WaberMmik
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M. 118
Donnerstag, den 24. September 1914
50. IM-gang.
Kriegslied.
gedichtet am 10. August 1870 von Fürstin Agnes Reuß j. L., geborene Herzogin von Württemberg, welche viele Jahre in Wildbad als Kurgast weilte und hier in der Villa Viktoria und Villa Blumen- Ihal wohnte.
Ihr zieht hinaus zum Streite So tapfer, Mann für Mann,
Ihr setzet Leib und Leben Voll Freudigkeit daran.
Ihr schwinget eure Fahnen Ein starkes deutsches Heer,
In Einigkeit verbrüdert Zu Deutschlands Ruhm und Ehr!
Und wie ihr in der Ferne In Feindes Rachen eilt.
Noch ein Heer steht zur Seite Im Geist es bei euch weilt.
Die betende Gemeinde,
Sie ist das starke Heer,
Das bei euch ist im Streite Zu uns'res Gottes Ehrl
Und wenn der Herr zum Siege Euch führt durch seine Macht,
So folgen Lobgesänge Euch freudig Tag und Nacht.
Und wenn es geht zum Tode —
Gleich Engelschaaren steh'n Gebete euch zur Seite,
Die Trost und Frieden weh'n l
Kriegsnachrichten.
Deutsch-englischer Seekrieg.
(W. Tel.-B.) Berlin, 22. Sept. (Nicht amtlich) Aus London wird unter dem 22. Sept. amtlich gemeldet: Deutsche Unterseeboote schossen in der Nordsee die englischen Panzerkreuzer „Aboukir", „Hogue" und V »Cressy" in den Grund. Eine beträchtliche Anzahl von Mannschaften wurden durch herbeigeeilte englische Kriegsschiffe und holländ. Dampfer
Roman von Franz Wichmann.
tNachdrnck verboten.)
«Im Finsterwalde?" wiederholte sie außer sich. «Nicht auf dem Markte? Und die Büchse — — Gütiger Himmel, was kommt mir für ein Gedanke!"
Auch Klara erblaßte.
«Vater," stieß sie hervor, „du wirst doch nicht die armen Hunde —"
«Eben darum, weil mich das Vieh erbarmt hat!" antwortete ruhig der Förster.
Otto war der erste, der das Wort aussprach:
«Dn hast sie erschossen?"
Die Fürsterin rang die Hände:
«Ist es möglich? Das konntest du tun? Die wertvollen, schönen Hunde!"
«Die lieben, treuen Tiere!" jammerte Klara.
Der Alte machte eine ungeduldige Bewegung.
«WaS soll das Geplärr? Sie sind gut getroffen und flohen nimmer auf. Sollten die armen Hunde mr Narrheit der Menschen entgelten? Mir konnten !w den Wald, die Lnft, die Freiheit nehmen, aber die ^wre hätten es nicht ertragen!"
«Aber, Papa," sagte Otto vorwurfsvoll, „bedenke öach das Geld, das du jetzt nutzlos unter die Erde gebracht hast!"
»Ja", siel die Mutter ein, „der Otto hätte einen Monat davon leben können! Und du mußtest sie er- lchießen! Woher sollen wir jetzt Geld nehmen?"
Sie ging wieder an den Schrank, nahm das Paket heraus und winkte dem Mädchen mit den Augen.
gerettet. Wie an amtlicher Stelle mitgeteilt wird, kann die Bestätigung der Nachricht deutscherseits noch nicht erfolgen, da die Unterseeboote infolge der Entfernung Meldung nicht erstatten konnten. Der Zusammenstoß fand am 22. Sept. zwischen 6 und 8 Uhr früh, 20 Seemeilen nordwestl. Hoek van Holland, statt. „Aboukir" wurde als erstes Schiff durch eine» Torpedo getroffen.
Der Holländer Dampfer „Flora" brachte 287 Ueberlebende nach Aumiden. Die Panzerkreuzer „Cressy", „Hogue", „Aboukier" stammen aus dem Jahre 1900 und haben je 12 200 Tonnen Wasserverdrängung, eine Bestückung von zwei 23,4, zwei 15 und 12,7 Zentimetergeschütz.m, Maschinen von 21000 Pferdestärken, 755 Mann Besatzung.
Berlin, 32. Sept. (W. T.-B. Nicht amtlich.) Nach Mitteilungen aus Amsterdam hat die englische Admiralitäl am 20. September folgendes bekannt gegeben: Der deutsche Kreuzer „Emden" von der Chinastation, der 6 Wochen lang ganz aus dem Gesichtskreis verschwunden war, erschien am 10. Sept. plötzlich im Golf von Bengalen, nahm v Schiffe, Verrenkte 5 davon und sandte das sechste mit den Bemannungen nach Kalkutta.
Der englische kleine Kreuzer „Pegasus", von Sansibar aus operierend, zerstörte Daressalam und versenkte daselbst das Kanonenboot „Mövc". „Pegasus" wurde heute morgen, als er in der Bucht von Sansibar lag und Maschinen reinigte, vom deutschen kleinen Kreuzer „Königsberg" angegriffen und vollständig unbrauchbar gemacht. 25 Mann der englischen Besatzung sind tot, 30 verwundet. (Die „Möve" war ein Vermeffungsfahrzeug ohne jeden taktischen Wert.)
Die englische Admiralität macht weiter bekannt: Der englische Hilfskreuzer „Carmania" versenkte am 14. Sept. einen bewaffneten deutschen Dampfer, vermutlich „Cap Trafalgar" oder „Berlin", nach zweistündigem Gefecht. (Zu dieser Londoner Meldung wird von zuständiger Stelle bekannt gegeben: S. M. Hilfskreuzer „Eap Trafalgar" ist am 14. Sept. in der Nähe der brasilianischen Küste nach heftigem Kampf mit dem englischen Hilfskreuzer „Carmania" untergegangen.
„Klara, trage doch das Paket wieder zu Tante Altmann zurück und sage, ich lasse bestens danken!" sagte sie zu der Tochter.
Diese verstand sie und nahm ihr daS Dargereichte rasch aus der Hand.
Aber der Förster, der sich eben an den Tisch gesetzt batte, blickte auf und fragte:
„Was ist das?"
„Ach, ein Stoff zu einem neuen Kleide," erwiderte Frau Adelheid in gleichgültigem Tone.
„Immer Kleider und Kleider," grollte der Förster, „hast du nicht Anzüge genug?"
„Laß mich doch erst auSsvrecheu! Es ist gar nicht für mich, meine Schwägerin null eS sich machen lassen, sie hat mir nur den Stoff zur Ansicht geschickt. Ich weiß wohl, daß du es mir nicht gönnen würdest. Aus die dummen Tiere hältst dt, mehr als auf deine Nächsten, deine Familie. O, ich könnte weinen um daS schöne Geld!"
„Wenn man sich einschränken muß wie ich!" fiel Otto ein.
Der Förster setzte die Tasse klirrend auf den Tisch zurück.
„Der Gerechte erbarmt sich seines Viehes! Genug mit eurem dummen Geschwätz! Bekommst du nicht reichlich," wandte er sich zu Otto, „vollauf genug, um zu leben? Mehr braucht kein Mensch!"
„Aber unser Otto kann doch nicht leben wie ein Tagelöhner!" widersprach die Förstcrin ihm.
„Warum nicht? Besser wär's ihm, als die Faulenzerei von Studieren!"
Die Besatzung ist durch den deutschen Dampfer „Eleonore Wörmann" gerettet worden.)
*
» *
Auf Erkundung unker Wasser.
Die Schilderung eines Müncheners, der mit einem deutschen Unterseeboot eine Fahrt nach Schottland mitgemacht hat, wird von den „Münch. N N " wie folgt wiedergegeben:
„Fünfzehnhundert Meter vom Feind weg haben wir Ziehharmonika gespielt. Und der Feind hat es nicht einmal gehört. Manchmal nicht einmal wir selbst, wenn unsere Motoren gar zu großen Radau machten. Unsere Ohren hörten nicht, was die Ziehharmonika spielte. Aber wir sahen das Lied an den Bewegungen des Spielers, an seinen Mienen, an seinen Fingern, wie sie über die Knöpfe glitten, an seinen Füßen, die den Takt schlugen, an dem Instrument selbst. Und wir haben das Lied mitgebrüllt. Gebrüllt, was unsere Lungen noch Kraft hatten, und doch haben wir von unserem Sang nichts gehört. So lärmen die Maschinen im Unterseeboot.
Was ich weiß von der Fahrt an die schottische Küste? Fast nichts! Wir wußten nur eines: siegen oder sterben! Bequem ist's nicht in so einer Nußschale. Der Mannschaftsraum ist ganz gewiß kein Tanzsaal, und was die Lunge zum Atmen bekommt, ist keine Bergluft. Petroleum I Petroleum und wieder Petroleum! Da schnappt man nach Luft, wenn das Ding wieder in die Höhe taucht!
Zehn Tage waren wir unterwegs. Wir wußten nicht, wohin es ging. „In den Tod oder zum Sieg. Mehr weiß ich selbst nicht," sagte unser Kommaudant. Und dann gings mit den anderen Unterseebooten hinaus ins Meer. Anfangs zusammen. Dann trennten wir uns. Die „II 15" haben wir nicht wieder gesehen, die ist vorm Feind geblieben. An der ganzen englischen Küste ging's entlang. Zeitweise unter Wasser. Sechs Stunden Arbeit und sechs Stunden Schlaf. Durch zehn Tage hindurch! Da gibt's kein Kommando. Man hört nichts als Lärm. Wie ein Taubstummer ist man. Man hört mit den Augen und redet mit Händen und Füßen. Wie es gerade kommt. So
„Wenn du so denkst, wird der arme Zunge bald gezwungen sein, von seinen reichen Freunden zu leihen!"
„Ja, Papa," bestätigte Otto, „es bliebe mir wirklich nichts anderes übrig!"
Der Förster sprang auf.
„Hölle und Teufel, sage mir das nicht! Ich bin dein Vater und will für dich sorgen, wie es meine Pflicht ist. Beim Militär werden sie dich schon zwingen, anders zu leben!"
Otto zuckte die Achseln.
„Ter Mensch ist, wie er ißt. Was kann ich dafür, daß ich am Ende eines Jahrhunderts der Auflösung geboren bin? Wir müssen Schritt halten mit der Zeit! Leben und Genießen heißt die Losung, die Individualität ist frei geworden und jede zwangsweise Einschränkung der Persönlichkeit ist ein Verbrechen!"
„Das sind revolutionäre Phrasen!" brauste der Förster ans. „lind mit solchen Hirngespinsten willst du den Rock deines Königs tragen?"
„Ich will nickst, ich muß! Ah er wenn erst alle erwacht sind und denken wie ich, dann wird niemand mehr müssen!"
Der Alte ballte zornig die Faust.
„Junge, laß mich nicht vergessen, daß dn mein Kind bist! Der Förster Reiner kann keinen rebellischen Schuft zum Sohne haben!"
Er packte ihn am Arm und zog ihn mit wuchtiger Kraft bis ans Fenster.
„ «.Fortsetzung folgt.)