sind Marschleistungen von 59—60 km zu erklären, die wir häufig zu verzeichnen haben.
Berlin, 8. Sept. Wie dein „Berl. Tagebl." gemeldet wird, weiß die „Gazetta del Popolo" (Turin) zu berichten: Der im Atlantischen Ozean kreuzenden französischen Flotte wurde durch Funkspruch mitgeteilt, daß ein holländischer Dampfer mit 400 einberufenen Deutschen und 250 Oesterreichern sich von Newyork auf der Heimreise befinde. Dem französischen Panzerkreuzer „Savvie" gelang es daraufhin, den holländischen Dampfer auf hoher See aufzubringen und ihn zu zwingen, ihm nach Brest zu folgen, wo die 650 Deutschen und Oesterreicher augenblicklich gefangen gehalten werden. Ferner hat der französische Panzerkreuzer „Frant" im Atlantischen Ozean den mit Kaffee und Silberbarren geladenen holländischen Dampfer „Fortuna" ausgebracht und nach Brest geführt.
Berlin, 7. Sept. Dem „Berl. Lok.-Anz." wird aus Athen telegraphiert, es verlaute mit großer Bestimmtheit, daß der große englische Kreuzer Warrior im adriatischen Meerbusen in der Nähe der montenegrinischen Küste das Qpfer einer österreichische» Mine geworden sei. Zahlreiche Rettungsgürtel, sowie havarierte Rettungsboote seien vorgefunden worden. Leichen englischer Matrosen wurden an der montenegrinischen Küste an das Land gespült.
Berlin, 8. Sept. Aus London wird berichtet, daß das Prisengericht am Freitag eine Sitzung abhielt, was seit 60 Jahren nicht vorgekommen ist. Es handelt sich laut „B. T." um das Los 12 Ventscher HanvelSschiffe, die von englischen Kriegsschiffen gekapert worden sind. Das Urteil lautet: Die Schiffe und Waren sind Eigentum des Feindes gewesen. Sie wurden nach Ausbruch des Krieges rechtlich erbeutet und müssen bis auf weitere Verfügung festgehalten werden.
Paris, 7. Sept. (Nicht amtlich.) Gestern wurde ein amtlicher Erlaß veröffentlicht, der bestimmt, daß die Jahresklasse 1914 ausgebildet und nach Verlauf von einigen Monaten mobilisiert und sofort durch die Jahresklasse 1915 ersetzt werden soll, sodaß sie so bald als irgend möglich und ohne Verzug ins Feld rücken kann.
Ein holländischer Kriegskorrespondent, der den Fall von Termonde miterlebt hat, berichtet: Die belgischen Verteidigungstruppen waren ein Teil der Besatzung von Namur. Sie waren nach Nordfrankreich geflohen, in Havre an Bord eines englischen Transportdampfers gegangen und an der belgischen Küste wieder gelandet. Sie sahen elend aus, mit zerrissenen Schuhen, phantastischer Kopfbedeckung oder barhaupt. Artillerie und Besatzungstruppen dreier Antwerpener Forts griffen bei der Verteidigung von Termonde ein, doch vergebens. In wenigen Stunden war es von den Deutschen genommen.
Die österreichischen Motorbattcrien, die bei der Eroberung von Givet mitgewirkt haben, sind 30,5 Ztm.-Mörser, die durch Kraftwagen befördert werden. Jede Batterie besteht aus zwei Mörsern.
Ueber russische Gefangene nnd Verwundete entnehmen wir einem Bericht des Kriegsberichterstatters der „Voss. Ztg.": „Seltsam ist das Verhalten der russischen Verwundeten gegenüber unfern Aerzten. Sobald diese mit der Schere die Uniform über den Wunden aufschneiden, einen Notverband
Gerichtet.
Roman von Franz Wichmann.
161 (Nachdruck verboten.)
Klaras Ton wurde immer wärmer:
„Er tat es auch nicht aus sich selbst, Vater! Ich fragte ihn, wie es ihm in der Stadt ergangen sei und dann noch manches andere, wie es so kam, und aus allem erkannte ich, daß er ein edler Mensch ist!"
Der Förster hatte sich ans Fenster gestellt und trommelte erregt mit den Fingern gegen die Scheiben.
„Genug, genug," brachte er heraus, „ich will nichts mehr hören! Es ist ein Elend um die Weibsleute: allem Fremdartigen lausen sie nach, den Fräcken und bunten Uniformen, den Narrenkleidern, Fetzen und Lumpen, wenn nur ein Mann darin steckt, und wär's der schlechteste Gesell auf Gottes Welt. Wenn sie einmal die Witterung haben, dann zum Teufel Vernunft, Heimatsliebe und Tugend!"
Obwohl er die Worte nur zu sich selbst gesprochen, hatte Klara sie doch verstanden! Ihre schlanke Gestalt richtete sich aus, und frei sah sie ihm ins Auge.
„Vater, so habe ich niemals gedacht! Das sind deine Ansichtensprach sie fast hoheitsvoll.
Der Förster wandte sich ab.
„Habe ich nicht recht?" grollte er. „Freilich, mit dir kann man nicht darüber reden. Aber ich verbiete es dir, jemals noch ein Wort mit jenem Hanswurst von einem Menschen zu reden."
„Ich will tun, was ich kann, Vater!" sagte Klara
leise.
anlegen oder einen kleinen Schnitt machen wollen, schreien die Russen und wehren sich aus Leibeskräften gegen die Hilfe, nicht aus Wehleidigkeit, sondern aus Angst, man wolle sie töten oder ihnen die Augen ausstechen. Ein russischer Oberst verweigerte 36 Stunden jede Nahrung und jeden Schluck Wasser, aus Furcht, vergiftet zu werden, obwohl ein Mitgefangener General, der ein gebildeter und welterfahrener Mensch war, ihm den Unsinn auszureden suchte. Was muß man den armen Teufeln vorgelogen haben, daß sie uns für solche Menschenfresser halten. Ein russischer Generalstabschef erschoß sich, als man ihn gefangen nehmen wollte."
Englische Krtegsführung gegen Deutschland
Einer, wie sie sagt, durchaus glaubwürdigen Privatnachricht vom Kriegsschauplatz entnimmt die „Tägl. Rundschau" folgende, ein bezeichnendes Licht auf die englische Kriegsführung werfende Mitteilung. Danach wurde nach der siegreichen Schlacht gegen die Engländer bei St. Quentin bei den Feinden ein Armeebefehl gefunden, in dem den Engländern empfohlen wurde, im Kampf mit den Deutschen bald die weiße Fahne zu zeigen, um diese dadurch aus ihren Stellungen locken und beim Herankommen niederschießen zu können. „Und mit solchem Gelichter muß ich mich herumschlagen", sagte Friedrich der Große einst von den Russen; wir dehnen das Wort auch auf die Engländer aus.
-sc *
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Berlin, 8. Sept. Ein Warschauer Zahnarzt, dem es geglückt war, die Grenze zu überschreiten, erzählt: Anfang August kam es in Warschau zu antisemitische» Unruhen, welche von den Russen inszeniert wurden. In der Vorstadt Praga wurden einige Juden getötet und zahlreiche jüdische Geschäfte geplündert. Die Exzesse dauerten jedoch nur einige Tage. Dagegen nahmen in Skiernewitsch und Bialla die antisemitischen Unruhen einen größeren Umfang an. In Skiernewitsch wurden einige hundert Juden von russischen Soldaten ermordet.
Berlin, 8. Sept. Von zuverlässiger Seite wird gemeldet, daß die von der russischen Militärbehörde in den Ostseeprovinzen ausgegebenen Requisitionsscheine den Vermerk tragen: Zahlbar aus der von Deutschland zu entrichtenden Kriegsentschädigung. (D. h. also zu deutsch, sie sind unzahlbar und Rußland begeht an seinen eigenen baltischen Untertanen nackten Raub.)
Rotterdam, 8. Sept. Das „Echo de Paris" meldet, daß der englische Militärkommandant in Kairo die diplomatischen Vertreter Deutschlands und Oesterreichs in Aegypten aufgefordert habe, das Land innerhalb 24 Stunden zu verlassen.
Rotterdam, 7. Sept. Der „Rotterdamsche Courant" meldet aus Tercuzen: Das englische Aufklärungsschiff „Pfadfinder" ist auf dem Tyne bei Newcastle auf eine Mine gestoßen und gesunken. Der Verlust an Menschenleben dürfte groß sein.
London, 7. Sept. (Nicht amtlich.) Die Admiralität gibt bekannt, daß der Passagierdampfer „Runo" der Wilsonlinie am 5. September nachmittags, nahe der englischen Ostküste, auf eine Mine gelaufen und gesunken sei. Die Bemannung und die Passagiere seien gerettet bis auf etwa 30 Russen, die aus Paris geflüchtet waren.
„Das ist keine Antwort!" erwiderte der Förster. „Und wenn du es nicht kannst?"
„Dann — werde ich es mich nicht tun, Vater!"
„Freches Ding," brauste der Förster auf, „das wagst du mir zu sagen! Du wagst es, mir ins Angesicht zu trotzen?"
„Ich will mich ja bemühen, deinen Willen zu erfüllen," antwortete das Mädchen, — „mehr vermag ich nicht zu versprechen!"
Drohend streckte Lorenz Reiner die Hand aus.
„Nun denn, so geh in dein Verderben! Aber das sage ich dir: ich will keinen Teil daran! Mein Haus hat in Ehren gestanden bis heute und soll rein bleiben von allem Makel. Wenn du jenem anhängst, verläßt du deine Mutter und mich! Was willst du? Wähle!"
Klara stand einen Augenblick stumm, ein heftiger Kampf durchwogte ihre Brust, in der es schluchzend wie ein verhaltener Tränenstrom hcrausguoll. Und plötzlich warf sie sich laut aufweincnd -an die Brust des Vaters.
„Vater, ich kann dich nicht lassen," brach es aus ihr hervor, „ich will tun nach deinem Willen!"
Gerührt hielt der rauhe Mann das bebende Mädchen in seinen Armen; nur stoßweise kamen die Worte über seine Lippen:
„Recht, meine Tochter, nun hast du dich wiedergefunden zu mir, zu deinen Eltern als unser Kind! Möchte auch Otto wieder werden wie du! Dann wäre alles gut!"
Ein hastiges, doch leises Pochen au der Tür unterbrach ihn.
Stockholm, 7. Sept. Der Untergang des bei Northfields auf eine Mine gestoßenen schwedischen Dampfers „St. Paul" hat großen Eindruck aus die hiesigen Rhedereien gemacht. Der Verlust wird zweifellos eine weitere Einschränkung des Handels zwischen Schweden und der englischen Ostküste mit sich bringen.
Aus Ktcröt, Mezi r ü rrn> IlrngelZung.
Wildbad, 9. Sept. Der zweite Verwundetentransport mit 45 Mann kam gestern hier an. Die Auswaggonierung erfolgte diesmal bedeutend rascher als beim ersten Transport, da die Verwundeten größtenteils gehen können. Die Unterbringung im Kgl. Kalharinenstift war dank zahlreicher hilfreicher Hände ebenfalls rasch bewerkstelligt. — So bietet nun unsere Bavestadl jetzt ein ganz ungewohntes Bild. Heute früh marschierten z. B. einige Abteilungen der zumeist katholischen Bayern »ach der kath. Kirche, um einem Trauergottesdienst für den gefallenen Kameraden I. Stein aus Wildbad beizuwohnen. Die Kirche war dickt gefüllt mit Kriegern. Gewiß ein erhebender Anblick und auch ein großer Trost für die allgemein bedauerten Leidtragenden. Die Neuangekommenen Verwundeten gehören verschiedenen Regimentern an, die bei den letzten Kämpfe» beteiligt waren. Die hiesige Bürgerschaft hat sich rasch mit den leutseligen Kriegern angefreundet. Die gute Verpflegung, die kräftige Luft und die prächtige Witterung werden den lieben Kriegern sicherlich in kurzer Zeit Genesung bringen. Eine stattliche Zahl vom ersten Transport konnte bereits wieder zu ihren Regimentern einrücken.
Aus der 12. Württemberg. Verlustliste
entnehmen wir außer den in letzter Nummer veröffentlichten Namen von gefallenen und verwundeten Kriegern aus Wildbad noch die Liste der Gefallenen vom Res.-Jnf.-Regt. 119 aus den übrigen Orten des Oberamts Neuenbürg: Unteroffizier Hanselmann aus Dobel,
Reservist Waidner aus Herrenalb,
Reservist Hummel aus Conweiler,
Reservist König aus Herrenalb,
Reservist Nonnemann aus Conweiler,
Reservist Kult aus Bernbach,
Reservist Supper aus Engelsbrand,
Reservist Kühnle aus Calmbach,
August Seulter aus Obernhausen,
Reservist Schwemmle aus Oberlengenhardt, Robert Fischer aus Salmbach,
Reservist Rometsch aus Schömberg.
Die Verlustliste verzeichnet von genanntem Regiment im ganzen 115 Gefallene, 369 Verwundete und 20 Vermißte. Außerdem sind gefallen vom Landwehr-Jnf.-Regt. 121 11 Mann, schwer verwundet 6, leicht verwundet 19, vermißt 6, zus. 42. Vom Ulanen-Regt. 20 enthält die Liste 33 Namen, worunter 2 Gefallene; vom Feldartill.-Regt. 29: 25 Namen, worunter 3 Gefallene; von der 2. Abt. Reserve-Feldart.-Regts. 29: 21 Namen, worunter 5 Gefallene; von der Reserve-Sanitäts-Kompagnie: 7 Namen, worunter 1 Gefallener. An Offizieren enthält die Liste 10 Gefallene, 2 Schwerverwundcte, 18 leichter Verwundete und 1 Vermißten. Insgesamt enthält die 12. württ. Verlustliste 136 Gefallene, 469 Verwundete, 47 Vermißte und 2 Ec- j krankte.
„Wer ist da?" fuhr er äraerlich auf. „Jetzt in diesem Augenblick! Kann man denn niemals Ruhe haben?"
Seine Arme lösten sich von Klaras Schultern.,
„Sei ruhig, Kind, es ist ja alles wieder in Ordnung jetzt!" sprach er. „Herein!" gebot er dann auf das Klopfen.
In der Tür erschien die dralle, rotwangige flachshaarige Magd. Die geröteten Augen Klaras und der Anblick des erregten Försters schienen ihr zum Bewußtsein zu bringen, daß sie störe. Unbeholfen blieb sie auf der Schwelle stehen und wagte nicht zu sprechen.
„Was willst du. Lina?" fragte der.Förster.
Die Magd streckte die plumpe, schmutzige Hand aus, in der sie einen zusammengefalteten Zettel hielt.
„Den Zettel hat der Matthias hcimgebracht aus dem Walde!" brachte sie stockend hervor.
Der Förster nahm zögernd und verwundert das Papier. Der Forstaufseher pflegte doch sonst kein Freund vom Schreiben zu sein.
„Vom Matthias?" wiederholte er. „Was soll das? Warum kommt er nicht selbst?"
„Mein Gott," rief Klara, die auf den Zettel geblickt hatte, plötzlich, „das ist ja Ottos Schrift! Es wird dem Bruder doch nichts zugestoßcn sein!"
Im gleichen Augenblick kam auch Frau Adelheid, die nach der Magd suchte, ins Zimmer.
„Wo steckst du denn, Lina? Wie lange brauchst du wieder I Alach', daß du in die LÄtschknche kommst!
(Fortsetzung folgt.)