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(Nachdruck verboten.)

Die Begräbnisstätte des astatischen Eroberers Tamerkan.

(Mit Bild aus Seite 58.) Der berühmte asiatische Eroberer Tamerlan oder Timur-Lenk (geboren am 9. April 1336), welcher von Samarkand aus das ganze ungeheure Gebiet von der chinesischen Blauer bis zum Mittelmeer und von den Grenzen Egyptens bis in das Innere von Rußland beherrschte, starb am 18. Februar 1405 zu Otrar am Sir. Seine lehte irdische Ruhestätte hat jener gewaltige Eroberer in seiner ehemaligen Residenz Samarkand, dem heutigen Hauptorte und Regierungssitze im rnsstch-turkestanischen Serafschan- ^ Distrikt, gesunden, und unser Bild auf Seite 58 gibt eine Ansicht der dortigen Moschee Gur-Emir, welche das Grab Tamerlan's umschließt. Die mit einer stattlichen Kuppel gekrönte Moschee ist noch ziemlich gut erhalten. Ein hoch­gewölbter Gang, neben dem ein schlankes Minaret emporragt, führt in das Innere, wo sich im Mittelraum fünf mit Inschriften bedeckte Grabsteine befinden, die rings von einer Marmorgallerie umgeben sind. Der mittelste, aus einem glänzenden schwarzen Steine bestehend, ist dem Andenken des be­rühmten Mongolenherrschers geweiht, ihm zur Seite ruhen die Gebeine seiner drei Söhne und seines Schutzheiligen. In dem darunter befindlichen unter­irdischen Grabgewölbe stehen unter den Grabsteinen dieses oberen Raumes fünf einfache, mit Kalk übertünchte Sarkophage. In einem kleinen Seitengemach sind auch noch mehrere Gemahlinnen und Töchter Tamerlan's beigesetzt.

Gewaltsamer Einbruch. (Mit Bild auf Seite 59.) Munter spielen die Küchlein um die sich sorglos ihres Mutterglückes freuende Henne, doch o weh! plötzlich schaut, wie unser Bild auf Seite 59 es darstellt, das Diebs­gesicht des Meister Reineke durch eine Lücke in der fahrlässig hergestellten Seitenwand des Hühnerstalles. Sorgsam hat der räuberische Gesell vorher die Gelegenheit ausgekundschaftet, und wagt nun, da ihm die Luft rein zu sein scheint, den gewaltsamen Einbruch. Schon im näch­sten Augenblick wird er ferne Mordlust befrie­digen , falls ihm nicht noch zur rechten Zeit der Hofhund auf die Spur kommt, oder einer der Bewohner durch die Angstlaute der armen bedrohten Henne herbeigerufen wird.

Eine wirksame K«r. Unter Papst Benedikt XIV. hatte ein Prälat die AMcht über die Reinigung der Straßen von Rom.

Er bekümmerte sich aber sehr wenig um dieses Amt und führte auch eine so nachlässige Kontrole über seine Untergebenen, daß sich die Straßen in einem wahrhaft traurigen Zustande befanden. Der Papst, welchem dies Alles nicht unbekannt geblieben war, beschloß, den allzu bequemen Prälaten ein wenig zu strafen. Einst hatte Letzterer eine besonders schmutzige Straße zu passiren, als er einem anderen Würdenträger der Kirche einen Besuch zu machen im Begriff stand. Benedikt erfiihr dies und wußte es so einzurichten, daß er ihm in jener Straße begegnete. Dem Herkommen gemäß mußte beim Nahen der päpstlichen Karosse der Prälat feinen Wagen verlassen, um knieend den Segen des heiligen Vaters zu empfangen. Der Papst gewährte dem tief in den Straßenkoth Versunkenen, was er vielleicht widerstrebend be­gehrte, und unterhielt sich dann noch eine lange Zeit von seinem Wagen aus in der leutseligsten Weise mit dem Knieenden über die gleichgiltigsten Dinge. Dann nickte er ihm noch einmal freundlich zu und fuhr davon. Der Prälat vermochte kaum seinen inneren Groll zu bemeistern, aber er hatte geduldig ausharren müssen. Mit den Straßen aber ging von Stund an eine seltsame Veränderung vor, eine Menge Leute begannen zu kehren und zu reinigen, und nie hatte die ewige Stadt ein saubereres Aussehen, als unter jenem Prälaten. sM. L.s

Chinesischer Speisezettel. Ein solcher bietet u. A.: Eingemachtes Obst, Fischrogen in süßer Karamelsauce, Mandeln und Rosinen, Haifisch-Finnen in gallertartiger Sauce: Kuchen von geronnenem Blute; gehacktes Hundefleisch mit Lotossauce, Vogelnestersuppe, Liliensamensuppe, Walfischflechsen init süßer Sauce, Kwai-po-Hing-Enten, Störkiemen mit Compot; in Schmalz gebackene Fische und Ratten, Haifischsettsuppe, gedämpfte Seeschnecken mit Kaulquappen, ein süßes Gericht aus Fischflossen, Obst, Schnecken, Mandeln und Essenzen; als Nachtisch Lotos- und Mandelsuppe, warmer Wein und warmer Arak. So speisen die Mandarinen; wohlhabende Kaufleute und Handwerker frequentiren die Kau-juk-pu, Läden, in denen Hunde- und Ratlenfleisch verabfolgt wird. Das Fleisch wird in kleine Stückchen geschnitten und mit Kastanien und Knoblauch in Oel gebraten. Im Schaufenster hängen, um die Aufmerksamkeit der Vor­beigehenden zu erregen, Hundeleiber. Die Speisekarten sind an den Wänden angebracht. Es kostet daselbst nach unserem Gelds:

Eine Schüssel Katzenfleisch.25 Pfennig,

Eine kleine Portion schwarzes Katzenfleisch . 13

Eine Flasche Wein.10

Eins Schale Aniswasser.5

Eine Schale voll pikanter Pilzsance.... 6

Ein Paar schwarze Katzenaugen.5

Das.Fleisch schwarzer Hunde und Katzen wird besonders hochgeschätzt, da es einen höheren Nährwerth besitzen soll. Das Rattenfleisch wird eingefalzen und getrocknet. Meist genießen es nur Männer; aber auch kahlköpfige Frauen, speisen davon, da es den Haarwuchs befördern soll! Um eine Schildkröte rechts

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Nicht richtig.

Betrunkener (taumelnd): Höhhörensemal, Kleener, iiick wohne iiirgendwo, können Sie mir nich jaaagen, oh ick viel­leicht richtig bin?

kr-Nachtschwärmer: Ha- nicht recht richtig zu sein.

schmackhaft znznbereilen, wird, nach einem besonders guten Rezept, das arme Thier lebend in einem Wassergefäß aus das Feuer gestellt. Letzteres ist mit einem Deckel versehen, der eine hinlänglich große Oeffnung hat und so ein­gerichtet ist, daß die Schildkröte just ihren Kopf heransstecken und einen Topf danebenstehenden starkgewürzten Weines erreichet: kann. Sobald die Tempe­ratur des Wassers zunimmt, so wird die Schildkröte von Durst gequält und geht daran, die gewürzte Flüssigkeit zu trinken, bis die Hitze sie tödtet. Mitt­lerweile aber ist ihr Körper von dem würzig aromatischen Tranke durchdrungen worden und das theilt dem Fleische einen als köstlich geschilderten Wohlgeschmack mit. Enten werden auf einer heißen Platte über das Feuer gestellt, wodurch alles Blut in dem Körper dieser Thiere allmählig nach den Füßen gezogen wird, die, nachdem sie angeschwollen sind, einen großen Leckerbissen bilden.

sR. O.j

Eine ehrliche Glocke. Ein Thurm des Domes zu Metz enthält eine Glocke, welche ehemals den Namen La Mutte, d. i. Alarmglocke, erhalten hatte. Im Jahre 1381 gegossen, zersprang sie 1412 beim zweiten Schlage, als sie zur Wahl der Oberschöffen geläutet wurde. Bei ihrer Hernnternahme aus dem Thurine stürzte sie, schlug ein Gewölbe durch und zerquetschte drei Ar­beiter. Man gebrauchte drei Wochen Zeit, um die Mutte zu zerschlagen, und sechs Monate, um sie neu zu gießen; sie wiegt 260 Centner. Man läutete sie bei der Wahl der Schöffen, bei der Bewaffnung der Zünfte und beim Aus­züge zum Kampfe. Seit Rietz mit Frankreich vereinigt war, wurde sie bis zum Jahre 1790 auch jeden Abend um sechs Uhr geläutet. An diese gewaltige Glocke knüpfte sich im alten Metz einst ein geflügeltes Wort, welches folgendem Vorgänge seine Entstehung verdankte: König Karl IX. befand sich im Jahre 1569 zu Metz. Da wurde ihm die Nachricht überbracht, daß seine Armee bei Jarnac einen entscheidenden Sieg über die Hugenotten errungen hätte, ja, daß

auch der Admiral Coligny in ihre Gefangen­schaft gerathen sei. Freudig erregt über diese Siegesnachricht befahl der König, mit der Mutte den Sieg einzuläuten. Die Sieges­nachricht war aber falsch und die Mutte zersprang während des Läutens zum zweiten Male. Da entstand das geflügelte Wort: Eher zerspringt die Mutte, ehe sie eine Lüge verkündigt." C.T.

Ein originelles Zahlungsmittel, Der Doge Domenico Michieli voir Vene­dig unternahm im Jahre 1123 einen Kreuzzug nach Syrien und Palästina, schlug die Sara­zenen und zog 1124 in Jerusalem ein. Hier aber gerieth der Doge in große Geldverlegen­heit, denn die Sendungen waren aus geblieben und konnten auch sobald nicht beschafft wer­den, während das venetianische Heer, wel­ches größtentheils aus Soldtruppen bestand, bezahlt werden mußte, wenn die Gefahr des Auseinanderlaufens nicht heraufbefchworen werden sollte. Da ließ Domenico Michieli Lederstücke bringen, diese mit seinem Schwert­knopfe (in welchem der Namenszug und das Wappen des Dogen: drei blaue Binden »i goldenem Felde, eingegraben waren) bedrucke» und auf jedes so bedruckte Lederstück die An­zahl der Goldstücke schreiben, welche darauf entliehen werden sollten. Und siehe da! Die Geldverleiher in Jerusalem halten einr so hohe Achtung vor dem Dogen und seiner Ehrlichkeit, sowie vor dem venetianische» Kredite, daß sie die Lederstücke als Zahlungs­mittel anerkannten und die gewünschte» Summen dagegen vorstreckten. Die Leder­stücke, welche den NamenMichieleti" erhiel ten, wurden später in Venedig mit vollwich­tigen Goldstücken ohne die geringste Zöge­rung bei der Präsentation eingelöst und zum Gedächtniß an Venedigs Ansehen unter die Wappenzeichen des venetianischen Adels ausgenommen. sG. Sch.j Der Tänzer Vestris machte an dem Hoftheater in S. jo hohe An­sprüche in Betreff seines Gehaltes, daß der Intendant nicht darauf eingehe» wollte und ihm sagte:So viel habe ich selbst nicht."Warum hat Sie nix gelernt," war die Antwort des selbstbewußten Tänzers. sPr.j

ha! nee, Männeken, Sie scheinen mir

Aäthsek.

Ein Tröster bin ich jeder Zeit Für Alle, die da quälet Leid

Nun lies mich umgekehrt gdoch muh Mein dreifach Haupt ganz werden Fuß,

Dann scheue Jene fürsorglich.

Die einmal Du erkannt als mich. (L. Maurice.)

Auslösung folgt in Nr. 16 .

Auslösungen von Nr. 1 t: der Charade: Gemach, gemach; des Bildci- Räthsels: Maßhalten ist große Weisheit.

Alle Rechte Vorbehalten.

Verlag von Chr. Wildbrett in Wildbad. Redigirt, gedruckt und heranSgegeben von Hermann Schönlein in TtnNgort.