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Aeltestes AnitsStatt öer Stadt Wtldbaö.

Anzeiger und Unterhaltungs-Blatt für Wildbad und Umgebung.

Dreiundzrvcrnzigster Jahrgang.

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I7ro. 30.

Mittwoch, den 13. April

1337.

W ürtte mb erg.

Gestorben: den 10. April zu Güglingen Oekonom Louis Stiefbold, 67 I. a.; zu Ulm Gustav Regelmann, Reg.-Registrator, 53 I. a.; 11. April zu Ulm Heinr. S chuster,

k. württemb. Major a. D.; auf Karlshöhe bei Ludwigsburg Kaufmann G. Liesching; zu Cannstatt Finanzrat a. D. Karl S eitz, Ritter

l. Kl. d. Fr.-Ordens, 72 I. a.

Stuttgart. (Neues im Landes-Ge-

werbemuseum.) Ein Nachschneide-und Re­gulierungsapparat für württemb. Schlauchver­schraubungen, Patent Lehmann (D. R.-P. Nr. 35479); von Heinrich Kurtz in Stuttgart. Proben von ungefärbter und gefärbter Holz­wolle, erstere in zweierlei Feinheiten; von Her- man Wölflein Nebenan bei Tettnang (Württ.) (Bergl. den Artikel in Nr. 13 des Gewerbe­blattes von 1887.)

Stuttgart, 11. April. Wie man aus Nizza schreibt, waren am letzten Samstag Se. Hoh. der regierende Herzog und Ihre Großh. Hoh. die Herzogin von Sachsen-Coburg und Gotha zum Familienfrühsttück bei ihren Königl. Majestäten eingeladen. S. H. Prinz Weimar hat sich gestern früh zu 2tägigem Aufenthalt nach Teinach begeben, woselbst er der Auer­hahnjagd obliegt.

ßakw, 7. April. Unsere neuerbaute evan­gelische Stadtkirche hat in den letzten Tagen durch Aufstellung des Chorgestühls einen neuen Schmuck erhalten. Dasselbe gieng nach dem Entwurf des Baurats Berner in Stuttgart aus der Werkstätte des Meisters Dußler in Blaubeuren hervor, während Holzschnitzereien »an Bildhauer Federten in Ulm verfertigt Mden. Das Gestühl ist in gebeiztem Eichen­holz gearbeitet und in einfachem, edlem Stile gehalten. Die Motive zu den Bildhauerar- deiten sind aus dem Ulmer Münster entnommen. Die Felder der Brüstungen zeigen schöne go- thische Maßwerke und Ornamente. Das Ganze wurde mit einem Aufwand von 5000 ^ her­gestellt, und es hat sich dadurch das Färber­stift, welches für diesen ganzen Betrag ausge­nommen ist, ein schönes und bleibendes Denkmal gesetzt.

Höerndors, 10. April. Am 8. ds. M. starb Fr. W. Brandecker, Gründer und Nedaktcur desSchwarzwälder Boten". Der Schw. B. schreibt über den Verstorbenen u. A.: ^eb. den 5. November 1814 zu Oberndorf "is Sohn des Tuchmachers und Stadtrats Peter Brandecker besuchte der Verblichene die Lateinschule daselbst bis zu seinem 14. Lebens­lahre und vervollständigte sein Wissen durch Mehrjährigen Besuch des Gymnasiums zu Rott- meil. Um sich für einen späteren Beruf praktisch auszubilden, trat er sodann in die Druckerei des Schw. Merkur in Stuttgart als Lehrling kn und verblieb in dieser Offizin bis zu dem Ähre 1835, dem Gründungsjahre des Schw..

Boten. Gegründet in Sulz a. N. zog am 1. Januar 1835 das Blatt, erstmals unter dem Titel Schw. Bote, Amts- und Jntelligenz- blatt für den Oberamtsbezirk Sulz, in die Welt hinaus, wöchentlich zweimal in je 4 kleinen Quartseiten, sich in kurzer Zeit in gedeihlicher Weise entwickelnd. Im Jahre 1837 siedelte der Verleger und Redakteur desselben in sein elterliches Haus nach Oberndorf über. Vom Jahre 1839 ab erschienen dieGemeinnützigen Blätter",von 1845 ab dasUnterhaltungsbatt". Mit einer großen Geschäftskenntnis, mit einer nie rastenden Willenskraft verband der Ver­storbene die besten Eigenschaften des Herzens. Mit ihm schied ein treubesorgter, liebevoller Vater, ein wahrer Menschenfreund, ein rechter Chef seines zahlreichen Personals, ein gedie­gener Karakter aus diesem Leben. Von seiner edlen Gesinnung und Herzensgüte zeugt die : reiche Stiftung, die derselbe u. A. aus Anlaß des 50jährigen Jubiläums des Blattes zu Gun­sten bewährter Bediensteter seiner Offizin und deren Angehörigen gemacht hat. Selbst in sei­nem hohen Alter unausgesetzt thätig, beteiligte sich der Verstorbene am 19. März d. I. zum letztenmale an der Redaktion; an demselben Tage traf ihn ein Gehirnschlag, der eine teil­weise Lähmung zur Folge hatte und ihn auf das Krankenlager warf, das er, obgleich vorü­bergehend einige Besserung eingetreten war, nicht mehr verlassen sollte. Eine Halsentzün­dung, die am 7. d. M. zum Ausbruch kam, machte trotz sorgfältigster und rascher ärztlicher Hilfe dem thatenreichen Leben ein rasches Ende.

Gmünd, 8. April. Einen seltenen Ke­gelaufsetzer besitzen die geistlichen Herren, welche jeden Montag auf der Welterschen Kegelbahn hier zusammenkommen. Derselbe feierte vor einigen Tagen seinen 81. Geburtstag und wurde bei dieser Gelegenheit von verschiedenen Seiten reichlich beschenkt. Dazu lag Anlaß genug vor, denn nicht weniger als vierzig Jahre waltet er nach demJpf", unterstützt von seiner hochbetagten Frau, seines Amtes als Kegeljunge, und zwar munter, frisch u. gewandt.

Aus Ilkm wird geschrieben:Die Sonne schien so schön, drei hiesige Knaben, im Alter von 1014 Jahren, ergriff der germanische Zug in die Ferne, sie wollten die Schweiz sehen. Der eine stahl seinemAlten" 158 Mark und fort ging's über Stuttgart, Karlsruhe und Basel nach Schaffhausen. Um den Rheinfall gründlich zu genießen, kauften sie von der letz­ten Mark sich Tabakspfeifen und pafften gründ­lich darauf los, als sie das Schicksal in Ge­stalt eines Gensdarmen erreichte und heimspe­dierte, wo sie nach schroffem Uebergang von Nacht zum Licht sich mit den Ulmer Herrlich­keiten gmügen lassen müssen, dem Dom und seiner Dom-Lotterie, den Ulmer Doggen und vielleicht sogar den altberühmten Ulmer Maser­köpfen.

Rundschau

In München hat sich eine katholische deutsch-ostafrikanische Missionsgesellschaft gebil­det, welche in kurzer Zeit einen Fonds von 50 000 zusammengebracht hat und im näch­sten Monat eine Abordnung von 12 Laien­brüdern als Missionare nach Deutsch-Ostafrika entsenden wird.

Ehren - Sigl in München ist untröst­lich, daß die bayrische Armee den Raupenhelm mit der Pickelhaube vertauscht. DerBay­rische Courier" kennt wenigstens einen Trost. Die Pickelhaube oder der Spitzhelm, sagt er, ist keine preußische Erfindung, sondern eine echt germanische Kopfbedeckung und schon vor mehr als 3000 Jahren v. Chr. von den Ur­vätern der Germanen, den Skythen, getragen worden. Er weist das nicht nur aus Hero- dot, sonvern sogar aus einer altpersischen Keil­schrift nach.

Hkegensöurg, 6. April. Ein Konsortium Münchener Unternehmer will von Regensburg nach Donaustauf (zur Walhalla) eine Dampf- Trambahn erbauen, ohne daß die von dersel­ben berührten Ortschaften eine Gegenleistung zu übernehmen hätten. Die betr. Gemeinde­vertretungen haben sich denn auch ausnahms­los zu Gunsten des Projekts ausgesprochen. Die Bahn, welche eine Länge von 10 Kilo­meter erhielte, soll mit 800 000 Mk. fertigge­stellt werden. Vor Allem hängt die Verwirk­lichung des Unternehmens jedoch von der höch­sten Genehmigung ab.

Kraukfurt, 6. April. Die Erfindungen des letzten Jahrzehntes auf dem Gebiete der Velozipede veranlaßte das k. Kriegsministerium, unter Kommando des k. preußischen Majors v. Roques die Firma Heinrich Klever zu Frank­furt a. M. letzten Sommer mit der Einübung von 50 Unteroffizieren und Mannschaften im Kasernenhofe des 1. Hess. Jnf.-Regts Nr. 81 dahier im Zwei- und Dreiradfahren zu beauf­tragen. Die Ergebnisse dieser Prodcübungen fielen so zufriedenstellend aus, daß im Jan. d. I. das genannte Regiment Weisung erhielt, für die Festungen Köln, Straßburg, Königs­berg und Posen eine größere Anzahl Zwei- und Dreiräder bei Klever zu kaufen und den Gouvernements zu übersenden. Bereits Ende Januar konnten die Fahrräder in die Hände des Militärs übergehen. Auch andere preuß. Regimenter erhielten Dreiräder für die Ordon­nanzen.

Aus Gotha schreibt man der K. Z. über einen seit vielen Jahren schwebenden Prozeß: Das Oberlandesgericht Jena hat jetzt entschie­den, daß die Stiftung des hier verstorbenen Postmeisters Schäfer von 500 000 zur Herstellung eines Asyls für arme alte und arbeitsunfähige Männer nicht dem Lande, son­dern nur der Stadt Gotha gelte, was von dem Staatsministerium bestritten worden ist.