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Fremder die gräßliche That verübt und daß derselbe bei Ausführ­ung derselben sehr viel Blut an seine Kleider gebracht hat. Bis jetzt sind alle Bemühungen, auch nur eine Spur des Mörders aufzufinden, vergeblich gewesen. (Dorfz.)

KamOurg, 21. Jan. Der Frkf. Ztg. wird telegraphirt: In vergangener Nacht gegen 11 Uhr brach in dem Speicher von G. A. Großmann und Comp., alter Wandrahm 17, Feuer aus und verbreitete sich mit rasender Schnelligkeit. Es brennt jetzt noch. Die Nebenspeicher von H. I. Merck und Co. und Ge­brüder Keitel haben wenig Feuerschaden, aber bedeutenden Schaden durch Wasser erlitten, welcher auf über eine Million beziffert wird. Verbrannt sind große Quantitäten Baumwolle, Wolle, Camphor, Dextrin, Portowein, Weizenstärke, Tabak, Pfeffer, Kaffee, Zucker, Kartoffelmehl. Ein Feuermann, Krüger, fiel in den brennenden Speicher hinein. Die Leiche ist noch nicht aufgefunden, da die Glut fortdaucrt. Zwei Personen sind leicht verletzt. 5 Dampfspritzen gaben Wasser. Soweit bekannt, sind nur englische Gesellschaften am Schaden beteiligt.

Wien, 19. Jan. Der Kaiser spendete dem spanischen Königspaar anläßlich dex Elementarereignifse in Spanien telegraphisch Bedauern aus und spendete für die Opfer derselben 20 000 Fr.

Aest, 20. Januar. Graf Johann Esterhazy, Sohn des Preßburger Obergespans, wurde im Duell tötlich verwundet.

Varis, 19. Jan. Die Unterbrechung der Eisenbahnwege nach Italien wird voraussichtlich mehrere Tage dauern. Der Schnee liegt an der Südostgrenze 2 Meter hoch. Seit gestern hat Paris starken Nebel bei 2 Grad Kälte.

21. Jan. Drei Kriegsschiffe, die in Loricnt, Cherbourg und Toulon ausgerüstet worden, sind dazu bestimmt, die mili­tärischen Verstärkungen, welche auf Anordnung des Kriegsministers Lewa! für Tonking zusammengezogen werden, dorthin zu befördern. Das Geschwader des Admirals Courbet wird durch ein 5. Panzer­schiff, denTurcenne", gegenwärtig in Brest, verstärkt werden. Dieses Schiff soll die Flagge des Conteradmirals Cuinier führen, dem ein Commando im Geschwader unter Courbet übertragen worden ist.

Valparaiso, 20. Jan. Am Samstag Abend wurde der Versuch gemacht, den Präsidenten von Chile, Domingo Santa Maria, mittelst Höllenmaschine zu töten, Der Versuch mißlang.

Schrecklicher Tod eines Württembergers in San Iranzi sko, Kalif. Am Freitag 2. Jan. ging der jüngste Sohn des Herrn I. Wieland, Besitzer der Philad. Brauerei in den Keller, um Keriosinöl zu holen, durch irgend einen Zufall entzündete sich das­selbe und in einem Nu stand der junge Wieland in Flammen. Auf seinen Hilferuf eilten sein Vater, dessen älterer Sohn und seine 16jährige Tochter zu Hilfe, und auch sie waren sofort in Flammen eingehüllt. Beide Söhne sind schlimm verbrannt, die Tochter wird den Wunden unterliegen und der Vater starb nach entsetzlichen Schmerzen am 4. Jan. Der Verstorbene war Besitzer der größten Brauerei in Kalifornien und allgemein beliebt. Er war in Strümpfelbach im Remsthal geboren und hinterläßt eine Wittwe und 9 Kinder. Der Unglücksfall versetzte die ganze Stadt in Trauer.

Das Kröbeben irr Spanien.

Es ist, als ob der Himmel all seinen Grimm über die un­glücklichen Provinzen Spaniens, welche von dem Erdbeben be­troffen sind, ausgießen wolle. Während König Alfons jetzt seine Reisen durch die Provinzen Malaga und Andalusien macht, be­findet sich die Erde noch immer in ununterbrochenen Zuckungen. Am 16. Januar Abends verspürte man in Mälaga abermals einen heftigen Erdstoß und die genauen Beobachtungen ergaben, daß die Erde unaufhörlich, unausgesetzt vjbrirt und zittert. Unter solchen Umständen wagt in den Städten und Dörfern die Be­völkerung noch nicht zurückzukehren. Selbst die Gesellschaft des Königs muß davon abstehen, die schrecklichsten Verwüstungen in Augenschein zu nehmen, denn das Rollen eines Wagens, der Tritt ein Pferdes genügt oft, um die wankenden Ruinen ins Stürzen zu bringen. Die Bevölkerung hat sich überall auf. freiem Felde thunlichst eingerichtet. Aus den Zelten der ersten Tage sind nach und nach vielfach festere Zelte geworden, schon fing man an, sich ein wenig mit dem Gedanken vertraut zu machen, daß mit dem Leben auch die Kraft zum neuen Arbeiten geblieben sei, schon war dem beißenden Hunger der ersten Wochen die Möglichkeit mit Hilfe der von allen Seiten gesendeten Unter­stützungen sich ein wenig zu erholen da bricht das Unglück in neuer ganz unerwarteter und deshalb noch schrecklicherer Ge­stalt über Malaga herein. Ein Schneesturm, wie er in seinem wütenden Toben seit 25 Jahren dort nicht vorgekommen, hat die Budenstädte weggefegt, vernichtet, die Aermsten des arm­

seligen Daches beraubt, sie den entsetzlichen Unbilden des Wetters ausgesetzt und von Neuem Menschenopfer gekostet. Und das selbst ist noch nicht das Schlimmste. Die Mitteilungen des Gouverneurs lassen keine Zweifel darüber, daß die gesamte Zuckerernte dahin ist, daß der Provinz abermals ein Schaden von sechs Millionen Mark zugefügt worden, von dem sie sich ohne die weitgehendste Hilfe nie wieder erholen kann. Und das in einer Provinz, in welcher erst im vorigen Jahre die Reblaus die Rosinenernte im Betrage von acht Millionen Mark vernichtete. König Alfons versucht durch sein Erscheinen überall den Mut zu beleben, die Verzweifelnden aufzurichten. Aber ohne die Hilfe der ganzen Welt wird auch an ein nur leises Besserwerden hier nicht zu denken sein. Noch auf lange hinaus wird an systematisches Arbeiten nicht gegangen werden können. Bald ist es ein Monat her, daß der erste Schreckschuß fiel und noch immer treibt die empörte Erde Jeden zurück, der es wagt, von Neuem aufbaueu zu wollen. Hungersnot, Seuchen, selbst geistige Epidemien drohen den Verzweifelten, deren Jammerrufe wie ein mächtiger herzzer« schüttelnder Schrei auch zu uns herübertönen. Was immer die Welt auch von schauerlichen Katastrophen in diesem Jahrhundert gesehen, es tritt zurück vor dem Jammer und Elend, desse» Schauplatz eben jetzt Spanien ist.

Für Spanien!

Der Christbaum strahlte in Lichterpracht Weitum in den Städten und Gauen,

Verkündend der Menschheit heiligste Nacht,

Die Friede und Hilfe den Menschen gebracht.

Die ihrer Sendung vertrauen-

Doch während wir hier voll traulichem Glück Des Weihnachtsfestes uns freuten.

Verwandelte ferne ein gräßlich Geschick In Spanien die Festlust voll jäher Tück'

In herzerschütternde Leiden.

Der Erdgeist grollte in seiner Klaus lind reckte die nervigen Glieder;

Da bebte die Erde, den Menschen zum Graus,

Es stürzten die Tempel, Paläste und Haus Mit schüttelndem Donnern darnieder.

lind Tage vergingen, die Wochen entfloh'n

Das alte Jahr ist gegangen;

Und immer noch grollet mit grimmigem Droh'n,

Den hilflos verzweifelnden Menschen zum Hohn,

Der Erdgeist voll gier'gem Verlangen.

Manch herrliches Werk von Menschenhand,

Es ist zertrümmert, geborsten!

Vernichtet die Städte, verwüstet das Land;

Und die nur das Elend von ferne gekannt.

In Wüste und Kälte sie horsten!

Auf, Deutsche! Auf! und vergesset hier nicht, Geleistete Hilf' zu erwidern!

Auf, helfet den Fremden! Es fällt in's Gewicht Des Wohlthuns doch immer der Menschlichkeit Pflicht Und macht uns die Aermsten zu Brüdern!

Wenn Tausende elend zu Grunde geh'n.

Von Trümmerarmen umkettet.

Und Abertausend' entblößet steh'n.

Wie steht's da dem großen Volke so schön.

Wenn thätig es hisset und rettet!

So schenkt denn ein Scherflein an jedem Ort Den Obdachlosen im Süden;

Und denkt in der Heimat verschontem Port;

O mög' doch die bangen Genossen hinfort Der Lenker der Welten behüten!"

Pforzheim. Jakob Albrecht-

Cb- Unierhalikn-es.

Mm öas Leben.

Russische Erzählung von FiLtor Wenzel.

Es ist ein frostiges Bild, das alte Zucharskoje-Kreslo im Wintersturyr. Wie tausend fliehende Vögel sausen die Flocke» um die klirrenden Fenster des niedrigen Herrenhauses, der Schnee­nebel dampft aus dem Boden und hüllt das unendliche Gesild in traurige Schleier, durchfurcht von den Krähen, die schwerfällig aus dem Walde herüberstreichen, und es ziehen am Himmel wie wüste Traumgebilde riesige Wolkenschatten.

Das eine Eckfenster des Hauses ist tief in eine Nische ein­gelassen. An diesem saß Nikolaja Wladimirowna, die schöne Wittwe und seufzte. Ihr gegenüber, kaum erkennbar im Halb­licht, hing das Bild des seligen Wladimir Zucharkoi. Weshalb seufzte wohl die schöne, bleiche Nikolaja?

Vielleicht dachte sie, daß sie eine Wittwe sei und ohne Kind, ganz einsam. Oder ihr Seufzer klagte die an, welche sie zur