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AinLsbL'cctL ftiv die StcröL Wil'öbcrö.

Anzeiger und Unterhaltungs-Blatt für Wildbad und Umgebung.

Girrurrözrvcrnzigstev Jahrgang.

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Uro. T.

Samstag, den 31. Januar

1SSS.

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Aie WeöcrUliorr.

Württemberg.

Gestorben: 28. Jan. zu Stuttgart Revierförster a. D. Stahl, 33 I. alt.

Stuttgart, 25. Jan. Die aus Nizza einlaufenden Nach­richten über das Befinden Ihrer Majestäten des Königs und der Königin lauten fortwährend höchst befriedigend. Das kühle und stürmische Wetter, das vor Kurzem eingetreten war uns das an der ganzen Riviera, besonders aber in Nizza bedeutende Ver­heerungen angerichtet hat, ist nun wieder einer milderen Witter­ung gewichen.

Ueber das Testament des verstorbenen Prinzen August von Württemberg erfährt die Post, daß seine Tochter, Frau von Schenk, 300 000 ^ erhalten hat, außerdem eine jährliche Rente von 6000 für ihre Person. Sämmtliche Diener erhalten ihr bisheriges Gehalt als Pension bis an ihr Lebensende. Aus dem Hauptteil des Vermögens, ca. 1 Million, ist ein Fideikommnis errichtet, dessen Zinsgenuß dem jeweiligen Thronerben in Württem­berg, also jetzt dem Prinzen Wilhelm von Württemberg, zufallen soll.

Am 26. d. Mts. Abends ist im Pfarrhaus zu Hsteks- Heim, O.A. Calw, Feuer ausgebrochen, wodurch an dem Gebäude ein Schaden von rund 1200 ^ entstanden ist.

Keiköronn, 27. Jan. Die am Mittwoch gebrachte Mit­teilung über den Verkauf der Neckarzeitung ist insofern ungenau, als von einem gleichzeitigen Ankauf des Anzeigers nichts bekannt ist.

Hlottrveil, 27. Jan. In der hiesigen Pulverfabrik cxplodirte gestern Abend das Werk mit der hydraulischen Presse, wobei 5 Arbeiter getötet, einer schwer verwundet wurde. Entstehungsur­sache bis jetzt nicht ermittelt, keine Betriebsstörung, unerheblicher Schaden. Das entsetzliche Ereignis ruft allenthalben Teilnahme hervor. Von den Verunglückten sind zwei verheiratet, einer da­von hat zahlreiche Familie.

Weikheim, 22. Jan. In vergangener Nacht hat sich in der Pauli'schen Brauerei dahier ein schweres Unglück ereignet. Zwei Dienstmädchen, 14 und 17 Jahre alt, hatten sich, um ihre Dachstube zu erwärmen, einen eisernen Hafen mit Kohlenglut in das nicht heizbare Zimmer genommen. Um die Glut länger zu erhalten, scheinen Steinkohlen nachgelegt worden zu sein. Der durch diese leichtsinnige Handlung hervorgerufene Kohlendunst hat zwei junge Leben zerstört. Durch den Gluthaufen wurde die Kammer und der anstoßende Dachraum entzündet. Das aus­gebrochene Feuer konnte zwar von den herbeigeeilten Hausein- wohnern und der schnell zu Hilfe gekommenen Feuerwehr rasch gelöscht werden, nicht aber gelang es, noch ein Menschenleben zu retten. Das ältere Mädchen lag bereits tot im Bette, das jüngere starb nach vergeblich angewandten ärztlichen Wiederbelebungs- Verfahren.

Rundschau.

Sigmariugen, 27. Januar. In Folge der anhaltenden großen Kälte platzte gestern Abend die Hauptgasleitung der hiesigen

Gasfabrik. Vorgestern brannten die Wohn- und Oekonomie- gebäude des Bürgermeisters Bäumer in Deutwang (OA. Sig­maringen) vollständig nieder. Der Schaden ist bedeutend. Die außergewöhnliche Kälte ließ das Wasser in den auf dem Brand­platze thätigen Spritzen gefrieren.

Arankfurt a. W., 26. Jan. Durch die Strafkammer des hiesigen Landgerichts wurden 9 Metzger wegen Wurstverfälschung zu 30 Mark Geldstrafe verurteilt. Der Gerichtshof war der An­sicht, daß in dem Zusatz von Stärkemehl eine Fälschung zu finden sei. Nur in Bezug auf die Fleischwurst und die Gelbwurst sei ein Zusatz von 2V? Prozent zulässig, und nur in dieser Höhe könne er als ortsüblich und notwendig anerkannt werden.

Frankfurt a. W., 27. Jan. Zum Mord des Polizei­rats Rumpfs wird Wienern Blättern von hier geschrieben: Julius Lieske ist im Gefängnisse stets unter strengster Bewachung; an den Händen und Füßen trägt er Fesseln. Seit seiner Anwesen­heit in Frankfurt war er nicht zu bewegen, auch nur ein Wort zu sprechen. Für die Personen, welche ihn agnoscirten hatte er nur ein höhnisches Lächeln. Jede Nacht weckt man ihn mehrere- male plötzlich, um ihn zu einer Aeußerung zu veranlassen, jedoch hatte dies keinen Erfolg. Jndeß haben sich die Jndicien gegen ihn derart gehäuft, daß seine Schuld zweiffellos erscheint. Was die Ausführung der Mordthat anbclangt, so wurde festgestellt, daß der Mörder Dr. Rumpfs mit der linken Hand packte und dessen Ueberzieher aufriß, dann mit einem in der rechten Hand gehaltenen Messer von oben nach unten stieß und sich dabei selbst verwundete. Die Umgebung des Gefängnisses wird sorgfältig be­wacht. Die Criminal-Polizei hat eine ansehnliche Verstärkung er­fahren.

Werkin, 27. Jan. Wie es heißt, hat der Kaiser von seinem Begnadigungsrechte gegenüber den wegen des Dynamit-Attentats auf dem Niewald Verurteilten keinen Gebrauch gemacht; die Hin­richtung der Verbrecher würde somit bevorstehen.

Für die durch das Erdbeben Verunglückten haben bis jetzt gespendet: der König von Italien 30 000 Fres., der Kaiser von Oestreich 20 000 Frcs., der König von Portugal 100000 Frcs., England 175 000 Frcs., Frankreich 60 000 Frcs. Der deutsche Kaiser gab 20000 Frcs.

Mit dem zweiten, 300 000 Mark betragenden Gewinn der preußischen Lotterie hat Fortuna wieder einmal ein Einsehen gehabt. Die Besitzer des Treffers sind zwei Witwen und zwei Handwerker in Elberfeld, die sich mit weiteren Mitspielern in den Gewinn teilen.

Aus London 27. Jan. meldet man demFranks. Journal": In Folge wichtiger Enthüllungen, welche der in Tower Verhaftete den Behörden gemacht haben soll, begleiten Geheimpolizisten alle von London nach den Hafenstädten abfahrenden Züge. Die Polizeiwachen vor allen Regierungsgebäuden wurden vermehrt. Die Besichtigung des Schlosses Windsor ist vorläufig untersagt.

London, 28. Jan. Wolseley telegraphirt aus Korti: Heftige Kämpfe vom 17. bis 23. Jan. Metammeh eingenommen, fünf Emire und 250 Araber getötet. Vier Dampfer langten am 21. von Kartum unter Nusri Pascha an und unterstützten die Eng­länder mit Mannschaft und Kanonen. Stewart, am 19. schwer verwundet, liegt jetzt an Bord des Dampfers als dienstuntaug­lich für die Dauer des Feldzugs; er übergab das Kommando dem Oberst Wilson, welcher Metammeh besetzte, ein Hospital anlegte, den Wüstenweg zwischen Kartum und Berber durch Befestigungen sicherte und durch drei Dampfer eine Rekognoszirung flußabwärts Schendi ausführen ließ. Er fuhr selbst am 24. mit zwei Dampfern und dem Sussex-Regiment nach Kartum und hinterließ in Metammeh