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Weintrauben; 5) Produkte aus Obst; 6) Gerätschaften; 7) Schriften über Obstkultur. Für hervorragende Leistungen werden Diplome verliehen. Auf eine Ausstellung von Obstbäumen mußte in Ermanglung eines geeigneten Raumes verzichtet werden.

Zlntertürkheim, 12. Sept. Gestern hatten wir von Vor­mittags 10 Uhr bis Nachmittags einen orkanartigen Sturm, der überall, wohin man blickt, Schaden angerichtet hat. Von manchen Häusern wurden die Kamine heruntergerissen. Weit schlimmer sicht es aber auf den Feldern und Weinbergen aus. In ketzeren liegen die Pfähle um und nicht wenige Trauben am Boden, in den Hopfengärten wurden die Stangen abgeknickt 'und umgclegt. Am schlimmsten ging es den Obstbäumen; manche wurden umge- rifsen, andere gespalten; fast alles Obst wurde abgerissen, was namentlich wegen der unreifen Aepfel sehr zu beklagen ist.

Aeäöach, 12. Sept. Auch hier hat der gestrige Sturm arg gewüthet. Von den Dächern sind Platten geflogen wie Schindeln; viele Obstbäume sind entwurzelt oder zerrissen; das meiste Obst, das man mündestens noch 14 Tage hängen gelassen hätte, ist gefallen, Straßen und Gräben waren dicht damit besät; die Stangen in den Hopfengärten, ebenso eine Menge Pfähle in den Weinbergen wurden umgeworfen, sogar Weinbergstöcke sammt Trauben haben zum Theil nothgelitten.

Kornweflheim, 12. Sept. Durch den gestrigen Sturm wurden 2 Hopfendrahtanlagen schwer beschädigt, viele hundert Stangen niedergeworfen und eine Unmasse Seitentriebe und Dolden abgerissen.

In Knööekhof, Gemeinde Oberdorf, O.A. Tettnang, ist am 5. d. M. ein Wohn- und Oekonomiegebäude vollständig ab­gebrannt, wobei Brandstiftung vermuthet wird.

Rundschau

Pforzheim feiert am nächsten Sonntag die Eröffnung des prächtig gelegenen Stadtgartens. Der Garten ist auf dem von der Stadt zur Verfügung gestellten oberen Rennfeld vom Pforz- heimer Gartenbouverein mit großen Opfern angelegt und ver­spricht eine der schönsten Zierden der Stadt zu werden. Der Gartenbauverein wird mit dieser Eröffnung seines Gartens eine auf dem Stadtgartenterrain arrangirte größere Pflanzen- und Blumen-Ausstellung verbinden, welche vom Samstag den 19. bis Montag den 21. September, abends, dauern wird. Neben der Ausstellungshalle ist auch eine provisorische Restaurationshalle errichtet und wird die Feuerwehrkapelle am Sonntag Nachmittag im Garten konzertiren.

Merlin, 13. Sept. Gestern starb hier unerwartet 73 Jahre alt der preußische Staatsminister Bitter, auch als musikalischer Schriftsteller bekannt. 18791882 war er Finanzminister.

Aus Heflreich, 11- Sept. Seit dem Vorfall in Königin­hof, wo bekanntlich deutsche Turner von den Tschechen mißhandelt werden, sind die thätlichen Reibereien zwischen Deutschböhmen und Tschechen an der Tagesordnung. Scbst die offiziösen Zeitungen verlangen einen ausgiebigen Schutz der Deutschen durch die Gens- darmerie und man empfiehlt deren Vermehrung.

Eine Oase im Czechenland ist die Salzmann'sche Bier­stube in Pilsen. In ihr wird das beste Pilsener Bräu geschänkt und Deutsch u. Czechen vertragen sich unweigerlich, denn in diesen hl. Hallen darf bei Strafe des Ausschlusses von Politik nicht gesprochen werden und über den, der den Frieden des Hauses stört, wird ein Jahr lang das Bierverbot verhängt und das riskirt Keiner. An dem Stammtisch der Pilsener Philister fitzen seit den Manövern Abends nach der Hoftafel die österreichischen Offiziere und ihre Vornehmen Gäste uno selbst der Kaiser läßt sich manches Glas holen zum Nachttrunk.

Mom, 11. Sept. Seit dem 5. d. M. sind in Palermo S Cholerafälle mit 4 Todesfällen, in der Provinz Parma in verschiedenen Ortschaften in den vorletzten 24 Stunden 5, in den letzten 24 Stunden 6 Cholerafälle und in Voltri 1 Cholera­erkrankung vorgekommen.

Madrid, 12. Sept. Die monarchischen Blätter schreiben, die Würde Spaniens erheische gebieterisch, Deutschland für die an- gethane Beleidigung Genugthuung zu geben. Die Spanier möchten sich in einer ihrer Vorfahren würdigen Weise benehmen und und nicht die Achtung anderer Nationen verlieren. Ueberhaupt möge das endgiltige Urteil aufgeschoben werden, bis die Unter­suchung über das Verhalten der spanischen Schiffe von Jap gegen­über dem deutschen Kanonenboot abgeschlossen sei.

London, 11- Sept. Das Abkommen mit Rußland ist gestern im auswärtigen Amte unterzeichnet worden.

Hlom, 10. Sept. Nachdem in Palermo mehrere Cholera­todesfälle festgestellt worden sind, ist in den italienischen Häfen für die von dort kommenden Schiffe eine siebentägige Beobachtung angeordnet worden.

Der Friede zwischen England und Rußland ist nunmehr gesichert.Pall-Mall Gazette" erfährt, daß die Vertreter Englands und Rußlands das Protokoll für den Ausgleich des Streites über den Zulfikarpaß am 10. d. Mts. in London unter­zeichnet haben.

Aus Momöay 12. Sept. wird gemeldet: Die Negierung von Maisur trifft alle Vorbereitungen, um einer Hungersnot vor­zubeugen. Der Regenmangel verursacbt auch in Deklan lebhafte Besorgnisse.

Enzthal-Eisenbahu.

Mittwoch den 16. September treten folgende Verände­rungen ein: Schnellzug 140 ab Wildbad 1,5, ab Neuenbürg 1,35 und Personenzug 142 ab Wildbad 2,25, ab Neuenbürg 2,56 werden eingestellt, an ihre Stelle tritt: Personen­zug 140 ab Wildbad 12,55, ab Neuenbürg 1,27. Schnellzug 141 ab Pforzheim 3,45, ab Neuenbürg 4,4 wird eingestellt. Die übrigen Züge bleiben unverändert bis zum Eintritt des Winter­fahrplans.

Sb- Tniktch alten des.

Die weiße Wofe von Arries.

Novelle von Theodor von Tilly.

Wer hat nicht von den schönen Frauen von Arles gehört? Es ist nicht zu kühn, zu behaupten, daß die Arleserinnen die schönsten Frauen Frankreichs sind. Wenn auch das antike Römer­thum in Arles, das so viele altrömische Ruinenstätten in sich birgt, längst geschwunden ist, so sprießt doch noch jetzt die alt­klassische Schönheit hervor aus seinen Frauen- und Mädchenge­stalten. Ihre liebliche Tracht ist durchaus geeignet, ihre ganze Schönheit in vollstem Lichte zu zeigen. Aber auch durch Geist und Gemüth zeichnen sie sich aus.

Eine der anmutigsten Erscheinungen in Arles war Blanche, die Tochter des Fabrikbesitzers Charles Lenoir. Von junonischer Gestalt, leichter anmutiger Bewegung und seelenvollem Ausdruck ihrer Augen, glich sie dem Oelgemälde ihrer Mutter, das im großen Empfangsalon des Lenoirschen Wohnhauses zu Arles an der Wand hing. Er war mir, als wenn ich Raphacls Galathea erschaute, jenes himmlische Weib, welches auf einer Muschel von Göttern und Tritonen umringt, sich lächelnd auf den Wellen des Meeres schaukelt. Diese schlanken reizenven Körperformen, diese kindlichen, in seliger Heiterkeit strahlenden Gesichtszüge, sie rissen den Beschauer zur liebenden Bewunderung hin. Ihre Geschichte will ich hier erzählen.

II.

An einem sonnenhellen Abend im Juli 1871 erging sich ein junger Mann von hohem Wuchs und edler Gesichtsbildung in den schattigen Laubgängen des Lenoirschen Parks zu Arles. Den ihm begegnenden Fabrikinspektor ersuchte er um die Erlaub- niß, im Park zeichnen zu dürfen.

Ich pfusche ein wenig in die Kunst," setzte er lächelnd hinzu, und habe da im Garten einige herrliche alte Eichen bemerkt, die sich nicht überall so schön finden."

Sie sind also Maler?" fragte der Inspektor.

Es ist bloße Liebhaberei. Meine Neigung ist größer als mein Kunstvermögen. Die Gegend gefällt mir ausnehmend gut und ich gedenke einige Tage hier zu verweilen."

Als der Fremde wieder allein war, schaute er unablässig nach den Fenstern des Wohnhauses, welche rosig im Glanze der sinkenden Sonne erglühten. Einen zarten goldenen Strahl sah er am Fenster erglänzen. Es war Blanche, die ihrer Natigall frisches Wasser gab. Ihre Locken, wie aus Fäden vom reinsten Golde gesponnen, wallten um den weißen Hals hin; ihr leichtes, himmelblaues Gewand umfing knapp und zierlich den schlanken Leib. Stirn, Nacken und Arme erschienen dem Fremden wie leuchtender Schnee, die Wangen wie frische Rosen. Die ganze Seele des jungen Mannes war versunken in das liebliche Bild. Gleich darauf hörte er vom Fenster her den Gesang einer zarten weiblichen Stimme, die von Lautenspiel begleitet wurde. Nach­dem er eine Weile diesen herrlichen Tönen entzückt gelauscht hatte, vernahm er mehrere Männerstimmen, die sich dem Teile des Parks, in dem er stand, zu nähern schienen. Dies veranlaßte ihn, sich zu entfernen und den Park zu verlassen.

Ein tiefer Seufzer entrang sich seiner Brust und er verlor sich in entlegene Nebenpfade. Auf dieser Wanderung gelangte er auf einen Kirchhof. Er setzte sich auf einen Grabhügel, zog seinen Geldbeutel hervor, schüttelte das darin befindliche Geld