Amtsblatt

für die Stadt Wil'dvad.

Erscheint Dienstags, Donnerstags und Samstags

Bestellpreis vierteljährlich 1 Mt. 10 Pfg. Bet allen würt. ieinbergischen Postanstalten und Boten im Orts- und Nach­barortsverkehr vierteljährlich l Mk. 16 Pfg.; außerhalb desselben 1 Mk. 20 Pfg.; hiezu 16 Pfg. Bestellgeld.

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Anzeiger

für Wit'övaö u. Mrnqevung.

Die Einritcknngsgebühr

beträgt für die einspaltige Petitzeile oder deren Raum 8 Pfg., auswärts 10 Pfg., Reklamezelle 20 Pfg. Anzeigen müssen den Tag zuvor aufgegeben werden; bei Wiederholungen entsprechender Rabatt.

Hiezu: Illustriertes Sonntagsblatt und während der Saison: Amtliche Fremdenli st q.

Nr. 124 I

Donnerstag, den 8. Oktober 1914

j 5l). Iobraana.

Mehr mit den SrilMn im Felde.

Um den vielfachen Anfragen zu begegnen, welche immer noch an die Militärbehörden' hin­sichtlich der Versendung von Briefen, Paketen und Liebesgaben gerichtet wurden, sind in Nachstehendem die jetzt in Württemberg gilligen hauptsächlichsten Bestimmungen nochmals zusammengefaßt.

Briefe.

Nach den geltenden allgemeinen Bestimmungen befördert die Feldpost gewöhnliche Briefe bis zum Gewicht von 250 A einschließlich Postkarten, Geldbriefe mit einem Wert von 1500 Mk. ein­schließlich, außerdem Postanweisungen bis zu 100 Mk. einschließlich Zeitungssendungen. Post­karten und Briefe bis zu 50 g Gewicht sind porto­frei, über 50 g bis 250 A einschließlich kosten sie 20 Pfg. Ueber die Anforderungen an die Be­schaffenheit der Postsendungen und über die übrigen Portosätze geben die Postanstalten Auskunft. In dieser Hinsicht wird auch auf die erfolgten bis­herigen Veröffentlichungen verwiesen und besonders in Erinnerung gebracht, daß die Aufschriften deutlich und vollständig abgefaßt werden müssen und es sich empfiehlt, zu Postkarten und Briefumschlägen nur solche Formulare zu verwenden, die mit einem Vordruck für die Aufschrift und die Angabe des Absenders versehen sind. Um auch die Versendung kleiner Bekleidungsstücke und Gebrauchsgegenstände an die Angehörigen des Feldheeres zu erleichtern, wird zunächst versuchsweise ans die Dauer einer Woche vom 5. bis einschl. 11. Oktober das Meist- gewicht der Feldpostbriefe von 250 g auf 500 g erhöht. Die Gebühr für diese Feldpostbriefe beträgt 30 Pfg. Sofern die Verhältnisse es gestatten, wird die Zulassung der letztgenannten Art von Briefen wiederholt werden.

Pakete.

An Angehörige von Heeresterlen in festen Standorten (Garnisonen,Ersatztruppenteile, stehende Lazarette usw.) befördert die Württembergische Post Privatpakete, soweit freigeiüacht, wie im Frieden. Privatpakete zur unmittelbaren Senvung an Militärpersonen im Felde, soweit diese würt>.

Truppenteilen zugehören, sind an die immobilen Etappenkommandanturen in Ludwigsburg und in Stuttgart zu senden. Diese Sendungen dürfen lediglich Ausrüstungs- und Bekleidungsgegenstände enthalten und nicht über 5 kg wiegen; sie sind portofrei, müssen gut verpackt, soivis. genau und deutlich adressiert sein unter Angabe des Absenders. Die Pakete sind entweder bei den genannten Etappenkommandanturen unmittelbar abzugeben (Ludwigsburg Bahnhofsgebäude, Stuttgart Em­pfangsgüterstelle, Werktags vorm, in der Zeit von 1012V- und nachm, in der Zeit von 35 Uhr, Sonntags in der Zeit von 1112Vs Uhr) oder sind sie bei irgend einem Postamt zur kostenfreien Weiterbeförderung an die beiden genannten Etap­penkommandanturen aufzuliefern. Die Adresse lautet dann beispielsweise:

Absender: Friedr. Müller, Göppingen. Bergstr. 24 Für den Gefreiten Karl Haug Xlll. Armeekorps, 36. Jnf.-Division Infanterie-Regiment t21 2. Bataillon, 6. Komp.

Begleitadressen sind diesen Paketen nicht beizugeben. Die Sendungen aus Orten, die nörd­lich der Bahnlinien Nördlingen-Aalen-Ltuttgart- Eutingen-Freudenstadt-Klosterreichenbach liegen,sind an die Erappenkommandantur Ludwigsburg, die Sendungen aus Orten an diesen Bahnlinien und aus den südlich davon gelegenen Orten an die Etappenkommandantur Stuttgart zu richten. Um Rücksendungen wegen Nichterreichung des Em­pfängers zu vermelden, ist es erwünscht, daß das Paket die Aufschrift trägt:Wenn Empfänger nicht zu ermitteln, steht die Sendung dem Truppen­teil zur freien Verfügung." Eine Hafiung für die Beförderung und Weitergabe der Sendungen wird nicht übernommen; Nachforschungen nach dem Verbleib von Paketen können nicht angestellt werden.

Bei Sendungen an ausmarschierte Angehörige der Landsturmtruppen ist zu beachten, daß diese vorerst noch nach ihrem heimatlichen Land­wehrbezirk zu benennen sind, und nicht nach ihren Nummern.

Hinsichtlich der Sendungen an württembergische Soldaten, die bei n i ch t w ürt t e m b e rgisch e n Truppen im Felde stehen, empfiehlt es sich, vor der Absendung der Pakete eine Anfrage an das betr. Preußische, Bayrische, Sächsische Stellv. Generalkommando bezw. an die Marinestationen der Nord- und Ostsee über den in Frage kom­menden Zuleitungspunkt zu richten. Die Errichtung von Paketdepots ist für sämtliche Armeekorps in Aussicht genommen.

Aus württembergische» Feldpostbriefen.

GKG. Von befreundeter Seite wird dem Schwarzw. Volkssrennd in Rottweil nachstehender Feldpostbrief eines Hauptmanns d. R. zur Ver­fügung gestellt, dem wir folgendes entnehmen:

Ihre liebenswürdige Liebesgabe habe ich heute abend auf Vorposten erhalten. Sie hat mich hoch erfreut und danke Ihnen herzlich. Jeder Gruß aus der Heimat ist für uns Soldaten eine große, große Freude, denn wir sehen bezw. hören so wenig. Briefe und Zeitungen, die wir erhalten, sind alle mindestens schon 8 Tage alt. Heute bekamen wir erst die ersten Verlustlisten unseres Regiments vom 8. 9., worin noch sämtliche Ver­mißten fehlen. Weit größere Verluste haben wir seitdem noch gehabt. Aber trotz der Trauer um die gebliebenen Kameraden ist der Rest besten Mutes und froher Zuversicht. Wie durch ein Wunder bin ich jetzt noch heil und ganz. Die Anstrengungen sind enorm. Seit 16.27. August Biwaks, des öfteren 23 Tage ohne Nahrung und Trinken. Seit 16. August noch immer keine Wäsche, wir bestehen nur noch aus Lumpen, aber wackeren! Wenn Sie mich Schwein sehen würden. Sie würden mir keine Hand reichen! Das ist der Krieg! Das Elend in Frankreich ist fürchterlich, sämtliche Männer vom 18- bis 50. Lebensjahr find im Kriege, beinahe alle Ortschaften zusammen­geschossen, die Ernte steht noch vollkommen auf den Feldern, die Einwohner sind alle geflüchtet, weil ihnen vor uns Angst gemacht wurde; das Vieh läuft herrenlos auf den Feldern umher. Ueberall nur Bilder des größten Jammers und Elends. Nur der Soldat ist in unserer Gegend

Gerichtet.

Noman von Franz Wichmann.

, 341 (Nachdruck verboten.)

Ihr Herr Papa? Ach, das hat gar keine Ge­fahr, der sitzt im ,Adler' und denkt nicht ans Heim­gehen. Eilt es Ihnen denn gar so sehr, mich wieder aus dem Hause zu schaffen?" Er nahm die Zeitung auf und blickte hinein.Ah, der saubere Apostel, dieser Hellborn, treibt auch hier sein Unwesen, hält heute abend Vortrag in der Union," er legte die Leitung auf den Tisch zurück,ein ehemaliger Offizier, es ist unglaublich!"

Klara horchte auf.

Was sagen Sie?" fragte sie gespannt.Herr Hellborn ist ein ehemaliger Offizier?"

Wie ich sagte," nieinte Robert mit überlegener Miene,ich habe es selber erst vor kurzem erfahren. Er hält es wohlweislich geheim. Hilst ihm aber uichts! Ich weiß sogar noch mehr von ihm. Seit er in Paris mit Schimpf und Schande bat abziehen Esten, hält er die guten Deutschen für dumm genug, Een sein Brimborium vorzm.iachen."

Das junge Mädchen mußte sich setzen, der Schrecken Er ihr in alle Glieder gefahren, doch gewaltsam buhte sie ihre Erregung zu verbergen.

Mit Schimpf und Schande Hellborn? Das ist nicht wahr!" rief sie.Was die Verleumdung auch sagen mag, er vermag nie etwas Schimpfliches zu tun!"

Herr von Hohlen setzte sich breit auf einen Stuhl dem Mädchen gegenüber.

Aber, liebes Fräulein, echauffieren Sie sich doch nicht so! Was ich weiß, das weiß ich! Erinnern Sie sich nicht Ottos und meiner Begegnung mit dem sauberen Apostel in Fernau? Wir erzählten Ihnen damals in Grünwald davon. Ich schrieb über das närrische Abenteuer auch an einen meiner Freunde in Paris, der mir vor einigen Tagen antwortete. Ich habe es inzwischen nur wieder ganz vergessen! Mein Freund schrieb mir also, daß der saubere Herr und seine Vergangenheit aukh in Paris nicht unbekannt sei!"

Lüge, Verleumdung!" rief Klara in flammendem Zorn.Weil er nicht ist wie die anderen, nur darum hassen und verleumden sie ihn!"

Robert antwortete mit kalter Ruhe:

Glauben Sie, daß die Richter jemand ver­leumden?"

Die Richter?" wiederholte Klara.Aber was will das sagen? Er hatte ja auch hier mit dem Ge­richte zu tun!"

Nur hat es sich in Paris um ganz andere Dinge gehandelt, und er wurde verurteilt!" betonte Herr von Hohlen.

Ich kann es nicht glauben!" sträubte Klara sich noch immer dagegen.Sagen Sie doch, um was es sich handelte?"

Es machte Herrn von Hohlen offenbar Freude, sie auf die Folter zu spannen. Indem er ihr mit seinem Studie um ein Stück näher rückte, meinte er:

Ei, ei. Sie sind neugierig! Da muß ich Sie ein wenig quälen! Neugier ist die größte Sünde der Frauen! Man muß sie beizeiten aus treiben!"

Das Mädchen wurde verlegen.

Aber es ist ja keine Neugierde, es ist Interesse, oder neunen Sie es, wie Sie wollen, nur sagen Sie mir, was"

Robert schob seinen Stuhl noch weiter vor.

Vielleicht verrate ich Ihnen später einmal mehr," sagte er.Ich bin es nicht gewohnt, mir auf solche Weise etwas abverlangen zu lassen!"

Klara machte Miene, sich zu erheben.

Ich soll Sie darum bitten?" fragte sie.

Warum nicht?" entgegnete er.Schönen Frauen steht nichts reizender, als den Mann zu bitten!"

Ach, lassen Sie Ihre faden Redensarten!" sagte sie ärgerlich.Ich will nichts von Ihnen wissen! Meinen Glauben nehmen Sie mir doch nicht! Meinet­wegen behalten Sie Ihr Geheimnis für sich! Dagegen muß ich Sie ernstlich bitten"

Robert stand gleich ihr auf.

Zu gehen!" ergänzte er.Nicht wahr, das wollten Sie doch sagen?"

Ja, das wollte ich!" bestätigte .sie. Gleichzeitig wich sie einen Schritt vor ihm zurück.Aber was wollen Sie denn noch?"

Robert lieb sich nickt aus der Fassung bringen.