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2000 Mann Besatzung unter Nusri Pascha. Der englische Verlust ist gering, da die Araber, entmutigt, schlechter fochten.
Madrid, 28. Jan. Es haben neue Erderschütterungen in Andalusien stattgefunden, wobei mehrere Menschen umgekommen sind.
Gurin, 24. Jan. Man hat berechnet, daß auf der Mont- Cenisbahn 60 000 Kubikmeter Schnee liegen. Etwa 1000 Arbeiter arbeiten mit 2 Lokomotiven am Schneebruch. Nach einem Telegramm des „Osservatore romano" betrage die Gesamtzahl derjenigen, welche den Lawinen in den italienischen Alpen zum Opfer gefallen, etwa 200.
Im medicinischen Correspondenzblatt lesen wir folgenden Artikel
— mit k. unterzeichnet —, den wir wegen seiner großen Wichtigkeit für unsere Badestadt den Lesern hiermit zur Kenntniß bringen.
Unser Landsmann Prof. Dr. E.Baelz in Tokio, der gegenwärtig in Deutschland weilt, veröffentlicht in Nr. 48 der Berliner klinischen Wochenschrift einen sehr interessanten Artikel über permanente Thermalbäder. Bei seinem jahrelangen Aufenthalt in Japan mußte es ihm auffallen, daß dort, ähnlich wie in früherer Zeit in Wildöad, stunden- ja tagelang gebadet wird. So erwähnt er ein kleines Bad Kawanaka in der Provinz Djooshin, das eine indifferente Therme non 36,2° C. hat. „Das Wasser ist ziemlich geschmacklos, ganz klar, und die Körperteile nehmen darin die bekannte bläulich-weiße oder fast schneeweiße Farbe an (wie in WildSad). Hier bleiben die Patienten tage- und wochenlang im Bade, das sie nur gelegentlich verlassen."
— Er erzählt dann von dem Besitzer des Bades, einem 70jährigen Greis, der fast der ganzen Winter im Wasser zubringt und fährt dann fort:
„Diese Erfahrungen legen den Gedanken nahe, europäische Thermen in gleicher Weise zu Dauerbädern zu benutzen. Wer jemals versucht hat, Hebra'sche Bäder zu geben, der weiß, wie schwer und umständlich es ist, dieselben auf gleicher Wärme zu erhalten und wie teuer sie zu stehen kommen. Andererseits haben wir in Deutschland zahlreiche Orte, an welchen warmes Wasser Winter und Sommer in gleicher, für unsere Zwecke passender Temperatur, nämlich 1—2° unter Blutwärme, massenhaft aus der Erde strömt, aber den größten Teil des Jahres über unbenutztabläuft. Solche für Dauerbäder geeignete Orte sind u- A. Wildbad, Teplitz, Ragatz Pfeffers."
„Mein Vorschlag geht also darauf hinaus, daß die Aerzte an solchen Badeorten versuchen sollen, rheumatische und sonstige Krankheiten des Bewegungsapparates, Verbrennungen, schlecht heilende torpide Wunden und Geschwüre, chronische Eczeme, Pemphigus u- dgl. mit natürlichen Dauerbädern zu behandeln, wobei die Dauer natürlich je nach Bedürfniß variirt wird von mehreren Stunden im Tag bis zu Wochen. Großen Erfolg verspreche ich mir von der Verbindung von Kneten und Dauerbad bei Gelenkleiden und von Dauerbad und localer Behandlung bei manchen Hautkrankheiten. Ein ferneres dankbares Feld bieten Dauerbäder dem Gynäcologen bei chronischen Hyperämien und bei Exsudaten im Beckenraum."
Es würde sich nach diesem doch wohl empfehlen, daß Aerzte jetzt im Winter «inen Versuch mit diesen beherzigend erscheinenden Vorschlägen machen. Für Württemberg kommt als nächstes WildSad in Betracht, wo bekanntlich in früheren Jahrhunderten lange — von 1 bis 10 Stunden — täglich gebadet wurde. Und daß dieses mit Erfolg geschah, beweist der große Zulauf aus aller Herren Ländern trotz der früher äußerst strapaziösen und gefahrvollen Reise.
Der Staat, als Besitzer der Thermen, und auch die Stadt würden gewiß alles aufbieten, um den allerdings monotonen Aufenthalt des Winters angenehm zu machen. Im Sominer lassen sich Dauerbäder schon wegen der großen Frequenz und selbst Kostspieligkeit nicht leicht durchführen.
SchLittfcHuhtcruferr.
Von A. F.
Schlittschuhlaufen, du Zauberwort! Wer dich kennt, den zieht «s immer und immer wieder nach dir hin! Freilich wurde schon vielen Eltern namenloses Leid dadurch bereitet, daß ihre Kinder auf das Eis liefen, wenn dasselbe noch zu dünn war. Man sollte das Eis nicht eher betreten, als bis es 15 Centimeter stark ist. Man vermeide es, die eisige Lust statt durch die Nase durch den Mund einzuatmen. Die kalte Luft schlägt an die Zähne und verursacht Zahnschmerzen und Ohrenstechen. Mancher denkt, er bekomme durch die Nase allein nicht genug Luft. Das ist ein Irrtum! Wer mit geschlossenem Munde mehrere Male hinter einander durch die Nase zu atmen versucht, wird dies sehr bald fortwährend ohne Beschwerlichkeit thun können.
Man hüte sich ebenso vor dem übermäßigen Hin- und Herrasen auf dem Eise. Bei solcher Hetzjagd wird die Haut leicht feucht. Dabei versagen die Füße den Dienst und der rasende
Schlittschuhläufer nimmt sein Zuflucht zum Ausruhen; dadurch wird aber häufig der Grund zu den schlimmsten Krankheiten gelegt.
Man richte sein Hauptaugenmerk auf passende Kleidung. Oft fahren Herren in so leichten Röcken, als wären sie auf einem Ball, andere wieder sind mit Pelzen und schweren Winterüberziehern an- gethan, welche nicht nur hinderlich, sondern auch der Gesundheit nachteilig sind. Es genügt, wenn der Anzug von stärkerem Stoffe ist, ein wollenes Jäckchen auf bloßem Körper zu tragen; denn der Körper erwärmt sich schnell, selbst bei mäßiger Bewegung. Nach dem Abschnallen ist ein wärmeres Kleidungsstück erforderlich.
Ich trage auf dem Eise ein kurz geschürztes Kleid, ein enganschließendes Jäckchen aus dichtem Stoff, ein kleines Hütchen und Stiefeletten mit breiten Absätzen. Die Stiefelchen mancher Damen sind mit hohen, schmalen Absätzen versehen, damit ihr kleines Füßchen auch hier zur Geltung komme. Ist diese Art der Beschuhung schon beim Gehen gefährlich, so doppelt hier, da der Fuß auf den Schlittschuhen durch den hohen Absatz in der Ferse seine Stütze verliert. Der Unart vieler Schlittschuhläufer, überflüssiges Papier, Cigarrenreste u. s. w. inmitten der Bahn wegzuwerfen, sollte mit Entschiedenheit entgegen getreten werden. Solche Dinge hemmen nicht nur den Lauf, sondern können auch zu erheblichen Verletzungen führen.
Außer dem Vergnügen, welches uns das Schlittschuhlaufen bereitet, ist es für unsere Gesundheit von größtem Vorteil, denn fast jeder Nerv und jede Muskel sind dabei thätig. Der Kreislauf des Blutes wird beschleunigt, die Nerven werden gestärkt, die Verdauung befördert und der ganze Körper gekräftigt. Aelteren Personen, die an Schlaf- und Appetitlosigkeit leiden, möchte ich das Laufen auf Stahlschuhen dringend empfehlen. Schwache, körperlich zurückgebliebene Kinder, wie auch bleichsüchtige Mädchen, werden auf diese Art ihre gestörte Gesundheit mit wenig Kosten und vielem Vergnügen wieder Herstellen und fröhlich in Herders EiS- gesang einstimmen:
„Wir tanzten, wir schwebten auf tönendem Meer,
Auf Silbergestaden dahin und daher;
Der Stahl war uns Fittig, der Himmel das Dach'
Die Lüfte waren eilig und schwebten uns nach.
So glitten wir Schwestern mit fröhlichem Sinn
Auf eherner Tiefe des Lebens dahm." (Für's Haus.)
QA" TntrrchÄltkndkS.
Wm öcrs Leben.
Russische Erzählung von Viktor Wenzel.
(Schluß.)
Tags darauf wollte sich Romald verabschieden.
„Sie finden allein den Weg nicht mehr," erwiederte die Wirtin kurz. „Es dauert lange, ehe der Schnee weicht."
Sie war noch viel bleicher und finsterer, als gewöhnlich, dunkle Ringe umgaben ihre tiefliegenden Augen, die in einem sonderbaren Feuer glühten.
„Aber mein Himmel!" rief Helena. „Wir können doch nicht so lange warten!"
„Es geht wirklich nicht", versicherte ihr Gatte.
„Ich gebe Ihnen morgen jemand mit, der Sie ganz sicher geleitet," antwortete Nikolaja heftig. „Ich habe einen Spazierritt vor, da das Wetter günstig ist, und hoffe. Sie werden mich begleiten. Es ist ziemlich mild und Sonnenschein. Aber wenn Sie wünschen, Romaldowna," fügte sie ungestüm hinzu, „so sollen Sie nicht dazu genötigt sein, sich noch länger hier zu langweilen."
„Ich bitte!" beruhigte Romald erschreckt. „Es wird uns ein Vergnügen sein."
Nikolaja zog an der Klingel und befahl, daß vier Pferde gesattelt würden. „Kola reitet mit." Nach einiger Zeit entschuldigte sie sich für einen Augenblick.
„Ich fürchte mich vor ihr," flüsterte Helena verstört. „Ich möchte nicht reiten."
„Ich werde dabei sein, meine Geliebte," tröstete Romald, ihre Hand an seine Lippen führend. „Sie ist sehr cxcentrisch, in. der That; aber es liegt kein Grund zu Besorgnis vor."
Binnen Kurzem stieg man zu Pferde, der Knecht Kola folgte in geringer Entfernung. Der schärfste Blick gewahrte ringsum nichts, als Schnee, der unter der Sonne blitzte, und darüber den graublauen Winterhimmel.
„Wir wollen zum Walde," sagte Nikolaja mit klangloser Stimme.
Die schlanken, hohen Tiere trabten rasch vorwärts und schnoben Dampfstrahlen aus den Nüstern; Romald ward durch den angenehmen Ritt aufgeheitert und schaute vergnügt umher. Der Rappe der schönen Wirtin führte an, während seine Reiterin