die Cottasche Buchhandlung hat eine Jubiläumsausgabe seiner Gedichte veranstaltet.
W ürtlemberg.
Gestorben : 25. April, zu Stuttgart Ed- zard Graf zu Inn- u. Knyphausen auf Remseck, 51 I. a.; zu Ellwangen Vikar Aug. Hammele; zu Tübingen stuck, msä. Eugen Hoch.
Stuttgart, 21. April. Heute Abend ist Königin Olga nach Monatlicher Abwesenheit von der Heimat wieder in Stuttgart eingetroffen. Die Königin, welche sich des besten Wohlseins erfreut, hat die Reise von Nizza hierher mittelst Separatzug in 25 Stunden zurückgelegt. Auf dem Bahnhof war großer Empfang durch sämtliche Mitglieder der königl. Familie und die Hofstaaten. Die zahlreiche Menschenmenge, welche sich in den Straßen aufgestellt hatte, begleitete die Fahrt der Königen in's Residenzschloß mit lauten Hochrufen.