WM-der
Amtsblatt für die SLcrbL Witöbcrö.
Anzeiger und Unterhaltungs-Blatt für Wildbad und Umgebung.
——L Kirrundzrvclnzrgster Jahrgang. §——
Erscheint jeden Mittwoch und Samstag. — Abonnementspreis mit dem jeden Samstag erscheinenden Ilkustrirten Sonntags-Mlalt in Wildbad vierteljährlich 1 -E 10 ^, monatlich 40 ^; durch die Post bezogen im Bezirk 1 ^ 15 ^; auswärts 1 ^ 45 ^ vierteljährlich. — Jnsertionspreis die Zeile oder deren Raum 10 bei Redaktions-Auskunft 20 ^ Zuschlag.
Uro. Mittwoch, den 14. Januar 1838.
Zum Abonnement auf die
Wildbader Khronik
mit Jllustrirtem Unterhaltungsblatt
pro I. Quartal 1885 wird hiemit freundlichst eingeladen.
Alle neu eintretenden Abonnenten erhalten die bis jetzt erschienenen Nummern der „Wildbader Chronik" sowie einen gratis zugestellt.
Das Comptoir der Wildbader Chronik.
Württemberg.
Stuttgart, 12. Jan. Prinz August von Württemberg ist heute Nachmittag in Zehdenik gestorben.
— Gestorben: den 10. Jan. zu Brackenheim Oberamtmann Eisenbach; den 11. Jan. zu Bempflingen Pfarrer Ruoff, früher Stadtpfarrer in Dornhan, 69 Jahre alt.
Stuttgart, 8. Jan. Nicht nur in Wolle macht Professor Dr. G.Jaeger, auch der Zigarrenbranche hat er sich laut „W.-L.-Z." zugewandt. Von Fabrikant Kreglinger in Berg werden z. Z. 14 Sorten Zigarren in Handel gebracht, die aus importirten überseeischen Tabaken fabrizirt, und welche durch den Nerven- messer des Professors Jaeger auf ihre Gesundheitszuträglichkeit geprüft worden sind. Den Verkauf dieser Zigarren, deren Kästchen mit dem bekannten Bilde Jaeger's geziert sind, hat die Zigarrenhandlung von Frasch, Königsstraße, übernommen.
Der städtische Forstverwalter in Stuttgart hat in der Nähe der Gaiseichc ein starkes Wildschwein im Gewicht von 190 Pfund erlegt.
Aellöach, 7. Jan. Bei der vor etlichen Tagen von unseren Jagdpächtern, Offizieren vom 7. Infanterieregiment Nr. 125, abgehaltenen Feldjagd wurden 160 Stück Hasen erlegt.
— Auf einer vom Graf Leutrum bei Nippenburg veranstalteten Jagd wurden über 200 Hasen geschossen.
Hber-Kisesßeim, 8. Jan. Als Seltenheit kann mitgeteilt werden, daß hier ein sonst wohlgebildetes Kalb geboren wurde, das auf dem Rücken einen fünften Fuß mit vier Klauen hat. Das Thier ist gesund und munter.
Kakw, 11. Jan. Auf die vom Gemeinderat Eugen Stalin ergangene öffentliche Einladung fand heute im -Maldhornsaale unter dem Vorsitz von Oberamtmann Flaxland die Gründung des Calwer Bezirksvereins des württemb. Schwarzwaldvereines statt. Es haben sich vorerst 43 Mitglieder angemeldet. Zunächst einigte man sich unter vollständigen, Anschluß an die in Stuttgart festgestellten Satzungen, welche zur Verteilung kamen, dahin: 1) daß der Ausschuß aus 9 Mitgliedern bestehen solle, 2) daß es demselben freistehe, im Bedürfnisfalle weitere Mitglieder zu kooptiren und 3) daß mindestens 3 Auswärtige (nicht in Calw Wohnende) dem Ausschuß angehören sollen. Die hierauf folgende Wahl hat teils durch Zuruf, teils durch geheime schriftliche Stimmabgabe folgendes Ergebnis geliefert: Vorstand: Stadtschultheiß Haffner, Schriftführer: Eugen Horlacher, Oekonom, Rechner: Emil Zöppriz, Fabrikant; weitere Ausschußmitglieder: Gemeinderat Wilhelm Feder- Haff, Gemeinderat Eugen Stalin, Straßenbauinsp. Stuppel, sämmt« lich von Calw, Oberförster Hepp von Hirsau, Oberförster Frhr. v. Gaisberg von Liebenzell, Dr. Wurm von Teinach. Zur Ansicht war eine von Baurat Feldweg im Maßstab von 1 zu 25000 gefertigte Karte von Hirsau und Umgebung aufgelegt, welche allgemeine Anerkennung fand.
Rundschau
— Der Erbgroßherzog von Waden hat sich mit der Prinzessin Hilda von Nassau (geboren 1864) verlobt.
München, 7. Jan. Zwei noch äußerst junge, aber trotzdem schon sehr für unsere Asrikabesitzungen begeisterte Deutsche (die Söhne achtbarer Eltern hier) sparten seit längerer Zeit Geld, um eines Tages nach diesen vielbesprochenen Ländern zu reisen. 25 glaubten sie als hinreichend, um die Reise antreten zu können. Sie reisten vorgestern über Kufstein zunächst nach Innsbruck. Dort wurde ein kleiner Halt gemacht, denn der Weg nach Klein-Popo ist eben noch weit. Die jungen Flüchtlinge hatten sich aber auch bald verraten und zu allem Unglück hatte der Telegraph auch schon ihren Abgang gemeldet. Nach wenigen Stunden wurden sie unter Begleitung wieder nach Norden zurückgebracht und heute Morgen ihren Eltern übergeben.
— In Wegensönrg kommen viele täuschend nachgemachte 20-Markstücke vor. — Auch falsche 50-Marksteine laufen um.
— Am Hellen Tage wurde bei Bergen (Bayern) ein Bauersmann, der mit seiner Kuh ins Feld fuhr, von vier Strolchen überfallen. Zwei hielten ihn fest, zwei spannten die Kuh ab und entführten sie. Der Bauer riß sich los und ries um Hilfe; Männer liefen herzu und retteten die Kuh, die durchaus nicht in Trab zu setzen war, die Strolche entkamen.
Werkin, 10. Jan. Kontreadmiral Knorr, Chef des westafrikanischen Geschwaders, mit der Fregatte Bismarck und Olga vor Kamerun befindlich, telegraphirt an die Admiralität: Bismarck und Olga haben am 20., 21. und 22. Dezember aufrührerische Negerparteien in Kamerun mit Waffengewalt niedergeschlagen. Mehrere Häuptlinge und eine größere Zahl von Kriegern sind gefallen, vertrieben oder gefangen worden, die Ortschaften wurden vernichtet. Unter den schwierigen klimatischen und Terrainverhältnissen war die Haltung der Truppen vorzüglich. Diesseitige Verluste: Olga: Matrose Bugge todt, 4 schwer, 4 leicht verwundet, unter letzteren Unterlieutenant v. Ernsthausen. Die Autorität der Flagge und die Ruhe an Ort ist wieder hergestellt. Der Kaiser befahl, dem Geschwader die allerhöchste Anerkennung auszusprechen.
— 10. Jan. Die Kamerun-Debatte im Reichstag hat dem Fürsten Bismark einen Sieg verschafft, wie selten zuvor. Nicht ein Dutzend Männer aus den Reihen der Sozialdemokraten, Deutsch-Freisinnigen und Ultramontanen blieb sitzen bei der Abstimmung — alle anderen erhoben sich, um mit oder ohne Bedingungen ihre Zustimmung zu der neuen Kolonialpolitik zu geben. Man kann mit dieser Zustimmung des Reichtags zufrieden sein und darin ein endliches Durchdringen der öffentlichen Meinung sehen, welche die Verwertung unserer Kräfte in überseeischen Ländern stürmisch verlangt hat.
— Zur Erforschung von Centralafrika werden im Etat des Reiches 150 000 verlangt; die Budget-Commission beantragt nur 100 000 zu bewilligen. Bismarck spricht für die volle Summe und findet Widerspruch und Zustimmung. Die Sache wird an die Commission zurückverwiesen.
— Zur Vorbereitung der Feier des 70jährigen Geburtstags des Fürsten Bismarck werden (wie die Nat.Z. meldet) in weitesten Kreisen Anstalten getroffen. Fürst Bismarck begeht nicht nur seinen 70jährigen Geburtstag in diesem Jahre, sondern auch das 50jährige Jubiläum seines Eintrittes in die Praxis des Staatsdienstes, indem er im Juni 1835 bei dem Berliner Stadtgericht als Auskultator eintrat.
— Die Auswanderung über Wremen betrug, wie das statistische Bureau in Berlin mitteilt, im Jahre 1883: 86 883,