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nichts und die Blutspuren am Ufer scheinen darauf hinzudeuten, daß der Rumpf schon in diesem Zustand nach der bezeichnten Stelle am Ufer geschleppt und dort in den Rhein gestürzt worden sei. Ueber die Person des Gemordeten wie über die Urheber der gräßlichen That herrscht noch vollkommene Ungewißheit, und nur ein vages Gerücht besagt, daß der Gemordete ein Meßfremder sei, dessen Frau zu einem Metzgergesellen in intimen Beziehungen gestanden haben soll
Koöurg, 24. August. Wer da weiß, daß die Stadt Coburg ein Geldinstitut besitzt, welches der Stadtgemeinde jährlich 60 bis 80,000 Mk. abwirft, der wird sich nicht wundern, daß die Stadtsteuern nicht drückend sind und speziell die Personalabgabe nur 6 Termine der Staatssteuer beträgt. Ein solch' gewinnbringendes Institut ist die städtische Sparkasse, aus deren Reingewinn im vorigen Jahr wieder 80,328 Mk. an die Stadtkasse abgelicfert werden konnten. Im vorhergehenden Jahr betrug die Ablieferung 63,435 Mk. und seit 1861 sind zusammen 835,890 Mk. aus den Ueberschüssen der Sparkasse an die Stadtkasse abgeliefert worden. Gleichwohl besitzt die Sparkasse einen Reservefond von 400,000 Mark.
Kamburg, 26. August. Die Diebe, welche die hiesige Reichsbank um 200,000 Mark bestohlen, wurden gestern in Paris verhaftet. Es wurde fast der ganze Betrag bei ihnen gefunden.
Der deutsche Kronprinz hat böse Erfahrungen in diesem Sommer zu machen gehabt. Bei der Abreise von Andermatt in der Schweiz, wo er mit seiner Familie einige Wochen geweilt hatte, erhielt er Rechnungen, die sein Hofmarschall alle „abänderte", denn sagte derselbe, „solche Preise bezahlt man nirgends." Für die Fahrt im Wagen von Göschenen nach Andermatt, etwa eine Stunde, mußten 200 Francs bezahlt werden, während sonst ein Wagen 15 Francs kostet! Ueberall Unverschämtheiten, bei jeder Gelegenheit Prellereien. Vielleicht bleibt der Kronprinz im nächsten Sommer in Deutschland, es gibt ja auch in unserem Vaterland hohe Berge und frische Luft nnd wenn auch nicht alle deutschen Wirthe Engel sind, so kann man in Deutschland doch immer noch eher mit ihnen fertig werden als in Belgien, in Frankreich oder in der Schweiz.
Lausanne, 25. August. Die hiesige Anarchistensektion des sogenannten Arbeiter-Leseklubs verbreitete nächtlicherweise eine gedruckte Proklamation, wodurch die Arbeiterklassen, namentlich die Tellssöhne, aufgefordert werden, die Wohnungen der Gesandten in der Schweiz in Brand zu stecken und Hand zum Anfänge einer sozialen Revolution zu bieten. Sie seien schon zu lange regiert worden, es sei hohe Zeit, selbst die Regierung in die Hand zu nehmen.
In Folge eines heftigen Unwetters löste sich am 7. ds. in Kontauedo (bei Eleven im Veltlin) eine Rüfe vom Berge, begrub unter ihrer Last 23 Häuser, riß eine große Anzahl von Bäumen weg und ruinirte eine Bodenfläche im ungefähren Werte von 50 000 Lire. Zum Glücke hat man keine Opfer von Menschenleben zu beklagen.
Auch in Dänemark soll sich — die Botschaft hören wir wohl, aber zunächst fehlt uns noch der Glaube — eine bemerkenswerte, äußerst versöhnliche, ja sogar freundliche Stimmung gegenüber Preußen und Deutschland eingestellt haben.
Das sind ja schöne Geschichten, mag man uns Deutsche denn nirgends leiden?! Jetzt sind auch die Spanier auf uns wild und die Polizei muß die Deutschen in Madrid schützen. Und das alles um „das Bischen Karolinen-Jnsel." Die Spanier sagen, die Karolinen gehörten seit 1668 ihnen; von uns aber sind die Jnselchen jetzt in Besitz genommen worden. Es sind auch schon Verhandlungen der Kabinette im Gang und die Norddeutsche Allgemeine" macht den Vorschlag, ein Schiedsgericht einzusetzen. Warum nicht lieber eine Seeschlacht, in der würde unsere Marine gewiß Recht behalten!
Madrid, 25. August. Die Verhandlungen zwischen Deutschland und Spanien über den Besitz der Karolineninseln werden sich voraussichtlich noch einige Zeit hinzichen. — In Barcelona und Almeria ist die Cholera wieder heftiger aufgetreten.
Madrid, 26. August. Die ministerielle Presse spricht sich gegen die patriotischen, aber durchaus inoportunen Uebertreibungen aus, die in den letzten Tagen hervorgetreten sind. Die Regierung gebe sich der Hoffnung hin, mit Deutschland zu einer Vereinbarung zu gelangen.
Die pariser Radikalen fahren fort, die gegen Deutschland gerichtete Bewegung zu unterstützen.
H'aris, 28. Aug. Gestern Nachmittags fand ein Ministerrath statt. Der Minister des Innern dementirte formell die Meldung eines ausländischen Blattes, daß sich die Cholera schon in Paris und Umgebung gezeigt.
Die Wariser haben noch immer nicht genug revolutionäre Blätter; der „Jntransigeant", die „Commune", der „Ncveil", die „Lanterne" und wie die anderen alle heißen, sind noch immer nicht roth genug. Deshalb wird Herr Felix Pyat, das einstige Commune-Mitglied, vom 1. Oktober an ein noch rötheres Blätt- lein erscheinen lassen. Wohl bekomm's ihm und den anderen!
Unter dem 9. d. Mts. schreibt der pariser „Figaro": „Wir bringen eine ernste Nachricht, von der wir wünschten, sie würde widerrufen; doch hoffen wir dies nicht. Man versichert, daß weder Oesterreich noch Deutschland an der 1889er Ausstellung tcilnehmen werden. Auf eine vorläufige Erkundigung soll die österreichische Negierung geantwortet haben, es freue sie immer sehr, sich an internatinoalen Ausstellungen zu beteiligen; aber sie könne doch nicht bei der Feier des Jahrestages einer Staatsumwälzung mitmachen, infolge deren das Haupt einer Tochter des Hauses Oesterreich auf dem Schafott gefallen sei. Der deutsche Kanzler soll erklärt haben, das monarchische Deutschland könne die hundertjährige Feier des Jahres 1789 incht begehen. —> Ist, wenn diese Thatsachen richtig sind, nicht das nämliche Fernbleiben von Seiten der anderen Mächte zu fürchten? Es ist wahrscheinlich, daß man sich, wenn man nicht so viel geschrieen Hütte, diese Ausstellung sei das Fest der Revolution, solchen abschlägigen Verbescheidungen nicht ausgesetzt hätte."
Aonlon, 27. August. In den letzten 24 Stunden sind 31 Todesfälle an Cholera vorgekommen.
Lyon, 28. August. Die Kundgebungen der Weber dauern fort. Einige Fabrikanten haben um polizeilichen Schutz gebeten und ihn erhalten. Es werden ernste Unruhen befürchtet.
Kremsier, 26. August. Die Majestäten verließen soeben Kleinster und nahmen den besten Eindruck mit sowohl von dem herzlichen Empfange, den sie fanden, als van dem vollkommenen Einvernehmen, welches sich bei der Zusammenkunft zeigte.
Moskau. Ein blutiges Drama spielte sich dem „Gol. Mosk." zufolge am 15. August im Hause der Philantropischen Gesellschaft, am Protspopowski Perculok, in der Wohnung der Wittwe M. Roshdestwenski ab. Zu dieser Frau war ihre Tochter Jewgenia Ssuschtschinski mit ihren zwei Söhnen im Alter von 7 Monaten und 3 Jahren zu Besuch gekommen und zwar weil sie von den ewigen Quälereien ihres unsinnig eifersüchtigen Mannes, des Titularraths R. Ssuschtschinski, etwas ausruhen wollte. Am folgenden Tage kam auch der Mann dorthin und speiste mit den Seinigen. Um 4 Uhr verabschiedete er sich, dabei hielt er den kleinen Sohn auf dem Arm und fragte den Größeren, ob er mit ihm fahren wolle Als dieser mit „Ja" antwortete, faßte Ssuschtschinski plötzlich den Säugling an den Beinen, schwang ihn in der Luft und schlug mit dem Kopf des Kindes mit solcher Kraft gegen den Kopf des Dreijährigen, daß dieser zu Boden stürzte. Mutter und Tochter sprangen herzu und entrissen ihm den Kleinen, der Wütherich ergriff den am Boden liegenden Sohn und schlug mit seinem Kopf auf den Boden. Bevor man das Kind befreien konnte, hatte es schon so furchtbare Verletzungen erlitten, daß es nach wenigen Minuten starb. Der Säugling ist zwar noch am Leben, aber in hoffnungslosem Zustande. Ssuschtschinski ist geständig und gibt als Motiv an, daß er gezweifelt habe, ob er der Vater der Kinder sei.
HZomöay, 23. August. Ein Reuter'sches Telegramm meldet: Der englische Dampfer „Bangalore" erlitt im Golf von Aden gänzlich Schiffbruch. Einhundert Personen sind ertrunken.
Hiesiges.
Wikdkad. Der Extrazug, welcher morgen von Stuttgart nach Wildbad und zurück ausgeführt wird, fährt in Stuttgart um 7 Uhr 15 Min. ab und kommt in Wildbad um 10 Uhr 35 Min. an. Die Rückfahrt findet um 7 Uhr 35 Min. statt.
Wildöad. So ganz spurlos soll der 2. September auch hier nicht vorübcrgehen. In würdiger, unfern hiesigen Verhältnissen angemessener Weise wird die Feier dieses Nationalfestes begangen werden. Zu diesem Behufs laden unsere Vereine (der Krieger-, Militär- u. die Gesang-Vereine) Jedermann auf Mittwoch den 2. September abends 7 Uhr in das Gasthaus zur „alten Linde" ein.
Mm zwei Iuß zu Lang.
Eine Sedangeschichte von H. Tresor t. (Schluß.)
Achtundvierzig Stunden lag der Hauptmann im Wundfieber bewußtlos. Als er sodann erwachte, da wurde ihm erst das Schreckliche klar.
Amputirt! — —