ausgesetzt. Er hatte nur Zeit, eine einzige Bombe abzuwerfen, weil die inzwischen herbeigeeilte französische Fliegerabteilung sofort Jagd auf ihn machte. Der deutsche Flieger entzog sich ihnen aber durch die Flucht. Paris befindet sich in begreiflicher Aufregung und Wut über das Wiedererscheinen der deutschen Flieger und überall hört man die Entrüstung über die Unfähigkeit des eigenen Fliegerkorps, dem es nicht gelingen will, die deutschen Flieger fernzuhalten.
Ostende, 27. Sept. (W.T.B. Nicht amtlich.) Ein Zeppelinluftschiff unternahm in der letzten Nacht eine neue Streiffahrt, ohne jedoch über Ostende zu kommen. Es überflog Älost, Gent und Deynze, wo es um 1.30 Uhr 5 Bomben warf Darauf wandte es sich nach Thourout in der Richtung auf Courtrai und Tournai und schlug schließlich die Richtung nach Osten ein.
EinHnsareilttreich vom Zieten-Regiment wird, wie die Zeitschrift „Deutscher Sport" meldet, auf einer Feldpostkarle aus Frankreich gemeldet, der das Herz jedes deutschen Sportsmannes mit besonderer Freude erfüllen wird. In einem Patrouillen-Gefecht gerieten die Zietenhusaren mit französischen Dragonern ins Handgemenge. Das scharfe Auge des Leutnants v- Falkenhausen erspähte dabei keinen andern, als den auf deutschen Rennbahnen weit und breit bekannten Leutnant A. de Fournas. Sich auf ihn stürzen und ihn gefangen nehmen, war das Werk weniger Augenblicke. Der schneidige Husarenstreich unseres jungen Herrenreiters fand schnell den verdienten Lohn: Das Eiserne Kreuz schmückt Lt. v. Falken- hausen's Brust. Das Husarenregiment von Zielen hat sich in dem Feldzuge übrigens ganz besondere Lorbeeren erworben, dafür spricht allein die Tatsache, daß der Kommandant und fünf weitere Offiziere bereits mit dem Eisernen Kreuz geschmückt sind.
Wien, 29. Sept. (W.T.B.) Nicht amtlich.) Das „Fremdenblatt" schreibt: In dem von der britischen Negierung veröffentlichten Bericht des früheren großbritannischen Botschafters in Wie» vom 1. Sept. 1914 betreffend die Vorgeschichte des gegenwärtigen Kriegs befindet sich die von seinem russischen Kollegen stammende Behauptung, der österreich-ungarische Botschafter in Petersburg, Szarpary, habe dem russischen Minister des Auswärtigen, Ssasonow, mitgeteilt, daß Oesterreich- Ungarn zustimme, diejenigen Punkte in der Note an Serbien, die mit der Erhaltung der serbischen Unabhängigkeit unvereinbar seien, einer Vermittlung zu unterbreiten. Wie uns von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, entspricht diese Angabe keineswegs den Tatsachen. Nach der Natur des von der Monarchie unternommenen Schrittes wäre dies auch ganz undenkbar gewesen. Die angeführte Stelle des Botschafterberichtes, sowie einige andere Wendungen sind ihm offenbar von dem Bestreben eingegeben worden, durch die Behauptung einer angeblichen Nachgiebigkeit Oesterreich-Ungarns das Vorgehen der deutschen Diplomatie als eigentliche Ursache des Kriegsausbruchs hinzustellen. Solche Versuche können die Wahrheit nicht verdunkeln, daß Oesterreich-Ungarn und Deutschland sich in dem Wunsche nach der Erhaltung des europäischen Friedens begegneten. Wenn dieser Wunsch nicht in Erfüllung gegangen und aus lokalen Abrech
nungen ein europäischer Konflikt entstanden ist, so kann dies ausschließlich nur dem Umstand zugeschrieben werden, daß Rußland, indem es zuerst, Oesterreich-Ungarn und dann Deutschland durch, seine ungerechtfertigten Mobilisierungen bedrohte, den beiden Zentralmächten den Kampf aufgezwungen und dadurch den Anstoß zum allgemeinen Brand gegeben hat.
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Stuttgart, 28. Sept. Die im heutigen „Staatsanzeiger" veröffentlichte 28. württemb. Verlustliste verzeichnet vom Jnfanterie-Regt. Nr. 121 Ludwigsburg (1.—11. Komp, und Maschinengewehr-Kompagnie des 2. Bat.) 371 Namen ' und zwar gefallen 46, schwer verwundet 40, verwundet bezw. leicht verwundet 236, vermißt 48, erkrankt 1. Vom Lattdwrhr-Jnfauterie-Regt. Nr. 12? (4., 11-, 12. Komp.) sind verzeichnet 9, Namen und zwar gefallen bezw. gestorben 3, leicht! verwundet 6. Vom Jiifantcrie-Regt Nr. 127 Ulm (Regimentsstab, Stab des 3. Bataillons, 1.-12. Komp, und Maschinengewehr-Kompagnie) sind verzeichnet 553 Namen und zwar gefallen 115, schwer verwundet 88, verwundet bezw. leicht ver-, mundet 246, vermißt 103, erkrankt 1. Vom ^ Jnfanterie-Regt. Nr. 189 Tübingen-Gmünd (7.—12. Komp.) sind aufgeführt 20 Namen und zwar gefallen 5, schwer verwundet 3, verwundet bezw. leicht verwundet 7, vermißt 4. erkrankt 1. Vom Reserve-Dragoner-Regiment (i., 2. und
3. Eskadron) sind verzeichnet 11 Namen und zwar schwer verwundet 1, leicht verwundet 1, vermißt 9. Von der 1. Landwehr-Eskadron sind verzeichnet
3 Namen und zwar vermißt 1, ertrankt 1, verletzt 1. Von der Ersatzableilung Feldartillerie- Regiments Nr. 13 ist ein Vermißter aufgeführt. Von der 2. (Württ.) Abteilung des Reseroe-Feld- artillerie-Regts. Nr. 29 (4. Batterie) ist ein Gestorbener verzeichnet; von der Landsturm-Batterie
4 Leichtverwundete. Von der 1. und 2 Reserve- Pionier-Kompagnie sind 10 Namen verzeichnet und zwar gefallen 3. leicht verwundet 7. Die Liste enthält demnach 983 Namen (gefallen bezw. ge- ^ storbeu 173, schwer verwundet 132, verwundet bezw. leicht verwundet 507, vermißt 166, erkrankt
4, verletzt 1). In der Gesamtzahl befinden sich 26 Offiziere und 2 Offizierstellvertreter (gefallen bezw. gestorben 7, schwer verwundet 7, verwundet bezw. leicht verwundet 14).
Die 29. württemb. Verlustliste enthält — nach den Namen zweier Verwundeten vom Reserve-Jnf.-Regt. dir. 121, 6. und 8. Komp-, und eines Leichtverwundeten vom Landwehr-Jnf - Regt. Nr. 122, 12. Komp. — 10 Namen vom Landwehr-Jnf-Regt. Nr. 123 (1, 2., 4. Komp.) und zwar gefallen 3, schwer verwundet bezw. schwer verletzt 4, leicht verwundet 1, verletzt 1, vermißt 1. Vom Fe ld a r t.-Regt. Nr. 49, Ulm (Stab der 1. und 2. Abt., 1.—6. Batterie) sind verzeichnet 87 Namen und zwar gefallen, bezw. gestorben 17, schwer verwundet 20, verwundet bezw. leicht verwundet 47, verwundet und vermißt 2, vermißt 1. Vom Pionierbataillon Nr. 13, Ulm (1 und 3. Komp.) sind aufgeführt 127 Nameu und zwar gefallen 46, verwundet 80, vermißt I. Die Liste enthält demnach insgesamt 227 Nameu (gefallen bezw. gestorben 66, schwer verwundet bezw. schwer verletzt 24, verwundet
bezw- leicht verwundet 131, vermißt 3, verwundet und vermißt 2, verletzt 1). Unter der Gesamtzahl sind 5 Offiziere und 1 Offizier-Stellvertreter gefallen bezw. gestorben 3, schwer verwundet i leicht verwundet 2).
Aus Ktuöt, Mezirkunr'IllNgeVrmg,
Wildbad, 1. Okt. Nach einer Herrn Verwalter Edelmann hier zugegangenen Mitteilung ist Postassistent Schmitt, der Führer unserer Junz- deutschlands-Ortsgruppe, am 18. Sept. auf dem Felde der Ehre als Vizefeldwebel d. R. gefallen.
Gefallen bei Verdun ist nach einer uns zn- gegangenen Nachricht unser ehemaliger treuer Gehilfe Gerhard Daub, Musketier der 8. Komp. Jnfant.-Regts. 125; leichtverwundet wurde ein anderer früherer Gehilfe von uns, der Grenadier Gottlob Braun (Gren.-Regt. 119, 10. Komp).
In der 28. württ. Verlustliste sind aus dem Bezirk Neuenbürg außer den schon mitge- teilten noch folgende Namen enthalten: Jnf.-Regt. Nr. 180, 12. Kompagnie: Musketier Karl Klaus, Wildbad, leicht verwundet; 1. Res.-Pionier-Komp.: Gefr. d. Res. Hermann Reiner, Arnbach, gefallen. — In der 29. württemb. Verlustliste erscheint als verwundet Pionier Joh. Fuchs aus Schömberg. In der 39. würlt. Verlust, liste Res. Karl Treiber aus Wildbad verw.
Wildbad, 1. Oktbr. Ein Beweis, wie sehr unsere Wildbader Ausmarschierten auch im Felde Zusammenhalten und baß sie immer noch frohen Mutes sind, ist nachstehendes Gedicht eines schlichten Wildbader Kriegers, das wir unseren Lesern nicht vorenthalten möchten. Es bildet gleichsam die Antwort auf unser den Wildbader Ausmarschierten kurz nach Kriegsausbruch gewidmetes Gedicht.
ErleliMe einiger Wildba-er.
Den Wildbadern gewidmet von Landwehrmann I. Eitel.
A ...., den 21. Sept. 1914. Von frischem Mut und frohem Sinn geweckt,
Zogen wir einst vom schönen Wildbad weg.
Von unfern Lieben mußten wir einst geh'n Mit einem schweren „Auf ein Wiedersehen!"
Teils mit der Bahn, teils auf Schusters Rappen Zogen wir aus, den Franzmann zu ertappen;
Mit dem Tornister auf dem Rücken schwer Bekommt man mit den Füßen auch Malheur.
Doch dies alles wird auch wieder gut Und immer weiter geht es fort mit frohem Mut, Doch schon die nächsten Tage haben uns gelehrt, Was es wohl heißt, wenn Krieg den Frieden stört.
Denn eines Abends geht der Tanz schon los,
Denn die Franzosen mit der roten Hos'
Empfangen uns wohl auch schon Mit Schrapnell, Doch auch wir Deutsche sind gleich bei der Stell'.
Mit Hurra geht es auf das Dorf schon los.
Wo festgesetzt hat sich der frech' Franzos.
Die Häuser werden alle abgebrannt.
Da kommen sie von selbst schon angerannt.
Doch mancher von uns lieben deutschen Brüdern Hat auch geschlossen schon die Augenlider,
Und manch Verwundeter, ob leicht, ob schwer,
Wird weggetragen auf der Tragebähr.
Gerichtet.
Roman von Franz Wichmann.
29s (Nachdruck »erboten.)
„Himmel und Hölle, die Gelegenheit ist günstig, wie sie besser nicht sein kann! Sie wird allein sein, ganz allein! Der Bruder, die Mutter im Konzert, der Vater im Wirtshaus, — also uichts zu fürchten, zumal die untere Etage leer steht und man im Vorderhaus nichts hören kann. Ich werde also wiederkommen, in einer halben Stunde vielleicht, unter irgendeinem Vorwand. Was habe ich denn, was ich hier zurücklassen, vergessen könnte, so daß ich darum zurückkommen müßte? Sie wird mir den Eintritt nicht verwehren, ja, sie wird nicht einmal die Tür verschließen nach der ihr gewohnt gewordenen ländlichen Sitte!"
Er suchte in seiner Tasche.
„Was nehme ich nur?" wiederholte er für sich. „Ah, ein guter Gedanke! Die Einladung zum .Klub der Wahrheitsfreunde!' War es schon ein brauchbarer Vorwand, um nicht mit der langweiligen Alten im Konzert sitzen zu müssen, so findet der Fetzen jetzt noch eine besondere Verwendung!"
Und er schob die aus seiner Brusttasche hervorgezogene Einladungskarte unter die Fußbank vor ihrem Sitz.
„So, da wird sie es nicht gleich sehen! Halt, ich höre Tritte!"
Er erhob sich rasch und lauschte.
Klara, die eben wieder das Zimmer betrat, blieb betroffen stehen und machte Miene, umzukehren.
„Sie sind noch da, Herr von Hohlen?" sagte sie.
„Warum so erschrocken?" fragte Robert, unbefangen tuend. „Bin ich Ihnen denn so abstoßend, daß Sie sich vor mir fürchten?"
„Ich glaubte. Sie seien bereits gegangen," erwiderte sie. „Und Otto, wo ist er?"
„Er läßt sich sein Denkerhaupt beim Friseur mit olympischen Locken umwallen. Ich versprach, auf ihn zu warten!"
„So werde ich wieder gehen," sagte Klara rasch, „die Mutter —"
Robert vertrat ihr den Weg.
„Aber so bleiben Sie doch!" hielt er sie zurück. „Kann man denn nie einen Augenblick finden, um mit Ihnen einmal ein Wörtchen zu sprechen?"
„Worüber sollten wir reden?" antwortete das Mädchen kalt. „Sie wissen ja, daß wir uns nicht verstehen!"
„Weil Sie mich nicht verstehen wollen, gnädiges Fräulein!" schnarrte er.
„Ach, nennen Sie mich nicht mit dieser heuchlerischen Anrede!" fiel sie ein. „Ich bin gegen niemand gnädig, kann es auch nicht sein, da ich nicht mehr bin als andere!"
„Ei, Sie sind eine Silbenstecherin!" rief er. „Aber verzeihen Sie, daß ich Ihnen widerspreche. Sie sind mehr!"
„Das wäre?"
„Ein Weib, der Inbegriff des Schönsten. Höchsten, das ewige Rätsel, vor dessen himmlischer Lösung "der Mann sich beugt!" rief Robert begeistert.
Klara wandte ihm den Rücken.
„Wenn die schönen Worte es machten, möchten Sie recht haben, aber so —"
„Fränlein Reiner, Fräulein Klara," begann er von neuem, „wenn ich Sie denn nicht mehr mit der hergebrachten Anrede nennen soll, — warum quälen Sie mich so? Wissen Sie denn nicht, daß ich der aufrichtigste Freund Ihres Bruders bin? Warum dieses Mißtrauen?"
„Wenn ich Sie beleidigen wollte, würde ich sagen: Weil Sie es verdienen!"
Robert biß sich in die Lippen, aber er lächelte. „Doch, Sie wollen es nicht, weil — weil —"
Das Mädchen fiel ihm ins Wort, ehe er zu Ende sprechen konnte:
„Weil ich niemand beleidigen mag. Die Menschen sollen einander Gutes tun, statt sich zu kränken!"
„Ja, alle Menschen zu lieben, das ist auch mein Ideal, wie das Ihre! Und doch haben Sie nicht den kleinsten Teil dieser Liebe für mich!"
„Ach, lassen Sie das!" wich Klara ihm aus. Fs ist zu rein, um mit unreinen Worten daran herumzudeuteln!" Wer es nicht fühlt, kann es nicht verstehen !"
„Wenn ich Ihnen aber sage, daß ich —"
Der Wiedereintritt Ottos ließ ihn den Satz nicht vollenden.
„Ei, was sehe ich?" rief der Student. „Ein rote-LEe Brüderlein, Schwesterlein?"
Das Mädchen errötete. >
Fortsetzung folgtll _-