Ganz bedeutend ist der Schaden auch in den Hopfengärten, welche zum Teil das Bild der Verwüstung darbieten. Das Toben des Sturmes dauerte eine kleine halbe Stunde.
Ästlingen, 2. Sept. Gestern Abend kam nach Ulm ein nach Breiten bestimmter Wagen mit Vieh hier an. Die Bahnbediensteten öffneten infolge der Unruhe in dem Wagen diesen und fanden denselben so überfüllt, daß ein Farren den Erstickungstod gefunden hat.
Rundschau.
Die Universität Keideköerg bereitet sich jetzt schon vor auf die Feier ihres 500jährigen Jubiläums, das sie im August nächsten Jahres begehen will. Das gesammte Programm ist heute schon fertig. Fackelzug, Festkommers, historischer Festzug, Frühkneipe und Ausflüge find heute schon bestimmt und in Ermangelung eines hinreichend großen Saals soll eine Festhalle von 120 Meter Länge und 42 Meter Breite erbaut werden. Ein Fest, das so lang vorbereitet wird, muß doch wohl hübsch und lustig werden!
Werlheim, 4. Sept. Die Ernte in Zwetschgen ist Heuer eine außerordentlich gute und sollen einzelne Orte, wie z. B. Mondfeld, ein Erträgniß von 1000 bis 1500 Ctr. erzielen. Größere Einkäufe fanden bis jetzt noch keine statt, obgleich der Preis 2—2Vr Mark per Centner beträgt.
Um nach den noch nicht aufgefundenen Gliedern des in Mainz ermordeten Mannes im Rhein suchen zu lassen, hat die Staatsanwaltschaft einen Taucher herbeibeordert, der jetzt das Strombett absucht. Der Ermordete ist höchst wahrscheinlich der Schuhmacher Wothe, der Mann der ebenfalls ermordeten Frau Wothe. Herbst, der der Mordthaten dringend verdächtig ist, leugnet beharrlich.
In Hotha fand am letzten August die 363., 264. und 265. Leichenverbrennung statt. 73 Aschenkrüge sind in dem Kolumbarium aufgestellt.
Hera, 3. Sept. In dem benachbarten Städtchen Zeulenroda wurde in vergangener Nacht ein gräßlicher Mord verübt. Als der Oekonom Franke Nachts gegen 1 Uhr nach Hause kam, fand er seine Frau durch tötliche Beilhieben verwundet in ihrem Blut schwimmend. Auf das Geschrei des Mannes eilten Hausgenossen und Nachbarn hinzu. Der Verdacht fiel auf den Knecht Frankes, der sich in der Scheune neben dem Hause ver- barrikadirt hatte. Die Menge erstürmte die Scheune und machte den Knecht dingfest, welcher auch seine Täterschaft gestand. Der Beweggrund des Mordes war, Rache an seinem Dienstherrn zu nehmen. Die Frau, äußerte er bei seiner Festnahme, daure ihn, seinem Herrn aber gönne er es.
Merlin, 5. Sept. Der Kaiser ist abends 8Uhr wohlbehalten von den Manövern bei Pritzwalk hierher zurückgekehrt. Der Kronprinz hat sich von Spandau aus alsbald nach Potsdam begeben.
Schmieöus, 4. Sept. Um. dem übermäßigen, oft störenden Andrange von Zuschauern bei Trauungen entgegenzutreten, hat, wie der „Kreuzztg." geschrieben wird, der evangelische Gemeinde- Kirchenrat Hierselbst beschlossen, „fortan bei Trauungen von den Zuschauern in der Kirche eine Gebühr von 10 Pfennigen zu erheben."
Maris, 4. Sept. Die katholischen Missionen melden die Niedermetzlung von drei Missionaren und anderer Europäer in Zimbebasien im südwestlichen Afrika.
Maris, 6. Sept. Dem „Temps" wird aus Madrid tele- graphirt, die Regierung sei entschlossen, alle ferneren deutsch-feindlichen Kundgebungen zu verhindern. Mehrere Zeitungen werden gerichtlich verfolgt. Der König ist nach dem Rate seiner Minister entschlossen, alle diplomatischen Mittel zu erschöpfen, um den Bruch mit Deutschland zu vermeiden.
— Die Agence Havas meldet: General Courcy ist aus Quin-Hon nach Hus zurückgekehrt. In der Provinz Quin-Hon sind gefährliche Unruhen ausgebrochen, eine große Anzahl von Christen wurden niedergemetzelt und mehrere Dörfer eingeäschert. Prudhomme wurde beauftragt, die Ordnung wiederherzustellen. Derselbe besetzte deßhalb die Zitadelle. Es wurden energische Maßregeln getroffen. Der Vizekönig Thuong wurde aus der Regierung entferut.
Maris, 7. Sept. Gestern sind in Toulon 14, im Departement Herault 5 Choleratotesfälle vorgekommen.
Madrid, 1- Sept. Die „Agentur Havas" meldet: Eine weitere deutsche Note ist hier eingetroffen; dieselbe bestreitet die spanischen Rechtsansprüche auf die Karolinen, beruft sich auf die freundschaftlichen Beziehungen beider Länder, erwähnt aber nicht, daß eine Besatzung der Inselgruppen durch Deutschland that- sächlich erfolgt sei. Aus dem Inhalt der Note will man hier
schließen, daß Deutschland Zeit zu gewinnen suche. Sollte die Frage eine Gestalt annehmen, wird König Alfonso die Kammern wieder einberufen. Das vor Kurzem verbreitete Gerücht nach welchem der König wegen der deutsch-spanischen Verwicklung, an den deutschen Kronprinzen geschrieben haben soll, wird für unbegründet erklärt. — In Malaga sind Unruhen ausgebrochen, zu deren Unterdrückung die Polizei einschreiten mußte.
Madrid, 5. Sept. In der Bevölkerung herrscht große Aufregung. Eine zahlreiche Volksmenge stürzte gestern Abend gegen den deutschen Gesandtschaftspalast, zerbrach die Fensterscheiben und riß die deutsche Flagge herab, welche zerrissen wurde. Sodann zog die Menge vor den Palast des Ministerpräsidenten und verlangte die sofortige Kriegserklärung an Deutschland.
— Die Aufregung nimmt zu. Gegen 6000 Personen mit spanischen Fahnen ziehen durch die Straßen. Vor dem Hause des Militärvereins und vor dem Athenäum werden die Rufe laut: „Tod den Deutschen! Es lebe Spanien!" Man verlangt, daß ein Ministerium der nationalen Verteidigung errichtet werden soll. Die Offiziere der 3 spanischen Dampfer, welche die Insel Jap verließen, sollen abgesetzt worden sein.
— Die deutsche Gesandtschaft ist von 50 Gensdarmen bewacht. Die militärischen und politischen Klubs verlangen Rache gegen Deutschland. Die liberalen Blätter fordern einstimmig Kriegserklärung.
— 6. Sept. Gestern abend wurden an 200 Schreier verhaftet.
New Horlr, 4. Sept. Die Einstellung chinesischer Arbeiter an Stelle der strikenden Weißen in den Kohlengruben von Rocksprings, Wyoming, veranlaßte blutige Scenen. Mit Gewehren bewaffnete Weiße griffen die Chinesen an, tödteten 15 derselben, brannten 80 Häuser nieder und trieben ca. 500 Chinesen in die Berge, wo sie Noth leiden. Man sendet ihnen Lebensmittel.
Hiesiges.
Wilübad. Herr A. Ud vardy, der vorzügliche Tenorist, welcher schon einige Male und auch diesen Sommer unser schönes Wildbad mit seinem Besuche beehrte, ist, wie aus Berlin geschrieben wird, ruhmbedeckt aus New-Iork nach Deutschland zurückgekehrt und für die Rotterdamer Oper kontraktlich verpflichtet worden. Am 16. September wird Herr Udvardy als „Lohengrin", eine seiner Glanzleistungen, die Saison eröffnen. Herr Udvardy dürfte übrigens vor seiner Abreise nach Holland noch einige Male in Berlin auftreten.
— Dem „Philadelphia Tageblatt" entnehmen wir nachstehenden Artikel:
MHikadekphia, 24. Aug. Herr Albert Burger ist am Samstag morgen mit dem Dampfer „General Werder" in New- Dork und am Samstag abend in Philadelphia nach einem achtmonatlichen Aufenthalt in der alten Heimath (Württemberg) gesund und wohlbehalten wieder angelangt. Herr Burger war in den letzten Jahren mehrfach rheumatischen Leiden ausgesetzt und hat sich infolgedessen längere Zeit in Wildbad, einem der schönsten Badeplätze in Süddeutschland, aufgehalten, wo er von seinem Leiden vollständig kurirt wurde. Wir hoffen, daß Herrn Burger seine Gesundheit für viele Jahre bleiben möge.
Vermischtes.
— Eine verhängnißvolle Wette. Der WirtschaftS- befitzer Andreas Freitag in Siepring unweit München, ein riesenstarker Mann mit einem wahren Stiernacken, wettete kürzlich im Wirtshaus mit einem Bauern, daß dessen Pferd nicht im Stand sei, ihn vom Platz wegzuziehen, wenn er sich innerhalb ver offenen Thür mit Händen und Füßen gegen den Thürpfosten stemme. Als Preis wurde ein halber Eimer Wein stipulirt und man machte sich sofort daran, die Wette auszufechten. Freitag legte sich einen Strick um den Nacken und dieser wurde an das Ortscheid befestigt. Beim ersten Male riß der Strick. Man brachte einen stärkeren und der Kampf begann auf Neue. Anfangs widerstand Freitag, als aber endlich das Pferd durch Peitschenhiebe angetrieben wurde, da stieß er plötzlich einen lauten Schrei aus, stürzte nach vorwärts und wurde von dem Pferd eine Strecke weit geschleift. Als man Freitag aufhob, war er tot. Durch Zerreißung mehrerer Rückgratswirbel war sein furchtbares Ende herbeigeführt worden.
— Man braucht, wenn man heirathen will, nur nach Gründen zu suchen, gefunden sind ihrer gar bald. In einem Fischerdorf am frischen Haff hat dieser Tage ein 73 Jahre alter Mann eine 75 Jahre alte Frau heimgeführt. Sie bewohnte eine nasse, er eine trockene Stube; sie hatte einen guten Fischhandel, seiner ging schlecht. Er konnte schreiben, sie hatte keine Ahnung von dieser ge-