1884: 75 709 Deutsche, Angehörige anderer Staaten 1883: 23 493, 1884: 27,342. Zusammen 1883: 199881, 1884: 103 051. Diese Ziffern beziehen sich auf die direkte Beförderung.

Bei einem Hofballe in wurde Graf Festetics von dem Hosmarschall ersucht, seine Gemahlin, (die geschiedene Frau eines Börsensensals) die nur irrtümlich eingeladen sein könnte, hinauszubegleitcn. Todenbleich that er es, kam aber zurück und forderte die Hofchargen, welche die Einladungen erlassen hatten, zum Duell.

°Nakis, 9- Januar. Vier von der Regierung gemietete Dampfer gehen mit 5000 Mann und reichlichen Vorräten zwischen dem 10. und 13. d. M. nach Tonkin.

In Irankreich sind im Jahre 1883 nicht weniger als 1308 Wölfe erlegt worden, wofür an Prämien 103 720 Francs bezahlt wurden. Das Departement Dordogne lieferte die meisten, nämlich 131 u. s. w. Für einen Wolf, der Menschen angefallen, werden 200, für eine trächtige Wölfin ?50, für jeden anderen Wolf 100 und für ein Junges, weniger als 40 Kilo schwer, 40 Francs bezahlt. Die Leute, die sich die Prämien verdienen, wagen meist ihr Leben.

Madrid, 5. Jan. Der Gouverneur von Granada meldet aus dem vom Erdbeben am schlimmsten mitgenommenen Bade­orte Alhama an den Minister des Innern unterm 4. Januar telegraphisch, daß daselbst 22 Straßen zusammengefallen und im Ganzen 1300 Häuser eingestürzt sind. Begraben wurden bis zu diesem Tage 302 Leichen, verwundet sind 280 Personen Ver­loren gingen bei der Katastrophe 10 000 Stück Vieh und 200 000 Fanegas Getreide. Nur bei 250 Häusern kann man daran denken, sie, wenn auch mit großen Kosten, wieder in Stand zu setzen. Unter den zerstörten öffentl. Gebäuden befinden sich 5 Kirchen, 5 Karthausen, das Spital, das Stadthaus, das Ge­fängnis, die Kasinos und das Theater. Im Freien lagern 7000 Menschen. Noch waren keine Unterstützungen an Lebens­mitteln eingetroffen, trotz dringendsten Verlangens. Es fehlt nicht nur an Brot, sondern auch an allem Uebrigen. Der Hunger macht sich fühlbar, auf 8 Personen konnten täglich nur 2 Pfd. Brot verteilt werden. Der Kirchhof hat sich gesenkt; die Luft ist mit Miasmen geschwängert, welche den Gesundheitsstand ernst­lich bedrohen. Es wären viele wahrhaft heroische Züge der Selbst­verleugnung zu verzeichnen, namentlich thun sich die barmherzigen Schwestern darin hervor. Die Anstrengungen, Leichen aus den Trümmern hervorzuziehen, sind groß, auch die Provinzialabg. Jimenez, Negro und Velasco legen bei dieser Arbeit mit Hand an und tragen die Leichen an die Stelle, wo sie erkannt werden sollen. An die bereits bekannten zahlreichen Ortschaften in der Provinz Granada, welche vom Erdbeben stark beschädigt wurden, reihen sich noch viele andere, wie Lanjaron, Priego, Orgiva und Albuquerque, welch letztere ganz zerstört wurde und dessen Be­hörden dabei den Tod fanden. In Murchas blieben nur wenige Häuser unbeschädigt; auch das prächtige von der Herzogin von Santona erbaute Badehaus stürzte zusammen. In der Berg- gegend von Puerto del Sol öffnete sich ein Schlund, in welchem der Weg versank. Das Bad Vilo läuft Gefahr, durch diese Rutschungen verschüttet zu werden; ebenso fürchtet man, die Bodensenkungen könnten sich nach Periana hin ausdehnen. In der Umgegend von Zafarrapa kam es zu einer Berstung des Erdreichs, die 2 Bauernhöfe sammt Allem, was an Menschen und Vieh darin war, begrub. Im Wirtshaus lagen 14 Leichen. So unwahrscheinlich eS klingt, findet doch die Angabe neue Ver­breitung, daß die Pfarrkirche in Albunelas in den Boden ver­sunken sei, und daß nur noch die Wetterfahne des Turmes aus der Erdoberfläche herausrage.

9. Jan. In der Provinz Malaga fanden neue Erd­erschütterungen statt. Aus der Provinz Granada wandern viele Einwohner aus. Der Boden, worauf das Dorf Gueverar steht, ist 22 Meter aus der bisherigen Lage gerückt; der Lauf des Flusses Gogollos hat sich verändert.

9. Jan. In den Provinzen Malaga und Granada sollen in Folge der fortdauernden Erderschütterungen gegen 40 000 Personen ihre Wohnsitze verlaßen haben und nach anderen Pro­vinzen ausgewandert sein.

Japan. In verschiedenen Bezirken Japans, besonders in Saituma, haben, wie dieK. Z." meldet, ernste Unruhen statt- gesunden. Im Beginn des Monats Oktober verlangten die Bauern eine Frist zur Bezahlung der Steuern, die sie wegen Herabgehens der Reispreise nicht zahlen können. Da ihnen die Stundung abgeschlagen wurde, versammelten sie sich auf ein durch einen Kanonenschuß gegebenes Zeichen an einem bestimmten Orte und zogen gegen die benachbarten Städte. Ihre fort und fort anschwellenden Banden drangen in die Häuser der Reichen, ver- j

brannten die Besitztitel derselben und bemächtigten sich alles dessen, was sie fortschleppen konnten. Die Szenen dauerte« mehrere Tage lang. Die gegen die Aufständischen abgeschickten kaiserlichen Truppen wurden von diesen kräftig angegriffen und konnten nur mit Mühe den Kampfplatz behaupten und später die Aufständischen verfolgen. Die Regierung hat nun den Präfekten befohlen, umständliche Berichte über die gegenwärtige Lage des Ackerbaues einzusenden, und soll die Herabsetzung der Grund­steuer beschlossen haben.

Wie die letzten Berichte aus Kattoi melden, traten die anamitischen Räuberbanden in Tonkin immer stärker auf. Ja der Nacht vom 13. auf den 14. November drangen sie in das Marinekommissariat ein und plünderten die Kasse. Der Oder­kommissar, der sich zur Wehre setzte, wurde verwundet. In der Nacht vom 21. auf den 22. November fand in Hanoi «» neuer Raubvcrsuch statt. Die Räuber wurden aber vertrieben, ehe sie irgendwelche Beute machen konnten.

Kapstadt, 8. Jan. Vor einigen Tagen haben etliche zwanzig Boeren eine doppelte Reihe von Farmen abgesteckt, die sich vo» der nördlichen Grenze der Zulu-Reserve bis an das Bleer er­strecken. Die Times glaubt, daß diese Boeren im Einverständnis mit Deutschland handelten. Die Boeren der neuen Republik be­trachten das ganze Land außerhalb der Zulu-Reserve als ihr Eigentum.

Die Buren, welche im Betschuanaland die neue Re­publik Goschen (Gosen, das Land, wo Milch und Honig streßt), gegründet, haben beschlossen, dem gegen sie mit einer engl. Heeres­macht heranziehenden Sir Charles Warreu bewaffneten Wider­stand zu leisten. An Zuzug aus der Transvaalrepublik dürfte es ihnen nicht fehlen.

Aew-Horst, 8. Jan. Wie verlautet, sind die Agenten der englischen geheimen Polizei in den Besitz von Beweisen gelangt, daß in Westmoreland Countp (Pensplvavia) eine mächtige ge­heime Gesellschaft von Dynamitarden bestehe, welche für die letzte« in England stattgehabten Explosionen direkt verantwortlich zu machen sei.

Manama, 9. Jan. In 4 inneren Staaten ist eine Re­volution ausgebrochen. Von Panama wurden Truppen nach Carica gesandt. Die Regierungstruppen wurden von den Auf­ständischen bei Junga geschlagen. Der Ausbruch eines allge­meinen Kriegs wird gefürchtet. Gestern fand die Einführung des Generals Santo Domingo Vila als Präsident von Panama statt.

UukklchsliLndks.

Auf krunrnrerr Wegen.

(Aus dem Eisenbahnleben.)

(Fortsetzung.)

Am andern Tage schon traf meine Einberufung als Schaffner ein. Ich vertauschte meinen Büreaurock mit der kleidsamen silber­betreßten Uniform, rüstete mich mit Signalpfeife und Coupier- zange, mit Laterne und Jnstruktionsbüchern aus und stellte mich dem Oberschaffner Paulus zum Dienstantritet vor. Paulus war ein dicker breitschultriger Mann mit frischen geröteten Wangen und freundlichem wie mir scheinen wollte, etwas verschmitztem Gesichts­ausdruck. Mit Wärme drückte er mir die Hand wie einem alte« Bekannten und stellte mich sodann den einzelnen Unterbeamten als neuen College» vor Dann begann mein Dienst, welcher sich zu­nächst auf die Handhabung der Bremse, auf das Öffnen und Schließen der Wagen und das Studium der Instruction beschränkte und nach und nach auch auf die Controlirung der Passagiere in den unteren Claffen ausdehnte. So hatte ich den im Ganzen sehr einfachen Dienst bald erlernt und wußte nun insbesondere in Bezug auf die Billete, daß solche unmittelbar nach der Abnahme an den Oberschaffner abgeliesert waren, welcher sie in seinem Brems­häuschen während der Fahrt musterte, sortirte und in kleine Päckchen zusammengebunden an die Controlstelle einsandte Dieses Bremshäuschen befand sich als erstes nnmittelbar hinter der Locomotive und war so eingerichtet, daß man von dort aus den ganzen Zug bequem überschauen und dessen Bedienungsmannschaft überwachen konnte.

Man hatte mir besonders eingeschärft, daß ich mich während des Aufenthalts der Züge auf den Bahnhöfen stets in unmittel­barer Nähe meiner Bremse aufhallen müsse, ich mußte deshalb meine Billete an den nächsten Collegen übergeben, und da ich als jüngster Beamter stets den Schluß des Zuges zu bedienen hatte, so war eine directe Verbindung zwischen dem Oberschaffner und mir während der Fahrt vollständig ausgeschlossen. Diese peinliche Fernhaltung empörte mich zunächst, dann schien sie mir verdächtig.