ein leichter Fußtritt, das heißt:Du paß auf! Schau hin! Der Maat will dir was sagen." Es gibt höllisch viel Arbeit für die paar Mann. Besonders, wenn das Boot unter Wasser ist. Da muß ein jeder auf seinem Posten sein.

So ging es tagelang. Bald unten, bald oben. Das war die einzige Abwechslung. Und dann gab's auf einmal eine Sensation! Einer nach dem anderen durfte auf eine Minute seinen Platz ver­lassen und einen kurzen Blick durch das Periskop tun. Es war der schönste Blick meines Lebens! Droben, wie eine Herde friedlicher Lämmer, lag ein englisches Geschwader. Unbesorgt, als gäbe es keine deutschen Seewölfe in Panzerkleidung.

Zwei Stunden lagen wir da auf Vorposten unter Wasser. Einen großen Panzer zu uns herunter zu holen, das wäre uns sicher gelungen. Aber wir durften nicht: wir waren auf Erkundung. Unser Boot mußte weiter. Wie mag unserm Kommandanten zu Mute gewesen sein! So nahe am Feind und das Torpedo im Rohr lassen zu müssen. So mag's einem Jäger sein, der einen Tag vor Aufgang der Rehbockjagd auf seinem Birschgang dreißig Schritte vor sich einen kapitalen Bock eräugt.

*

* »

Unsere Feldhaubitzen im Rahkampf.

(G. K. G.) Wie furchtbar die Wirkung der deutschen Feldhaubitzen auch auf nahe Entfern­ungen ist, geht aus folgender Schilderung eines Kriegsteilnehmers hervor:Am 22. Aug. fing gegen abend 8 Uhr ganz plötzlich, als wir uns gerade ins Quartier begeben wollten, ein Gefecht an, und ehe wir es uns versahen, waren wir mitten drin. Es war ein schneller Sieg. Die Franzosen wurden ganz furchtbar vermöbelt. Die Nacht schliefen wir im Straßengraben von 2 bis 4 Uhr und deckten uns mit dem Sternenhimmel zu. Es war gemein kalt. Am nächsten Tag ging die Sache weiter. Die Franzosen flohen auf der Straße nach Sedan zu. Unterwegs sahen wir grauenvolle Bilder. Besonders in einem Walde, wo auf einer schnurgeraden Straße 2 französische Feldartillerie-Regimenter gänzlich vernichtet wor­den waren. Die Geschütze standen da in Marsch­kolonne, die Pferde (vor jeder Protze 6) lagen wie vom Schlage gerührt tot da und ringsum die Mannschaften und Offiziere. 28 Geschütze und Protzen mit sämtlichen Mannschaften und Offizieren waren vernichtet. Das Ganze spielte sich in ca. 10 Minuten ab. Ein Hauptmann Wilhelmi hatte diesen Schlag geführt. Er überraschte die Fran­zosen und beschoß sie auf 300 m mit Feldhaubitzen. Er selbst hat einen Schuß in die Brust bekommen. Ein französischer Offizier, der ganz zufällig abseits gewesen war und nur verwundet wurde, erzählte, es wäre so gewesen, daß man hätte den Verstand verlieren können. Dieses grauenvolle Bild werde ich nie vergessen. 2 Kilometer lang nichts als Geschütze, Leichen und Pserdekadaver."

*

* »

Wie Hindenburg M Schlacht fuhr.

Wie der AmsterdamerTelegraaf" milteilt, war der Generaloberst v. Hindenburg anfänglich auf dem westlichen Kriegsschauplatz und erhielt danach erst den Oberbefehl über die Truppen aus dem östlichen Kampfgebiet. Er reiste in zwanzig Stunden mit einer Lokomotive und einem Salon­wagen von Westen nach Osten, erhielt unterwegs fortwährend telegraphische Berichte über den Stand der Operationen in Ostpreußen, machte während der Reise seinen Feldzugsplan zurecht, gab von jeder Station, wo die Lokomotive gewechselt wurde, seine Befehle für die Ostarmee, und als er ankam, konnte die Schlacht sofort beginnen. »

* *

Stuttgart, 22. Septbr. Die im gestrigen Staatsanz." veröffentlichte 22. württ. Verlust­liste führt vomReserve-Jusanterie-Regt Rr.119 (1.12. Kompagnie u. Maschinengewehrkompagnie) 248 Namen auf, und zwar: gefallen 54, schwer verwundet 1, verwundet 181, vermißt 7. Vom Rrserve-Jufanterit-Regimeut Rr. 121 (1., 2 , 3., 4., S., 10., 11., 12. Kompagnie) sind verzeichnet 859 Namen, und zwar: gefallen 89, schwer ver­wundet 88, verwundet bezw. leicht verwundet 300, vermißt 55, erkrankt bezw. verletzt 27. Insgesamt verzeichnet demnach die Verlustliste 802 Namen (gefallen 143), schwer verwundet 89, verwundet bezw. leicht verwundet 481, vermißt 62. erkrankt bezw. verletzt 27). In der Gesamtzahl befinden sich 24 Offiziere und 3 Offizierstellvertreter (ge­fallen 8, schwer verwundet 6, verwundet bezw. leicht verwundet 12, erkrankt 1).

Berlin, 21. Sept. (Amtlich.) In der Nacht vom 19. auf 20. September ist Major Charles Alice Date vom Dorkshire Light Jnf.-Reg. aus der Kriegsgefangenschaft in Torgau entwichen. Major Aale ist der englische Stabsoffizier, von

dem jüngst berichtet wurde, er habe auf Befragen nicht bestritten, daß den englischen Truppen Dum- Dum-Geschosse ausgehändigt worden seien und der im Verlaufe jenes Verhöres erklärte, man müsse doch mit der Munition schießen, die die Regierung geliefert habe. Der Entflohene ist etwa 1,75 m groß, schlank und blond. Er spricht fertig deutsch.

Soldatenhumor. Eine prachtvolle Blüte kernigen Soldatenhumors fand man vor einigen Tagen an einem durch Bruchsal hindurchkommenden Güterwagen, der zu Transporten diente. Achtung! Große Vorstellung! Oberdrahtzieher Sir Edw. Grey; Der Lügennickel Niko-Laus; Der Ehrenmann Poincars; Ein Fischer im Trüben Japs; Ein Jnsektenpulverhündler Serbe; Viel Reiterei und Fußvolk. Oesterreichlsche und ungarische Kapelle. Noch mehr Reiterei und Fußvolk. Michel Dreschers Garde. Erkrankt: Albert von Antwerpen. Jeden Tag Konzert der Zweiundvierziger.

genommen haben, haben uns die gute Lehre ge- ' geben, daß wir den Feind nicht unterschätzen dürfen,

' sondern auch in ihm den tüchtigen Soldaten sehen ^ ! müssen, ganz abgesehen davon, daß wir uns und die Leistungen unserer Heere nur selbst schmälern, wenn wir von unseren Feinden in einem Tone reden, der ihren militärischen Eigenschaften nicht gerecht wird. Es hat sich im Anschluß an den stürmischen Siegeslauf unserer Truppen eine ge­wisse Ueberhebung gezeigt, die der Kräfteentwick­lung unserer Feinde nicht immer gerecht wurde.

Die große erziehliche, läuternde Kraft des Krieges muß auf uns wirken, wir müssen den Ernst des Krieges in seiner ganzen Schwere jetzt erfassen und dazu gehört, daß man den Feind nicht unterschätzt. Zuversichtlich hoffen aber, wie gesagt, dürfen wir immerhin.

Hannenverg.

Wie einst der Hunnen mordende Scharen,

So brachten sie uns ins Land,

Entfesselte Banden des weißen Zaren,

Den Feuerbrand in der Hand.

So lüstern, die drohende Faust zu zeigen.

So grausam ist niemand, so schlecht.

Wie jener, den selber die Fesseln beugen.

Der losgelassene Knecht.

Sie zückten die Schwerter vor Unbewehrten, Zum Raube hatten sie Mut,

Und ihre sengenden Fackeln verheerten Der Unfern heiliges Gut.

Die Habe verlassener Schreine durchwühlte Des Stehlers kundige Hand,

Indes schon das ängstliche Auge schielte.

Ob nicht der Rächer erstand.

Und er kam, der unerbittliche Rächer,

Und ehe es dreimal getagt.

Da waren sie kläglich, erbärmliche Schächer, Mit Hieben von dannen gejagt.

Und sie, die verdient, am Galgen zu hangen. Die lagen in Reihen gefällt.

Und neunzigtausend waren gefangen.

Mit Staunen vernahm es die Welk.

O Sieg von Tannenberg I Herrlich geraten Ist uns der blutige Strauß.

Ihr gierigen Horden roher Sarmaten,

Ihr kommt uns nicht wieder ins Haus!

Nach einer vorläufigen Zählung sind allein bei Tannenberg und in den Masurischen Seen 150000 Russen umgekommen. Bis 16. September waren in den deutschen Lagern 260000 Gefangene, darunter 5000 Offiziere, unter­gebracht. Die Gesamtzahl der Gefangenen beträgt weit über 300 000, davon ist die Hälfte Russen. Es sind über 2000 Geschütze verschiedener Art erbeutet worden.

Hindenburg macht den Russen warm. Die LondonerDaily Mail" hat Nachricht aus Petersburg, daß man dort außerordentliche Maß­nahmen trifft, um den General v. Hindenburg aufzuhalten, der mit 750 000 Manu schon aus russischen Boden stehe, bereit, auf Warschau zu marschieren. Hierdurch wäre man genötigt, einen beträchtlichen Teil von den in Galizien gegen die Oesterreicher operierenden russischen Heere gegen Hindenburg zu senden.

Aus I»tuöt, Mezir k urr > Alrngeburig

Wildbad, 24. Sept. In diesen Tagen des Hangens und Bangens mit ihren spärlichen Nach­richten vom westlichen Kriegsschauplatz über den Gang des großen und schweren Entscheidungs­kampfes, der jetzt von unseren Soldaten geführt wird, schwirren oft Nachrichten, angeblich in Pforz­heim angeschlagen, hierher, die von manche» init wahrem Heißhunger ausgenommen, geglaubt und kolportiert werden, sich aber bald als unwahr, von irgend einem Witzbold oder frivolen Schwätzer in die Welt gesetzt, erweisen. Man warte deshalb geduldig die einzig zuverlässigen Meldungen aus dem Großen Hauptquartier ab und schenke diesen allein Glauben. Wir lassen es uns ein schönes Stück Geld kosten, diese Wolff-Telegramme dem Publikum durch Anschlag oder Extrablatt sofort bekannt zu machen. Auch in Bezug auf Gefallene und Verwundete warte man die Verlustlisten oder militärbehördliche Mitteilung ab. Mit heißen Wünschen und berechtigter Zuversicht begleitet unser Volk den schweren Entscheidungskampf. Unsere Stellungen sind gut, der Geist unserer Truppen ebenfalls, Erfolge sind bereits errungen, also ist entschlossene Ruhe am Platze. Der Sieg darf aber auch nicht als etwas Selbstverständliches aufgefaßt werden. Die Entwicklung, die die Dinge inzwischen

Letzte Nachrichten.

(W- Tei.-B.) Großes Hauptquartier, 23. September. Auf dem rechten Flügel des deutschen Westheeres jenseits der Oise steht der Kampf. Die Umfasfungsversuche der Franzosen hatten keinerlei Erfolg.

Ostwärts bis an den Argonnenwald fanden heute keine größeren Kämpfe statt. Oestlich der Argonnen wurde Varennes im Laufe des Tages genommen. Der Angriff schreitet weiter fort.

Die gegen die Sperrforts südlich Verdun angreifenden Armeeteile schlugen heftige, aus Ver­dun und Toul erfolgte Gegenangriffe siegreich zurück, machten Gefangene und erbeuteten Maschinen­gewehre und Geschütze. Das Feuer schwerer Artillerie gegen die Sperrforts Troyon, les Pa- roches, Camp Dearomain und Lionville wurde mit sichtlichem Erfolg eröffnet.

In französisch Lothringen und a» der El- säßer Grenze wurden französische Vortruppen arr einzelnen Stellen zurückgedrängt.

Eine wirkliche Entscheidung ist noch nir­gends gefalle».

Aus Belgien und aus dem Osten ist nichts Neues zu melden.

Berlin, 23. Sept. (G.K.G.) DieTimes" veröffentlicht aus Soissons unterm 13. September eine anschauliche Schilderung der Kämpfe der letzten Wochen. Der Bericht enthüllt die furchtbar schwierige Luge der verbündeten Engländer und Franzosen und gibt die entsetzlichen Verluste zu, welche unsere Artillerie ihnen zugefügt hat. Die Kämpfe waren im wesentlichen ein Artillerie­duell, welche das ganze Flußtal zu einer wahren Hölle machte. Sehr wirksam erwiesen sich die deutschen Scheinwerfer, welche der Artillerie die feindlichen Bewegungen verrieten. Die ganze Nacht auf den 14. September fiel ein Granatenregen über die Verbündete». Am Montag beschoß die deutsche Artillerie die Höhen. An vielen Stellen mußte der Feind zurück. Jetzt erst begriffen die Ver­bündeten, daß sie sich täuschten, als sie in den neuen Kämpfen ein deutsches Rückzugsgefecht ver­muteten. Der Bericht schildert die ausgezeichnete Verschanzung der Deutschen. Ohne die Aufklärung der Flieger hätten die Verbündeten niemals die Stellung der Deutschen klar festzustellen vermocht. Die mangelnde Orientierung machte den Verbündeten die Lage besonders schwer. Bi» Donnerstag dauerten die Kämpfe fast ununterbrochen fort. In der Mlttwochnacht waren die Angriffe besonders entsetzlich. Lange Eisenbahnzüge Schwerverwundeter legen davon Zeugnis ab. Lawinen gleich stürmten I die Deutschen auf die Feiu'oe, unaufhaltsam und .mit vollkommener Todesverachtung. Erfahrene "Soldaten erklärten, bei den Operationen an der Aisne bewährten sich die Soldaten des Kaisers als Meister der Kriegskunst. Ein französischer Verwundeter bekannte, während dieser Kämpfe habe er die furchtbarsten Stunden erlebt. Der Berichterstatter gibt ein packendes Bild des Schlacht­feldes mährend dieser Tage. Regen und schweres Gewölk verdunkelten den Himmel, Flieger durch­streiften die Lust. Ueber meilenweite Fronten hörte man Kanonendonner, Granaten krepierten mit eintöniger Regelmäßigkeit, Truppen ziehen hin und her, der Boden ist mit Toten besät, die im Verein mit Pferdeleichen und zerbrochenen Kriegsgeräten einen entsetzlichen Anblick gewähren, und über den in den Erdlöchern nicht ganz ver­borgenen Leuten platzen unaufhörlich Granaten.

Berlin, 22. Sept. (Wolffs Tel.B.). Daß die Kathedrale von Reims in Granatfeuer kam, gibt demBerl. Lok.-Anz." Anlaß, festzustellrn, daß französische Geschütze bei der Kathedrale Auf­stellung genommen und ihrerseits zu feuern be­gonnen hätten. Daß sie dadurch das deutsche Artilleriefeuer auf sich und das ihnen zur Deckung dienende Gotteshaus lenken mußten, versteht sich von selbst.

Leipzig, 22. Sept. Die deutsche Reichs­regierung ist, wie dem Leipziger Tagebl. zuver-