WiMader Chronik.

Amtsblatt für öis Stadt Witööad.

Anzeiger und Unterhaltungs-Blatt für Wildbad und Umgebung.

Grnunbzrvanzigftsr Jahrgang.

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Samstag, den 12. September

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Württemb er g

Stuttgart, 10. Sept. (Zu den Kaiserfestlichkeiten.) Der Fackelzug, zu welchem sich außer den schon gen. Vereinen bis heute außer einigen kleinen Gesellschaften auch die 3 oberen Klassen des Eberhard-Ludwigsgymnasiums gemeldet haben, wird gegen 4509 Fackelträger zählen. Mehrere besondere Veranstaltungen einzelner Vereine im Fackelzug werden in die fortlaufenden Licht­reihen Abwechslung bringen. Der Ausschuß des Gewerbevereins beschloß in seiner gestrigen Sitzung die Beteiligung seiner Mit­glieder bei dem Empfange und dem Fackelzug für S. M. den Kaiser. Es wird zu diesem Zweck eine eigene Standarte ange­schafft und die Mitglieder mit Abzeichen versehen. Der Turner­bund wird 250 Fackelträger stellen und beim Spalierbilden mit derselben Zahl vertreten sein. Ebenso hat der Männerturnverein und der Stuttgarter Turnverein die Beteiligung beschlossen. Der Gemeinderath Stuttgart hat eine größere Summe für die Empfangsfeierlichkeiten des Kaisers genehmigt. 200 Festjungfrauen sollen beini Empfang des Kaisers im Stadtgarten Spalier bilden.

Stutlgarl, 11. Sept. Kräftige Windstöße sind es, die seit heute Morgen über das Land hinfahren, und mancherlei Schaden angerichtet haben. In den Anlagen hat der Sturm ziemlich starke Baumäste abgeknickt und unsere Jugend läßt es sich nicht nehmen die Kastanien, die mit Geprassel zu Boden fielen, aufzulesen. Auch in den Obstgärten hat der Wind in unliebsamer Weise gewüthet.

Ueber den Gesundheitszustand des Egyptologen und Romanschriftstellers Georg Ebers wird derN. Fr. Pr." aus Weimar geschrieden: Georg Ebers ist recht schlimm daran mit seinem körperlichen Befinden. Die Schmerzen sind etwas gelinder geworden, mit dem Gehen ist es aber ganz vorbei: Medizinal- Rat Dr. Burckhardt in Stuttgart, welcher im vorigen Jahre an ihm die Operation der Nervenstreckung vollzog, hat ihm möglichste Bewegungslosigkeit verordnet.

Nochmals sei darauf hingewiesen, daß die im Jahr 1874 ausgegebenen Reichskassenscheine zu 100 bis zum 15 Sep­tember cingezogen werden und von da ab keine Gültigkeit mehr haben. Wer solche besitzt, gebe dieselben an eine öffentliche Zahl­stelle ab.

Kartoffel-und Krautmarkt. Leonhardsplatz: 600 Säcke Kartoffeln zu 2 ^ bis 2 30 L pr. Ztr.

Marktplatz: 2000 Stück Filderkraut zu 1215 ^ pr. 100 St.

Leonberg, 7. Sept. (Jubiläum.) Wie nicht anders zu warten war, so wurde gestern die Festteilnahme bei der fünfzig­jährigen Jubiläumsfeier der Essig'schen Leonberger-Hundezüchterei eine außerordentlich große, wobei allerdings auch die anfänglich günstige Witterung Vormittags das ihrige hiezu beitrug. Hunderte von Besuchern konnten in den dichtbesetzten Räumen der Fest- lvkalitäten und des Wirthschaftsgartens bei Herrn Essig keinen Platz mehr finden. Hervorragend war der Besuch von Hunde­freunden aus Stuttgart. Zahlreiche Glückwünsche und Gratulationen durfte der Jubilar Herr Heinrich Essig von Hoch und Nieder entgegennehmen. Auch wurde ihm allgemeine Anerkennung über die schönen Prachtexemplare seiner Hunde sowohl, wie auch über das mustergültige Arrangements seines Hundeparks zu Teil. In heiterer Feststimmung verlief die schöne Feier, wobei die Leonberger Stadtkapelle in gediegener Weise und mit gut gewähltem Programm recht hübsches leistete.

Wezingen, 8. Sept. Troz der jährlich zweimal in den Schulen vorkommenden Warnung vor dem Genuß der Giftpflanzen, resp. Giftbeeren, kam in der letzten Woche in dem Nachbarorte Glems wieder ein Vergiftungsfall durch den Genuß von Toll­

kirschen vor. Ein achtjähriger Knabe, der solche im Walde fand, einige Stücke und erkrankte davon so heftig, daß er trotz der angewandten, ganz energischen Gegenmittel 2 Tage bewußtlos war. Heute ist er außer Gefahr.

Alm, 8. Sept. In den letzten Tagen wurde von aller­höchster Seite die Genehmigung erteilt, daß vom Münsterbau- komite noch 2 Lotterien mit je 350000 Losen L 3 Mark statt­finden dürfen, vorausgesetzt, daß von den übrigen deutschen Staaten wieder Konzession zum Vertrieb dieser Loose erteilt wird, in welcher der Verkauf bei den ersten Lotterien zu drei Mark gestattet war.

Geislingen, 9. Sept. Gestern Abend nach 6 Uhr kam ein in Eßlingen zusammengestellter Extrazug hier an, welcher viele Herren der K. Generaldirektion der Eisenbahnen, sowie den Vor­stand und Beamte der Maschinenfabrik Eßlingen hieher brachte. Dieser Extrazug war zu dem Zweck veranstaltet, einen Apparat zur Beleuchtung der Eisenbahnwagen mittels elektrischen Lichtes einer Probe zu unterziehen. Dieser Apparat, eine Erfindung der Maschinenfabrik Eßlingen, war im hintersten Wagen, einem Ge­päckwagen, angebracht und besteht im wesentlichen aus 2 senkrecht stehenden, durch 2 Lederscheiben verbundenen Zylindern, welche in Verbindung mit den Rädern des Wagens stehend, durch deren Bewegung in Umdrehung gebracht werden. Für die Zeit des Stillstehens des Zuges wird die Erzeugung der Elektrizität durch Akkumulatoren bewirkt. Von dem Apparat aus ziehen sich Lei­tungsdrähte zu einer in jedem Wagen befindlichen Lampe. Bei der Rückfahrt, bei welcher der Extrazug dem fahrplanmäßigen um

von hier abgehenden Zuge angehängt ward, wurde der Ap­parat in Thätigkeit gesetzt und den von ihm gehegten Erwartungen vollkommen entsprechend gefunden.

Rundschau

KeideksHeim, 8 Sept. Herr Bäcker Frey dahier hat ein wahres Monstrum von Kartoffel, die aus einer riesigen Haupt­knolle und mehreren Auswüchsen besteht. Das Gewicht beträgt 1520 Gramm.

In dem Pistolenduell in Solln bei München ist der dreißig­jährige Assistenzarzt Beisler, ein Württemberger, gefallen. Er war ein guter Schütze, gab im ersten Gang keinen Schuß ab und wurde im zweiten Gang von seinem Gegner, einem Studenten und früheren Freunde, tötlich in den Unterleib getroffen, daß er nach einer halben Stunde starb. Bis eine Stunde vor dem Duell hatte er noch in der Klinik gearbeitet. Der Bürgermeister des Oertchens hat den Toten wie einen Selbstmörder behandelt. Der Leichnam wurde auf einem Düngerwagen nach München gefahren, der Nachtwächter mit einer Laterne vorn auf vem Wagen, fuhr ihn; es war in dem Orte schwer gewesen, den Leichnam aufzu­laden, da Niemand ihn berühren wollte.

Köln, 9. Sept. Der längste der Erdensöhne, der Necke Joseph Drasal, in Castans Panoptikum hat ein Liliputchcn zur Gesellschaft bekommen. Es ist General Winzig, welcher in einem Stiefel des Hanaken Versteckens spielen könnte. Also der größte und der kleinste Mann der Welt Hausen beisammen und es ist gewiß interessant, das Doppelspiel der Natur, welches hier in solchen Gegensätzen zu Tage tritt, anzuschauen.

Werlin, 9. Sept. Der Kaiser, der Kronprinz, die Prinzen Wilhelm und Heinrich sind mit dem Prinzen Arnulf von Bayern und einem großen Gefolge, darunter Feldmarschall Graf Moltke und der Kriegsminister Bronsart v. Schellendorf heute abend 10 Uhr 20 Minuten nach Karlsruhe abgereist.

Werkin, 9. Sept. Aus Madrid wird derNat.-Ztg." unterm 6. d. geschrieben: Die Beschlüsse des gestrigen Minister-