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während seiner Anstellung im diesseitigen Bezirk (Fünfbronn) durch seine Bemühungen auf nem Gebiete der Technik sich bemerkbar gemacht hatte. Das 70 Ztr schwere, um den Preis von 3000 Mark fertig gestellte Rettungsgeräte kann in drei Minuten durch die Bedienung von 8 Männern bis in das vierte Stockwerk eines Hauses gehoben und, auf seiner Plattform mit bis zu 20 Mann belastet, in 2 Minuten völlig gefahrlos zur Erde niedergelassen werden. Die Erfinder sind bereits im Besitz des deutschen Reichspatents, des französischen, belgischen englischen und russischen Patents Das Kommando der freiwilligen Feuerwehr Karlsruhe empfiehlt diesen neu erfundenen Apparat sämmtlichen Feuerwehren zur Besichtigung und Anschaffung.
Leonberg, 21. August. Die große Schmalzried'sche Schuhfabrik, bisher in Mönsheim, wird mit ihren 60 Arbeitern hierher übersiedeln. — Gestern Nacht 10 Uhr hat der Blitz in Merklingen eingeschlagen und 4 vollgefüllte Scheuern und 2 Wohnhäuser eingeäschert. 2 Schweine sind dabei verbrannt. — Heute ist der älteste Mann unserer Stadt im 93. Lebensjahr unter Teilnahme seiner Freunde zu Grabe getragen worden.
Keikbronn. Das Feuerwehrfest nahm einen schönen Verlauf. Der Wald hatte der Stadt einen Besuch abgestattet. So konnte man glauben, wenn man die Straßen und Gassen durchwanderte. Alles grün von Bäumen, Kränzen und Guirlanden. Der Flaggenschmuck war überreich. Der Besuch des Festes war ein kolossaler. Straßen und Gassen wogten von Köpfen mit und ohne Helm. (Weiteres folgt in der nächsten Nummer.)
Rundschau
Mforzheim, 25. Aug. Heute vormittag 11 Uhr erfolgte in Nürnberg die Preisverteilung der internationalen Ausstellung von edlen Metallen und Legirungen. Von den hiesigen Ausstellern wurden ausgezeichnet mit Ehrendiplom: die Kunstgewerbeschule; mit silbernen Medaillen: der Kunstgewerbe-Verein, C. Anwärter, Benzinger, Emailfabrik Pforzheim, Adolf Hauber, Moriz Hausch, Aug. Kiehnle, Wilh. Kreiß, Gebr. Kuhnle, G. A. Löffler, Mechan., M. Müller, I. W. Reinholdt, I. Roncier, Emailleur Schäfer, Stöffler u. Frank, E. UnterEcker, Wehrle u. Cie., Ed. Winter u. Cie., Alb. Wittum, Wolfahrt u. Katz.
Pforzheim, 21 Aug. Vor einigen Tagen ereignete sich hier der schreckliche Fall, daß einem Mädchen, welches mir den Haaren am Hinterkopfe sich in den Transmissionsriemen einer Dampfmaschine verwickelte, das Haar sammt der ganzen Kopfhaut mit der Stirnhaut abgerissen wurde, so daß das Mädchen förmlich skalpiert wurde. Auch wurde demselben Daumen und Zeigefinger der rechten Hand abgerissen. Doch ist Hoffnung vorhanden, daß die Verletzte am Leben bleibt.
Konstanz, 22. Aug. Vorgestern Abend gegen halb 11 Uhr wurde im Postgebäude in Kreuzlingen, während der wachhabende Briefträger die letzte Post vom Romanshorner Zug abholte, wie es scheint, mittelst Nachschlüssels eingebrochen und aus der Hauptkasse der Betrag von etwa 7000 Frs. entwendet. Als der That verdächtig ist der kürzlich entlassene Briefträger G. verhaftet worden. — In dem von Touristen überfüllten Landeck (Tirol) brach in der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag in der dem Gasthaus „zur Post" gegenüberliegenden Apotheke Feuer aus, das sich angesichts der unzulänglichen Feuerlöfcheinrichtungen rasch verbreitete und 7 Gebäude zerstörte.
Merlin, 24. August. Die Meldung über stürmische Versammlungen in Madrid, in welchen Entrüstung gegen Deutschland ausgesprochen wurde, über Bedrohung des deutschen Gesandten u. s w. werden für übertrieben angesehen, scheinen jedoch nicht unbegründet zu sein und beginnen deshalb hier zu verstimmen. Eine Störung der gegenseitigen bisherigen Beziehungen wird hier nicht besorgt.
In politischen Kreisen cursiert ein Gerücht, wonach der deutsche Reichskanzler Fürst ZZismarcK , der russische Minister von Giers und der englische Minister Marquis von Salisbury eine Zusammenkunft haben würden, um über die Regelung des afghanischen Grenzstreites eine endgültige Vereinbarung zu treffen. Der unerquicklichen Lage dieses Grenzstreites entsprechend dürste man sich in London wie in Petersburg wohl nicht ungern der Vermittelung Deutschlands bedienen, doch muß erst noch die Bestätigung obiger Nachricht abgewartet werden.
Merlin, 23. August. (Schönhauser Stiftung.) Durch Kabinets- ordre des Kaisers vom 8. August ist die Gründung einer Schönhauser Stiftung aus der Bismarckspende genehmigt und derselben das juristische Personenrecht verliehen worden. Das Statut der Stiftung gibt als Zweck derselben Folgendes an: Deutschen, einem höheren Lehrfach sich widmenden jungen Männern, soll vor dem Antritt einer besoldeten Anstellung Unterstützung und höheren
Lehrerwittwen Beihilfe für deren Lebensunterhalt und zur Erziehung der Kinder gewährt werden. Der Sitz der Stiftung ist Schönhausen, das Kapital beträgt 1,200,000 und Stiftungsverwalter ist der Reichkanzler, später der Nachkomme, welcher Schönhausen erhält. Die Unterstützungen betragen 1000 Mark und werden nach Ablegung der Staatsprüfung bis zum Antritt einer besoldeten Anstellung aber höchstens auf 6 Jahre gewährt. Der Stiftungsvorsteher kann auch angestellten Lehrern Studienstipendien für Reisen und deren Söhnen Universitätsstipendien gewähren. Die Verteilung auf die Einzelstaaten soll nach dem Maßstabe der Bevölkerung oder der Zahl der Lehranstalten erfolgen. Die erste Verteilung findet am 1. Oktober 1885 statt.
Merlin, 23. August. In Marinekreisen wird versichert, daß die „Kreuzerkorvette „Augusta" verloren sei. Die Besatzung betrug 238 Mann, der Wert des Schiffes, einschließlich der Ergänzungskosten, über 3 Millionen Mark.
Mfäfers, 19. Aug. Die hiesige Quelle hat nicht blos an Menge, sondern auch an Temperatur des Wassers erheblich verloren. In Ragaz sind 3 Badeanstalten: das Dorf-, Mühlen- und Helenenbad gänzlich geschloffen; einzig das Neubad mit seinen 24 Plätzen kann vollstängig gespeist werden. Die Wärme des Wassers in den Bassins beträgt dort nicht mehr als 24,5" R. statt der früheren 28. Für den Augenblick hat es Schwierigkeit, zu passenden Stunden Bäder zu erlangen. Eine Abhilfe des Mangels erhofft man weniger von Regengüssen als von einem schneereichen Winter. Der Zustrom von Reisenden ist so groß wie je, aber manche frühere Kurgäste werden vermißt.
"Maris, 22. August. In der Grube bei Courcelles - les- Lens (Departement Pas-de-Calais) fand heute eine Entzündung schlagender Wetter statt, wobei 14 Personen, darunter 10 schwer verwundet wurden.
Maris, 24. August. Heute sind in Toulon 10 Choleratodesfälle angemeldet, in Marseille 45.
Marseille, 22. August. Gestern (Freitag) gab es hier 69 Choleratote, in Toulon Freitag zwei Choleratote.
Lyon, 22. August. Die Arbeiterkrisis gewinnt mehr und mehr an Ausdehnung. 4000 Weber verlangen auf's Neue drohend die Ausführung der neuen Tarife. Es herrscht große Aufregung.
London, 23. August. (Zum Schutz junger Mädchen.) Gestern Nachmittag fand im Hydepark zur Unterstützung der von der „Pall Mall Gazette" angeregten und sodann von mehreren Bischöfen, Peers, Deputirten und zahlreichen politischen Persönlichkeiten begünstigten Bewegung zum Schutz junger Mädchen eine öffentliche Versammlung statt. Etwa 30 000 Personen waren anwesend. Von elf Tribünen aus wurden zahlreiche Reden gehalten und sodann Resolutionen angenommen, nach welchen die Bürger aufgefordert werden sollten, die Behörden bei der Ausführung des von dem Parlamente zum Schutze der jungen Mädchen angenommenen Gesetzes zu unterstützen.
Das englische Kriegsministerium ordnete die Demobilisirung der Armeereserve an. Die afghanische Frage ist gelöst.
Die Besitzergreifung Deutschlands im Karolinenarchipel hält die spanische Presse noch immer in Erregung, wenigstens die republikanische. — Es geht das Gerücht, Spanien werde 25,000 Mann nach den Philippinen schicken. Die Regierung erhielt zahlreiche Adressen, welche die Aufrechthaltung der Unverletzbarkeit des Gebietes verlangen.
Madrid, 20. August. In Cadix ist jetzt auch die Epidemie ausgebrochen. Täglich steigert sich wieder die Zahl der Cholera- todten.
Algier, 22. Aug. Unweit Bone sind Waldbründe entstanden, welche augenblicklich 10 Kilometer umfassen. Man befürchtet, dieselben werden über das ganze Gebiet sich ausbreiten.
Wew-Hrkeans, 24. Aug. Durch einen Gewittersturm sind 7 Menschen getötet und viele verletzt worden; 5 Personen, welche unter einem Baum Schutz gesucht hatten, wurden von einem einzigen Blitzstrahl getötet.
Größer noch als in Deutschland war die Hitze in Aord- amerilla. In vielen Städten und Landschaften erreichte sie im Juli die Höhe von 90—100 Grad Fahrenheit. Die Zeitungen veröffentlichten täglich lange Listen von Todesfällen durchSonnenstich.
Hiesiges.
Wildöad. (Extrazug zur Kaiserparade.) Um es möglichst vielen, nicht allein früheren Militär-, sondern auch Civilpersonen zu ermöglichen, am 19. September ds. Js. an der Kaiserparade theilzunehmen, beabsichtigen die hiesigen Militär-Vereine bei der Kgl. Eisenbahndirektion um einen Extrazug nachzusuchen, welcher spätestens morgens 8 Uhr in Kornwestheim bezw. Ludwigsburg