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Donnerstag, den 1. Oktober !914
1 50. Iadrqana.
Krirgsnachrichten.
(W. Tel.-B.) Wien, 30. Sept. Der Oberkommandierende, Erzherzog Friedrich, erläßt einen Armeebefehl, worin es u. a. heißt: Die Situation ist für uns und das deutsche Heer günstig. Die russische Offensive in Galizien ist im Begriff, zusammenzubrcchen.
In Frankreich steht neuer großer Sieg
bevor.
Auf dem Balkankriegsschauplatz kämpfen wir gleichfalls in Feindesland. Innere Unruhen, Angst, Elend und Hungersnot bedrohen unsere Feinde im Rücken, während die Monarchie und das verbündete Deutschland einig und in starker Zuversicht dastehen, um diesen uns freventlich aufgezwungenen Kampf bis ans Ende durchzukämpfen.
(W. Tel.-B.) Großes Hauptquartier, 30. Sept., 5.35 morgens. Auf dem rechten Heeresflügel Frankreichs fanden heule bisher noch unentschiedene Kämpfe statt. In der Front zwischen Oise und Maas herrschte im allgemeinen Ruhe. Die im Angriff gegen die Maasforts stehende Armee schlug erneute französische Vorstöße aus Verdun und Toul zurück.
Gestern eröffnet? die Belagerungsartillerie
gegen einen Teil der Antiverpener Forts das Feuer. Der Borstoß belgischer Kräfte gegen die Einschließungsarmee wurde zurückgewiesen.
Im Osten scheiterten russische Vorstöße
vom Njemen gegen das Gouvernement Suwalki. Gegen die Festung Ossowice trat gestern die schwere Artillerie in den Kampf.
(Die Berliner Blätter von gestern abend stimmen überein in der Meinung, daß, wenn auch das Große Hauptquartier vom westlichen Kriegsschauplatz noch von unentschiedenen Kämpfen berichtet, Nachrichten von großer Tragweite zu erwarten seien. Auch die Berichte aus Paris lassen auf eine für Deutschland günstige Lage schließen. — Unsere braven Truppen haben ein unendlich hartes Werk zu vollbringen. Aber wir fühlen die Gewißheit in uns, daß es ihnen gelingen wird, und schauen frohgemut in die Zukunft. Die Tage ernster Stille und
geduldigen Wartens, die uns jetzt auferlegt sind, werden uns Daheimgebliebenen dereinst nicht weniger
teuer sein, als die zu erhoffenden Siege.)
*
Wien, 29. Sept. (GKG.) Der Kriegsberichterstatter des Neuen Wiener Tagblatts meldet aus dem großen deutschen Hauptquartier: Ich wohnte den Kämpfen des rechten Flügels der Belagerungs- armee bei, während diese versuchte, die Maas- Sperrfortslinie zwischen Verdun und Toul zu durchbrechen. Die Operationen der Armee begannen vor etwa acht Tagen. Hiebei kam es zu größeren Kämpfen. Der Gegner wurde überall geworfen. Heldenhaft war die Erstürmung der französischen, schon im Frühjahr ausgebauten natürlichen Stellungen auf dem Ostrand trotz starker artilleristischer Gegenangriffe aus der Gegend von L. und T. Die Deutschen warfen den Feind gegen Verdun derart zurück, daß er unfähig war zu großen Operationen. Nach Sicherung der Flanke konnte das Vorgehen der deutschen schweren Artillerie und der österreichischen Motormörser kraftvoll und erfolgreich beginnen. Am Donnerstag abend eroberten die Deutschen St. Mihiel. Gestern früh wurde das Fort Camp des Romains im Sturm genommen. Einige Schritte neben der österreichischen Motormörserbatterie gerieten wir Kriegsbericlsterstatter in ein scharfes Schrapnell- und Granatenfeuer. Das singende Pfeifen der Schrapnells war von einer unheimlichen Wirkung. 15 Schritte vor mir platzte ein Schrappnell im Wald. Ein früherer Schrapnell- schuß tötete an der gleichen Stelle 2 deutsche Landwehrsoldaten. Wir suchten mit de» österreichischen Soldaten im Wald Deckung vor der feindlichen Artillerie. Unsere Motormörser arbeiteten, von den Deutschen bewundert, vorzüglich. 2 Kilometer vor uns war ein Jnfanteriegefecht.
Genf, 29. Sept. (G-K.G.) Nach dem gestern abend hier eingetroffenen französischen Communiquö ist keine Aenderung der Kriegslage eingelreten. Es herrscht ziemlich Ruhe auf der ganzen Front, abgesehen von einigen heftigen deutschen Angriffen zwischen der Aisne und den Argonnen. i
Kopenhagen. (GKG.) Daily Telegraph meldet aus Paris: Die Verluste und damit die
Ermattung der verbündeten Heere sind enorm. Die kämpfenden Heere halten einander im Schach. Der Sieg muß zuletzt der Parteizufallen, die imstande ist, völlig frische Truppen ins Feld zu führen.
Paris, 27. Sept. (W.T.B.) Eine Taube flog heute vormittag 11 Uhr unter dem Schutze des herrschenden Nebels über Paris und warf in der Umgegend des Eiffelturms mehrere Bomben. Eine von ihnen siel in die Avenue Trocadero und tötete einen Greis und verwundete seine Tochter. Man glaubt, daß die Bomben für die Funkenstation auf dein Eiffelturm bestimmt waren.
Berlin, 29. Sept. Das „Berl. Tagebl." meldet aus Turin: Wie jetzt gemeldet wird, erschien von Norden kommend auch »och ein zweites deutsches Flugzeug über Paris. Das eine, das gegen II Uhr erschien, ließ im ganzen 7 Bomben herabfallen. Es war die Taube des Fliegers v. d. Decken. Der zweite Flieger erschien nachmittags über Passiy (zwischen Seine und Bois de Boulogne) und war heftigem Gewehrfeuer ausgesetzt. Der deutsche Flieger konnte aber der ihn verfolgende» französischen Fliegerabteilung entgehen. Paris befindet sich in großer Aufregung über das Wiedererscheinen der deutschen Flieger.
Turin, 29. Sept. (G K.G.) Vom Erscheinen deutscher Flieger über Paris wird weiter berichtet: Es waren zwei Flugzeuge vom System Taube, die am Sonntag von Norden kommend Paris überflogen. Das eine, das gegen 11 Uhr erschien,
" ließ aus großer Höhe im ganzen 7 Bomben fallen, die die Form kleiner Kochtöpfe hatten. Einige waren mit IV- m lange», schmalen Fahnen versehen, die die Aufschrift trugen: „Die Deutschen kommen zurück. Gruß: v. d. DeckenI" Andere hatten nur die Fahne mit der angesteckten Visitenkarte „v. d. Decken". Eine der Bomben fiel auf das rechte Seine-Ufer dicht vor dem Palais des Fürsten von Monaco nieder. Hier war es, wo 2 Zivilversonen getötet wurden. Eine andere Bombe zerstörte das Dach eines Palais, das einem österreichischen Aristokraten gehört. Eine dritte Bombe tötete mehrere grasende Schlachttiere. Der zweite Flieger erschien nachmittags auf einer Taube über Pasfy und war einem heftigen Gewehrfeuer
Gerichtet.
Roman von Franz Wichmann.
Ws (Nachdru k verboten.)
„Wie wäre es auch anders möglich?" fiel von Hohlen ein. „Jedes Geschäft muß es sich ja zur Ehre anrechnen —"
„Wenn nur auch Klara Vernunft annähme," weinte die Försterin, „Frau Larose würde sofort —"
Otto ließ sie nicht ausreden.
„Es ist wirklich eine Schande, in was für Kleidern die Schwester herumgeht!"
„Ja, ja, sie könnte Aufsehen machen," fiel Robert „ihr Wuchs, ihre Figur, eine vollendete Aristokratin!"
„Ach, Gott, bei dem Mädel ist alles umsonst!" jammerte die Försterin.
„Still, sie kommt!" mahnte Otto. „Aber heute wuß sie mitgehen, ich habe es den Freunden versprochen!"
„Klara, höre!" wandte Frau Adelheid sich an Ne Eintretende. „Wir gehen ins Konzert, nur bis Nr Vater kommt. — du mußt dein blaues Sonntagskleid anziehen!"
„Ich werde zu Hause bleiben, Mutter!" erklärte Ns Mädchen sofort.
„Was fällt dir ein?" rief die Mutter. „Du hast Ner auch nicht den geringsten Sinn für Musik, für Kunst!"
Das Mädchen ließ sich nicht irre machen.
- .Ich spiele lieber ein wenig >ür mich allein auf
der Zither, und überdies weiß ich, dktß der Vater es nicht gern steht!"
„Er foll's auch nicht wissen!" bemerkte Otto.
„Er ist jetzt so nervös geworden," bemerkte die Försterin, „die geringste Kleinigkeit bringt ihn auf; da ist es besser, man vermeidet jeden Anstoß und sagt ihm nichts!"
Klara machte sich am Nähtisch zu tun.
„Wenn ihr gehen wollt —"
„Tu' mir wenigstens auch einmal einen Gefallen, Schwester!" bat Otto.
„Dir? Deinen Freunden, den faden Gecken, willst du wohl sagen, die darauf warten, denen du es versprochen hast? Ich bin dir einmal gefolgt, jetzt nie mehr!"
Der Student spielte den Gekränkten.
„Du bist wirklich kindisch!" tadelte er. „In jedem Vergnügen, in jeder heiteren Unterhaltung siehst du eine Sünde! Arger konnte es der Pastor in Grünwald auch nicht machen!"
„Laß sie. wenn sie nicht will!" mischte die Mutter sich ein. „Man hat doch nichts als Ärger davon! Mag sie das Haus hüten, bis wir zurückkommen! Ich will mich gleich fertig machen! Sie entschuldigen schon, Herr von Hohlen!"
„Bitte, bitte!" komplimentierte dieser und einen Blick auf das Kleid werfend, das die Försterin noch immer in der Hand hielt, fügte er hinzu: „Ich hoffe. Sie sogleich noch schöner, glänzender wieder bewundern zu können!"
„Ei, Sie schmeicheln!" lächelte die Försterin, in
dem sie das Zimmer verließ — von Klara gefolgt, welcher Herr von Hohlen mit glühenden Blicken nachsah.
Otto war vor den Spiegel getreten und strich sich das Haar glatt.
„Sapperment, wie mein Alter sagt, sehe ich unordentlich aus!" räsonierte er. „Heute noch nicht rasiert und frisiert! Da lauf ich schnell hinüber, bis die Mama fertig ist. Du wartest schon einen Augenblick, nicht wahr?" wandte er sich zu dem Freunde. „Wirst uns doch ein Stück begleiten wollen?"
„Bis zur Prinzenbrücke," versetzte dieser, „nehme dann dort eine Droschke."
„Kannst dich ja unterdessen mit der Zeitung unterhalten," meinte Otto, „sie liegt auf Klaras Nähtisch!"
Und er verließ eilig das Zimmer.
Robert trat, als die Schritte des sich Entfernenden auf der Treppe verhallt waren, an den bezeich- neten Tisch.
„Ihr Nähtisch," sprach er vor sich hin, „laß einmal sehen, was sie da alles drauf hat!"
Er nahm die Zeitung und warf dieselbe beiseite.
„Fort damit! Papierfetzen gegen warmes, volles Leben! Ein kleiner, vergoldeter Fingerhut! Reizend! Und hier, diese feure Nadel! Wenn man denkt, sie stäche sich in die rosige Harrt — Blut! Zum Teufel, was schießt mir das Blut in den Kopf! Und dort diese grüne, perlengestickte Fußbank, auf der rbre kleinen Füße ruhen!"