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(Nachdruck verboten.)

Die Ehrenburg an der Mosel. (Mit Bild auf Seite 65.) Aus dem rechten Moselufer, nahe der Einmündung des von den Höhen des Huns­rücks herabkommenden Ehreflüßchens liegt der Ort Brodenbach. Geht man von hier das anmnthige Ehrethal hinauf, so gewahrt man nach etwa drei­viertelstündiger Wanderung die umfangreichen Trümmer der Ehrenburg, die ihren Namen von dem kleinen Flüßchen führt und für eine der größten, ältesten und festesten Burgen des Mosellandes gilt. Sie nimmt, wie unsere Ansicht auf Seite 65 zeigt, in drei Terrassen den ganzen Kegel eine- Thon- schieferselsens ein und beherrscht sowohl das Thal wie die umliegenden Berge. Die stolzen Trümmer ihrer mächtigen Thürme deuten auf ihre ehemalige Wehr­haftigkeit und Festigkeit, wie auf verschiedene Perioden des Baues. Die eigentliche Geschichte der Burg ist in Dunkel gehüllt; die Gründung derselben soll in das 10. Jahrhundert fallen. Das Geschlecht ihrer ursprünglichen Besitzer, der Herren v. Ehrenburg, erlosch zu Anfang des 15. Jahrhunderts, dann kamen deren Besitzungen an die Pfalz, und die Burg später an die Freiherren von und zum Stein zu Nassau.

Die Schneestürme in den astatischen Steppen. (Mit Bild auf Seite 66 und 67.) Tie innerasiatischen Steppen haben sehr heiße Sommer und unverhältnißmäßig strenge Winter, in denen namentlich die gefürchteten Schnee­stürme alles Lebende erstarren machen, Tage lang mit vernichtender Wnth über den meterhoch mit Schnee bedeckten Boden hinfegen und Alles, was ihnen im Wege steht, uicderreißen. Vor ihnen suchen die Tataren, Turkmenen und sonstigen Stämme, welche jene Gebiete bewohnen, bei Zeiten den Schutz ihrer halb unterirdischen Winterzelte auf, denn wer draußen in der freien Steppe von diesen Schneestürmen überrascht wird, ist meist rettungslos verloren. Auch die in den Steppen weidenden halb­wilden Pferde jener Reitervölker, die oft Heer- s' ...

den von 400 bis 500 Stück bilden, deren Bewachung einem nur mit einer langen, schweren Peitsche ausgerüsteten Hirten oder Tabundschick anvertraut ist, sammeln sich beim ersten Anzeichen des drohenden Un­wetters, um irgend eine schützende Boden­senkung auszusnchen. Mitunter bricht der Schneesturm aber so plötzlich los, daß die Thiere von demselben überrascht werden und die ganze Heerde dann ziellos vor dem Sturme dahinjagt, gegen den sie sich kaum auf den Beinen erhalten kann. Einen solchen Fall veranschaulicht unser Bild auf Seite 66 und 67, wo eine solche Pserdeheerde in pani­schem Schrecken dahinsprengt und diese wilde Flucht, bei der oft viele Thiere zu Grunde gehen, sortsetzt, bis sie einen schützenden Ort in der baumlosen Steppe gesunden hat.

Die Namengebung bei der Taufe war zu allen Zeiten der Mode unterworfen und wechselte mit dieser. Im Anfang dieses Jahrhunderts legte man den Kindern mit Vorliebe Namen aus der nordischen und deutschen Mythologie bei, und es gab Tau­sende von Siegfrieds, Siegwarts, Huldas rc.

Im 16. Jahrhundert war es in Italien der herrschende Geschmack, die Vornamen aus dem berühmten Roman der Ritter von der Tafelrunde zu entnehmen, und es fand sich kaum eine Familie, die nicht einen Lance­lot, Parzival, Meliandus oder Galvin unter ihre Mitglieder zählte. Den Gipfel der Absurdität in der Namengebung erstiegen zu haben, können sich jedoch allein die Eng­länder rühmen, und zwar waren es die Independenten und Puritaner, welche in

dieser Art von Narrheit Bemerkenswerthes leisteten. Unter der Regierung Karl's 1. nämlich verfielen die Independenten auf die Bizarrerie, die Vor­namen ihrer Kinder nur aus der Bibel zu wählen. Bald jedoch waren ihnen selbst die nentestamentlichen Namen Thomas, Petrus, Johannes rc. noch zu weltlich und sie beschränkten sich ausschließlich auf das alte Testament. Es gab fürderhin nichts als Jakobs, Moses, Abrahams rc-, aber Zedekiah, Zeru- babel, Haggai, Habakuk, Nehemiah waren ihnen die liebsten Namen. Als CromweU zur Regierung kani, wnrde Jeder, der noch irgend einen anderen Namen führte, umgetaufl. Nachdem aber alle alttestamentlichen Namen er­schöpft waren, verfiel man auf die geistreiche Idee, Sprüche und Sentenzen zu Vornamen zu wählen. So gab es z. B. Leute, welcheHalte fest im Glauben Schmidt" oderGott getreu Miller" hießen, andere Vornamen warenWeine nicht",Sei standhaft",Der Herr meine Zuversicht",Tödte die Sünde" u.s.w. Unter Anderen war ein gewisser Barebone wegen seines langen Namens be­rühmt. Er hieß:Wäre Christus nicht für mich gestorben, so wäre ich ver­dammt Barebone." Da dieser Name aber seinen Bekannten zu lang erschien, so nannte man ihn gewöhnlich nur abgekürztverdammter Barebone." Aus jener Zeit stammen auch die vielen altjüdischen Ortsnamen, die man in den Neuenglandstaaten Nordamerikas findet, als Gosen, Ephrata, Salem, Kidron rc. Heutzutage ist man, wie in allem Anderen, auch hierin kosmopolitisch gesinnt und unsere Namen liefern eine Musterkarte von Namen aller Länder und Zerten. Da nur aber in der Zeit des größten Aufschwungs der Naturwissen- schaften leben, so wäre es ebenso originell als geschmackvoll, wenn man sich entschließen wurde, den vielen modernen Modethorheiten auch diese hinzuzu- fugen, daß man die Vornamen aus dem Gebiete der Naturwissenschaft, etwa der Chemie wählte, z. V. Kaliumiodid Müller oder Chlorwasserstoffsäure Lehmann, was alles ,n dieser Hinsicht Dagewesene in den Schatten stellen würde. sF. Z.f

ute Empsehluiug.

Tourist (in der Schweiz zu einem Führers: Mein lieber Mann, Sie wollen mich also über das Gebirge da bringen wissen Sie aber auch da oben rechten Bescheid?

Führer: Nun, will'S glauben Hab' ich doch schon so manches Stück Vieh über diese Berge gebracht.

Ein Brief Hogarth's. Der berühmte englische Maler Hogarth (gest. 176 l) malte im Beginne seiner Künstlerlausbahn, um sein», Unterhalt zu gewinnen, Porträts, eine Beschäftigung, die er aber bald ausgab, weil er es nicht über sich gewinnen konnte, zu schmeicheln, und sein Hang zm Satire unwiderstehlich war. Einst ließ sich ein Edelmann von ungewöhnlich» Häßlichkeit, bei ihm malen. Hogarth that es mit der größten Treue, und die treffende Aehnlichkeit des Porträts befriedigte den Künstler selbst und AL, die es sahen. Nur dem Edelmanne gefiel sein getreues Konterfei gar nicht, es war eben nicht geschmeichelt; er dachte auch gar nicht daran, das Bild ab­holen noch bezahlen zu lassen. Der arme Künstler wartete einige Zeit ver­geblich, endlich mahnte er den Edelmann. Aber dieser gedachte ihn mit Grob­heiten und Schmähungen zu bezahlen, und verbot bei einem zweiten Versuche des Malers, sein Geld zu erlangen, demselben sein Haus. Darauf schrieb der Künstler folgenden originellen Mahn- und Drohbrief:William Hogarth empfiehlt sich Lord CH. gehorsamst; da Sie dem Anscheine nach das für Sie gefertigte Gemälde nicht nehmen wollen, so muß Sie Hogarth nochmals an die Bezahlung erinnern, weil er das Geld braucht. Wenn also Jhro Gnade« das Bild nicht in drei Tagen bei mir abholen lassen und die abgemachte Geld summe dafür bezahlen, so wird es mit einem dazu gemalten Eselsschwanz und einigen anderen kleinen Attributen bei Herrn Hare, dem berühmten wilde« Thiermann, ausgestellt werden. Hogarth hat diesem Manne vorläufig schon versprochen, ihm dasselbe als eine werthvolle neue Acquisition für das Publi­kum zum Ausstellen zu überlassen, falls es Jhro Gnaden nicht mögen." Am anderen Tage war das Bild gegen Bezahlung abgeholt und wanderle sosvn in's Feuer. sJ-s

Der nachgiebige Freund. Der französische Schriftsteller Rolli« pflegte sich mit ewigen Freunden allabendlich in einem Weinhause zu treffe«

und in traulichen Gesprächen seinen Schoppe« Burgunder zu trinken. Die Unterhaltung artete aber nicht selten in lebhaften Disput aus, und die streitsüchtige Hartnäckigleit eines alten Obersten, der mit Rollin seit Jahren befreundet war, trieb es sogar off genug zu lautem Zank. So stellte der alte hitzköpfige Offizier auch einmal eins Be­hauptung über die Regierungsdauer des Kaisers Augustus auf, der Rollin aus besserem Wissen widersprechen mußte, und diese Kon­troverse nahm bei der Leidenschaftlichkeit dft alten Obersten einen heftigen Charakter an. Da gab Rollin plötzlich nach und gestand zu, daß er sich möglicherweise geirrt habe. Der Oberst lächelte überlegen und entfernte sich, als seine Zeit zum Gehen kam, höchlichst befriedigt. Nun drarm Alles mit Vorwürfe« auf Rollin ein.Wie konnten Sie dem Starrkops nachgeben! Sie wußten doch, das er Unrecht hatte!"Freilich wußte ich es."Und ließen ihm doch den Triumph des Besserwissens?" Rollin lächelte mild. Wie sollte ich nicht! Würden Sie mir wirklich rathen, um zwei Regierungsjahn des Augustus einen alten redlichen Freund zu verlieren?" sL. Z.s

Ein gehörnter Mann. Im Jahre 1599 wurde in einer Gebirgsgegend von Frankreich unter den Köhlern ein Man» Namens Franz Troville gefunden mit einem Horne, welches ihm nach dem siebenten Lebens­jahre vorn auf dem Kopfe gewachsen war und die Gestalt und Dicke eines Ziegenhorne- hatte, aber ganz dunkelroth war. Der Vor- dertheil des Hauptes um das Horn her« war ganz kahl. Dieser Wundermensch wurde nach Paris zu König Heinrich IV. gebracht, welcher, nachdem der Hof den gehörnten Menschen genugsam angestaunt hatte, Befehl gab, ihn zum Schauspiel in Paris herumzuführen. Dieses Anstarren der Pariser bekümmerte aber den an stille Waldeinsamkeit gewöhnten Mm derartig, daß er bald daraus vor Leid starb. svr. W.s

- Eine Umschreibung. Im städtischen Museum zu Salzburg befindet sich ein Richtschwert aus dem 17. Jahrhundert, aus deffen Klinge folgende sinnige Inschrift zu lesen ist:Wer was sindt, eh' dasz es verlohnen vnd was kaufst, eh' dasz es feil ist, der stirbt, eh' dasz er krank wird." (R.s

Zr-itM.

Als das schöne Werk gelungen Als gerühmt, bewundert dann

Und nun fertig stand. Man darin die Meisterstücke,

Auch die Kunde weit gedrungen Kam ein Tropf und sah es an,

Von ihm in das Land, Macht es gleich im Augenblicke.

Auslösung folgt in Nr. 18. lFranz Man.«

Auflösungen von Nr. 18: des mogriphs: Charlemont, Homer, Ornament, Nachen, Torte.

Ikavsel-Räthsels: Dreck, Dreieck; des Arith- Atalante, Rhone, Lerche, Emmenthal, Marmor

Alle Rechte Vorbehalten.

Verlag von Chr. Wildbrett in Wildbad. Redigirt, gedruckt und herausgegeben von Hermann Schönlein in Stuttgart