Wil-öa-er Chronik.

Amtsblatt füv die Stadt Witöbad.

Anzeiger und Unterhaltmgs-Blatt für Wildbad und Umgebung.

Kinurrdzwcrrrzigsteu Jahrgang.

Erscheint jeden Mittwoch und Samstag. Abonnementspreis mit dem jeden Samstag erscheinenden Illustrirten Sonntags-Matt in Wildbad vierteljährlich 1 10 monatlich 40 durch die Post bezogen im Bezirk 1 ^ 15 auswärts 1 45 ^ viertel­

jährlich. Jnsertionspreis die Zeile oder dereu Raum 10 bei Redaktions-Auskunft 20 ^ Zuschlag.

Uro. 74.

Mittwoch, den 16. September

1SSS

Zu öen KcriferfestLichksiten.

Das Komite für Spalierbildung teilt heute mit, daß die von den bürgerlichen Kellegien in den Räumen des Stadtgartens gegebenen Festlichkeiten am Sonntag den 20. Sept. Nachmittags 2 Uhr stattfinden. Se. Maj, der Kaiser wird sich voraussichtlich vom k. Residenzschlosse über die Planie-, Königs-, Marien-, Silberburg-, Schloß-, und Kanzleistraße in den Stadtgarten be­geben. In diesen Straßen werden durch die schon mehrfach ge­nannten Vereine der Stadt und der Schuljugend Spaliere ge­bildet werden. Zu diesem Zwecke sind sümmtliche Schulanstalten der Stadt zur Beteiligung eingeladen worden. Die Schüler würden dann für sich Spaliere bilden. Der Wagen, welcher vom Kunstgewerbeverein für den Fackelzug gebaut wird und dem Zuge als Kern dienen soll, wird von 6 Schimmeln gezogen. In der Mitte prangt ein Baum 7 Meter hoch, welcher die Früchte des Kunstgewerbes trägt. Hunderte von Flaggen zieren den Wagen. Die Früchte werden im hellsten Lichte strahlen; der Wagen wird elektrisches Licht mit sich führen und wird Begleiter haben, welche Embleme und Symbole tragen. Am Fackelzug und bei der Spalierbildung am Sonntag werden sich von Ver­einen weiter beteiligen: die 3 hies. kath. Vereine: Kasino, Gesellen- verein und Lütitia; der Bycikleklub und die Metzgerinnung. Die einzelnen Vereine und Gesellschaften erlassen an ihre Mitglieder Aufforderungen zur Beteiligung am Fackelzug (Freitags) und zur Beteiligung au der Spalierbildung (Sonntag Nachmittag). Das­selbe soll am Dienstag 22. statthaben. Die Beteiligung aller Kreise an den Kaiserfestlichkeiten wird eine außerordentliche werden. Jeder, der es irgend ermöglichen kann, möchte den Kaiser noch­mals sehen. Insbesondere möchte anch die Jugend Gelegenheit bekommen, den Festlichkeiten folgen zu können und die Väter möchten ihren Söhnen die Erlaubnis verschaffen, Teil zu nehmen. So erhalten wir eine Einsendung, welche darauf aufmerksam macht, daß es wohl angezeigt sein möchte, den Schülern der hies. Lehranstalten, besonders den oberen Klassen, die Gelegenheit zu bieten, am 19. Sept. der Kaiserparade bei Ludwigsburg anzu­wohnen, da dies eine erhebende Feier sein wird, wie die wenigsten es wieder zu sehen bekommen werden; denn wer mag sagen, ob jemals die Gelegenheit wiederkehren wird, einer Parade unseres württ. Armeekorps vor dem I. deutschen Kaiser anzuwohnen. Und doch wird die Erinnerung an solche patriotische Augenblicke sich gerade in den Herzen der Jugend besonders festsetzen.

Wie verlautet, wird neuer Bestimmung gemäß nach der Um­fahrt Se. Maj. der Kaiser im Stadtgarten nur kurzen Aufent­halt nehmen. Der Kaiser fährt in der Kanzleistraße in den Gar­ten ein und nimmt seinen Weg quer durch denselben mit dem Ausgang gegenüber dem Polytechnikum, auf diesem Wege werden die Festjungsrauen die Spaliere bilden. Der Weg zum Schloß zurück geht dann durch die See- und Schloßstraße. Den Zug der festlichen Umfahrt wird, wie man hört, voraussichtlich der Hr. Oberbürgermeister mit dem Obmann des Bürgerausschuffes in 4spännigem Wagen eröffnen, diesem werden im zweiten Wagen die Festordner folgen. Dann folgt der erste Hofwagen mit Sr. Maj. dem König und seinem hohen Gaste. Das vom Liederkranz beabsichtigte Ständchen wird der Kaiser am Freitag Abend gegen 8'/? Uhr von den Gemächern des Königs aus, wo der Thee eingenommen wird, entgegennehmen. Zu diesem Zweck wird das Podium jetzt voraussichtlich bei den Schildhaltern errichtet werden. Der Fackelzug findet gegen 8 Uhr statt.

Für diejenigen Mitglieder des württ. Kriegerbundes, welche behufs Theilnahme an der auf 19. d. M. angesagten Kaiser­parade nach Ludwigsburg oder Kornwestheim reisen, ist eine Fahr­

preisermäßigung in der Weise eingeräumt, daß die Beförderung auf der württ. Staatseisenbahn zur Militärbillettaxe erfolgt, so­fern die Kriegerbundsmitglieder als solche durch ein sichtbar zu tragendes Vereins- oder Bundesabzeichen oder in Ermangelung desselben durch eine schriftliche, je die Zahl der sich betheiligenden Mitglieder enthaltende Beurkundung der Ortsbehörde des betr. Vereins bei Lösung der Billette sich ausweisen. Zutreffendenfalls werden zur Fahrt nach Ludwigsburg oder Kornwestheim und zurück Militärretourbillette III. Kl. verabfolgt, welche sowohl zur Benutzung der fahrplanmäßigen Personenzüge (Schnellzüge aus­genommen), als den einzulegenden Extrazüge berechtigen. Diese Militärbillette können nur am 18. und 19. Sept., und zwar spätestens V- Stunde vor Zugsabgang gelöst werden; sie gelten für die Rückreise bis einschl. 22. Sept. Den Angehörigen der dem württ. Kriegerbund bei der Parade sich anschließenden Krie­gervereine wird bei Einhaltung der vorbezeichneten Bedingungen die gleiche Fahrtaxermäßigung gewährt. (Schw. M.)

Württemberg.

Stuttgart, 15. Sept. Ihre Majestäten der König und die Königin, sowie Großfürstin Vera sind heute Mittag 1 Uhr von Friedrichshafen wieder hier eingetroffen.

Stuttgart, 15. Sept. (Kartoffel-, Obst- und Krautmarkt.) Leonhardsplatz: 600 Säcke Kartoffeln ä 2 ^ bis 2 ^ 30 per Ztr. Wilhelmsplatz: 2000 Säcke Mostobst L 2 ^ 80 bis S per Ztr. Marktplatz: 2000 Stück Filderkraut zu 12 bis 15 per 100 Stück.

Eine Kalebstraube von ca. 100 Pfund wurde heute vom Rothenberg auf den Markt gebracht. Die Besitzer derselben verlangten dafür 24 Mk.

Neueuöücg, 12. Sept. Die hiesige Juteweberei, früher Gebr. Lutz, ist nunmehr wieder vollständig im Gang, nachdem die umfassenden Neubauten vollendet sind und durch größtenteils neue Maschinen für Konkurrenzfähigkeit nach allen Seiten hin ge­sorgt ist.

Leonöerg, 12. Sept. Gestern hatten wir einen orkanarti­gen Sturm, wie er noch nie erlebt worden ist und welcher Bäuine entwurzelte, andere zersplitterte; es werden wohl hier und in der Umgegend mehrere 100 Säcke Obst von den Bäumen gefallen sein. Dieses wird den Obstpreis noch mehr Herabdrücken. Der Ztr. kostet jetzt 1 ./«l 5070 und der Obstmarkt wird heute mit gefallenem Obst überführt werden.

Kerrenöerg, 11. Sept. An der neuen Turnhalle wird eifrig gearbeitet, dieselbe soll am 21. Sept. d. I. die mit dem landwirthschaftl. Gaufest verbundene Ausstellung landw. Er­zeugnisse in sich aufnehmen. In Aeußern ist sie bereits fertig gestellt, sie erhebt sich in gefälligen Formen an der Calwerstraße und bildet mit dem angebauten Steigerthurm eine Zierde für die Stadt. Für das Gaufest werden umfassende Vorbereitungen ge­troffen, zu der Ausstellung der landw. Maschinen und Erzeugnisse sind schon zahlreiche Anmeldungen eingelaufen. Für Volksbelusti­gungen ist ausreichend gesorgt, dieselben sollen manches Neue bieten. Wie man hört, steht aus den 7 Oberämtern des Gaus eine zahlreiche Beteiligung in Aussicht.

Wie aus ßannstatt berichtet wird, hält über die Dauer des Volksfestes der Obstbauverein eine größere Obstausstellung im Kursaal ab. Dieselbe wird umfassen: 1) Obst von Hochstämmen, 2) Obst von Zwerg- und Spalierbäumen. In diese beiden Ab­theilungen werden nur Sortimente von mindestens 15 verschiede­nen, richtig bestimmten Sorten ausgenommen; 3) einzelne Obst­sorten von hervorragender Schönheit und Güte; 4) Tafel- und