Wildmder Chronik.
Amtsblatt für die Stadt Wildbad.
Anzeiger und Unterhaltungs-Blatt für Wildbad und Umgebung.
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72. Mittwoch, den 9. September 1338
Dev Körrig und seine Wevwendung.
Der Honig (von ^.pis mslliksra) besteht aus einer Mischung von Traubenzucker, einer dem braunen Syrup ähnlichen Masse, welche nicht kristallisiert, einem gelben Farbenstoffe, dem Wachse, einem gewürzhaften Stoffe und der Ameisensäure. Außerdem ist in den verschiedenen Honigarten noch ein verschiedener Geruch bemerklich, der von dem Aroma der Blüten herstammt. Der beste Honig ist derjenige, welcher aus Gegenden stammt, wo viel Buchweizen, Raps, Klee und Feldbohnen angebaut werden und wo viele Linden und Nadelhölzer wachsen. Holen sich die Bienen ihre Nahrung vorzugsweise von Buchweizen, von Linden, Haide und Nadelhölzern, so wird der Honig hell; aber auch der beste Honig kann durch eine falsche Behandlung braun und unrein werden, wenn er nämlich beim Auslassen zu stark erwärmt und gepreßt wird. Die Griechen liebten den Honig vom Berge Hymettus in Attika, weil dort Thymian in großer Menge wuchs und dieser dem Honig einen angenehmen Geschmack verlieh. Entnehmen die Bienen den Honigsaft aus Bärlauch (Milium nrsinum) oder anderen stark riechenden Blumen, so schmeckt und riecht auch der Honig unangenehm. Der Honig kann sogar giftig sein, wenn die Bienen giftige Blumen wählen. Ein solcher Honig kann Kopfschmerzen, Erbrechen und Betäubung verursachen. So war bei den Alten der Honig der Insel Corsika wegen seiner Schärfe und Bitterkeit wenig gesucht, weil das von dem dort häufig wachsenden Buchsbaum oder Oleandcrstrauch herrühren sollte. Die Schärfe des sardinischen Honigs hat ihren Grund in dem dort in Menge wachsenden Seidelbast.
Jeder gute und gesunde Honig muß eine hellgelbe Farbe, einen angenehmen Gewürzgeruch und einen scharfsüßen Geschmack haben; er muß sich sowohl in Wasser, wie in Weingeist völlig auflösen und darf keinen Bodensatz zurücklassen. Ein schnelles Erstarren bei hellgelber Farbe ist immer ein gutes Zeichen. Jeder Honig ist schlecht und verdächtig, welcher sehr braun, rötlich, trübe und mehlig ist, sich leicht in einen dickeren und einen wässerigen Teil scheidet und sauer oder bitter schmeckt und riecht. Um guten Honig zu bekommen, wende man sich an einen bekannten und zuverlässigen Bienenzüchter, der, um seinen Ruf zu sichern, sicherlich keine schlechte Waare abgeben wird.
Man bewahrt den Honig in Steintöpfen an einem trockenen und frischen Orte auf, wo im Sommer die Wärme nie über 15—20 Grad steigt. Jedoch eignen sich auch Holzgefäße recht gut zum Aufbewahren desselben. Letztere haben den Vorteil für sich, daß sich in ihnen der Honig bald verzuckert und daß sie nicht zerbrechlich sind. Honig geht leicht in Gährung über, besonders wenn er an feuchten Orten aufbewahrt wird. Alsdann muß er durch Sieden gereinigt und unschädlich gemacht werden. Dieses geschieht, indem man ihn mit 2 Teilen Wasser im Zinn- keffel eine Stunde bis nahe auf 100 Grad erhitzt, dann auf 60 Grad abkühlen läßt, filtriert und im Dampfbad zur Syrup - konsistenz verdampft. — Man benutzt den Honig als Genußmittel zu Backwaren, als Heilmittel, und in den Apotheken zur Darstellung einiger Präparate, wie Rosenhonig, Sauerhonig rc. Unsere Vorfahren bereiteten aus Honig ein berauschendes Getränk, Meth genannt.
In alten Zeiten war dem Honig im Haushalte eine weit wichtigere Rolle eingeräumt, als in unfern Tagen. Die Kinder wurden mit Milch, Butter und Honig ernährt und entwickelten sich hierbei so gesund und kräftig, daß kaum die Hälfte unserer jetztigen Kinderkrankheiten bekannt war und Epidemien weit seltener waren, als jetzt, wo trotz der medizinischen Wissenschaften Schulen und Lehranstalten häufig geschloffen bleiben müssen, weil man
die Jugend vor den bösen Krankheiten in anderer Weise nicht genug zu schützen weiß. Freilich ist die Milch in Verbindung mit Honig und Butter ein weit gesünderes Nahrungsmittel als die modernen Surrogate derselben, Kaffee, Thee und anderes Zeug, das man den zarten Kindern reicht, oft auch erhalten diese, damit sie recht stark werden, Wein und Spirituosen, in der Regel auch zu viel Fleisch. Der gute reine Honig geht, sowie das Wasser unmittelbar in die Blutgefäße über, ohne einen Rückstand zu lassen, und dient in Folge seiner chemischen Zusammensetzung zur Erwärmung des Körpers. Halten doch die Bienen blos durch den Genuß von Honig die Temperatur ihrer Wohnung selbst während der stärksten Winterkälte gleichmäßig auf einer Temperatur von mindestens 20 Grad Celsius.
(Schluß folgt.)
Württemberg.
— Gestorben: 24. Aug. zu Arnstadt in Thüringen Geh. Reg.- und Landrat a. D, Wilh. Fr. Rapp (geb. zu Markgröningen), 76 I. alt; 5. Sept. zu Mergentheim vr. Fr. Krauß, O.A.-Arzt a. D., Ritter 2. Kl. des Kronenordens, Ritter 1. Kl. des Friedrichsordens.
Stuttgart, 6. Sept. Zur Kaiferparade haben sich bis heute von fast allen Oberämtern des Landes Vereine des württ. Kriegerbundes angemeldet; die Zahl der einzelnen Krieger beträgt über 7000 mit mehr als 200 Fahnen und Standarten. Die Anmeldungen dauern noch fort. — Heute wird mit den Vorarbeiten zur Beleuchtung des Palais des Generalkommandos mit elektrischem Lichte begonnen. Wie es scheint, wird es sich um 8 Bogenlampen neuerer Konstruktion ä 400 Normalkerzenstärke handeln; davon würden 3 nach der Goethe- und 5 nach der Kriegsbergstraße verwendet.
— 7. Sept. (Preisnotirungen der Landesproduktenbörse.) Wir notiren per 100 Kilo: Weizen, bayr. neu ^ 18.60 bis .eA 19.50, ungar. alt ^ 19.—, Gerste, ungar. 18.20 bis 18.40, Hafer neu, prima 12.— bis 13.—.
Werkmeister Kirschner in Lndwigsönrg wird auf dem für die große Parade am 19. September bei Pflugfelden in Aussicht genommenen Felde eine Tribüne für Zuschauer, ungefähr dem Aufstellungsplatze Sr. Maj. des Kaisers, beim Vorbeimarsch der Truppen gegenüber, erbauen, zu beiden Seiten der Tribüne sollen noch einige nummerirte Plätze für Wagen hergestellt werden. Die Preise der Plätze sollen betragen für einen Sperrsitz Mk. 3.50, für einen offenen Platz Mk. 2.50, für einen Stehplatz Mk. 1, für eine Equipage M. 3. Billete für die Tribüne rc. wären direkt bei dem Werkmeister Kirschner in Ludwigsburg, welcher die Tribüne als reines Privatunternehmen auf seine Rechnung und Gefahr baut, zu bestellen.
Magold, 3. Sept. (Kirchenbau.) Dem „Gesellschafter" wird aus Bösingen mitgetheilt, daß es den energischen Bemühungen des Pfarrers Hahn daselbst gelungen ist, den Kirchenbaufonds im Laufe von 6 Jahren von 7000 M. auf 25 000 M. zu erhöhen. Neuerdings gab ein geborener Bösinger, Johann Adam Wagner in Paris, anläßlich einer in Wildbad gebrauchten Kur 3000 M. und stellte die zur Bausumme von 35 700 M. noch fehlenden Mittel in Aussicht, wenn der Bau sofort in Angriff genommen werde. Die zuständige Behörde hat sich in Folge dieses ehrenhaften Anerbietens zur Inangriffnahme des Werkes im kommenden Frühjahr entschlossen.
Wössingen, 4. Sept. Heute mittag gegen 3 Uhr erhob sich von Südwest her ein ungemein heftiger Sturm. Viele der stärksten Obstbäume wurden entwurzelt und bedeckten die Straßen.