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die Bildung einer neuen Kavallerie-Brigade, deren Sitz Metz sein soll, zu Grunde legen.

H»aris, 4. Aug. Nachdem noch gestern die Agence Havas die seit 14 Tagen in Marseille amtlich festgestellte Cholera beharrlich abgeleugnet und sogar die Verbreiter der Nachricht mit Verfolgung bedroht hat, muß sie heute eingestehen, daß der Handelsminister, zu dessen Amtskreis die Gesundheitsämter gehören, schleunigst nach Marseille abgereist ist, um sich über die zur Be­kämpfung der Seuche getroffenen Anstalten zu vergewissern. Der Minister besichtigte gestern die Spitäler Hotel Dieu und Conception und den Zollamtskanal, der wahre Pestgerüche verbreitet. Heute besichtigt er die Häfen. Die ausländischen Konsuln hatten bereits am Sonntag eine Versammlung gehalten und gedroht, die Hafen­sperre für alle von Marseille ausgehenden Schiffe zu beantragen, wenn nicht alle Cholerafälle veröffentlicht und die nötigen Sicher- heitsmaßregcln getroffen würden. Marseille hat im vorigen Jahre durch die Aussperrung seiner Schifffahrt aus allen Häfen eine ungeheure Schädigung seines Handels erlitten, und man begreift daher leicht, daß die Stadt nicht wegen einiger vereinzelter Fälle auch dieses Jahr die gleiche Einbuße erleiden möchte, aber die übrige Welt kann darauf keine Rücksicht nehmen, sondern fordert die Wahrheit über die Verbreitung der Cholera und Schutz gegen dieselbe.

Marseiile, 4. Aug. Die Cholera-Epidemie herrscht voll­ständig Heute zählt man 88 Todte.

Marseille, 6. August. Der Gesundheitszustand hat sich in Folge der heute herrschenden Gewitterhitze verschlimmert. Es sind 91 Choleratodesfälle bekannt geworden.

Marseille, 7. August. In 24 Stunden waren hier 33 Choleratodte zu verzeichnen.

Madrid, 4. Aug. Gestern in ganz Spanien 3718 Cholera- Krankheitsfälle, 1501 Todesfälle. Man glaubt, daß die zahl­reichen Gewitter der Ausdehnung der Landplage großen Vorschub leisten. Die Choleraflucht dauert bei.

Madrid, 8. Juli. Eine furchtbare Tragödie bat sich in den letzten Tagen zu Pipahoua, eiuem kleinen Ort der Provinz Logrouo ereignet. Ein gewisser Ciriaco Fernande;, ein LOjähriger junger Mann, liebte Blasa Burgos ein junges Mädchen von sechszehn Jahren, für welches ein anderer Land­mann, Babel Fernande;, von gleicher Leidenschaft erfüllt war. Am Kirmestag von Aidealobas, eiuem Ort in der Nähe von Pipahoua, erblickte Ciriaco Blasa auf der Straße, warf sich auf sie und brachte ihr nicht weniger als dreißig Messer­stiche bei. Als Babel Fernande; den Mord erfuhr, eilte er auf den Schauplatz des Verbrechens. Es kam zum Kampf zwischen ihm und dem Mörder, und bald stürzle Babel tot auf die Leiche des jungen Mädchens. Einen Augenblick später eilte Mathias Feinandez, der Vater des zweiten Opfers, seinem Sohne zu Hilfe, siel aber sogleich tätlich getroffen, neben seinem Kinde zu Boden. Nun erschienen Manuel Burgos, der Vater des jungen Mädchens, und zwei seiner Freunde auf dem Schauplatz; aber sie waren nicht glücklicher, und ihre Leichen deckten bald den Grund neben den drei andern. Nachdem Ciriaco auf diese Weise sechs Mordthaten vollbracht, kehrte er eine Pistole gegen sich selbst und nahm sich mit zwei Schüssen in die Brust das Leben. Der Strecken über dieses Ereigniß war so groß in Pipahoua, daß me Bewohner ihre Häuser, in welche sie sich bei der ersten Nachricht verbarrikadirt batten, n:cht eher ver­ließen, ehe sie Gewißheit vom Tode Cinacos erlangt hatten.

^ H ies r ft c s.

Mil'döad, 8. Aug Die Gala-Vorstellung von Cuinber- land halte sich, wie zu erwarten war, eines äußerst lebhaften Besuchs zu erfreuen, denn durch die Berichte über seine Leistungen an den angesehensten Höfen Europas war die Neugierde Vieler auf's spannendste erregt worden. Seine Experimente im Ge­dankenlesen sind dem zeitungslesenden Publikum schon längst bekannt und waren auch hier keine neuen vertreten. Obgleich Cumberland von der Reise hieher ziemlich abgespannt und durch die Wirkungen eines kurz vorher niedergegangenen Gewitters nervös sehr erregt war, gelangen ihm seine Experimente alle vorzüglich. In einem Falle mußte wegen allzugroßer Nervosität eines Mediums noch ein anderes beispringen, worauf die gesuchte Stelle des körperlichen Schmerzes überraschend schnell gefunden wurde. Zur großen Ueberraschung Cumberlands fanden sich auch zwei willensstarke Damen vor, welche es fertig brachten, ihre Gedanken ohne Abschweifung so lange auf dieselbe Sache zu concentriren, bis er sie erraten hatte. Herr Geh. Hofrat Dr. v. Renz und Herr Badekommissär Baron v. König hatten es übernommen, die Vorführungen zu überwachen, so daß von einem abgekarteten Spiel keine Rede sein kann. Zu bedauern ist es.

daß das Zeichnen eines Thierkopfes oder eines ganzen Thieres nach den Vorstellungen eines Mediums, wohl eine seiner bedeu­tendsten Leistungen, nicht zur Ausführung gelangen konnte, da sich keiner der anwesenden Herren dazu herbeiließ, die Rolle eines Sachverständigen zu übernehmen. O.

Die Beleuchtung unserer herrlichen Enz-Promenaden wird voraussichtlich heute Abend stattfinden. Wir können die freudige Mittheilung machen, daß die pekuniäre Betheiligung an dem kost­spieligen Unternehmen sowohl seitens der verehrl. Kurgäste, als auch der Einwohnerschaft eine recht große zu nennen ist; Dank allen Jenen, welche auf solche Weise das schöne Projekt unseres Hrn. Stadtvorstandes verwirklichen helfen. Das Programm, in welches wir bereits Einblick genommen, bringt uns das Vollen­detste und können wir versichern, daß Jedermann mit Befriedig­ung dieseritalienischen Nacht" beiwohnen wird.

Wildöad, 8. August. Der deutsche Geometerverein, welcher in diesen Tagen in Schwabens Metropole seine Versammlung abhielt, hat bekanntlich auch einen Ausflug nach unserer Badestadt beschlossen. Die Herren trafen heute Vormittag halb 11 Uhr per Extrazug hier ein, zahlreich vertretenvom Fels bis zum Meer". Von den Spitzen der Stadt empfangen, marschirte der Verein voraus die hiesige Kurkapelle in Wildbad ein. Die Stadt befindet sich im Flaggenschmucke, wie denn gestern schon die Trinkhalle reich dekorirt sich präsentirte. Das im Hotel zumgold. Löwen" bestellte Gabelfrühstück nahm der Verein in Ansehung seiner stattlichen Zahl in der Trinkhalle ein. Die Rück­fahrt war zuerst auf 7 Uhr Abends festgesetzt; wie wir aber in Erfahrung brachten, werden die Herren erst um 10 Uhr dieselbe antreten. Außer der eingehenden Besichtigung der Stadt ist es dem Vereine in Folge dieser Vergünstigung seitens der kgl. Eisenbahndirektion ermöglicht, auch der für heute Abend geplanten Enzpromenaden-Beleuchtung beizuwohnen. Und nun unfern Willkomm ihr Herren aus Deutschlands Gauen!

Ein A. B. C in poetischer Form enthält das zu Ehren der Geometer herausgegebene Festliederbuch. Dasselbe verdient in weiteren Kreisen bekannt zu werden, weshalb wir es hier folgen lassen:

A. Die Alhidate dreht man rechts,

Der Apfelkuchen ist nichts Schlechts-

B. Der Barometer weist die Höh'n

Beim Bier die Sorgen schnell vergeh'n.

C. Der Cosinus von Null ist Eins,

Der Contre-Tanz ist etwas Fein's.

D. Der Diameter teilt den Kreis,

Der Diurnist kommt nie in Schweiß.

E. Die Erde dreht sich um den Pol,

Examinanten ist nicht wohl.

F. Das Fadenkreuz im Focus ist.

Der Feldgeschwor'ne weiß oft nischt-

G. Der Gasometer mißt das Gas,

Der Geometer trinkt manch Glas.

H. Hypotenusen sind oft groß,

Handküsse ärgern Mädchen blos.

I. Die Intelligenz vom Reviseur Ist manchmal auch imaginär.

K. Des Kubus Inhalt mißc oft viel,

Der Kaffee ist der Damen Ziel.

L. Libellen sind sehr häufig rund.

Die Liebe ist nicht ungesund.

M. Der Millimeter ist sehr klein,

Martzfarben" sind gewöhnlich fein-

N. Der Nonius mißt Sekunden gar,

Der neue Wein bringt oft Gefahr.

O. Das Ocular Glaslinsen hat,

Der Ochs guckt auch in's Meßtischblatt.

P. Der Pfahl zeigt einen Punkt stets an.

Der Pfuscher mißt, so gut er's kann.

Q. Quadrat ist ein viereckig Feld,

Quittungen kosten meistens Geld

R» Die Radien sind gleich groß im Kreis,

Den Rüffel hat man, eh' man's weiß.

S. Der Senkel hängt stets in dem Loth,

Dem Säufer macht dies viele Not.

T. Theilnehmerkarten sind oft groß.

Die Tasche läßt sie nicht mehr los-

1k. Der kkrsach' folgt die Wirkung schnell,

Wie der Ulan der Nähmamsell.

B. Den Bega brauche mit Bedacht,

Visir' auf's Bierglas nur bei Nacht

W. Das Wasser fließt von Berg zu Thal, Weintrinkern ist das ganz egal.

<k. Weiß man von einer Größe nix,

So nennt man sie einstweilen L.

H. Die Ordinate nennt man schon Seit Mannesdenken Apsilon.

Z. Die Zahlen sind bald minus plus,

Das Zahlen macht oft viel Verdruß.

WildÜad, 8. August. Morgen Sonntag begeht der Turn- Verein in Neuenbürg die Feier seines 25jährigen Bestehens; mit derselben ist auch das Gauturnfest des Nagoldgaues verbunden.