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rats sind unbekannt geblieben. Es heißt, die Regierung habe auf die deutsche Note vom 28. v. M, geantwortet, sie wolle in eine Verhandlung über das Besitzrecht der Karolinen cintreten, wenn Deutschland vorher die Inseln an Spanien zurückerstatte. Der König bleibt bis auf weiteres hier, was entschieden Mut beweist, denn die Agitation gegen ihn wird so heftig betrieben, daß gestern Abend gegen 10 Uhr ein lärmender Hausen gegen das Schloß stürmte und mit Waffengewalt zurückgewiesen werden mußte. Gestern dauerten Straßenaufläufe und Tumulte bis Mitternacht und 122 Personen sind ins Gefängnis abgeführt worden; ein Jüngling, der mit einer Pistole auf die Schutzmann- fchaft schoß, und der Mörder eines Schutzmanns, der unweit der Puerta del Sol von einem Stockvegen durchbohrt wurde, sind nicht ergriffen worden. Heute Abend werden sich die Unruhen wiederholen, wie geheime Flugblätter versichern, und für den Nachmittag sind Truppen befehligt worden, sich marschbereit zu halten. Zu Folge der überaus entgegenkommenden Erklärungen Deutschlands wegen der Besitzergreifung der Insel Aap sind die Friedensaussichten bedeutend gehoben. Wenn Spanien einigermaßen vernünftig und das Kabinet in Madrid noch Herr der Lage ist, so wird es den Bruch mit Deutschland vermeiden können. Der schwarze Punkt bleibt die Möglichkeit eines Kampfs des deutschen Kanonenboots Iltis mit dem spanischen Kreuzer Velasko um den Besitz von Jap.
Werlin, 9. Sept. Am Samstag — so schreibt man von der Firma Carl Voltz Nachfolger, Kastanien-Allee 26 — sandten wir unfern Boten mit 11000 Mark zur Bank; außerdem waren ihm noch einige kleine aber schwere Packete zur Besorgung übergeben. Nach langer Zeit kam er in der größten Aufregung zurück und berichtete, das Portefeuille mit der Kasse verloren zu haben. Da wir an der Aufrichtigkeit seiner Aussage nicht zu zweifeln hatten, schickten wir uns an, mit ihm zum Polizeipräsidium zu gehen, um den Verlust anzuzeigen. Im Augenblick des Weggehens meldete sich ein älterer Herr — ein Herr Musikdirektor Hamma aus Stuttgart — „er habe in der Oberwallstraße eine Brieftasche gefunden, die unsere Firma trüge, es sei in der Tasche eine große Summe Papiergeldes enthalten." Der ersten Ueberraschung folgte nun die zweite und zwar freudige. Der ehrliche Finder, der hier fremd, hatte sofort eine Droschke genommen, um den Verlierer so rasch wie möglich wieder in den Besitz des Verlustes zu bringen. Dem warmen Dank entzog sich der biedere Herr mit den Worten: „Ha, das ist doch nur Schuldigkeit."
Werlin, 10, Sept. (Vom Kanonenboot „Iltis".) Nach einer Privatdepesche des „Börsen-Couriers" ist das Kanonenboot „Iltis" in Manila eingetrosien. Es ist sonach die Gefahr eines Zusammenstoßes mit dem „Valesko" ausgeschlossen.
Görlitz, 9. Sept. Die Wanderversammlung deurscher Forstmänner wühlte Darmstadt zum nächstjährigen Versammlungsort und empfahl die Einführung einer gleichen Terminologie.
Wremen, 9. Sept. Der französische Dampfer „Ville de Malaga" von Genua nach Marseille ist in Folge plötzlichen Sturmes bei Savona gekentert und gesunken. Ein Boot mit 15 Personen, theils Matrosen, theils Passagieren, ist in Genua angekommen. 40 Personen sollen verunglückt sein.
Wien, 9. Sept. Die „R. Fr. Presse" meldet aus Reichenberg in Böhmen: Heimkehrende deutsche Ausflügler wurden bei Semil von Tschechen mit einem Steinhagel überfallen, ein Schullehrer erheblich verwundet.
Die Cholera läßt in Goulon und Marseille nach, auch in Spanien ist die Epidemie im Abnehmen begriffen, doch sterben dort täglich immer noch nahe an 1000 Personen. In den letzten Tagen wurde auch aus Italien das Vorkommen einzelner Cholerafälle berichtet.
W Madrid, 10. Sept. Die Epoca spricht sich dafür aus, daß die Regierung das Wappen der deutschen Gesandtschaft freiwillig unter den bei solchen Anläßen üblichen Zeremonien wieder anbringen lasse.
Aus Kgypten kommt die Nachricht von einem großen Diebstahl. Auf der Strecke von der Bahnstation Assuit nach der Stadt Kairo wurde ein Feldtransport von Räubern angefallen und um 4000 Pfund Sterling erleichtert.
London, 10. September. In Parlermo soll die Cholera ausgebrochen sein: eine hier eingegangene nicht verbürgte Meldung besagt, daß 20 Erkrankungs- und 5 Todesfälle vorgekommen. — In Suakim angekommene Spione bestätigten die Nachricht von Osman Digmas Tod.
Wewyork, 7. Sept. Eine große Truppenmacht ist in Evanston an der Union Pacific Eisenbahn, Wyoming, konzentrirt und die Eisenbahngesellschaft hat ihre sämmtlichen chinesischen
Arbeiter dorthin geschafft. In Nock Springs herrscht jetzt Ruhe aber alle Chinesen haben den Ort verlassen. Der Scherif hat 15 der Aufrührer, die bei dem Angriff auf die Chinesen beteiligt waren, unter der Anklage des Mordes und der Brandstiftung verhaftet.
Wew-Worlr, 9. Sept. In einigen Distrikten des Staates Ohio richtete ein heftiger Ciclon große Verheerungen an. Das Dorf Bootingburg wurde gänzlich zerstört, ebenso 400 Gebäude in Washington In Courthouse, einer Stadt von 4000 Einwohnern, wurden bisher 5 Tote und gegen 300 Verwundete aufgefunden. Der Gesamtschaden wird auf 1000 000 Dollars geschätzt.
Aer König und seine Werwenöung.
(Schluß.)
Wenn nun auch der Honig für sich allein nicht im Stande ist, das Leben des Menschen zu erhalten, so hilft er doch die Kräfte des Leibes stärken und ist ein vortrefflicher Beförderer unseres Wohlbefindens. Die Engländer haben die vorzüglichen Eigenschaften des Honigs längst erkannt und deshalb giebt es auch bei ihnen keine Mahlzeit ohne Honig. Er verbessert überhaupt die unreinen Säfte, befördert die Verdauung, führt gelinde ab und ist besonders Frauen während der Schwangerschaft dringend zu empfehlen. Recht angenehm schmeckt Honigbrod oder Honigsemmel zum Kaffee genossen. — Als Arzneimittel oder vielmehr als sogenanntes Hausmittel findet der Honig mannigfache Verwendung. Gegen Krankheiten der Mundhöhle, des Halses und der Atmungsorgane erweist sich reiner Honig, besonders der Schleuderhonig, bei anhaltendem Gebrauche und entsprechender Diät recht wirksam. Bei frischen Katarrhen und Heiserkeit kann man Anfangs alle Stunde einen Theelöffel voll Honig einnehmen, und man wird bald die gute Wirkung verspüren. Da jedoch der ungekochte Honig bei Kranken, welche an Husten leiden, etwas reizt, so ist es vorteilhaft, wenn man ihn zuvor siedet. Bei Halsentzündungen wende man folgende Mischung zum Gurgeln an: Auf ein Glas Brombeerblätterthee oder Salbeithee nehme man einen Eßlöffel voll Honig und einen Theelöffel Weinessig. Selbst gegen Halsbräune und Diphtheritis wird Honig als Präservativ- und Heilmittel empfohlen. Mischt man Honig mit Roggenmehl, so erhält man ein vorzügliches Zugpflaster für Schwären und Fingergeschwüre. Bei allen Unterleibs-, Magen- und Darmleiden, welche auf Geschwürbildungen hindeuten und bei denen deshalb einige Stunden nach dem Essen Schmerzen entstehen und keine schweren Speisen vertragen werden, kann man vor Allem Butter- und Honiggenuß empfehlen, was bei den meisten Menschen auch einen leichten Stuhlgang befördert und die erkrankten Organe belebt und stärkt.
Daß auch Honig wegen der in ihm enthaltenen Ameisensäure ein Desinfektionsmittel ist und eine konservierende Kraft besitzt, ist wohl vielen Lesern noch nicht bekannt. Guter Honig verhindert die Pilzbildung und vernichtet die Bakterien. Deshalb wendet man ihn auch an bei Schwämmchen der Säuglinge und bei Halsentzündungen und Diphtheritis. Zur Zeit, wo Holskrankheiten epidemisch auftreten, soll das Trinken von Honigwasser vor Ansteckung bewahren. Letzteres wird bereitet, indem man einen Teil Honig und acht Teile Wasser mit einander in einem Gefäße siedet und gehörig abschäumt. Die Alten, welche den Zucker noch nicht kannten, benutzten den Honig zum Konservieren der Früchte und anderer Nahrungsmittel. Nach Strabon legten die alten Assyrer Leichen in Honig, um sie zu konservieren und Agesilaus, König von Sparta, sowie Alexander der Große wurden nach ihrem Tode in Honig gelegt.
Aus dem Bisherigen haben wir zur Genüge ersehen, daß der Honig nicht nur ein Nahrungsmittel, sondern auch ein wichtiges Heilmittel ist. Wir wollen hoffen, daß durch diese Zeilen mancher Leser auf die Nützlichkeit des Honigs hingewiesen und zugleich angeregt wird, sich mit der Bienenzucht zu beschäftigen, um sich selbst reinen Honig zu verschaffen.
Vermischtes.
Dr. Hirsch in Wrag empfiehlt als einfaches und wirksames Mittel bei Brandwunden Butter und Eier. Ein Löffel Butter und ein Eigelb werden zu einer Salbe verrührt und aufgestrichen; ist die Salbe eingetrocknet, wird sie in ganz derselben Weise erneuert.
— Einem Schauspieler begegnete kürzlich in Wildbad ein lustiges Malheur. Der Künstler erlaubte sich auf der Promenade boshafte Bemerkungen über die Kurgäste und, auf eine wohlbeleibte Dame deutend, sagte er zu einem Nebenstehenden: „Es ist doch unglaublich, daß man so etwas frei herumlaufen läßt.